The Misadventures of P.B. Winterbottom28.04.2010, Bodo Naser
The Misadventures of P.B. Winterbottom

Im Test:

Kuchenesser aller Länder können sich endlich auch auf dem PC vergnügen, wenn sie durch die nostalgischen Levels hüpfen. 2K Plays The Misadventures of P.B. Winterbottom (ab 4,99€ bei kaufen) kann man ab sofort auch über Steam beziehen. Ist es ebenso fordernd wie auf der Xbox 360?

Klassische Naschkatze

Von unserem Xbox 360-Test wissen wir es bereits: P. B. Winterbottom hat nur eins im Sinn - Kuchen essen. Um das Objekt seiner Begierde zu bekommen, stellt das dunkel gewandete Männchen 

Die Moritat vom gierigen Hr. Winterbottom ist stilvoll inszeniert, daran ändern auch die schwachen Reime nichts.
so ziemlich als an. Er klettert bei Mondschein auf Dächer, balanciert über antik anmutende Laufbänder und katapultiert sich in die Höhe als wäre das nichts. Vermutlich kann er wegen des niedrigen Zuckerspiegels nicht schlafen oder nachtwandelt, denn ziemlich oft macht er sich nachts auf seinen Weg. Dazu passt dann auch die ebenso düstere wie antike Aufmachung, die an einen Stummfilm erinnert. Das Piano klimpert reichlich schwermütig, während der Levels wechselt es passenderweise zur leichteren Jahrmarktmusik.

Die Plot, der erzählt wird, ist eher simpel gestrickt: Es geht ums Mampfen und darum, wie der Schnurrbart- und Zylinderträger ans Naschwerk kommt. Die Story wird passenderweise in Reimen erzählt, die nicht immer gelungen sind. Oft wurde nach dem Motto gedichtet: Reim dich oder ich fress dich. Der nostalgischen Stimmung tut das aber keinen Abbruch, da auch Stummfilmhelden oft seltsame Sätze von sich geben. Man fühlt sich also tatsächlich etwas wie in einem Schwarz-Weiß-Streifen mit Charlie Chaplin, Harold Lloyd oder Buster Keaton, ohne aber wirklich dessen Dramatik zu erreichen.

Angriff der Klonesser

Level für Level wird das Ganze anspruchsvoller, so dass einfache Sprünge bald nicht mehr reichen, um ans Backwerk zu

Der Protagonist kennt keine Gnade, um auch an alle Kuchen ranzukommen. Er vervielfacht sich einfach.
gelangen. Da muss man dann schon Hebel ziehen, Trampoline einsetzen oder gar mit dem Schirm schweben, um auch die leckeren Kuchen ganz oben zu erreichen. Da ist dann schon etwas mehr Denken gefordert als beim Jump & Run, obwohl es trotz des Titels nie ganz so abenteuerlustig wie bei Machinarium wird - dafür bemerkt man einen ähnlich schwankenden Schwierigkeitsgrad. Ein Level macht man im Vorbeigehen und an einem weiteren beißt man sich fast die Zähne aus, als wäre es altbacken.

Noch etwas ist anders als beim kleinen Roboter Josef, denn Mr. Winterbottom kann sich vervielfachen. Seine Klone dienen dazu, ihm bei der Lösung zu helfen. Man kann sie "programmieren", so dass sie immer dieselbe Handlung vornehmen. Um an alle Cakes zu kommen, kann Winterbottom a) sich hochschießen lassen, während der Klon b) die Maschinerie am Laufen hält. Oder man stapelt sie übereinander und steigt dann drauf, als wäre es eine Zirkusnummer bei Sarasani. Natürlich gibt es nur eine begrenzte Zahl dieser praktischen Doppelgänger, denn sonst wäre es ja zu leicht.

Bedienung schwächelt

Unangenehm fällt hier wie auf der Xbox auf, dass die Steuerung exakter sein könnte. Vom Zustand "butterweich" ist sie jedenfalls weiter entfernt als die Kuchen, die sich der Hauptdarsteller reinstopft. Gerade wenn es schnell gehen muss, bleibt man schon mal hängen, weil die Steuerung nicht recht reagiert. Die Bedienung wird zwar grundsätzlich erklärt, aber gescheite Tipps fehlen oft. Stattdessen gibt es kryptische Botschaften: Was fängt man mit dem "tollen" Rat an, dass Klone immer wieder denselben Weg nehmen? Das wusste ich auch schon!

So ist es letztlich immer ein wenig Zufall, ob man weiterkommt. Denn oft fragt man sich hinterher, an was es gelegen hat, dass es so lange gedauert hat. Das Gute ist aber, dass man jedes Level irgendwann dann doch noch schafft, ohne genau zu wissen warum. Das Herumprobieren führt so letztlich zum Ergebnis, man bekommt eine Belohnung in Form eines Achievements und vielleicht einen Eintrag in der Online-Bestenliste.

           

Fazit

Die Missgeschicke des P.B. Winterbottom machen auf dem PC ähnlich viel Spaß wie schon auf der Xbox 360. Die nostalgisch inszenierte Suche bringt Hand und Hirn gleichermaßen in Wallung. Aber auch für die Sinne wird was getan, denn man wird quasi zum Hauptdarsteller in seinem eigenen Schwarz-Weiß-Film, während man auch wirklich noch dem letzten virtuellen Kuchen auf dem Bildschirm nachjagt - daran können auch die bisweilen dämlichen Texte nichts ändern. Zudem kann man sich vervielfachen, was weitere Abwechslung bringt. So wird das Jump&Run der anderen Art immer komplexer, wobei manch ein Level übers Ziel hinaus schießt. Das ist denn auch der Grund, warum wir nicht gänzlich begeistert sind, denn es schleicht sich öfters mal der Eindruck ein, dass es Zufall ist, ob man weiter kommt. Erschwert wird das noch durch eine nicht ganz sauber arbeitende Steuerung. Unterm Strich ein empfehlenswerter Download, auch weil das kleine Kunstwerk nur ein paar Euro kostet.

Pro

skurrile Suche nach dem Kuchen
gieriger Winterbottom
Hauptdarsteller im Schwarz-Weiß-Film
Jump&Run mit Hirn
Klone sorgen für Abwechslung

Kontra

schwankende Schwierigkeit
oft bloßes Rumprobieren
Lösung durch Zufall
bisweilen frustrierend

Wertung

PC

Kleine aber feine Kuchensuche, die fordert und zudem nicht die Welt kostet.

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