Black Mirror 310.02.2011, Bodo Naser
Black Mirror 3

Im Test:

Black Mirror 2 konnte im Jahr 2009 trotz düsterer Atmosphäre nicht an die Qualität seines Vorgängers anknüpfen, der vor sechs Jahren für morbides Herrenhausflair sorgte. Kann Cranberry Productions mit dem dritten Teil wieder an die faszinierendere Wurzel des Adventures anknüpfen?

Rückkehr nach Willow Creek

Das Spiel beginnt genau dort, wo Teil zwei endete:

Adrian kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück. Allerdings freut sich niemand über seine Wiederkehr - ganz im Gegenteil... 
 Alle Verschwörer sind tot oder verschwunden, das Schloss brennt lichterloh und Darren, der niemand anderer als der letzte Spross der Familie Gordon ist, steht wie der Mörder da. Aus diesem Grund wird er, der nun Adrian heißt, in Haft genommen, wo ihn der ermittelnde Inspektor Spooner am liebsten auf Dauer sähe. Der korrupte Polizist hat es auf Darren abgesehen, weil im der prominente Fall die Rückkehr nach London ermöglichen soll, von wo er aufs Land strafversetzt wurde. Allerdings zahlt ein ominöser Spender die Kaution für Darren. Er verlässt umgehend das Gefängnis und will allen beweisen, was wirklich geschah.

Doch niemand glaubt ihm, bis auf die Psychologin Dr. Winterbottom, bei der er regelmäßig Sitzungen hat. Man beginnt das Abenteuer in England und ist gleich mitten im mysteriösen Geschehen, das Spieler des zweiten Teils noch kennen dürften. Verkürzt gesagt geht es um den mörderischen Fluch, der die Familie Gordon schon über Generationen plagt: Bereits Adrians Vater Samuel war verflucht, wie es hieß. Scheinbar wirken noch ältere Kräfte, die von Adrian Besitz ergriffen haben. Hat er Angelina umgebracht, die ihn im Vorgänger nach England lockte? Er stellt sich jedenfalls immer wieder mal vor, wie er andere umbringt. Ist er etwa von einem bösen Geist besessen?

Betont schwermütig

In diesem schwermütigen Szenario wirkt traditionell alles finster,

Ein Heldlein steht im Walde: Obwohl alles mehr als düster ist, will echter Grusel nicht aufkommen, weil man Adrian die Pein nicht abnimmt.  
 erhellende Momente sind auch stilistisch selten. Der Tod und die Vergänglichkeit des Lebens sind ständig wiederkehrende Motive des Adventures, das in Kapitel eingeteilt ist. Wenn Adrian durch den herbstlichen Wald streift, sieht er nicht seine romantische Schönheit, sondern dass alles tot ist und bald der Winter kommt. Darren/Adrian scheint von allen guten Geistern verlassen, keiner mag ihn und selbst die alten Frauen schrecken vor ihm zurück, wenn er im winzigen Dorf auf sie trifft. Natürlich hat sich längst rumgesprochen, dass der irre Ausländer ein paar Menschen auf dem Gewissen haben soll.

Obwohl die Macher sich alle Mühe geben, will man Darren/Adrian die ewige Melancholie nicht so ganz abnehmen, da er zu allem seltsam distanziert scheint. Selbst in den kurzen auf Horrorfilm getrimmten Szenen, wo er zum mordenden Monster wird, neigt man eher zum Schmunzeln als dass ein Grusel kitzeln würde. Für einen Protagonisten ist so eine spöttische Art vielleicht ganz gut, da er fürs Publikum als Held sympathischer bleibt, aber für seine Glaubwürdigkeit ist diese Distanz eher Gift. Es ist nie gut, wenn man seine eigene Story nicht so ganz ernst nimmt - vor allem, wenn es um bierernste Themen geht.

Kaum Schwierigkeiten

In punkto Rätsel hat sich im Vergleich zum zweiten Teil leider wenig getan.

Wanderkarte der besonderen Art: Zwar keine Alpenvereinskarte, aber doch eine Zeitersparnis, wenn man damit reist. 
 Die paar Aufgaben pro Abschnitt verlangen nicht viel Grips, es gibt natürlich eine Hilfe und die Lösung ist meist in der Nähe zu finden. Die meisten Aufgaben sind zudem Inventarrätsel, bei denen man gerade mal einen Gegenstand anbringen muss: So muss man für Hotelier Murray ein Foto als irrer Mörder vor Black Mirror Castle schießen, wobei keinerlei Probleme auftreten - man klickt einfach mit dem Fotoapparat auf das Schloss und fertig. Kein kaputtes Foto, keinen Film einlegen oder leere Batterien, wie man es in einem einigermaßen kniffligen Adventure erwarten könnte. Viele kleinere Vorgänge sind zudem so automatisiert, dass man oft gar nicht mehr selbst den ganzen Weg für die Aktion laufen muss.

