Special: S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl (Shooter)

von Marcel Kleffmann



Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
12.09.2008
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14:10
Nur dreihundert Meter vom Sarkophag entfernt, halten wir inne. Er wurde um den zerstörten Reaktor herumgebaut, um zu verhindern, dass sich die Radioaktivität weiter ausbreitet. Risse und Löcher sind zu sehen, und es wurden schon Maßnahmen getroffen, um einen weiteren Sarkophag zu errichten.

Wir bleiben nicht lange hier, da die Strahlungsmesswerte auf bis zu 1000 Mikroröntgen pro Stunde ansteigen. Außerdem liegt noch viel Arbeit an unserem nächsten Halt vor uns: die Stadt Prypjat.

15:10
Dies ist Prypjat, die Stadt der Stalker. Vor ihrer Evakuierung lebten und arbeiteten hier fünfzigtausend Menschen. Nun ist sie leer.

Viele der Einwohner haben versucht, nach der Katastrophe in der Stadt zu bleiben. Es dauerte Monate, sie zu finden und zu evakuieren. Obwohl sie sich der Gefahr bewusst waren, wollten sie in ihren Häusern bleiben. Als sie gingen, starb die Stadt. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sie noch einmal zu Leben erwacht. Selbst wenn man den "Schmutz" und die kontaminierten Gegenstände zu speziellen Lagerstätten brächte, das katastrophale Schicksal, das auf dieser Stadt lastet, könnte niemals beseitigt werden.

Prypjat ist gänzlich ausgeräumt worden. Jede Wand, Decke und Oberfläche wurde gereinigt, und die Böden wurden aufgerissen. Das was übrig blieb, ist nichts weiter als eine physische und spirituelle Hülle. Der Zugang zur Stadt wird bewacht, aber wir erhalten die Erlaubnis, hineinzugehen. Nun stehen wir hier umgeben von Stille.

Stille. Vor diesem Zeitpunkt hätte keiner von uns begreifen können, was Stille in einer Stadt bedeutet. In seiner Gesamtheit unterscheidet sie sich von dem Fehlen von Geräuschen auf dem Land. Unser Wissen und unser Respekt vor diesem Ort, geben ihm ein Gewicht, den nur wenige andere Orte auf dieser Erde haben können. Wir planen diese Furcht erregende Atmosphäre nachzuempfinden, selbst das subtile Zirpen der Vögel, die nirgends zu sehen sind. Nun leben hier Wölfe und Wildschweine und wir passen auf, als wir die Straßen hinuntergehen. Rimma, unsere Führerin, erzählt uns, wie sie einmal auf zwei eineinhalb Meter große Eber getroffen ist. Todesangst erfüllte sie, aber sie konnte sich so lange zusammenreißen und ihre Sinne beieinander halten, um sich nicht provozierend schnell von dem Gebäude zu entfernen.

15:30
Der nukleare Frühling ist überall zu sehen. Gräser kommen nach dem Winter wieder hervor, und sprießen aus allen Straßen und Wänden. Bäume wachsen, wo sie wollen, nicht mehr durch den Willen des Menschen gehindert. Die Fenster sind schon vor langer Zeit von Pflanzen durchbrochen worden, die in dieser unwirtlichen Umgebung überleben können.

15:35
In jedem abbruchreifen Gebäude gibt es zerstörte Möbel. Es gibt genug Anzeichen dafür, wie das Leben vor der Evakuierung ausgesehen haben muss. Wir gehen in das Einkaufszentrum, in dem selbst am Tag nach der Explosion die Eltern mit ihren Kindern Eis und Getränke zu sich genommen haben. Das Leben an diesen Orten scheint abrupt unterbrochen worden zu sein. Du erwartest fast das Geräusch eines laufenden Fernsehers in einem der Räume, aber natürlich sind Geräusche hier fremd.

