King's Bounty: Armored Princess10.12.2009, Marcel Kleffmann
King's Bounty: Armored Princess

Im Test:

Eine charmante Märchenwelt, tapfere Helden, Aufgaben mit der Extraportion Albernheit und Dutzende garstigen Kreaturen mit kreativen Kampffähigkeiten - das waren die Zutaten, die King's Bounty - The Legend fast den Sieg gegen das übermächtig scheinende Heroes of Might & Magic davontrugen ließen. Jetzt folgt das Standalone-Add-on "Armored Princess" und feilt an den groben Kanten des Vorgängers...

Es war einmal...

Im letzten Jahr überraschte mich King's Bounty - The Legend: Das sich stark an den Wurzeln von Heroes of Might & Magic orientierende Spiel punktete mit einem außerordentlich gelungenen Kampf- und Charaktersystem, das stellenweise sogar Heroes 5 in den 

King's Bounty: Armored Princess (ab 3,30€ bei kaufen) ist derzeit nur in englischer Sprache erhältlich und bei Portalen wie Steam , Gamersgate oder Direct2Drive digital zu beziehen (zwischen 30 und 40 Euro). Ob und wann eine deutsche Fassung erscheinen wird, ist bisher nicht geklärt.

Download: Englische Demo (467 MB)

Videos zu Armored Princess Schatten stellte - kein Wunder bei so vielen Kreaturen, Fertigkeiten, Zaubersprüchen, Wutgeistern und Ehefrauen. Während die Duelle rundenweise motivierten, tröpfelte die maue, aber bemüht lustige Story vor sich hin, denn die Geschichtchen wurden fast ausschließlich in spröder Textform erzählt. Dabei schwankte die Qualität der Quests genauso stark wie deren Beschreibung und Schwierigkeitsgrad.

Zeit für ein Add-On

Mit dieser Erweiterung, die auch ohne das Hauptspiel funktioniert, verschlägt es euch wieder in die Fantasy-Welt - doch diesmal als Prinzessin. Schließlich durftet ihr bei "The Legend" nur als männlicher Held durch die fantastisch farbfrohen Gefilde reiten. Danach müsst ihr euch entscheiden, welcher Klasse die Prinzessin angehören soll. "Krieger", "Paladin" oder "Magier" stehen wie gehabt zur Verfügung. Habt ihr die Wahl getroffen, betretet ihr ohne Umschweife die Märchenwelt, die gerade in fieses Rotlicht getaucht ist und von einem finsteren Riesendämon der Marke Balrog attackiert wird. Mitten im Chaos lauft ihr panisch von NPC zu NPC, zückt eine magische Uhr, schwelt kurz in Erinnerungen an alte Helden und flieht durch ein Portal in eine "andere Welt"...

Bewährtes im Überblick!

Obgleich ihr in einer anderen Welt seid, gleichen Spielablauf und Gefühl jenem von Kings Bounty. Auf der in 3D gestalteten und frei dreh-/zoombaren Weltkarte sammelt ihr Schätze,

Die augenscheinlich gar nicht so stark "gepanzerte" Prinzessin Amelie reitet durch die bunte Märchenwelt.
 reist hoch zu Ross (oder Schiff) umher, stockt eure Armee auf, kümmert euch um das Inventar und die Verteilung von Punkten in den drei (erweiterten) Talentbäumen. Abseits der "Verwaltungsaufgaben" rund um die Königin interagiert ihr auf der Karte mit anderen Neben-Spieler-Charakteren und nehmt in kleine Geschichten gehüllte Quests/Aufgaben an; meistens "Bring mir den Kopf von dem und dem" oder "Finde dies und das". Selbstverständlich streunen auch andere Kontrahenten auf der 3D-Karte herum, die euch gerne angreifen, wobei ihr meist eine Chance zur Flucht habt.

