Sacrifice04.12.2000, Jörg Luibl
Sacrifice

Im Test:

In der Fantasywelt Golgatha hängt der Haussegen schief: Fünf Götter kämpfen in Sacrifice (ab 4,90€ bei kaufen) um die Macht im Lande, und Ihr sollt ihnen als Zauberer mit Feldherrnqualitäten dabei helfen. Doch wem schenkt Ihr Euer Vertrauen? Und noch wichtiger: Wer nützt Euch am meisten? Ob Entwickler Shiny mit der interessanten Mischung aus 3D-Grafikpracht, Echtzeit-Strategie und offener Storyline die Spielerherzen erobern kann, erfahrt Ihr in unserem Test...

In der Fantasywelt Golgatha hängt der Haussegen schief: Fünf Götter kämpfen um die Macht im Lande, und Ihr sollt ihnen als Zauberer mit Feldherrnqualitäten dabei helfen. Doch wem schenkt Ihr Euer Vertrauen? Und noch wichtiger: Wer nützt Euch am meisten? Ob Shiny mit der interessanten Mischung aus 3D-Grafikpracht, Echtzeit-Strategie und offener Storyline die Spielerherzen erobern kann, erfahrt Ihr in unserem Test.

Story

Ihr spielt in Sacrifice einen heimatlosen Zauberer mit dunkler Vergangenheit. Tief in Euch schlummert immer noch der Wille zur Macht, und das Schicksal bringt Euch nach Golgatha. Das Land ist zerrissen in fünf mystische Reiche, die jeweils von einem Gott beherrscht werden. Wir werden Euch in nächster Zeit mit Specials zu jedem Gott über dessen Kreaturen und Zauber informieren - ein Klick auf den Gott, und Ihr erfahrt mehr!

Charnel - Gott des Todes

Pyro - Gott des Feuers

Stratos - Gott der Luft

James - Gott der Erde

Persephone - Göttin des Lebens

Diese fünf Götter buhlen in Sacrifice um Eure Gunst, locken den von Euch gespielten Zauberer mit mysteriösen Aufträgen und versprechen ihm, die wahre Macht zu erlangen. Noch bevor Ihr Euch in taktische Echtzeit-Kämpfe begebt, spielt Sacrifice seine größte Stärke aus: Die packende und vor allem nicht-lineare Story. Die Entwickler haben dem Genre eine gehörige Portion Erzählkultur verpasst, die Euch nicht mit der tausendsten Geschichte von Gut und Böse langweilt.

Ihr habt nach jedem Auftrag die erneute Qual der Wahl zwischen den fünf grundverschiedenen, machthungrigen Göttern, die selbst untereinander befristete Allianzen bilden. Die Gespräche der fünf Streithähne reichen vom philosophischen Disput, zickigen Streitereien bis hin zu offenen Kriegserklärungen. Je nachdem, wessen Missionen Ihr erfüllt, gewinnt Ihr unterschiedliche Einheiten und Zauber, treue Verbündete oder erbitterte Feinde. Zu Beginn sind Euch noch alle Götter wohlgesonnen, und selbst wenn z.B. Feuergott Pyro von Euch in den ersten Missionen ignoriert wird, bleibt er relativ ruhig. Doch irgendwann ist es mit seiner Geduld am Ende, und er stellt Euch ein Ultimatum: "Hilf mir jetzt, elender Zauberer, oder der Zorn Pyros wird Dich auf ewig verfolgen!"

Spielbarkeit/Gameplay

Ein dickes Lob gebührt den Entwicklern schon für das hervorragende Tutorial. Die drei Übungslevel sind enorm wichtig, um sich mit der zweigeteilten Benutzeroberfläche und den vielen taktischen Möglichkeiten vertraut machen; das Interface ist allerdings sehr übersichtlich und einfach zu bedienen.

