Special:
Schon Ludwig Erhard hat gezockt
Hättet ihr gewusst, dass bereits 1951 Ludwig Erhard unter den Blicken von Konrad Adenauer anlässlich der Industrieausstellung in Berlin an einem Computer "gespielt" hat? Ok, es handelte sich eher um eine Art "Streichholzspiel", aber es war ein elektronisches Spiel. Wusstet ihr, dass die DDR eigene Computerspiele entwickelte und mit dem "Poly Play" (einer PacMan-Kopie) sogar einen eigenen Spielhallenautomaten bauen ließ? Oder dass das aus heutiger Sicht unglaublich harmlose "River Raid" für den Atari 2600, 1984 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert wurde, weil unter anderem, Zitat: "Scharfschützenqualitäten [&] gefordert [sind]"? Diese Indizierung wurde übrigens 2002, also erst 18 Jahre später aufgehoben...so lange sind hierzulande häufig nicht einmal Schwerverbrecher inhaftiert. Dies und hunderte weitere interessante, verblüffende und erstaunliche Dinge erfahrt ihr bei einem Besuch in Deutschlands einzigem Museum für Computerspiele. Seit dem 21.01 für den Publikumsverkehr geöffnet: Das Computerspielemuseum an der Karl-Marx-Allee 93a in Berlin.
Painstation zum ausprobieren
Doch Initiator und Kurator Andreas Lange will bei weitem nicht nur trockenes "Wissen" vermitteln: Es soll Spaß machen, das Museum sprichwörtlich zu erleben und zu be-"greifen". So können von den etwa 300 Exponaten aus 60 Jahren Videospielgeschichte, immerhin 21 interaktiv erlebt werden. Ob man sich z.B. an den drei exemplarischen Spielhallenautomaten (u.a. Space Invaders) versuchen möchte (ohne eine Mark einwerfen zu müssen), einen gigantischen Joystick zu zweit bedienen will oder an der "Painstation" (ein Pong-Automat, mit Schmerzen in Form von Hitze, Strom oder Hieben als Konsequenz aus "Fehlern" beim Spiel) - jeder Interessierte findet Gelegenheit, sich auch aktiv zu betätigen. Überdies sind zahlreiche Exponate mit Kopfhörern und kleinen Bildschirmen ausgestattet, die sich stilecht mit einem "Competition Pro" bedienen lassen. Kurze, informative Beiträge verraten interessante Details und vermitteln tiefere Einblicke zum jeweiligen Exponat. Direktor Andreas Lange (hier im Interview) vor dem "Poly-Play", dem einzigen Spieleautomaten der DDR.
"Wall of Fame"
Eines der Highlights der Ausstellung ist sicherlich die grüne "Wall of Hardware", die anhand von über fünfzig Geräten von Pong über den C64 bis zur Playstation 2 und der Xbox einen einmaligen Überblick über die im eigenen Heim installierbare Hardware bietet. Natürlich kommt auch die Software nicht zu kurz und so wird auch den "Meilensteinen der Computer und Videospiele" ein eigener umfassender Bereich gewidmet. Dort reihen sich Klassiker wie Elite, Lemmings oder aktuelle Verkaufsschlager wie Grand Theft Auto IV aneinander. Ein Bereich der Hardware-Wand: Der legendäre Brotkasten (C64) und das Vectrex dürfen natürlich nicht fehlen.
Öffnungszeiten/Infos
Das Computerspielemuseum findet ihr in der der Karl-Marx-Allee 93a in 10243 Berlin.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag von 10 bis 20 Uhr, Dienstag ist die Ausstellung geschlossen.
Erwachsene zahlen 8 Euro Eintritt, ermäßigt sind 5 Euro fällig. Eine Familienkarte ist für 15 Euro zu haben, Gruppen ab zehn Personen kommen für 2 Euro je Person in das Museum.
Tipp: Für Leute mit begrenztem Budget bietet sich der Mittwoch an. Dann ist "Zahl was du willst"-Tag. Auf Wunsch sind Führungen möglich. Ihr wollt noch mehr wissen? Dann empfehlen wir das Interview mit Direktor Andreas Lange.
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