15:45
Unser nächster Halt in Prypjat ist das Stadion. Die Bauarbeiten waren gerade erst abgeschlossen, als die Katastrophe passierte. Nun ist das Dach von Bäumen überdeckt. Die Sitze sind schwarz und mit Moos überwuchert. Die Puppe eines Kindes liegt in einer der Sitzreihen, die Arme fehlen – der Versuch eines Fotografen, so etwas wie die Symbolik dieses Ortes festzuhalten. Es erscheint überflüssig, hier etwas aufzubauen. Selbst das Moos saugt die Radioaktivität auf.

15:55
Im nahe gelegenen Sportkomplex ist ein leeres Schwimmbecken. Es dominiert die leere Halle und nimmt Besitz von uns. Es ist ein gewaltiges Loch, in das gebrochenes Licht durch die gesprungenen Fenster von oben herabfällt. Uns läuft die Zeit davon, aber wir verweilen noch etwas länger, um den Basketballplatz und die Umkleideräume zu fotografieren.

16:10
Unser Bus bringt uns zum Kinderspielplatz, wo wir gewarnt werden, die elektrischen Spielautos nicht anzufassen. Sie seien zu "schmutzig", aber man hat sie aus irgend einem Grund nicht auf den Fahrzeugfriedhof gebracht. Sie würden sicherlich sehr seltsam wirken, neben all den Bulldozern und Hubschraubern, das ist klar.

16:15
Niemand will aufhören zu arbeiten, aber wir werden langsam müde und hungrig. Ich bekomme Kopfschmerzen und bin etwas beunruhigt: kommt es von der Strahlung oder von meiner Müdigkeit? Es ist einfach, der Dramatik unserer Umgebung zu erliegen, aber der Schmerz ist real.

16:20
In der Bücherei entdecken wir einen Haufen verstreuter Bücher und entrolltes Klebeband. Entweder hat jemand schnell nach Lösungen gesucht oder die wilden Tiere waren hier. Es ist ein beeindruckender Anblick, der mehr an die Realität angelehnt zu sein scheint, die wir kennen. Vielleicht sind es die wundervollen Gemälde, die noch immer die Wände schmücken, oder vielleicht sind wir es auch nur gewöhnt, dass es in Büchereien so still ist. Vom Balkon aus können wir eine Aufnahme vom Platz und dem "Polissya"-Hotel machen.

16:30
Unser letzter Halt an diesem Tag und dieser Reise ist ein Delikatessengeschäft. Zum Glück liegt hier kein Essen herum oder verrottet in den Kisten und Behältern. Das Geschäft ist dunkel und grauenvoll. Schwaches Licht fällt herein und gibt den Blick auf abblätternde Farbe und ungefegte Böden frei. Indem wir durch den Raum gehen, gelangen wir auf einen Hinterhof und in eine benachbarte Straße. In dieser Straße tragen die Häuser noch die Namen der ehemaligen Bewohner. Dies ist die Lenin-Allee und sie ist genauso vernachlässigt und verlassen wie der Rest der Stadt.

Abschließendes Statement:
Dieser Tag hat unsere kleine Gruppe für immer geprägt. Wir begannen ihn als eifrige Abenteurer. Scharf darauf, die Verwüstung von Tschernobyl zu erfahren. Was wir sahen, war mehr, als wir uns in unseren kühnsten Vorstellungen hätten ausmalen können. Wenn alles, was wir tun, die Darstellung der Wahrheit ist, dann wird die Wirklichkeit dieser Region auf ihre Weise in jede Facette unserer Arbeit einfließen. Es gibt wenig Notwendigkeit, etwas von dem, was wir fanden, auszuschmücken. Obwohl wir diese Stadt und diese gesamte Zone in guter Gesundheit verlassen und von allen möglichen Effekten der Strahlung verschont blieben, so werden wir dennoch, denke ich, durch ihr Vermächtnis gekennzeichnet sein.

Zu den Bildern des Tschernobyl-Besuchs

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