Demigod13.05.2009, Marcel Kleffmann
Demigod

Im Test:

Modifikationen gibt es wie Sand am Meer. Ein Großteil davon kann allenfalls als mittelprächtig abgehakt werden, doch gelegentlich entdeckt man eine Perle: Neben "BattleTanks" oder zahlreichen "Tower Defense"-Karten ist "DotA" (Defense of the Ancients) aus Multiplayer-Gefechten bei WarCraft III gar nicht mehr wegzudenken. Grund genug für Chris Taylor und Gas Powered Games das Multiplayer-Konzept in ein eigenes Spiel zu überführen: Demigod (ab 12,00€ bei kaufen).

Let's get ready to rumble...

Live aus dem Pantheon: In der göttlichen Arena kämpfen heute zwei Mitstreiter der Mächte des Lichts gegen zwei Auserwählte der Schattenseite: "Turm" & "Eichbaum" treten gegen "Lord Erebus" & "Lord Erebus" an - die Gewinner erlangen die Gunst, die frei gewordene Position des

Video: Die "unsaubere Bestie" zeigt ihre Klauen.Altvaters im Götterhimmel besetzen zu können. Dazu müssen sie in diesem Match die gegnerische Zitadelle vernichten, die auf der symmetrisch aufgebauten Karte hinter allerhand Kontrollpunkten verborgen liegt. Mein Mitstreiter "Eichbaum" eilt in Eigenregie auf die rechte Seite und versucht einen neutralen Punkt für unser Team zu sichern. Mein "Turm" genannter Koloss der Marke gewaltig, aber langsam schreitet mit stampfenden Schritten in die Mitte, um sich die Fahne am Artefaktladen zu krallen.

Währenddessen strömen stoßweise nicht kontrollierbare Einheiten aus zwei Portalen neben meiner Zitadelle und laufen in Richtung Feind, werden jedoch von gegnerischen Portaleinheiten, Verteidigungstürmen oder spätestens von den Oberfieslingen aufgehalten. Erledigen die Halbgötter diese aus den Portalen stürmenden "Creeps", bekommen sie Erfahrungspunkte, die anfangs sehr schnell und fortlaufend langsamer zu Level-Ups führen - das Ausschalten von Halbgöttern und die Eroberung von Kartenpunkten werden ebenfalls honoriert. Ein Stufenaufstieg wird à la Diablo mit einem Talentpunkt für die Weiterentwicklung des Fähigkeitsbaums belohnt.

Kaum hat mein Mitstreiter die rechte Position gesichert, ist Turm in der Mitte angekommen und haut mit seinem gewaltigen Hammer die Creeps aus den Latschen: Ding,  Level-Up! Im Fertigkeitsbaum entscheide ich mich zunächst für das "Bogenschützenturm auf Schulter"-Upgrade. Nun hat der Turm neben seinem langsamen Standardangriff und dem Donnerknipselhammer noch einen eigenständig agierenden Miniturm auf der Schulter - wie praktisch!

Hin und her

Eine Karte/Arena aus der maximalen Zoomstufe betrachtet (dank erweiterter Supreme Commander-Engine). Überall sind gleichmäßig Kreuzungen, Fahnen, Verteidigungstürme und Portale verteilt. Der "Nebel des Krieges" hüllt den Blick auf Machenschaften des Gegners ein.
Von anderen Halbgöttern war bisher nichts zu sehen, doch als Turm die vierte Stufe erreicht, wird auf der linken Seite eine Flagge rot eingefärbt. Also beordere ich ihn dorthin und gefühlte Ewigkeiten später sehe ich den ersten bösen Halbgott.

Mit dem Standardmausklick eines Strategiespiels schicke ich Turm zum Angriff und löse manuell mit Taste 1 den starken Hammerschwinger mit Abklingzeit aus, der zusätzlichen Umgebungsschaden verursacht, was Lord Erebus schwer zusetzt und er deswegen flieht. Turm kommt nicht hinterher und sollte ich ihn dennoch verfolgen, würden die in der gegnerischen Kartenhälfte stehenden Verteidigungstürme meinen Protagonisten erledigen - um dort aufzuräumen ist Turm noch zu klein. Also beschränkte ich mich auf die Rückeroberung des Punktes.  

