Ghost Recon: Future Soldier26.06.2012, Michael Krosta
Ghost Recon: Future Soldier

Im Test:

Gut einen Monat nach ihrem Konsolen-Einsatz machen die Ghosts auch den PC unsicher. In der Vergangenheit passte Ubisoft die Inhalte noch für die Fans der klassischen Teile an: Ghost Recon: Advanced Warfighter 2 bekam auf dem PC ein komplett neues Leveldesign und eine deutlich taktischere Ausrichtung, während auf PS3 und Xbox 360 schon der stärkere Fokus auf Action erkennbar war, der bei Future Soldier jetzt endgültig die Oberhand gegenüber der Taktik gewinnt.

Mehr Action statt Taktik

Die PC-Version profitiert von den Vorteilen, die DirectX 11 bietet.
Die PC-Version profitiert von den Vorteilen, die DirectX 11 bietet.
Und das gilt auch für die PC-Version, denn dieses Mal gibt es keine taktische Extrawurst mehr! Inhaltlich entspricht sie 1:1 der Konsolenvorlage, doch technisch hat sie das Team aus Kiev ordentlich aufgemöbelt: Dank DirectX 11-Unterstützung mit knackig scharfen Texturen, starken Licht- und Partikeleffekten, der weichen Schattendarstellung sowie einer höheren Bildrate verblassen PS3 und 360 im direkten Vergleich. Okay, das Niveau von Battlefield 3 wird zwar nicht erreicht, aber trotzdem sieht Future Soldier am PC klasse aus - entsprechende Komponenten vorausgesetzt. Wie bei den Konsolen wird auch hier stereoskopisches 3D unterstützt – zumindest theoretisch. Es gibt in den Grafikeinstellungen zwar einen entsprechenden Punkt, doch wird dieser eingegraut und lässt sich auch mit einer angeschlossenen nVidia 3D Vision-Brille nicht aktivieren. Unsere Nachfrage bei Ubisoft hat bestätigt, dass die Technik nicht unterstützt wird. In der Pressemitteilung heißt es allerdings, dass man in Verbindung mit einer Software von TriDef in Verbindung mit einem entsprechenden Monitor und Brille wohl in den Genuss von 3D kommt – ausprobieren konnten wir das allerdings nicht. Doch selbst wenn es funktioniert ist es seltsam, dass Ubisoft zusätzlich nicht auch Nvidias populären 3D-Standard unterstützt.

Die volle Kontrolle

Im Gegensatz zu den Konsolen geht es auf dem PC nur online auf die Schlachtfelder - eine LAN-Option oder Splitscreen gibt es nicht mehr.
Im Gegensatz zu den Konsolen geht es auf dem PC nur online auf die Schlachtfelder - eine LAN-Option oder Splitscreen gibt es nicht mehr.
PC-Schützen haben außerdem den Vorteil, als Alternative zum 360-Controller mit Maus und Tastatur in den Kampf zu ziehen. Dabei kann die Steuerung frei belegt werden und die Zielhilfe greift hier erst dann richtig unter die Arme, wenn sie in den Optionen aktiviert wird. Etwas unglücklich ist allerdings, dass man die Einstellungen nicht direkt aus dem Spiel heraus über das Pausemenü vornehmen kann. Stattdessen muss man für gewünschte Veränderungen die laufende Mission immer wieder abbrechen und den Umweg über den Titelbildschirm gehen. Das Gleiche gilt für das Herumspielen mit den Grafikeinstellungen, was unnötig umständlich ist.

Eine permanante Online-Verbindung ist beim Spielen der Kampagne nicht nötig, allerdings muss der Titel über das Internet aktiviert werden und wird anschließend automatisch an das genannte UPlay-Konto gebunden. Eine klassische LAN-Funktion wie bei den Konsolen gibt es nicht - auf dem PC geht es kooperativ und in den Versus-Matches ausschließlich online zur Sache. Auch das Spielen am geteilten Bildschirm, das auf PS3 und 360 immerhin für den Guerilla-Modus angeboten wurde, ist hier nicht mehr möglich. 

