Special:
Wir waren bei Electronic Arts Deutschland und hatten Gelegenheit Thilo Hübner, seines Zeichens Mitarbeiter bei Westwood, ein paar Fragen zu seinem Job als Localization Manager zu stellen. Wie er zu Westwood gekommen ist und was für ihn das Wichtigste in seinem Job ist, erfahrt Ihr hier...
Offiziell bin ich "Director of Localization". Also zuständig für alle nicht-englischen Versionen unserer Spiele.
Ich habe neben meinem Informatikstudium Handbücher für Playstationspiele übersetzt. Irgendwann habe ich dann auch Spiele getestet wurde nach Las Vegas zu den Westwood Studios geschickt. Das war der erste Kontakt und dann hab ich mich irgendwann mal um die neu geschaffene Stelle als Localization Manager beworben und eh´ ich mich versah hatte ich mein Visum und ein Flugticket nach Vegas.
Organisationstalent auch unter Zeitdruck, eine gehörige Portion Erbsenzählerei kann nicht schaden, sehr gutes Englisch, technisches Verständnis ist sehr hilfreich, wenn man mit den Programmierern die Details einer lokalisierten Version (Umlaute für die Deutschen, 16-bit Zeichensätze für die Asiaten) besprechen muss.
Die Stimmung des Originals muss erhalten bleiben, aber halt nicht 1:1 kopiert, sondern die Übersetzung, die Stimmauswahl und die Aufnahmen müssen auch lokale Besonderheiten des Ziellandes korrekt aufgreifen. Alles fängt bei der Übersetzung an. Die Übersetzer müssen sich sehr gut in der englischen / amerikanischen Kultur auskennen, um die vielen Witze und Wortspiele verstehen und richtig umsetzen zu können.
Absolut wichtig. Eine Lektion, die wir sehr früh gelernt haben war, ausschließlich professionelle Sprecher für unsere Produktionen zu verpflichten. Inzwischen ist es ja so weit, dass wir für unsere nicht-englischen Versionen ausschließlich Profis ins Studio holen, aber in der englischen Fassung immer noch einige der Programmierer und Designer Sprechrollen übernehmen. Ich habe zum Beispiel auch eine kleine Rolle in der englischen Renegade Version (trotz meines deutschen Akzents).
Durch die Auswahl von Profi-Sprechern, erfahrenen Übersetzern und Tonstudios sind natürlich die Kosten relativ hoch. Neben den rein direkt finanziellen Kosten betreiben wir aber auch einen großen Programmier- und Testaufwand, um die internationalen Versionen zeitgleich mit der US Version fertigzustellen. Seit vielen Jahren ist bei den Westwood Studios ja bereits die simultane weltweite Veröffentlichung ein wichtige Ziel. Hierzu müssen Programmierer, Designer, Grafiker und Tonleute stets an die international Versionen denken, wenn sie in der US-Version etwas ändern oder hinzufügen.
Ganz oben auf der Liste steht für uns natürlich die deutschsprachige Version. Nicht ohne Grund wollte Westwood gerade einen Deutschen für meine Postion gewinnen. Gleich danach folgen Frankreich und Korea. In Korea waren wir mit die ersten, die überhaupt Spiele lokalisiert haben und wir haben damit sehr viel Erfolg dort. Die letzten Titel wurden außerdem zum Teil auch noch auf Chinesisch veröffentlicht. Für die Kenner: wir übersetzen üblicherweise ins "traditionelle Chinesisch" für Taiwan, nicht in das "vereinfachte Chinesisch" der Volksrepublik. Der Rest der Welt muss meistens mit US-Versionen vorlieb nehmen. Zum Teil ist das kulturell auch stärker akzeptiert. Zum Beispiel in den Niederlanden oder in Skandinavien sprechen viele Leute sehr gutes Englisch, da auch im Fernsehen nur wenig synchronisiert wird. In diesen Ländern werden dann nur die Handbücher und die Verpackungen übersetzt.
Jedes Projekt ist das wichtigste für mich! Momentan denke, träume, lebe und atme ich natürlich Renegade.
Ich fand immer, dass die Lukas Arts-Adventures mit sehr viel Liebe übersetzt wurden. Den amerikanischen Witz mit viel Liebe zum Detail herübergerettet, das ist eine Leistung.
Ich denke, wenn wir einen möglichst großen Markt für unsere Spiele anstreben, ist eine komplette Lokalisierung unerlässlich.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und weiterhin viel Erfolg!
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