Minuten später hat sich auf der Karte wenig verändert: Es ging ein bisschen hin und her, die Demigods haben sich etwas "abgetastet", Creeps wurden erschlagen und es hat sich ein kleines Vermögen angehäuft, u.a. weil sich an einigen Kontrollpunkten Goldminen befinden, die fleißig für den Halter produzieren. Bei dem Guthaben zieht sich mein Turm zur Zitadelle zurück und kauft zwei Gesundheitstränke, Stiefel mit erhöhter Laufgeschwindigkeit und Handschuhe mit Angriffstempo.

Aus solch einem Portal stürmen eure Creeps, solange euch die Fahne gehört.
Jetzt  könnte ich tiefer in das Feindesland vorstoßen! Gedacht, getan: Kaum habe ich das sichere Gebiet verlassen, nehmen mich Verteidigungstürme unter Beschuss, doch mit Unterstützung eigener Creeps, die zufällig in der Gegend waren und dem dicken Hammer schaffe ich es einen Turm zu zerstören. Die Hälfte des Lebens ist bei dieser Aktion draufgegangen und als Belohnung gab es Gold, Erfahrungspunkte und die ersehnte Mini-Lücke im Verteidigungsnetz. Den Angriff bzw. den Lebensverlust des Turms hat der Gegner bemerkt und attackiert mit seinen sechs beschworenen Kreaturen und dem Halbgott. Weshalb kann er das und ich nicht? Lord Erebus ist ein "General" und kann zusätzliche Einheiten beschwören und befehligen; Turm hingegen ist ein "Assassin" und alleine auf dem Schlachtfeld unterwegs. Zunächst täusche ich den Rückzug vor, während der Schulterturm die Verfolger beschießt. Dann schmeiße ich einen Heiltrank mit eineinhalb Sekunden Trinkzeit ein und mit voller Lebensleiste fokussiere ich den feindlichen Helden und zerschmettere ihn mit mehreren Hammerhieben. Ein UT-ähnlicher Sprecher kommentiert diesen "First Kill" und es regnet Kopfgeld.

Gegenangriff

Derweil liefert sich mein Kumpan ein erbittertes Duell auf der rechten Seite und ich entscheide mich ihn zu unterstützen. Gemeinsam knacken wir den anderen Halbgott, der wie sein Kollege 30 Sekunden auf den Respawn warten darf und zusammen arbeiten wir uns vor. Stufenaufstiege belohnen Turm mit einem modischen Katapult auf dem Kopf und göttlich verstärkten Attacken. Dieser Vormarsch geht solange gut, bis der just wiedererschienene Lord Erebus 

Neben Fahren zur Erlangung der Gebietskontrolle auf den Karten, gibt es Fahnen mit besonderen Eigenschaften wie z.B. 20% mehr Erfahrungspunkte oder 15% mehr Gesundheit für den Kontrolleur eben dieser Fahne.
auf der anderen Seite der Karte uns die Punkte abspenstig machen will. Also muss mein Turm wieder quer durch das Areal stampfen, kommt am Artefaktladen vorbei, kauft sich einen mächtig/teuren Ring mit prozentualem Lebensdiebstahl, den ich sofort ausprobiere und den Feind ohne größere Probleme verhaue. Nicht so rosig sieht es unterdessen auf der anderen Seite auf, da mein Mitstreiter gerade das Zeitliche gesegnet hat und die Verteidigungstürme meines Teams bereits beschädigt werden. Also heißt es: Nichts wie hin auf die andere Seite! Jetzt wäre eine Teleportationsrolle angebracht...

DotA mit Halbgöttern

So weit der Einblick in eine action-, hektik- und taktikreiche Schlacht von Demigod, in der es neben der strategischen Gebietskontrolle (für Kriegspunkte und Gold) auf Teamplay, Koordination und die kluge Weiterentwicklung ankommt. Dieser komplexe Genre-Mix von Chris Taylor & Co geht auf die WarCraft III-Modifikation "Defense of the Ancients" (kurz DotA) zurück.