Mehr Informationen rund um die Kampagne und Mehrspielermodi liefert unser ausführlicher Test der inhaltsgleichen Konsolenversionen, den es hier gibt.

Fazit

Was waren das für Zeiten, als Ubisoft mit Ghost Recon: Advanced Warfighter ein Ausrufezeichen auf der damals brandneuen Xbox 360 setzen konnte. Auch der letzte Auftritt der Truppe vor fünf Jahren bot eine gelungene Mischung aus Taktik und Action - am PC ging es mit einer ganz eigenen Version sogar fast so anspruchsvoll zur Sache wie in den ganz frühen Teilen. Future Soldier wurde dagegen auf eine neue Spielergeneration abgestimmt: Der schon damals gestutzte Taktik-Anteil wurde jetzt endgültig auf ein Minimum reduziert und durch Automatismen ersetzt. Stattdessen stehen Action in Kombination mit Schleichelementen im Fokus - nicht schlecht, aber auch nicht das, was die Serie ausmacht. Ich könnte mich sogar halbwegs mit der neuen Ausrichtungen anfreunden, denn was Tempowechsel, Schauplätze, Missionsdesign und stellenweise auch die Inszenierung angeht, weiß der Titel durchaus zu gefallen. Aber hätte es nicht etwas anspruchsvoller sein können? Spätestens mit Equipment wie Dronen oder Kampfmech wird das Quartett schnell übermächtig - auch weil die KI-Begleiter fast schon zu zielsicher auftreten und mir dadurch zu viel Arbeit abnehmen. Immerhin lässt sich auf dem PC die Zielhilfe jetzt komplett deaktivieren, was den Anspruch zumindest etwas anhebt. Trotzdem spüre ich zu selten die Bedrohung, das Kribbeln, die Spannung. Würde ich mich nur auf das Solospiel beschränken, wäre die Wertung eher Anfang 70 angesiedelt. Erst wenn man sich kooperativ durch die Kampagne schlägt, gewinnt sie an Reiz und macht dank des Absprechens und Taktierens im Team deutlich mehr Spaß. Überhaupt gewinnt Future Soldier vor allem durch die Mehrspielerkomponente an Faszination, denn neben den Koop-Einsätzen überzeugen auch abwechslungsreiche Versus-Modi und der saubere Netzcode. Allerdings hätte ich mir mehr individuelle Möglichkeiten zur Anpassung gewünscht - sei es bei den Figuren oder Spielsessions. Die findet man lediglich im Baukasten Gunsmith, der vor allem Waffennarren begeistern dürfte - ob mit oder ohne Kinect. Insgesamt ist Future Soldier ein gelungener Action-Titel, der vor allem im Multiplayer überzeugt, im Solo-Einsatz jedoch einen gewissen Anspruch vermissen lässt. Wer sich hier die Rückkehr zur Taktik oder zumindest eine Fortsetzung des Tugenden eines Advanced Warfighter oder früherer Teile erhofft hat, wird auch am PC trotz der aufgebohrten Technik zwangsläufig enttäuscht!

Pro

abwechslungsreiche Schauplätze
Koop-Kampagne
detaillierte DX11-Kulissen
gute Sprecher
meist gelungene Inszenierung
gelungenes Missionsdesign mit guten Tempowechseln und Zeitdruck
druckvolle Soundeffekte
massig Optionen beim Waffenbaukasten (Gunsmith)
motivierende und unterhaltsame Mehrspieler-Modi

Kontra

Taktik spielt kaum noch eine Rolle
(zu) starke KI-Begleiter und Dronen
zu mächtige Tarnung
schwache Railsequenzen
keine LAN
und Splitscreen-Option
(noch) keine Unterstützung für 3D Vision
enttäuschende Gegner-KI
umständliche Menüstruktur

Wertung

PC

Stark verbesserte Technik gegenüber den Konsolen, dafür leichte Einschnitte im Mehrspielerbereich.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.