Command & Conquer Ultimate Collection12.10.2012, Paul Kautz
Command & Conquer Ultimate Collection

Special:

Wer „Echtzeitstrategie“ sagt, der meint „Command & Conquer“. Oder meinte es mal, denn die großen Zeiten der berühmten Serie sind schon eine Weile her, der nächste Teil lässt noch etwas auf sich warten. Genau der richtige Zeitpunkt also, um die ruhmreiche Vergangenheit der Reihe in den Fokus zu rücken. Und womit macht man das am besten? Natürlich mit einer Compilation!

Das ist nur in deinem Kopf

Oh, hallo "Farmbot". Was macht die Ölbaumernte?
Oh, hallo "Farmbot". Was macht die Ölbaumernte?

Wir leben in einfacheren Zeiten, in einem Deutschland mit verhältnismäßig entspannten Jugendschützern. Spiele wie Gears of War 3, Rage oder Dead Space stehen in der ungeschnittenen Originalfassung im Laden, klassische Jugendverderber wie Doom oder Quake sind dem Bannstrahl der BPjM entfleucht. Es ist noch nicht alles so, wie es sein sollte, aber wir befinden uns auf dem richtigen Wege.

Das war bekanntermaßen nicht immer so. Die 90er und 2000er waren auch als die „Jahre der Schere“ berüchtigt. Alle Spiele, die auch nur ansatzweise Gewalt boten, wurden entweder bis auf die nackten Knochen zurechtgestutzt oder hierzulande gar nicht erst angeboten. Zensurverbrechen wie Quake 4, Bulletstorm oder Rainbow Six: Vegas 2 sorgen immer noch zuverlässig für Schauer auf den Rücken von vernunftbegabten Zeitgenossen. Und dann ist da natürlich noch die Akte „Command & Conquer“. Die Serie, die wie keine andere zerhackstückt, verandroidisiert und zurecht gestutzt wurde, bis am Ende ein Matsch übrig blieb, der selbst in der zahnlosen Fassung noch für bestürzte Jugendschützer sorgte - wie man schön an der Eil-Indizierung von Command & Conquer: Generals sehen konnte, das trotz einer 16-er Freigabe seitens der USK unter höchst dubiosen Umständen unter die Ladentische verbannt wurde.

Die Spiele (hier das erste C&C) sind unter aktuellen Windows-Versionen lauffähig. Für den einen oder anderen Titel muss trotzdem noch zusätzlich am System gefummelt werden.
Die Spiele (hier das erste C&C) sind unter aktuellen Windows-Versionen lauffähig. Für den einen oder anderen Titel muss trotzdem noch zusätzlich am System gefummelt werden.
Warum ich all diese im Großen und Ganzen doch bekannten Fakten nochmal aufliste? Weil jetzt die Command & Conquer: Ultimate Collection im Laden steht, was für den einen oder anderen „Äh, schon wieder?“-Frageblick sorgen könnte. Stimmt, vor knapp sieben Jahren gab’s schon mal eine C&C-Compilation unter dem Namen Die ersten 10 Jahre, welche die zwölf bis dato erhältlichen Spiele enthielt. Die neue Compilation enthält 17 Spiele mit dem berühmten C&C-Logo. Und der größte Teil davon ist damals wie heute stark geschnitten: U.a. wurden aus allen Personen auf einmal Androiden (die kein Blut, sondern Öl verlieren), Waffen, Einheiten und Städte bekamen fiktive Namen verliehen.

17 Jahr‘, keine Haar‘

17 Jahre, 17 Spiele - das ist die Bilanz der einst von Westwood ins Leben gerufenen Reihe. All diese sind in der Ultimate Collection enthalten; vom klassischen Namensgeber über die Red Alerts und die Generäle bis hin zum kontrovers aufgenommenen Command & Conquer 4. Alle bekannten Add-Ons sind dabei, ebenso „Renegade“, der bislang einmalige Ausflug der Serie in Ego-Shooter-Gefilde - macht summa summarum 17 Mal C&C-Spaß. Das einzige, das mal wieder fehlt, ist der Online-Ableger „Sole Survivor“ - aber der war schon 1997 Dreck, und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er mittlerweile zu einem Top-Produkt gereift ist, ist ähnlich hoch wie bei RTL.