Die titelgebenden Halbgötter sind zweifelsohne der Kern und mit ihnen steht und fällt das Spiel: Die jeweils vier Assassinen und Generäle spielen sich grundlegend verschieden und haben individuelle Stärken/Schwächen, die ihr wissen solltet. "Turm" zum Beispiel ist langsam, aber wo er seinen Hammer hindonnert, wächst kein Gras mehr und er kann mehrere Ziele mit seinen unabhängigen Zusatzgeschützen beglücken. Seine Achillesferse ist die niedrige Geschwindigkeit, die von Fernkämpfern ausgenutzt werden kann. Ein solcher wäre "Regulus" mit seiner Armbrust oder der "Fackelträger", der sowohl Eis-

Weitere Demigod-Videos
und Feuermagie mit Flächenwirkung beherrscht, sich jedoch für eine Disziplin entscheiden muss. Seine Eismagie kann Gegner übrigens kurzfristig einfrieren bzw. betäuben. Nicht ganz so unverwüstlich im Nahkampf wie Turm ist die "unsaubere Bestie", die Gegner mit ihren Klauen reihenweise vergiften und sich im Kampf mit einer Art Vampirmodus heilen kann. Dafür hält das Drecksvieh nicht so viel aus (Regeneration vs. Panzerung).

Jeder aus dem Assassinen-Quartett verfügt über einen individuellen Fähigkeitsbaum, mit dem ihr bis zu Stufe 20 (Stufenbeschränkung) einige, aber nicht alle Fertigkeiten erlernen bzw. verbessern könnt. Natürlich sollten die Fertigkeiten auf die gegnerischen Halbgötter

Der laufende "Turm" reißt den "stehenden" Turm gleich ein.
abgestimmt sein und gerade weil es viele Möglichkeiten zur Entwicklung bzw. zur Reaktion auf die Gegner gibt, erfordert der Skilltree jedes Halbgottes am Anfang ein Studium der Talente, damit ihr in den Gefechten wisst: Das kann mein Held und auf diese Schwachpunkte könnte es mein Kontrahent abgesehen haben...

Generäle

Im Gegensatz zu Assassinen, mit denen ihr eher actionlastig in die Schlachten steigt und die Spezialfähigkeiten wie bei Diablo oder Sacred auf die Gegner niederprasseln lassen, können die Generäle ein halbes Dutzend steuerbare Mitstreiter beschwören. Diese Schergen aus den Kategorien Nah-, Fernkämpfer sowie Priester gibt es in je vier Stufen und sind (anders als die Creeps) wie in einem Echtzeit-Strategiespiel steuerbar. Bei einem Angriff auf einen Verteidigungsturm könnten z.B. die Nahkämpfer das Feuer auf sich ziehen und die Anderen das Gebäude aus der Entfernung niederreißen. Nur mit der Kombination aus Held und Gefolgsleuten können die Generäle siegreich sein, obwohl sie im Nah/Fernkampf nicht machtlos sind, jedoch nicht so effektiv wie die Assassinen. Dafür ist der Support-Charakter bei ihnen stärker ausgebildet und wie gewohnt unterscheiden sich die vier Generäle.

Neben "Eichborn" der Geister aus gefallenen Einheiten herbeiruft oder die Angriffskraft Verbündeter in einem Areal verstärkt, kann sich "Lord Erebus" über kurze Strecken teleportieren, Blut trinken und muss mit eingeschränkten Fernkampffertigkeiten leben. "Die Königin der Dornen" verfügt über starke Zauber gegen Gebäude und liebt Flächenschaden. Ihre Fertigkeiten sind hingegen stark vom Mana abhängig. Die vierte und letzte Generalin ist Sedna als personifizierte Supporterin: Vom Rücken ihrer Raubkatze kann sie Heilzauber wirken oder ihre Gegner verstummen lassen, was der Zauberei kurzfristig ein Ende setzt. Den direkten Kampf mit anderen Halbgöttern sollte sie meiden. Im Vergleich zu DotA sind die acht

Donnerknispel! Hier wächst kein Gras mehr...
Halbgötter auf quantitativer Ebene etwas mickrig, da es bei der WarCraft III-Mod über 90 Helden gibt. Bei der Qualität gewinnt Demigod hingegen, weil die Unterschiede der Halbgötter größer sind als bei DotA und es in der Vorlage keine Generäle gab.