Dennoch ist es üblich, dass man an bereits besuchte Orte zurückkehrt, wobei die Wanderkarte mit Schnellreisefunktion hilft. Auch sonst hat man es dem Spieler recht bequem gemacht: Es gibt neben der erwähnten abschaltbaren Hilfe auch eine Hot-Spot-Anzeige. Zudem sorgt ein Tagebuch für Übersicht, das man aber eigentlich gar nicht braucht, da die Zahl der Rätsel und Orte überschaubar bleibt: In jedem Kapitel sind es gerade mal eine Hand voll. Die Knobeleien sind genauso lauwarm gestaltet, dass sie niemandem weh tun, aber auch niemand gefordert wird. Beim Reparieren des Kopierers fummelt man halt ein wenig rum, bis es nach kurzer Zeit plötzlich wieder geht. Kreative Kopfnüsse sucht man vergeblich.

              

Zum Zuhören verdammt

Die zahlreichen Gespräche sind wie im Vorgänger gehalten,

Ein Gesprächspartner der angenehmeren Art ist die Krankenschwester im Schloss. Allerdings kann man dem Dialog auch hier keine Richtung geben. 
so dass man nur grob das Thema auswählen kann. Dann darf man artig zuhören, was der Gesprächspartner so von sich gibt. Das Fehlen von Multiple-Choice verhindert auch, dass das Gesagte Konsequenzen im weiteren Spielverlauf haben könnte. Zudem sind auch keine Diasogrätsel möglich, da diese eine Auswahlmöglichkeit bräuchten. Immerhin kann man sich so sehr schnell aufs Wesentliche beschränken, wenn man immer nur die Frage nach dem gesuchten Gegenstand stellt. Allerdings ist oft nicht klar, was nun wirklich wichtig ist. Zudem ergeben sich im Dialog oft weitere Möglichkeiten, so dass man alles durchklicken muss.

Dass das Gesagte trotzdem kaum von Bedeutung ist, merkt man auch der Sprachausgabe an, denn die fällt gegenüber vergleichbaren Abenteuern ab. Die wenigen Hauptakteure sind zwar mit guten Sprechern besetzt, wenn es aber an die zahlreichen Nebenpersonen geht, sinkt das akustische Niveau deutlich. Ob die Stimme des Knastbruders von Adrian überall ankommt, sei mal dahin gestellt. Auch der gute Murray oder der Inspektor klingen bisweilen etwas lächerlich, so als hätten sie schon als Ansager auf dem Jahrmarkt gearbeitet.

Probleme beim Starten

Obwohl echte Bugs in Black Mirror 3 (ab 2,15€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) selten sind, gibt es doch Probleme, die einen Start verhindern können, Zum einen ist da wieder der veraltete Kopierschutz, der schon das Laden verhindern kann. Dann kommen wilde Fehlermeldungen, die von veralteten Treibern erzählen. Es handelt sich um ein Problem, das sich nur mit einem Update des Kopierschutzes in den Griff bekommen lässt. Schon seltsam, dass dtp diesen immer noch verwendet, obwohl es schon in der Vergangenheit immer wieder Probleme gab.

Fast noch fieser ist der andere Fehler, der beim Laden auftreten kann: Dann nämlich schlägt der eigene Virenschutz an, wenn man das Spiel lädt. Wer dann pflichtschuldigst auf Entfernen klickt, wie das im Programm üblich ist, wird sein blaues Wunder erleben. Das Programm entfernt eine wichtige Datei und Black Mirror 3 lässt sich nicht mehr starten. Hier hilft dann nur eine Neuinstallation des Spiels und ein Ausschalten des Antivirenprogramms während des Ladens.

    

Fazit

Dass Black Mirror 3 schneller zur Sache kommt als der zweite Teil, ist dann auch schon die größte Verbesserung. Ansonsten spielt sich das düstere Adventure wie eine reine Fortsetzung ohne frische Impulse oder gar qualitative Sprünge. Die Story knüpft exakt an den zweiten Teil an, so dass es auch nur Leute spielen sollten, die mit dem Vorgänger vertraut sind. Für Neulinge dürften all die Ereignisse, Intrigen und Namen eher verwirrend sein. Das größte Problem bleiben die anspruchslosen Rätsel, die sich ohne Schwierigkeiten lösen und jegliche Kopfnussknobelei vermissen lassen. Dass man dabei immer wieder an bereits besuchte Orte muss, ist schon die größte Herausforderung. Auch Adrian/Darren hat ein Problem, da er nicht immer glaubwürdig wirkt: Seine betont spöttische Art will nicht so recht zu seiner neuen Rolle als irrer Spross der Gordons passen, der sich von Zeit zu Zeit in ein mordendes Monster verwandelt. Ebenfalls unpassend klingen manche der Stimmen und in den Dialogen hat man trotz Themenwahl nicht wirklich eine bedeutungsvolle Auswahl - von Konsequenzen ganz zu schweigen. Da draußen gibt es wesentlich gruseligere und kreativere Adventures.

Pro

düsteres Ambiente
mysteriöse Story
kommt schneller zur Sache als Teil 2

Kontra

Knobeleien oft zu simpel
kaum was zu tun
Adrian ist nicht immer glaubwürdig
kein echtes Multiple-Choice
nicht wirklich gruselig

Wertung

PC

Auch hier keine Neubelebung des 1. Teils sondern eher eine des ungeliebten zweiten. Verbesserungen sind aber mit der Lupe zu suchen.

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