Breed01.03.2004, Marcel Kleffmann
Breed

Im Test:

Was ist aussichtloser: Eine Schlacht gegen die Bugs in Starship Troopers? Oder ein Kampf gegen die Bugs in Breed (ab 6,50€ bei kaufen)? Nun ja, beides endet irgendwie in langwierigen Metzelorgien, die bei Starship Troopers unterhaltsam sind, bei Breed allerdings nerven. Woran der potenzielle Halo-Killer sonst noch gescheitert ist, erfahrt ihr im Test!

Wollt ihr ewig leben?

BUUUUUUUUUUUUGS! Die Aliens sind da! Sie haben durch ein geschicktes Ablenkmanöver die gesamte Flotte der Menschheit getäuscht, eliminiert und prompt eine Invasion unserer schönen blauen Kugel gestartet. Nur ein kleiner Teil der Flotte konnte der Verschrottung entkommen. Diese letzten Überlebenden haben jetzt nichts Besseres im Sinn, als den Aliens auf der Erde gewaltig in den Allerwertesten treten zu wollen.

Der erste Einsatz beginnt an Bord eines Raumschiffes. Dort schreit euch ein Drill-Instructor in ein Landungsschiff und es geht runter zur Erde. Majestätisch, aber grafisch ernüchternd dringt das Dropship in die Erdatmosphäre ein und setzt zum Landeanflug auf eine malerische Südseeinselgruppe an. Wo sollten sich die Aliens auch sonst niederlassen? Im kalten Norden? Nein, es muss die warme Karibik sein.

Die Sichtweite ist wirklich beeindruckend.
Zunächst setzt ihr euch an die fette Bordkanone und ballert einen Basisvorposten nieder, damit die bösen Aliens nicht merken, dass die Heldentruppe anrückt. Weiter geht es über kristallklares Pixel-Shader-Wasser bis zur nächst größeren Insel, an der unser Team aussteigen darf. Kurz nachdem die ersten Leute festen Boden unter den Füßen haben, bricht die Hölle los: Feinde laufen auf uns zu und ballern wild um sich. Wir behalten trotzdem den Überblick, freuen uns, dass wir noch im Dropship sitzen und schnappen uns die fette Bordkanone: Haha - alle erledigt! Dennoch müssen wir jetzt das sichere Schiff verlassen und per pedes weiter...

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Halo ruft

So fulminant der Einstieg auch ist, so groß ist der Spielspaß-Abgrund, in den man danach fällt. Einmal auf der Insel angekommen, müsst ihr von Wegpunkt zu Wegpunkt rennen und Tontauben schießen mit den Gegnern veranstalten, die selbst bei "Wer wird Millionär" in der ersten Frage alle drei Joker ziehen und trotzdem verlieren würden. Auf gut Deutsch gesagt: Die Gegner sind dümmer als eine hirnlose Kakerlake oder Küblböck beim Autofahren.

Dieser Breed-Transporter ist Geschichte!
Ansonsten müsst ihr in der 16 Missionen langen Kampagne vorwiegend große Gegnermassen über den Jordan schicken, Gebäude infiltrieren, in die Luft jagen oder irgendwelche Wracks untersuchen. Dabei werdet ihr oft kreuz und quer über die großen Karten geschickt, nur um die Spielzeit etwas in die Länge zu ziehen. So müsst ihr erst zu einer Basis hinlaufen, dann stürzt plötzlich in einer grottenschlechten Zwischensequenz ein Truppentransporter ab, dessen Absturzstelle ihr nach Überlebenden absuchen müsst…? Nein: Fehlanzeige! Abwechslung steht nicht auf dem Programm, also weiter mit der Ursprungsmission.

Viel Langeweile bzw. Leerlauf gibt es allerdings trotzdem nicht, denn um euch herum ist immer etwas los: Manchmal sind es plötzlich auftauchende Aliens, attackierende Flieger oder Artilleriebeschuss, aber trotzdem kann dieses teils intensive Mittendringefühl nicht die dünne Story verheimlichen, die deutliche Halo-Anleihen aufweist.

In den ersten Missionen seid ihr meistens zu Fuß unterwegs. Später dürft ihr in Panzer oder sonstige Fahrzeugen einsteigen und auf Breed-Jagd gehen. 

Ab hier steigt der Spaß wieder an. Zwar ist die Vogelperspektive spielerisch total unnütz, weil der Kamerawinkel unglücklich gewählt ist, aber es gibt ja noch einen anderen Sichtmodus. Sehr imposant ist auch die Tatsache, dass ihr fast alle Gebäude von den Breeds mit entsprechend wuchtigen Geschossen in Schutt und Asche legen könnt: Echt klasse, wenn gerade so ein Breed-Scharfschütze von einem Turm auf euch schießt und ihr gleich das ganze Gemäuer wegpustet.

Teamplay-Ballerei

Die Gefechte gegen die lächerlich aussehenden außerirdischen Gegnermassen tretet ihr nicht alleine an, denn meistens seid ihr in einem Vier-Mann/Frau starken Team unterwegs. Die Mitstreiter gehören bestimmten Klassen wie Scharfschütze, Gunner oder Heavy-Wummer an.