Balance und Teamplay

Aufgrund dieser Stärken und Schwächen der Halbgötter sollten die Teams aufeinander abgestimmt sein. Ein Dreifach-Turm-Team kann zwar gewaltig viel Schaden anrichten, ist gegen Fernkampf/Flächenangriffe hilflos ausgeliefert. Schlagkräftige Kombinationen wären beispielsweise "Turm" (Damage) und "Sedna" (Heilung und Stille-Effekt) oder die "unsaubere Bestie" und "unsaubere Bestie" bzw. "Eichborn". Im Grunde genommen ist die Balance zwischen den Halbgöttern ganz in Ordnung, da keiner, nicht mal der Turm, allzu übermächtig wirkt. Prinzipiell ist es möglich jede Attacke irgendwie zu kontern - dennoch wären gewisse Balance-Anpassungen angebracht.

Es sind vielmehr die Teamzusammenstellungen, die manche Mitstreiter zu stark erscheinen lassen: In kleinen Matches der Marke 2vs.2 ist es wirklich schwer gegen Combos wie "Turm" und "Sedna" oder "Turm" und "Regulus" (Fernkampfspezi gegen Helden) anzutreten, weil sich Stärken und Schwächen optimal ergänzen. Nehmen mehr Spieler am Match teil, ist die Koordination der einzelnen Halbgötter die größte Herausforderung, um Angriff bzw. Verteidigung möglichst effizient zu gestalten, denn bei 5vs.5-Partien sind ständige Mehrfronten-Konfrontationen zu erwarten. Schließlich ist es ohne Kommunikation und Absprache untereinander schwierig eine Partie siegreich zu beenden. Ohne Teamplay und gemeinsame Attacken verpuffen die Angriffe wirkungslos und die Gegner freuen sich über steigendes Kopfgeld pro Halbgott-Kill.

Als wenn die Fertigkeiten der Kämpfer und die in den Läden verfügbaren Gegenstände die Partien nicht schon komplex und hektisch genug machen würden, nein, ihr könnt in eurer Zitadelle die Armeen des Lichts bzw. der Dunkelheit aufwerten. Euer Hauptquartier kann mit einer dickeren Panzerung versehen werden und die Stärke der Verteidigungstürme sowie die Goldausbeute der Zitadellenmine lassen sich verbessern. Creeps d

Auf Eis gelegt und kurzfristig handlungsunfähig.
ürfen ebenfalls aufgewertet werden, beginnend mit Priester-Verstärkungen bis hin zu Riesen und mit der Zeit verwandelt sich das Kanonenfutter in ernstzunehmende Gegner. Auch die Wartezeit nach dem Tod (30 Sekunden) bis zum Respawn kann reduziert werden. Wer diese Upgrades aus dem Team vornimmt ist egal, da sie für das Team global wirken, nur müsst ihr erstmal einen Spieler finden, der Gold für die Gruppe ausgibt.

Lernen im Einzelspielermodus

Dieses komplexe, hektische und fordernde Mehrfronten-Konzept ist für Spieler ohne DotA-Erfahrung eine gewaltige Hürde. Gerade deswegen ist es unverzeihlich, dass es kein Tutorial und nicht mal Einleitungsvideos gibt. Den Umgang mit den Helden, die ganzen Ausbaumöglichkeiten und die grundlegenden Strategien erlernt ihr mit "Learning-by-doing" im Einzelspielermodus. Dort könnt ihr ein mehrstufiges Turnier gegen Computergegner starten oder euch Gefechte mit individuellen Einstellungsmöglichkeiten liefern, wobei ihr zwischen vier Siegesbedingungen wählen könnt: "Zerstörung der gegnerischen Zitadelle", "Domination durch Punkte für übernommene Flaggen", "Eliminierung der Demigods" oder "Zerstörung der Festungen". Durchweg fair für beide Teams sind die acht zur Verfügung stehenden Karten, weil sie symmetrisch angelegt sind und mehrere Wege inklusive Kreuzungen bieten. Trotzdem sind acht Karten, so schön und abwechslungsreich das Design auch sein mag, viel zu wenig!

