IL-2 Sturmovik14.12.2001, David
IL-2 Sturmovik

Im Test:

Für Simulations-Fans hat Weihnachten schon längst begonnen. Neben dem Flight Simulator 2002 kam diesen Winter eine weitere hochkarätige Flugsimulation in die Läden: IL-2 Sturmovik (ab 7,67€ bei kaufen). Ihr tretet wahlweise als Pilot der sowjetischen oder deutschen Luftwaffe an der Ostfront an. Wie sich die neue Luftkampfsimulation von Maddox Games im Vergleich zur Konkurrenz schlägt, erfahrt Ihr in unserem Test!

Für Simulations-Fans hat Weihnachten schon längst begonnen. Neben dem Flight Simulator 2002 kam diesen Winter eine weitere hochkarätige Flugsimulation in die Läden: IL-2 Sturmovik. Ihr tretet wahlweise als Pilot der sowjetischen oder deutschen Luftwaffe an der Ostfront an. Wie sich die neue Luftkampfsimulation von Maddox Games im Vergleich zur Konkurrenz schlägt, erfahrt Ihr in unserem Test!

Ab zur Front!

IL-2 dürfte sich als einzige Flugsimulation überhaupt intensiver mit der Schlacht um Russland im Zweiten Welt Krieg auseinandersetzen. Das namengebende Flugzeug, die IL-2 Sturmovik, gehörte zu den größten Schrecken der deutschen Luftwaffe. Ihre enorme Widerstandskraft gegen Beschuss war das Schlimmste für die feindlichen Piloten. In kein anderes Flugzeug dieser Größe konnte man mehr Kugeln versenken, als in die IL-2. Natürlich hat diese enorme Panzerung ihren Preis - im Vergleich zu anderen Maschinen fliegt sich die Sturmovik sehr behäbig und etwas langsam, gerade die Bf-109 (Messerschmitt) und die FW-190 (Focke-Wulf) kommen wesentlich schneller auf hohe Geschwindigkeiten. Die beiden stellen auch die einzigen steuerbaren deutschen Flugzeuge im Spiel dar. Auf sowjetischer Seite gibt es neben den verschiedenen Ausführungen der IL-2 unter anderem noch die MiG-3, diverse Yaks und die amerikanische P-39 (eine Leihgabe an die stark dezimierte Sowjet-Luftwaffe). Somit sind gut 26 verschiedene Flugzeuge bzw. deren unterschiedliche Versionen steuerbar und machen Lust auf mehr - hoffentlich werden bald zusätzliche Flugzeuge nachgeliefert. Gerade auf deutscher Seite gab es noch viele interessante Flattermänner, z.B. die Me-262, das erste serienreife, düsengetriebene Kampfflugzeug der Welt.

Simulation hui, Kampagne pfui

Profis werden IL-2 sicherlich sofort in ihr Herz schließen: keine andere Flugsimulation bietet so ein exaktes und realistisches Fluggefühl. Die Entwickler von Maddox Games simulieren wirklich alles vom Propellerwinkel bis hin zur Schraube, die die Rumpfverkleidung festmacht. Um noch mehr Realismus zu schaffen, wurden Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg von beiden Seiten hinzugezogen, die sowohl über herausragende fliegerische Fähigkeiten als auch Kampferfahrung verfügen.

Die Detailverliebtheit macht sich auch beim Schadensmodell stark bemerkbar, das so ziemlich zum Ausgefeiltesten gehört, was das Genre zu bieten hat. Jede noch so kleine Beschädigung am Flugzeug macht sich sofort bemerkbar - ein durchsiebtes Ruder hat kaum noch Wirkung, ein beschädigter Reifen am Fahrwerk macht die eine glimpfliche Landung zum Glückspiel und ein beschädigter Motor droht sogar zu explodieren und würde damit die Maschine komplett in Stücke reißen.

Einsteiger kommen auch nicht zu kurz: über ein umfangreiches Menü lässt sich IL-2 perfekt ans eigene Können anpassen - Neulinge sollten besonders das Überziehen ausschalten, was die Maschine meistens in ein unkontrollierbares Trudeln bringt. Außerdem lassen sich diverse Zielhilfen zuschalten, etwa die Markierungen von eigenen und feindlichen Flugzeugen, realistische Waffengenauigkeit oder unendliche Munitionsvorräte. Echte Fliegerasse werden so was natürlich nicht brauchen. Zusätzlich dazu bietet IL-2 drei Tutorial-Videos, die Euch alles beibringen, was es bei Luftschlachten und Bodenangriffen an der Ostfront zu beachten gibt.

Bei aller Liebe zum Realismus und zur Grafik hat man leider die Kampagnen und Missionen etwas vergessen. Statt spannender Einsätze kommen zwar zahlreiche, aber sehr Routine-lastige Aufträge auf einen zu. Briefings finden nur in Textkästen statt -- kein Kommandeur, der einem die Befehle persönlich einbläut oder eine passende Zwischensequenz. Die Missionen sind außerdem zusammenhangslos, was gerade bei einem Szenario wie dem Zweiten Weltkrieg recht unrealistisch wirkt - eine dynamische Kampagne wäre hier genau das Richtige gewesen.

