Gore05.07.2002, Marcel Kleffmann
Gore

Im Test:

Gore - das Wort steht im englischen Sprachgebrauch für die Darstellung heftiger Gewaltszenen. Besonders in Zeiten nach dem Schul-Massaker in Erfurt wird solch ein provozierender Titel sicherlich für Gesprächsstoff sorgen. Was den Spieler bei Gore erwartet und warum Euch das Spiel auf eine Reise in die Vergangenheit der Computerspiel-Geschichte entführt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Gore - das Wort steht im englischen Sprachgebrauch für die Darstellung heftiger Gewaltszenen. Besonders in Zeiten nach dem Schul-Massaker in Erfurt wird solch ein provozierender Titel sicherlich für Gesprächsstoff sorgen. Was den Spieler bei Gore erwartet und warum Euch das Spiel auf eine Reise in die Vergangenheit der Computerspiel-Geschichte entführt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Ballern, Ballern, Ballern

Die Hintergrundgeschichte von Gore: the Ultimate Soldier ist im Grunde genommen nicht vorhanden, sogar die Story von Dungeon Siege wirkt im Direktvergleich wie ein Epos mit zwölf Bänden: Ihr startet mit einer Waffe in der Hand und müsst möglichst viele Terroristen, Datendiebe oder sonstige böse Buben vom Bildschirm putzen. Getoppt wird diese nicht vorhandene Story von einer der schlechtesten, lächerlichsten und stumpfsinnigsten Auflösungen seit es Pong gibt.

Gameplay

Im Gameplay ist Gore ein wahres Ausnahmeprodukt, denn bei keinem anderen Actionspiel kann so detailreich aufgelistet werden, was ein 3D-Shooter-Entwickler alles falsch machen kann. Angefangen bei der Gestaltung der Missionen: So müsst Ihr in allen Einzelspieler-Missionen stumpf von Punkt A nach Punkt B laufen; wenn es hoch kommt, vielleicht sogar noch zu Punkt C. Dabei gibt es immer nur eine Marschrichtung und zwar linear nach vorne.

Die Gegner befinden sich eigentlich überall im Level und wurden meistens so einfallslos und vorhersehbar positioniert, dass sich die Überraschungen auf ein Minimum reduzieren. Häufig lauft Ihr in einen Raum rein und erst danach erscheinen überhaupt die virtuellen Gegner. 17 Levels gilt es im Einzelspieler-Modus zu absolvieren und erfahrene Actionspieler können sich nach vier bis fünf Stunden das magere Ende zu Gemüte führen. Im gesamten Spiel findet Ihr übrigens keine Tür, nicht einen Aufzug, geschweige denn eine Benutzen-Taste. Selbst Schalterrätsel auf Doom 2-Niveau gibt es nicht.

Realismus

Der Verletzungsgrad und das Gewicht des Waffenarsenals wirken sich auf die Mobilität des Spielers aus. Am Stamina Meter ist zu erkennen, wie fit der Charakter ist. Sinkt dieser Wert, so kann sich der Held nur noch langsam fortbewegen. Neu ist dieses Feature allerdings nicht, denn die bekannte HL-Modifikation Day of Defeat bietet diesen Bestandteil schon deutlich länger. Bei DoD wird diese Eigenschaft zur realistischen Darstellung der Kämpfe im Zweiten Weltkrieg genutzt. Warum diese Funktion bei Gore eingebaut wurde, steht in den Sternen, da Gore überhaupt nichts mit Realismus am Hut hat. Nach jedem Treffer sinkt die Stamina-Anzeige und der Spieler verliert an Beweglichkeit und bei schnellen Mehrspieler-Gefechten im Q3:Arena-Stil ist dieses Konzept natürlich völlig fehl am Platze.

Waffen

Das Waffenarsenal beinhaltet für einen 3D-Shooter obligatorische Schießprügel. Neben dem Flammenwerfer, einer Pistole und der Doppel-Uzi steht als einzige Besonderheit die Shield Gun bereit, die ein Kraftfeld vor dem Spieler erzeugt und die ankommenden Geschosse teilweise abwehrt. Diese Shield Gun kommt auch bei Unreal Tournament 2003 zum Einsatz, trotzdem ist der Ursprung der Waffe definitiv Gore. Ein Scharfschützengewehr darf natürlich auch nicht fehlen und die so genannte Meatsaw ist eine unschlagbare, aber widerliche Nahkampfwaffe.