Mit diesem "Fertigkeitsbaum" wird die Zitadelle ausgebaut und zwei Katapulte zur nächsten Portalwelle hinzugefügt.
 Überraschend gut schlägt sich die Computerintelligenz, die selbstständig Punkte auf der Karte übernimmt, Ausrüstung kauft, sich aus ausweglosen Situationen teleportiert, Zitadellenupgrades erwirbt und im Kampf die Spezialfähigkeiten skrupellos einsetzt; häufig ohne blindlings ins Verderben zu stürmen. An die Cleverness eines menschlichen Spielers kommt die Computerintelligenz nicht heran und gelegentlich klemmt die Wegfindung, besonders an Ecken. Zwischendurch kann außerdem es vorkommen, dass ein KI-Mitspieler nicht bemerkt, dass ein Gegner einen wichtigen Punkt attackiert. Richtig schade ist in diesem Sinne, dass ihr den computergesteuerten Mitspielern keine Befehle erteilen könnt, schließlich geht es bei Demigod um Teamwork, Taktik und Koordination. Ein simples System wie bei Alarmstufe Rot 3 mit Befehlen der Marke "Position verteidigen", "Hier angreifen" oder "Folge mir" hätte gereicht.

Achievements

Für den Einzelspieler-Modus (und Multipalyer) gibt es sogar ein überraschend gelungenes Achievementsystem mit Bonusfunktion: Alle acht Halbgöttern können individuelle Erfolge erlangen (wie z.B. "Gewinne 25 Spiele", "Erlange 1.000.000 Gold" oder "Erreichte Level 20"), die mit Punkten bedacht werden. Für diese Punkte dürft ihr spezielle Artefakte kaufen, die einen speziellen Platz innehaben, neben den drei verbrauchbaren Gegenständen (Tränke) oder Spezialfunktionen (beschwörbarer Feuerkreis bei einem Ring).

Der Mehrspielermodus

Zur Höchstform läuft Demigod im Mehrspielermodus auf, da die komplexen Arenamatches mit menschlichen Spielern flexibler und unberechenbarer ablaufen - alleine weil man sich auf die Teammischung der Halbgötter einstellen und die Eroberung koordinieren muss. Kommt ihr gerade frisch aus dem Einzelspielermodus wird es wahrscheinlich so sein, dass ihr anfangs deftige Niederlagen einstecken müsst, da ihr auf Spieler mit mehr Erfahrung und erprobten Taktiken trefft.

Ein dickes Fell gehört also dazu, genauso wie das Problem mit den "Leavern": Schon bei DotA kam es des Öfteren vor, dass Mitspieler, die sich unterlegen fühlen oder keine Siegchance mehr sehen, das Duell vorzeitig verlassen und der anderen Seite den Sieg vereinfachen - technische Probleme könnten das Team gleichermaßen dezimieren. Dieses unrühmliche Verhalten war bei Demigod ebenso zu beobachten. Zumindest werden die Leaver durch einen Computerspieler ersetzt, was besser als gar nichts ist. Nichtsdestotrotz fehlen insbesondere im Multiplayer-Modus die angesprochenen KI-Steuerungsmöglichkeiten.

Neben LAN-Matches richtet sich das Hauptaugenmerk auf den Online-Mehrspieler-Modus, der via Impulse von Stardock realisiert wird. Diese Plattform kann mit Steam vergleichen werden und ist einigen von euch vielleicht als Vertriebsplattform von Sins of a Solar Empire bekannt. Online können Standard- oder Ranked-Matches, Turniere und Co. durchgeführt werden. Eine Freundesliste oder eine integrierte Voice-over-IP-Funktion waren nicht aufzufinden.

Probleme zum Start & Europa-Launch

Nach der US-Veröffentlichung Mitte April hatten Gas Powered Games und Stardock mit massiven Ansturmproblemen auf die Demigod-Server zu kämpfen, u.a. weil zu viele Raubkopierer die Server belagerten. In dieser Zeit war es

Der Mehrspielermodus wird über Impulse realisiert. Für den Einzelspielermodus und LAN-Partien reicht eine normale Installation aus.
kaum möglich eine Online-Partie zu starten und wenn ich doch einer Partie beitreten konnte, war es ein Glücksfall. Einmal in einer Partie angekommen (3vs3), war die Performance glücklicherweise in Ordnung.