Kommt es zum Kampf, wird der Echtzeit-Modus verlassen und das Hexfeld-Spielfeld im Runden-Modus öffnet sich, auf dem die Armeen gegeneinander antreten. Die Prinzessin selbst ist nicht auf dem Schlachtfeld zugegen - sie kommandiert ihre Mannen, Roboter, Viecher, Zombies, Getier, Gewürm, etc. von außerhalb und kann mit Zaubersprüchen eingreifen, sofern Mana oder Schriftrollen es zulassen. Wie viele Gefolgsleute ihr in eurer Armee mitnehmen dürft, ist durch die Anzahl der "Leadership"-Punkte und eure Armee-Slots begrenzt. Nichtsdestotrotz solltet ihr eure Kampf-Kreaturen aufeinander abstimmen, denn so ziemlich jedes Wesen hat individuelle Vor- und Nachteile sowie Spezialaktionen, die es im Kampf sinnvoll einzusetzen bzw. zu kombinieren gilt - und das nicht nur auf Basis von Nah-/Fernkampf. Viel mehr möchte ich in an dieser Stelle nicht zu dem großartigen Kampf- und Charaktersystem erzählen, hierzu verweise ich lieber auf den Test zu Kings Bounty: The Legend. Große Veränderungen hat es hier ohnehin nicht gegeben, höchstens Detailverbesserungen und mehr vom Gleichen wie neue Monster oder Items.  

Drache anstatt Wutgeister

Die erste "Neuerung" ist euer kleiner Drache, der als Ersatz für die Wutgeister fungiert. Sofort am Anfang sucht ihr euch einen der kleinen Feuerspucker aus (es stehen mehrere Welpen mit unterschiedlichen Fertigkeiten

Dank zahlreicher Fertigkeiten und Spezialfunktionen der Kreaturen sowie der Prinzessin sind die taktischen Möglichkeiten in den Schlachten reichhaltig. Oben in der Mitte wartet übrigens der Mini-Drache auf seinen Einsatzbefehl.
 zur Auswahl) und mit der Zeit gewinnt die kleine und furchtbar niedliche Flugechse an Erfahrung, Stärke sowie neuen Fähigkeiten. Die Drachenskills könnt ihr wie einen Zauberspruch mitten in den Gefechten einsetzen, wobei diese die Ressource "Wut" verbrauchen, die im Kampf generiert wird, sofern ihr attackiert werdet oder selbst angreift. Nachdem der Drache in Aktion war, muss der putzige Feuerteufel erstmal Pause machen, legt sich schlafen, spielt mit einer Schnecke oder futtert Äpfel - warum auch immer. Der Drache nimmt also mehr oder weniger die Funktion der Wut/Zorngeister aus dem Hauptprogramm ein, ist aber wesentlich schneller verfügbar.

Alte Schwächen?

Habt ihr euren Drachen im Schlepptau, gilt es ein optionales Tutorial zu absolvieren, bei dem euch in aller Kürze die nötigsten Dinge verraten werden. Gerade für Neulinge dürfte sich nach dem Auftakt das ein oder andere Fragezeichen auftun, vor allem beim Kampfsystem oder der Verteilung der Skills - fortgeschrittene Features bleiben bei der Erklärung ohnehin außen vor. Auch hier wird wieder alles mit englischen Texttafeln vorgestellt, die ihr der Reihe nach durchklickt. Sprachausgabe ist die Ausnahme, dafür kann sich die orchestrale Musikkulisse besser entfalten. Gleiches Texttafeldilemma gibt es bei den Quests, deren Beschreibungen zwar etwas konkreter geworden sind als beim Vorläufer, doch fehlt es erneut an der Güteklasse bei der Präsentation - man vermisst kurze Zwischensequenzen, Kamerafahrten oder Sprachausgabe bei der Hauptquest. Zumindest sind die Texte recht einfach gehalten und teilweise witzig. 

Der schwankende Schwierigkeitsgrad feiert ebenso seine Rückkehr, doch ist er etwas entschärfter: Da die Fantasy-Welt in mehrere Inseln (inkl. Schnell-Reisesystem) aufgeteilt ist, die zudem erst durch erbeutete Karten schrittweise freigeschaltet werden, ist die Balance halbwegs ordentlich. Doch vor so manch einer Überraschung seid ihr nicht gefeit, wobei es immer eine gute Idee ist, den Spielstand regelmäßig zu sichern - 

Kleine Schönheitsfehler bei der Präsentation: Lediglich Texttafeln führen die Quests/Geschichten fort.
denn ihr könnt trotz Talent nicht immer die Stärke eines jeden Gegners vorab abschätzen; manchmal ist ein Gegner der Marke "slighty weaker" (leicht schwächer) sogar schwerer zu besiegen als ein Feind mit gleicher Stärke. Darüber hinaus ist der Schwierigkeitsgrad vor allem auf den höheren Stufen wirklich herausfordernd und selbst auf "einfach" ist nicht jede Schlacht ein Kinderspiel. Es kommt wiederum auf die Armeekonstellation, die Kombination der Talente, die Erfahrung, Gegenstände etc. an.