Ihr übernehmt die Rolle eines Zauberers, dem Ihr aus der Perspektive eines Beobachters über die Schulter schaut. Dabei kann man die Kamera zwar frei schwenken und auch zoomen, aber sie bleibt immer auf Euren Zauberer fixiert. Die totale Freiheit gibt es also -leider- nicht, und dies wird auch der einzige Kritikpunkt für Sacrifice bleiben. Denn im Kampf erweist sich diese starre Perspektive manchmal als unübersichtlich: Wenn man im Eifer des Gefechts weder den gegnerischen Zauberer noch dessen stärkste Einheiten genau fixieren kann -um sie mit Zaubersprüchen zu bekämpfen- kommt schon mal Frust auf. Es mag ja realistisch sein, aber eine automatische Gegnerfixierung bzw. eine freie Kamera-Einstellung hätte für mehr Spielspaß gesorgt. Trotzdem kann man diesem Problem mit der richtigen Formation wenigstens teilweise begegnen.

Sacrifice hat zwar auch ein Ressourcen-Management, aber statt der klassischen Rohstoffe geht es hier um Mana (Voraussetzung für die Zauberei) und Seelen (Voraussetzung für Einheiten). Feinde bzw. neutrale Wesen zu töten, bringt weitere Seelen. Da jede dieser ätherischen Substanzen eine potenzielle Einheit ist, sollte man möglichst viele der eigenen Gefallenen (blaue Seelen) einfangen und die des Gegners (rote Seelen) bekehren.

Der eigene Altar ist das Herzstück des Spiels: Zum einen regeneriert Euer Zauberer hier am schnellsten, zum anderen bringen Eure Seelendoktoren die feindlichen Einheiten hierher, um sie Eurem Gott zu opfern und Euch somit wieder neue Einheiten zu verschaffen. Wenn der Altar vom gegnerischen Zauberer und dessen Einheiten zerstört wird, bedeutet das Euren sicheren Tod. Wenn Ihr allerdings im Kampf sterbt, und Euer Altar intakt ist, könnt Ihr dort wiederbelebt werden und den Kampf erneut aufnehmen.

Manaquellen finden sich verstreut auf der Karte in Form von Geysiren. Findet man solche, kann man deren magische Energie mit einem übergestülpten Bauwerk, Manalith genannt, für sich sichern. Da sie -neben dem Altar- zu den strategisch wichtigsten Punkten im Spiel gehören, gibt es die Möglichkeit, sie mit einem Wächter schützen.

Sacrifice richtet sich an Hardcore-Taktiker: Innerhalb der Missionen gilt es, klugen Kopf zu bewahren und mit Führungsqualitäten aus der Ferne zu glänzen. Dazu gehört nicht nur das Ausspähen des Geländes, sondern auch ein ausgewogenes Einheiten-Mangement. Immerhin gibt es etwa 50 Nah- und Fernkampfeinheiten sowie fliegende Einheiten. Wie immer gibt es für jede Gefahr das passende Gegenmittel: Nahkampf-Giganten sehen selbst gegen schwachbrüstiges Federvieh mit Abwurfgeschossen alt aus, und selbst die zielsichersten Bogenschützen werden von einer wilden Trollhorde aufgerieben. Die eigene Truppe sollte also möglichst vielseitig sein.

Euer Zauberer selbst wird mit der Zeit so mächtig, dass er das Land mit Erdbeben, Wirbelstürmen und Vulkanausbrüchen deformieren kann. Ihr könnt also selber mit einem der 50 Zaubersprüche so manche knappe Schlacht entscheiden, doch das ist nicht nur wegen der schon erwähnten Unübersichtlichkeit gefährlich: Wenn Ihr die Aufmerksamkeit der gegnerischen Einheiten auf Euch lenkt, werden diese alles daran setzen, Euren Zauberer zu vernichten. Wer den Nervenkitzel liebt, sollte sich per Feuerball mal die Zuneigung einer Gruppe Sturmriesen sichern: Die Giganten werden Euch gnadenlos jagen und anschließend ein Tänzchen aufführen - auf Eurem Zauberer.

Grafik

Sacrifice ist ein einziger bunter Augenschmaus: Die je nach Gottheit unterschiedlich designten Landschaften überzeugen mit weichen Übergängen, detaillierten Texturen und vielen Details. Das Land der Persephone gleicht z.B. einer grünen Oase mit sanften Hügeln, kleinen Wäldchen und Bächen. Im Reich des Feuergottes Pyro herrscht dagegen eine karge aber dennoch ansehnliche Wüstenlandschaft, die von aufgeplatzten Sandböden, schroffen Vulkanen und steilen Klippen geprägt ist. Der Charakter des Gottes bestimmt in Sacrifice den gesamten Lebensraum seines Reiches, von Einheiten und Zaubern bis hin zur Landschaft.