Zu Beginn einer Mission steuert ihr eine bestimmte Person, könnt aber jederzeit zwischen den Teamkameraden hin und her schalten. Ein Wechsel ist z.B. sehr sinnvoll, wenn eure Scharfschützin mal wieder Tomaten auf dem Fernrohr hat und den winkenden Gegner auf dem Berg nicht sieht.

Die Feinde in Breed sind eher lächerlich, als gefährlich.
Eurem Team könnt ihr außerdem einige kleine Befehle (Angreifen, Stellung halten, Ausschwärmen, Mund zu machen) geben. Diese werden passabel von den KI-Nasen ausgeführt.

Auf die Wegfindungsroutine solltet ihr euch allerdings nicht verlassen, denn in zahlreichen Missionen haben sich meine heldenhaften Soldaten selbst zu Tode gestürzt, ertränkt oder dem Feind ohne Gegenwehr gestellt. Respekt: Brat Designs hat die ersten KI-Kameraden mit Depressionen entwickelt.

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Aber nicht alles an Breed ist schlecht, unfertig oder geklaut - eigentlich machen die Tontaubenballereien auf den riesigen, teils malerischen Karten sogar ein bisschen Spaß. So kann zumindest die Tastatur-Steuerung der USC-Soldaten überzeugen, wobei die Maussteuerung jedoch recht schwammig und ungenau reagiert. Richtig schwer ist es übrigens, im Weltraum überhaupt etwas zu treffen. Außerdem nervt der sich ständig mitdrehende Kompass im HUD.

Einen Gegner im Weltraum zu treffen ist wirklich Glückssache.
Grafik/Sound

Neben den zerstörbaren Gebäuden und dem schönen Pixel-Shader-Wasser trumpft die Mercury-Engine von Breed mit atemberaubend hoher Sichtweite auf. Dies kommt insbesondere dem Scharfschützen gelegen, da so Feinde auf große Distanz aufs Korn genommen werden können. Eine gute Figur machen die metallischen Gebäude sowie große Teile der Landschaft. Aber sobald ihr manchmal näher hinschaut, findet ihr nicht nur nervige Design-Fehler, sondern auch die Polygon-Spar-Reform 2004 in Aktion. Ein kleines Armutszeugnis stellen die hässlichen, technisch absolut überholten 2D-Bitmap-Eplosionen dar: So hässliche Detonationen habe ich schon lange nicht mehr in einem 3D-Shooter gesehen! Das Gleiche gilt für die armseligen Rauch- und Feuer-Animationen.

Von der Akustik her ist Breed ganz gut gelungen. Die Sprachausgabe geht in Ordnung und ist mit durchweg guten Sprechern besetzt. Die prima Sound-Effekte tönen in wunderschönen, technisch altbackenem Stereo aus den Lautsprechern und die Industrial-Mucke wechselt sich mit gelegentlichen langen Pausen und klassischen Passagen ab.

Multiplayer

Ironie an: Der Multiplayer ist eine echte Überraschung, denn selten habe ich so eine große Auswahl an Spielmodi gesehen. Man kann nämlich zwischen Deathmatch und Team-Deathmatch wählen! Wahnsinn! Da muss sich Battlefield Vietnam warm anziehen. Ironie aus.

Fazit

Wie gewonnen, so zerronnen: Die ersten Präsentationen, die schmucke Grafik und das actionreiche Gameplay ließen Verschiebungskönig Breed noch zum potenziellen Halo-Killer avancieren, aber die finale Version ist sehr weit weg von Bungies Vorzeigeshooter. Zwar kann Breed mit großen Landschaften, zerstörbaren Gebäuden und netten Fahrzeugen aufwarten, aber was bringt all das, wenn die Gegner erstens lächerlich aussehen und zweitens die Intelligenz einer Pizzaschachtel haben? Zusätzlich sorgen Bugs, Design-Mängel, Abstürze und eine jämmerliche Wegfindungsroutine bei den eigenen Leuten für Frust. Da kann selbst die nette Starship Troopers-Atmosphäre nicht mehr viel retten. Letztendlich ist Breed ein durchschnittliches Actionspiel, dem eine längere Entwicklungszeit für die Bug-Jagd sicherlich gut getan hätte. Chance vertan, sprach der Hahn und kaufte Halo...

Pro

Action pur
gigantische Levels
zerstörbare Gebäude
coole Fahrzeuge
Weltraum/Erde/Weltraum-Einsätze
furioser Einstieg
Starship Troopers-Atmosphäre
hohe Sichtweite
gute Grafik auf den Planeten
hübsches Wasser
gute Sprecher
netter Soundtrack

Kontra

extrem arme Story
äußerst schwache KI
Logik-Fehler (zerstörte Gebäude sind wieder da)
lächerlich wirkende Feinde
jämmerliche Wegfindung
teilweise sehr unfertige Levels
Bugs, Bugs, Bugs
abwechslungsreiche Abstürze
Schwächen bei der Maussteuerung (vor allem im Weltraum)
unbrauchbare Verfolgeransicht bei den Fahrzeugen
dünner Mehrspieler-Modus (nur Deathmatch)
schwache Weltraum-Grafik
veraltete Effekte (Bitmap-Explosionen)
oftmals lange Pausen zwischen den Soundtrack-Liedern

Wertung

PC

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