Verbesserter Kleinkram

Obwohl der Einstieg alles andere als seicht ist und man sich viele Dinge selbst beibringen muss, gibt es zahlreiche Detailverbesserungen gegenüber dem Hauptprogramm. darunter ein kleines Achievement-System mit Belohnungen - es gibt mehr "Leadership"-Punkte bei x Siegen ohne Niederlage oder prozentual mehr Erfahrungspunkte, wenn ihr y Schatzkisten gefunden habt. Neue Fähigkeiten, mehr Zaubersprüche sowie über 50 zusätzliche Gegenstände ergänzen das Repertoire und es lassen sich Kompagnons/Söldner anheuern, welche die Bonus-Plätze des "Ehemannes" einnehmen. Last but not least könnt ihr nach einer Questreihe euer bodenständiges Reittier in einen fliegenden Pegasus verwandeln. Mit dem Flattermann können bisher unzugängliche Areale erforscht werden.

Dieses Spielkonzept rund um die Erkundung der Weltkarte, Schätze sammeln, Quests lösen, Gegenstände anlegen, Armeen verwalten und danach in den Kampf ziehen, um Erfahrung, Beute und Stufenaufstiege zu erlangen, ändert sich kaum. Doch dafür ist die Jagd nach Level-ups und größerer Macht/Ausrüstung erstaunlich motivierend.

Fazit

King's Bounty: Armored Princess ist ein leicht verbesserter Nachfolger zu King's Bounty - The Legend. Obgleich sich das Konzept rund ums Erforschen, Sammeln, Aufrüsten und die herausragenden taktischen Rundenschlachten bis zum Ende hin nicht verändert, konnte ich kaum davon lassen. Man ertappt sich dabei, wie man immer weiter in diese charmante Fantasy-Welt abtaucht, um weitere Gegenstände oder  Verbesserungen zu finden. Dazu tragen auch Details am Rande bei, wie etwa der putzige Drache, die in Inseln aufgeteilte Welt, Mini-Erfolge sowie schnelle Reisemöglichkeiten. Obwohl das Konzept motiviert, fehlt es nach wie vor an der Qualität in der Präsentation, denn Sprachausgabe fehlt fast völlig und vor allem mehr Zwischensequenzen hätten die Geschichten aufgewertet. Auch die Quest-Qualität schwankt mindestens so stark wie der Schwierigkeitsgrad, jedoch sind hier Verbesserungen zum Vorgänger zu erkennen. Neueinsteiger seien trotzdem gewarnt, da das Tutorial nur das Nötigste erklärt und die Kämpfe vergleichsweise schwer bzw. überraschend sein können. Solltet ihr Spiele im Stile von Might & Magic mögen, ist die gepanzerte Prinzessin trotz kleiner Schönheitsfehler eine überaus sympathische Begleitung.

Pro

tolles taktisches Kampfsystem 
motivierende Charakter- und Drachen-Weiterentwicklung
viele Kreaturen mit sinnvollen Fertigkeiten
Schatzsammel- und Erkundungsdrang
Aufteilung in mehrere Inseln
hübsche und abwechslungsreiche Spielwelt
schnelle Reisemöglichkeiten
viele Quests, die zudem besser beschrieben sind
neue Talente, Gegenstände, Zauber, etc.
herausfordernde Bosskämpfe
großer Umfang
Soundtrack

Kontra

Spielprinzip nutzt sich im Verlauf leicht ab
keine Sprachausgabe, maue Präsentation der Story 
unausgewogener Schwierigkeitsgrad
schwankende Quest-Qualität
keine neue Klasse
haariger Einstieg
Kamerasteuerung auf der Weltkarte 

Wertung

PC

Packende Schlachten voller Taktik-Optionen in einer charmanten Fantasy-Welt - allerdings hat die Präsentation Schönheitsfehler.

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