Die skurrilen und witzigen Einheiten zeugen von der Kreativität der Grafiker: Manche Monster wirken mit ihren riesigen Mäulern und deformierten Körpern wie wilde Mutationen bekannter Kreaturen. Diese Troggs, Brainiacs, Pryrotors etc. bringen nicht nur frischen Wind in die eher konservative Welt der Fantasy-Kreaturen, sie überzeugen auch technisch durch realistische Bewegungsabläufe und passende Sounds: Riesige, vierfüßige Nahkampf-Monster lassen den Boden erzittern und Flugdrachen erheben sich fast majestätisch in die Lüfte - wenn da nicht der Rüssel wäre.

Die Grafik-Engine zaubert zudem fantastische Lichteffekte auf den Bildschirm: Freut Euch auf stimmungsvolle Schatten, leuchtendes Altarfeuer und eindrucksvoll illuminierte Zaubersprüche. Noch beeindruckender ist dabei die enorme Sichtweite, die selbst das Wabern weit entfernter Manaquellen erkennen lässt. Zwar kommt man erst bei entsprechender Rechenpower in den vollen Genuss aller Details, aber durch die Integration der RT-DAT-Technologie ist es den Entwicklern von Shiny gelungen, schon auf einem PII-300 Mhz für einen flüssigen Spielablauf zu sorgen: Wenn die Zahl der Kreaturen die Performance schwächt, wird sofort die Polygonanzahl der Monster reduziert.

Sound

Die Hintergrundmusik ist den Göttern mehr als würdig und nervt selbst nach mehreren Stunden Spielzeit nicht. Sie begleitet Euch unaufdringlich mit ihren gelungenen Übergängen zwischen episch-friedlichen und chaotisch-gefährlichen Passagen. Auch die Sounds überzeugen im Zusammenwirken mit der Grafik: Wenn sich der weite Himmel dunkel färbt, setzt zunächst ein leises Grollen ein, das vom leichten Plätschern der ersten Regentropfen begleitet wird, bevor der Donner dann endgültig aus den Wolken bricht.

Während die menschlichen Ranger Eure Befehle mit dem heroischen "Stärke und Ehre" befolgen, zischeln Wirbelzecken und Inferno-Käfer, und von den riesigen Bombards bekommt Ihr nur ein unwilliges Schnaufen. Dafür haben die Entwickler bei den Göttern tief in die Sound-Trickkiste gegriffen: Die Stimmen passen einfach wie die Faust auf`s Auge - auch wenn nicht immer alles ganz lippensynchron dargestellt ist.

Multiplayer

Hier gibt es vier Spielmodi, die über Internet oder LAN für Spannung sorgen. Jeder entscheidet sich für einen Gott und versucht, die gegnerischen Altäre zu entweihen; bis zu 16 Spieler können teilnehmen. Da die stimmungsvolle Story hier nicht greift, bleibt es bei taktischen Kämpfen auf hohem Grafik-Niveau.

Fazit

An alle Hobbygeneräle, 3D-Grafikfetischisten und Liebhaber packender Erzählkunst: Kniet nieder und beugt Euer anspruchsvolles Haupt; opfert Eure Spielerseelen der berauschendsten und innovativsten Echtzeit-Taktik seit Populous: Sacrifice ist göttlich! Die hervorragende Grafik und der tolle Sound setzen die vielseitige Echtzeit-Taktik stimmungsvoll in Szene. Einziger Kritikpunkt bleibt die -teilweise- Unübersichtlichkeit mancher Kämpfe. Trotzdem: Kein anderes Spiel bietet diese taktische Vielfalt, kein anderes erzeugt eine dermaßen spannende und dichte Atmopshäre, und vor allem: es gibt derzeit kein Echtzeit-Strategie-Spiel, das die einzelnen Aufträge der Kampagne mit einer derart komplexen und faszinierenden Story verknüpft.

Wertung

PC

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