Soul Reaver 227.12.2001, Bodo Naser
Soul Reaver 2

Im Test:

Schon der erste Teil der The Legacy of Kain-Series war ein riesiger, kommerzieller Erfolg. Die actiongeladene Vampirgeschichte um den Schwertschwinger Raziel war einfach mitreißend. Jetzt legen Publisher Eidos und Entwickler Crystal Dynamics mit dem 3D-Action-Adventure Soul Reaver 2 (ab 5,95€ bei kaufen) nach. Wir haben für Euch schon mal die PC-Version des Spiels unter die Lupe genommen. Ob es nahtlos an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen kann, oder ob es sogar noch besser ist, das erfahrt Ihr wie immer in unserer Review.

Duell der Vampire

Raziel, Seelen verschlingender Vampir wider Willen, sinnt - wie schon im ersten Teil - auf Rache an seinem bösen Widersacher Kain. Dieser hatte den Ex-Vampirjäger dereinst aus dem Grabe erweckt und so dessen untote Erscheinungsform erschaffen. Als der machtbesessene Kain keinen Gefallen mehr an seinem Zögling findet, verstößt er ihn in die tiefste Unterwelt. Doch Raziel gelingt es mit göttlichem Beistand aus dem Abgrund zu fliehen, und er jagt fortan seinen Peiniger Kain quer durch Zeit und Raum des mythischen Landes Nosgoth. Selbst durch den Einsatz des verhexten Schwertes Soul Reaver kann Kain seinen Verfolger nicht stoppen. Die eigentlich unzerstörbare Klinge bricht entzwei und verbindet sich mit Raziel`s Arm. Am Ende treffen beide im Palast des Zeitenwandlers Möbius aufeinander. Scheinbar in Verzweiflung katapultiert Kain sich und Raziel mit Hilfe des Zeitstrom-Portals weit zurück in Nosgoth`s Vergangenheit. Dort angekommen muss sich Raziel erst einmal einen Weg aus Möbius` Festung bahnen. Doch der fanatische Möbius erscheint immer wieder und konfrontiert Raziel mit seiner Vergangenheit...

Seelen-Nahrung

Im Action-Adventure Soul Reaver 2 kommt es vor allem darauf an, Licht in die reichlich verworrene Geschichte zu bringen. Dazu kämpft Ihr Euch, wie im ersten Teil, mit dem Vampir Raziel durch die alptraumhaften Landschaften, Säulenhallen und halbverfallenen Gebäude Nosgoth`s. Ständig seid Ihr dabei auf der Suche nach neuer Seelennahrung für Euren hungrigen Helden. Denn Raziel ist kein herkömmlicher Blutsauger: Er verschlingt stattdessen die durchscheinenden Seelen der Toten. Wann immer Ihr also Im Spiel einen Gegner tötet, könnt Ihr danach per Tastendruck dessen Seele aufsaugen. So frischt Ihr Eure Lebensenergie auf, die z.B. durch eingesteckte Treffer herunter geht.

Fällt diese einmal auf null, so stirbt Raziel natürlich nicht, da er als Vampir ja schon tot ist. Ähnlich wie Hobbit Frodo aus Der Herr der Ringe beim Gebrauch des einen Rings, gleitet er vielmehr hinüber in eine Spektral-Ebene. Die weist zwar meist dieselben Wege und Gebäude wie die reale Welt auf, ist aber doch ganz anders. In jener anderen Welt gibt es Seelen in Hülle und Fülle und Raziel kommt langsam wieder zu Kräften. Natürlich könnt Ihr Euren Helden auch jederzeit in diese "Anderwelt" schicken. Zurück kommt er aber nur an speziell gekennzeichneten Punkten. Oft ist ein Wechsel zwischen den Welten sogar notwendig, da manche Wege nur in der Spektral-Welt existieren. Klettern ist andererseits nur in der wirklichen Welt möglich. Die simplen "Rätsel" in Soul Reaver 2 erschöpfen sich ohnehin zumeist darin, den richtigen Weg zu finden oder einen Eingang mittels des richtigen Schlüssels zu öffnen.

Bedienung

Ansonsten steuert Ihr den Vampir per Tastatur oder Gamepad durch die Lande Nasgoth`s. Durch die zahlreichen, unterschiedlichen Steuerungs-Funktionen, wie Kriechen, Schwimmen oder Schießen, ist Soul Reaver 2 aber gerade mit Tastatur sehr umständlich zu bedienen. Das macht sich vor allem immer dann negativ bemerkbar, wenn z.B. beim Herunterspringen oder im Kampf Feinarbeit gefragt ist. Hier reagiert die Steuerung bisweilen auch ungenau. Was nützen die schönsten Kombinationen im Kampf, wenn sie im Eifer des Gefechts schlicht zu kompliziert in der Ausführung sind. Auch die für die Bedienung von Spielen mit 3rd-Person-Perspektive (wie bei Tomb Raider) wichtigen Kamera-Wechsel sind nicht durchweg gelungen. So kommt es vor, dass Ihr in gänzlich unbekannte Gegenden vorstoßen sollt, ohne dass Ihr dort hinseht. Die Ziel-Funktion vom Werfen kann hier Abhilfe schaffen. Ebenfalls ein leidiges Thema ist die spärliche Speicher-Funktion von Soul Reaver 2. Dass Ihr erst knapp eine Stunde spielen müsst, bevor Ihr am festen Ort zum ersten Mal abspeichern dürft, ist angesichts des bezahlten Kaufpreises eigentlich fast unverschämt. Irgendwie merkt Ihr dem Spiel an, dass die Konsolen-Version gleichzeitig entwickelt wurde. Die Entwickler von Crystal Dynamics sollten lieber berücksichtigen, dass PC- und Konsolen-Spieler völlig unterschiedliche Bedürfnisse beim Speichern haben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass bei Soul Reaver 2 die Ladezeiten aufgrund der Data-Streaming-Technologie so gut wie weggefallen sind.