Wer sich aber davon nicht weiter stören lässt und einfach nur fliegen will, kann unter drei Kampagnen wählen: auf russischer Seite entweder als Bodenangriffsspezialist oder als draufgängerischer Abfangjäger der Lüfte. Auf deutscher Seite gibt es nur Letzteres, dafür sind gelegentlich auch mal Bomben im Spiel. Ein Bodenziel genau zu treffen erfordert übrigens viel Übung - im Sturzflug zum Ziel mal kurz nicht aufgepasst und man braucht keine Bombe mehr.

Die künstliche Intelligenz Eurer Flügelmänner und der gegnerischen Piloten gibt sich keine Blöße. Eure Opponenten weichen geschickt aus und versuchen sich an das Heck Eurer Maschine zu heften, bis sie ungespitzt im Boden einschlägt. Die namensgebende IL-2 hält noch eine Gemeinheit bereit: hinter der Pilotenkanzel befindet sich noch ein Heckschützenstand, der Euch bei Angriffen von hinten ziemlich einheizt.

Umwerfende Grafik

In Sachen Optik kann sich in Zukunft jedes Konkurrenzprodukt an IL-2 orientieren. Keine andere Simulation bietet so eine schöne Grafik. Die Cockpits der Maschinen sind derart detailliert gestaltet worden, dass sie schon fast fotorealistisch wirken, die Steuerungsgeräte bewegen sich geschmeidig passend zur jeweiligen Richtung des Joysticks, Schubhebels oder der Ruderpedale. In der Außenansicht geht es nicht weniger opulent zur Sache: dynamische Lichteffekte erhellen Teile eines Flugzeugs, das Mündungsfeuer springt aus den MG-Rohren, im Cockpit sitzt ein animierter Pilot, Ruder & Co. bewegen sich passend zu den Flugbewegungen, die Motoren hinterlassen beim Starten besonders viel Abgase - ganz zu schweigen von den fantastischen Schadenseffekten. Bei einem leichten Treffer mit einem kleinen Kaliber splittern nur ein paar Teile der Hülle; wenn ein großkalibriges Explosivgeschoss einschlägt, landet man mit Sicherheit in einem gleißenden Feuerball wieder auf der Erde oder zumindest ist die getroffene Tragfläche schneller unten angekommen als der Rest vom Flugzeug. Diese Grafikpracht fordert natürlich ihren Preis - unterhalb eines 900 MHz-Prozessors sollte man nicht mal daran denken, die Details hochzuschrauben.

Beim Sound sieht es ähnlich gut aus. Da krachen die gerade angelassenen Motoren, eine im Sturzflug befindliche Maschine heult, wie man es sonst nur aus Kriegsfilmen kennt; Bomben hinterlassen ein ähnlich, fast schon grausames Geräusch und die Kanonen donnern, bis der Subwoofer vor Freude springt.

Alles in allem kann man die gesamte optische und akustische Präsentation von IL-2 wirklich nur als vorbildlich bezeichnen - jede andere Simulation kann sich davon wirklich eine saftige Scheibe abschneiden.

Multiplayer-Spaß

Während der Singleplayer-Modus vielen vielleicht zu schnell langweilig wird, kann sich der Mehrspieler-Part wirklich behaupten. Mit bis zu 32 Piloten pro Server kann dort im Deathmatch ordentlich die Post abgehen. Interessanter ist natürlich der Team-Modus mit 16 Draufgängern pro Team, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Außerdem wird es bald eine Ladder für die besten Piloten geben und als besondere Events werden vom Publisher Ubi Soft regelmäßig Turniere veranstaltet werden. Für ungetrübten Spaß im Netz, solltet Ihr aber mindestens einen ISDN- besser noch DSL-Internetzugang haben.

Pro:

  • realistisches Fluggefühl
  • bestes Schadensmodell des Genres
  • trotz viel Realismus auch einsteigerfreundlich
  • hervorragende Präsentation
  • motivierender Multiplayer-Modus
  • Kontra:

  • hardwarehungrig
  • wenig Atmosphäre in der Kampagne
  • Routine-lasting, teils langweilige Missionen
  • Vergleichbar mit: Combat Flight Simulator 2, Flight Simulator 2002

    Fazit

    Maddox Games hat ein beachtliches Erstlingswerk geschaffen. Realismus, Grafik und Sound stimmen perfekt - nur an der Kampagne hapert es leider. Hartgesottene Profis lassen sich davon sicher nicht abschrecken, aber Einsteigern wird es schnell langweilig. Außerdem lassen die zusammenhanglosen Missionen nicht gerade das Gefühl aufkommen, im größten Krieg des Planeten eine Rolle zu spielen.
    Im Mehrspieler-Modus hingegen, geht es richtig zur Sache - Euer fliegerisches Können wird von den besten virtuellen Piloten des Planeten unter Beweis gestellt. Außerdem wird es sicher nicht lange dauern, bis die ohnehin schon große Online-Fangemeinde von IL-2 spannende Einsätze und Modifikationen liefert. Wer Flugsimulatoren mag, wird IL-2 lieben!

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

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