Gegner und Gewalt

Die Abwechslung bei den Gegner-Modellen hält sich in Grenzen. Oft trefft Ihr die gleichen Feinde eine Ecke weiter wieder. Auch die Künstlichen Intelligenz ist mäßig: Die Feinde gehen nicht in Deckung, geben sich gegenseitig keine Deckung, können dafür aber gut ballern, falls der Spieler bemerkt werden sollte. Im Kampf fließt, auch in der deutschen Version, rotes Blut und Körperteile können, vor allem mit der Meatsaw, abgetrennt werden; übertriebene Blutfontänen aus Einschusslöchern am Kopf inklusive.

Mehrspieler

Im Multiplayer-Modus stehen dem Spieler Deathmatch, Team-Deatchmatch und Capture the Flag zur Verfügung. Bei jeder Spielart können übrigens sämtliche Powerups zerstört werden. Besonders fies ist das, wenn Ihr die Items direkt vor dem munitionssuchenden Spielern in Luft jagt. Gore beinhaltet acht unterschiedliche Charakter-Klassen mit speziellen Fähigkeiten (Stamina, Geschwindigkeit, etc.), die vor allem in Mehrspieler-Modus für leicht differenzierte Kämpfe sorgen. Aber durch die schwachen Waffen, das einfallslose Level-Design und die miserabel implementierte Stamina werden die halbwegs guten Ansätze des Multiplayers zerstört.

Grafik/Sound

Grafisch basiert das Spiel auf der AMP 3D-Engine, die im Jahr 1999 noch für Aufsehen gesorgt hätte. Heutzutage kann das Spiel nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten. Einige Arenen können aufgrund der virtuellen Ausmaße kurzfristig überzeugen, doch die miserabel aufgelösten Grau-in-Grau-Texturen trüben den Eindruck recht schnell. Die aus wenigen Polygonen zusammengesetzten und zugleich undetaillierten Charakter bewegen sich unrealistisch und der Gesamteindruck der Grafik wirkt wie eine gute Beben 2-Mod. Den schlechten Gesamteindruck unterstützt der Sound prächtig. Die Waffeneffekte klingen dumpf und mono. Alle sonstigen Sound-Effekte befinden sich auf Durchschnittsniveau. Die musikalische Untermalung kann glücklicherweise abgeschaltet werden, da die Musik im Spiel einfach nur nervt.

Pro:

  • Shield-Gun bringt Abwechslung ins Gameplay
  • Ballerei pur
  • spaßiger Mehrspieler-Modus
  • unterschiedliche Charakter für den Mehrspieler-Mod
  • kaum Bugs
  • Kontra:

  • unterdurchschnittliche Grafik
  • äußerst schwacher Sound
  • nervtötende Musik
  • exzessive Gewaltverherrlichung
  • schwaches Level-Design
  • keine Türen, Aufzüge, Rätsel
  • nur vier bis fünf Stunden Spielzeit
  • hoffnungslos veraltetes, stur lineares Gameplay
  • Stamina-Feature ist sinnlos
  • dumme KI
  • nur Standard-Waffen bis auf die Shield-Gun
  • altbackener Mehrspieler-Modus
  • Fazit

    Gore erinnert an eine gelungene Beben 2-Modifikation und hätte im Jahr 1999 wirklich überzeugen können, aber heutzutage rettet sich das Spiel nicht einmal auf Durchschnittsniveau. Das Fehlen von Türen und Aufzügen spricht da schon Bände, denn sogar Doom hatte schon Türen. Die Einzelspieler-Kampagne dauert gerade einmal vier bis fünf Stunden und unterschiedliche Einsätze, geschweige denn Abwechslung in den Missionen gibt es nicht. Einfach nur stumpf laufen, ballern, fertig. Das Ganze wird begleitet von äußerst brutalen Gegner-Zerstückelungsorgien. Die Mehrspieler-Gefechte sind halbwegs gelungen und sorgen für kurzfristigen Spielspaß, obwohl das Stamina-Feature absolut nervig und unnötig ist.

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

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