Tales of Monkey Island03.12.2010, Bodo Naser
Tales of Monkey Island

Im Test:

Bislang gab es Tales of Monkey Island (ab 31,99€ bei kaufen) nur im englischen Original. Doch alle, die die gelungene Wiederbelebung der schrägen Piratengeschichte lieber auf Deutsch erleben wollen, können jetzt aufatmen: Die Adventure-Spezialisten von Daedalic haben Telltales Comicspiel übersetzt.

Sprache im Fokus

Bei einem Adventure ist der Sound wichtig, um die richtige Stimmung zu erzeugen.

Morgan kämpft wie ein Kerl, auch wenn ihre deutsche Stimme eher dünn klingt.
Im englischen Original gelingt es dank gewohnt guter Vertonung von Telltale mühelos, einen virtuell in die Karibik zu versetzten. Die heimische Lokalisierung hat es da erfahrungsgemäß nicht so einfach, denn unter südlicher Sonne wird nun mal nicht Deutsch gesprochen. Man kann natürlich versuchen, das durch norddeutschen Slang zu ersetzen, was aber Geschmackssache ist, denn Hamburger Elbstrand und die Küste von Curacao sind zwei paar akustische Stiefel. Zum Glück halten sich die Käptn Iglo-Stimmen aber zu Gunsten neutraler Sprecher in Grenzen, die teils prominent besetzt sind. So spricht der aus dem Vorgänger bekannte Norman Matt wieder den Guybrush, was er absolut professionell macht.

Andere Stimmen aus der vielgelobten Lokalisierung von Monkey Island 3 wurden leider nicht übernommen. So haben Dauer-Freundin Elaine, Skelett Muray und die üppige Voodoo Lady neue Sprecher bekommen. Besonders negativ fällt hier niemand aus dem Rahmen, auch nicht Holger Schwiers, der nunmehr Le Chuck spricht. Er hat die undankbare Aufgabe, den Bösewicht einmal fies und dann wieder lieblich darzustellen, wenn er zum freundlichen Mensch mutiert. Dafür geht seine Leistung in Ordnung, auch wenn ihn nicht wenige für eher blass halten. Schon eher dünn klingt hingegen die deutsche Stimme von Piratenjägerin Morgan, die zudem kaum zu hören ist. Bisweilen ist die Sprache einfach zu leise.

Wir lagen vor der Affeninsel...

Übersetzung ist bekanntlich etwas, wo sich die Geister scheiden. Der eine mag es lieber wörtlich der andere frei. Ob man wirklich immer alles übersetzen muss in einer Zeit, wo die meisten Leute auch englische Titel akzeptieren, steht auf einem anderen Blatt. Es ist aber erfreulich, dass sich die deutsche Version hier zurückhält und etwa die Titel der fünf getrennt spielbaren Episoden im englischen Original belässt. Es wäre auch gar nicht einfach, Launch of the Screaming Narwhal auf Teutonisch zu übersetzen. Zumal es sich bei dem Objekt gar nicht um einen Meeressäuger, sondern um ein Schiff handelt, das Guybrush in der ersten Episode wieder flott kriegen muss, die noch am ehesten ans gute alte Monkey Island erinnert.

Persönlich finde

Ähnlich verwaschen wie hier sieht Le Chuck öfters aus, woran aber mal nicht seine neue Stimme schuld ist.  
ich eine missratene Übersetzung noch nicht so schlimm, wenn man den Sinn versteht. Das ist bis auf ganz wenige Ausnahmen der Fall, da die meisten Sprüche leicht zu verstehen sind. Aber es gibt auch Ausreißer wie etwa das "Root Beer", das unglücklicherweise mit "Wurzelbier" übersetzt wurde. Ich hab auch schon Filme gesehen, wo man dieses süße Gesöff im Original belassen hat. Zudem entsteht das Problem, da man ja stattdessen den "Root Grog" benutzen soll. Ob das im Deutschen dann unbedingt so rüberkommt, wenn es "Wurzelgrog" heißt? Rätseltechnisch ist das zumindest kein Problem, denn es gibt in der Szene so wenige Möglichkeiten, dass man schnell alles ausprobiert hat.

Zu viel Grog?

Ansonsten gibt es keinerlei Unterschiede zum Original mit seinem schrägen Humor, dem Piratengedöns und nicht immer ungedingt schweren Rätseln. Auch die bunte Comic-Grafik ist natürlich dieselbe. Allerdings gibt es ein Problem, das im Original gar nicht auftrat, denn die Bilder sind oft verschwommen. Man denkt zunächst, dass das an der eigenen Grafikkarte liegt, aber in Wahrheit handelt es sich um sporadische Programmfehler. Besitzer einer nVidia-Karte sollten die Bildschärfe von neun auf acht herabsetzten, was den Durchblick bei Zwischensequenzen erhöht. Es sei denn man steht auf den verschwommenen Look, der an die Sicht eines Piraten nach zu viel Rum erinnert.

         

Fazit

Die deutsche Lokalisierung ist Daedalic durchaus gelungen, auch wenn sie nicht derart herausragend ist wie etwa die erste Staffel von Sam & Max. Aber dafür ist auch die Vorlage nicht flippig genug, da Monkey Island seit jeher ruhigere Töne anschlägt als das tierische Ermittlerduo. Die Sprache wurde sehr professionell aufgenommen, auch wenn manches etwas zu leise ist. Norman Matt macht einen guten Job als Guybrush, da er ein erfahrener Sprecher ist, was er auch schon in anderen Spielen demonstrierte. Leider wurden nicht alle Sprecher aus dem dritten Teil übernommen, Le Chuck sowie die Voodoo Lady haben aber zumindest mit ihren Vorgängern vergleichbare Stimmen. Bezüglich der Bewertung der einzelnen Episoden verweisen wir auf die Tests des englischen Originals. Unterm Strich ist die Wiederbelebung von Monkey Island gelungen, auch wenn man übers Episodenformat streiten kann, da die Teile sehr unterschiedlich ausfallen. Eine Episode hat gescheite Rätsel, die andere wiederum nicht. Auch Besonderheiten wie der Prozess gegen Guybrush könnten ruhig öfter vorkommen, da sie das kreative Salz in der Fischsuppe sind.

Pro

fünf Episoden auf einer DVD
gewohnt schräger Humor
professionelle Sprache

Kontra

nicht alle Sprecher von früher
bisweilen zu leise

Wertung

PC

Auch auf Deutsch machen die neuen bunten Abenteuer von Guybrush und Co. durchaus Spaß.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.