Tage- und wochenlang wurde an der Serverstruktur sowie dem Spielclient gearbeitet und die Probleme schrittweise behoben. Gerade am Anfang dieser Woche ist ein Update veröffentlicht worden, das die Verbindungsprobleme größtenteils aus der Welt schaffen soll und pünktlich zum Europa-Start (22. Mai) sollen laut Publisher Atari eigene Connectivity-Server dafür Sorge tragen, dass die Verbindungszeiten in Online-Matches besser werden.

Fazit

Normalerweise sind zeitversetzte Veröffentlichungen von Spielen unsinnig und kontraproduktiv - vor allem, wenn es einen Online-Modus für weltweite Duelle gibt. Bei Demigod ist die Verzögerung eher Segen als Fluch. Warum? Mitte April erschien das Spiel in den USA und in den ersten Wochen waren Onlinepartien aufgrund der Serverüberlastungen quasi unmöglich. Mittlerweile hat sich die Situation gebessert, aber ganz optimal läuft es immer noch nicht. Die Weiterentwicklung des "Defense of the Ancients"-Spielprinzips bestehend aus Echtzeit-Strategie, Taktik und Action-Rollenspiel ist jedenfalls rundum gelungen und wurde mit erstaunlicher Komplexität auf die Halbgötter übertragen, die sich dank individueller Stärken und Schwächen grundlegend unterscheiden. Man muss ein Team koordinieren, Hektik und Taktik unter einen Hut bringen und sich flexibel auf die Mehrfronten-Schlachten einstellen. Es gibt viel zu tun und gerade diese Komplexität dürfte es Anfängern schwer machen, sich einzufinden - zumal ein Tutorial fehlt! Zwar hilft der Solomodus beim Einstieg, allerdings hat man dort auf Befehle für die KI-Mitstreiter verzichtet. Und die vermisst man auch im Online-Gefecht, wenn ein Spieler die Partie verlässt. Außerdem gibt es nur acht Karten und relativ wenig Halbgötter. Aber hat man sich einmal warm gespielt und vor allem einen kompetenten Partner an seiner Seite, entfesseln die Mehrspieler-Duelle außerordentlich spannende Unterhaltung. Demigod ist ein angenehm anspruchsvolles Echtzeit-Strategiespiel mit einem klaren Fokus auf Teamplay und taktische Koordination. Solltet ihr DotA bereits gut gefunden haben, ist das Spiele eine gute Alternative im modernen Look. Einsteiger und Solisten sollten den Kampf lieber meiden.

Pro

komplexes Spieldesign aus Strategie, Taktik und Action-Rollenspiel
gute DotA-Adaption
ausgeprägter Teamplay-Fokus
koordinierte Aktionen führen zum Ziel
acht wirklich unterschiedliche Halbgötter
individuelle Fertigkeitsbäume und Upgrades
Teamupgrades und Ausrüstungsgegenstände
Erfolgssystem mit Einfluss auf das Spiel
ordentliche Computerintelligenz
strategische Flaggenpositionen mit Bonus
Singleplayer mit Skirmish-Modus und Turniere
fair gestaltete Karten
Ranked-Matches, Statistiken, Rangliste
herausragende Zoom-Funktion
5-gegen-5 Multiplayer-Gefechte
gute Kommentare der Halbgötter

Kontra

harter Einstieg ohne Tutorial
zwei weitere Halbgötter hätten nicht geschadet
zu wenig Karten
Wegfindungsmacken
Balance-Unstimmigkeiten
KI-Spieler können keine Befehle erhalten
Performance-Schwierigkeiten (hohe Hardwareanforderungen)
Server-Verbindungs-Probleme
Interface-Unzuglänglichkeiten (Minimap)

Wertung

PC

Komplexe, auf Multiplayer-Gefechte ausgerichtete Schlachten rund um Teamplay, Koordination und Taktik. Einsteiger und Solisten? Finger weg!

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