Blutige Kämpfe

Trefft Ihr auf einen der vielen Gegner, so kommt es, wenn Ihr nicht weglauft oder in die Spektral-Welt flieht, zum Kampf. In der realen Welt kämpft Ihr mit Euren scharfen Vampir-Krallen oder mit verschiedenen Waffen, vom Krummschwert über Stäbe bis hin zum etwas archaisch aussehenden Raketenwerfer. Außerdem dürft Ihr noch das mythische Schwert Soul Reaver beschwören. Allerdings nur auf Zeit; zudem verschlingt er wie Raziel die Seelen der Getöteten. Im Nahkampf versucht Ihr, den Gegner mittels Tastendruck zu treffen. Dies gelingt aufgrund der ungenauen Steuerung auch nach einiger Übung leider nicht immer. Möglich sind leichte und schwere Schläge, sowie Kombinationen. Auch Blocken und Ausweichen gibt es. Im Fernkampf könnt Ihr durch Zielen und Schießen jede Waffe auch als Geschoss gegen Eure Feinde schleudern. Ein Wechsel der Waffe ist übrigens nur durch umständliches Wegwerfen derselben möglich. In der Spektral-Welt steht Euch nur der Soul Reaver zur Verfügung. Kämpfe sind dort nur mit den Wesen (z.B. Dämonen) möglich, die wie Raziel auch in dieser Ebene existieren. In der Real-Welt findet Ihr als Gegner die unterschiedlichsten Soldaten, Monster, Untote und Geister. Die KI reagiert recht prompt und die Gegner unterstützen sich sogar gegenseitig. Die meisten davon sind aber glücklicherweise nicht der Rede wert, so dass Ihr auch in höchster Bedrängnis letztlich die Oberhand behaltet. Kämpfe enden, sofern der Gegner sich nicht selbst richtet, immer mit dem finalen Hieb, der das Opfer mit einem blutigen Splattereffekt (Pfählen, Kopfabschlagen etc.) ins Jenseits versetzt.

Grafik

Die 3D-Grafik von Soul Reaver 2 bietet zum einen lebensecht animierte Polygon-Figuren. Zum anderen sind da die dunklen, unheimlichen und gotisch anmutenden Hintergründe und Gebäude, die einen mit ihrer Einsamkeit bisweilen das Fürchten lehren. Weiter gibt es noch aufregende Lichteffekte, z.B. ein wahres Feuerwerk an Blitzen und Lichtern beim Wechsel von einer in die andere Welt. Die Auflösung könnt Ihr übrigens, je nach Euren Hardware-Voraussetzungen, frei einstellen. Auch die Zwischensequenzen sind technisch beeindruckend, obgleich deren Dialoge inhaltlich etwas zu wünschen übrig lassen und sich auch manchmal wiederholen. Einige Grafikfehler trüben leider diesen positiven Gesamteindruck. Die sind dann hoffentlich mit dem nächsten Patch verschwunden.

Sound

In punkto Musik und Sound bleiben bei Soul Reaver 2 eigentlich kaum Wünsche offen. Die musikalische Unterlegung des Action-Adventures passt perfekt zur dunklen Vampir-Thematik. Er erinnert entfernt an den Sound so manchen Horrorfilms. Auch die Geräusche sind sehr gelungen, obgleich es ein paar mehr sein könnten. Erwähnenswert ist natürlich noch die gute, deutsche Sprachausgabe, die in den Filmen ausgiebig und bisweilen sogar etwas langatmig Anwendung findet.

Pro:

  • abgefahrene Story
  • dunkle, gelungene 3D-Grafik
  • lebensecht animierte Figuren
  • tolle Lichteffekte
  • filmreife Zwischensequenzen
  • unheimliche Musik
  • sehr gute Sprachausgabe
  • keine Ladezeiten
  • Kontra:

  • umständliche Steuerung
  • teils zu einfache Kämpfe
  • wenig benutzerfreundlich
  • Speichern nur sporadisch möglich
  • langatmige Dialoge
  • Filme können nicht abgebrochen werden
  • kleine Übersetzungsfehler
  • Grafikfehler
  • Vergleichbar mit:

    Soul Reaver, Rune, Tomb-Raider-Reihe

    Fazit

    Vom horrorfilmreifen Ambiente und von der abgefahrenen Vampir-Story her hätte Soul Reaver 2 das Zeug zum absoluten Action-Knaller. Leider wird dieser erste positive Eindruck durch die umständliche Bedienung wieder zunichte gemacht. Wieso schlagen selbst erfahrene Spieler beim Kampf noch regelmäßig ins Leere? Und weshalb müsst Ihr erst eine Ewigkeit spielen, bis Ihr das Spiel zum ersten Mal abspeichern dürft? Warum dürft Ihr die ellenlangen Zwischensequenzen beim zweiten Ansehen nicht abbrechen? Warum könnt Ihr die erbeuteten Waffen nicht behalten, und müsst Euch bei jedem Abschnitt neue suchen? Das sind einfach zu viele peinliche Fragen, die auf eine Beantwortung durch das Entwickler-Team von Crystal Dynamics warten. Daher fällt unsere Bewertung auch eher mager aus. Vielleicht kann ein Update da ein wenig Abhilfe schaffen. Zumindest für die Fans des ersten Teils ist Soul Reaver 2 wohl trotz aller Schwächen ein Muss!

    Wertung

    PC

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