Renegade ist der bislang einzige Shooter im C&C-Universum. Das Spiel sah schon beim Erscheinen nicht besonders doll aus - die vielen Jahre dazwischen haben ihm nicht gut getan.
Renegade ist der bislang einzige Shooter im C&C-Universum. Das Spiel sah schon beim Erscheinen nicht besonders doll aus - die vielen Jahre dazwischen haben ihm nicht gut getan.
17 Spiele klingt nach 17 DVDs, was im Normalfall eine Packung von Brockhaus-Dicke nach sich ziehen würde. Ist hier nicht der Fall, ganz im Gegenteil - aus der unterernährten DVD-Hülle könnten auch gelangweilte Grillen und ein paar träge Steppenläufer herauskullern, denn außer einem Zettel mit einem Downloadcode ist nichts drin. Diesen benutzt man in EAs hauseigener Download-Plattform Origin, und schaltet damit alle Spiele auf einmal frei. Und dann prangen sie einem in der Übersicht entgegen, begierig darauf, einzeln installiert zu werden (wobei neben dem Hauptprogramm immer automatisch alle Add-Ons mitinstalliert werden). Alle Spiele wurden so angepasst, dass sie problemlos unter modernen Windows-Systemen funktionieren. Aber Verbesserungen an sich gibt es nicht - was z.B. gewöhnungsbedürftige 640x480 Bildpunkte und 256 Farben beim ersten Teil bedeutet (was allerdings schon eine deutliche Steigerung im Vergleich zum VGA-Original ist).

Dem digitalen Zeitalter zum Trotz bleiben die C&C-Spiele innerhalb unserer Grenzen: Sprachen sind im Normalfall nicht wählbar, alle Spiele laufen standardmäßig auf Deutsch. Darüber hinaus muss man darauf vorbereitet sein, neben der Installation noch etwas Fummelarbeit zu leisten, um alle Spiele auch wirklich so zum Laufen zu bekommen, wie man das möchte. Unter Windows 7 muss man z.B. manuell dafür sorgen, dass die Spiele als Administrator ausgeführt werden. Denn tut man das nicht, werden z.B. bei Renegade Optionen oder Spielstände nicht gespeichert. Was in diesem Fall doppelt ärgerlich ist, da man das Konfigurationsfile erstmal in den Tiefen der Origin-Verzeichnisse finden und manuell ausführen muss.

Fast alle Spiel (hier C&C: Generäle) leiden unter den zum Teil heftigen Schnitten: Alle Einheiten sind Androiden, Zwischensequenzen wurden gekürzt oder ganz weggelassen, reale Bezüge verändert. Traurig!
Fast alle Spiel (hier C&C: Generäle) leiden unter den zum Teil heftigen Schnitten: Alle Einheiten sind Androiden, Zwischensequenzen wurden gekürzt oder ganz weggelassen, reale Bezüge verändert. Traurig!
Außerdem muss man einen gewissen Experimentierwillen aufbringen, denn die Handbücher finden sich nirgendwo - weder in Papier- noch in digitaler Form; zu jedem Spiel gibt es lediglich ein readme-File. Daneben existiert noch ein Zusatzordner namens „Zusätzliche Inhalte“, der allerdings so aufregend wie sein Name ist - enthält er doch ein paar Trailer sowie Wallpaper in verschiedenen Auflösungen.

Fazit:

Das nützlichste Feature der Ultimate Collection dürfte für den beinharten Fan der frühe Zugang zur Beta des nächsten C&C-Teils sein. Alles andere ist zwar veraltet, aber nicht alt - selbst das erste C&C macht heute noch Spaß; die exzellente Spielmechanik ergibt in Kombination mit den clever designten Missionen (und nicht zu vergessen den wundervoll trashigen Krümelvideos) eine nach wie vor unwiderstehliche Mischung. Auch die späteren Teile, von Red Alert über Renegade bis Generals, haben ihren kultigen Ruf nicht von ungefähr. Und dennoch kann ich ruhigen Gewissens keine Kaufempfehlung geben - die zum Teil absurden Schnitte der deutschen Fassungen, die sich auch nicht so ohne weiteres umgehen lassen, rauben mir zuverlässig den Spaß. Nein, ich will nicht mit „Kommandodroiden“ oder Suizidrollschuhen in die Schlacht ziehen, verdammt nochmal! Es ist eine echte Schande: Da hat man einige der besten Echtzeitstrategie-Titel überhaupt, darf aber nur die verstümmelten Versionen spielen - ein ganz trauriges Kapitel deutscher Videospielzeitgeschichte. Dass die Bedienung der Games über Origin zum Teil sehr fummelig gelöst wurde, spielt dann eigentlich auch keine Rolle mehr. Wenn ihr das echte C&C-Erlebnis wollt, dann kann ich nur empfehlen, zur englischen Fassung zu greifen. Oder zum parallel veröffentlichten „Ultimate Music Collection“ , die für sehr kleines Geld zumindest akustisch GDI und NOD wieder ins Leben zurückholt.

Eindruck: ausreichend

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.