Road to India06.08.2001, Bodo Naser
Road to India

Im Test:

Indien sei ein geheimnisvolles, farbenprächtiges und seinen Traditionen verhaftetes Land, welches für westliche Geister exotische und unvergessliche Abenteuer verheiße. So blumig steht es - frei übersetzt - zumindest auf der englischsprachigen Verpackung des Adventures Road to India (ab 18,00€ bei kaufen). Natürlich weiß jeder, dass man nicht allzu viel auf solche Werbetexte geben sollte. Dennoch bleibt zu überprüfen, ob das Game die vollmundigen Versprechungen auch nur annähernd erfüllen kann. Ob es dem kanadischen Entwickler-Team von Microids gelingt, die Stimmung Indiens einzufangen und ob die Knobeleien Spaß bereiten, das erfahrt Ihr in unserem großen Test.

Indien sei ein geheimnisvolles, farbenprächtiges und seinen Traditionen verhaftetes Land, welches für westliche Geister exotische und unvergessliche Abenteuer verheiße. So blumig steht es - frei übersetzt - zumindest auf der englischsprachigen Verpackung des Adventures Road to India. Natürlich weiß jeder, dass man nicht allzu viel auf solche Werbetexte geben sollte. Dennoch bleibt zu überprüfen, ob das Game die vollmundigen Versprechungen auch nur annähernd erfüllen kann. Ob es dem kanadischen Entwickler-Team von Microids gelingt, die Stimmung Indiens einzufangen und ob die Knobeleien Spaß bereiten, das erfahrt Ihr in unserem großen Test.

Story

Auf dem Flug ins indische Neu Delhi träumt Euer Held Fred einen fürchterlichen Alptraum: Seine Verlobte Anusha, eine junge Inderin, wird direkt vor seinen Augen von Unholden entführt. Glücklicherweise nur ein Traum! Aber leider wird der Traum bei Freds Ankunft traurige Realität: Anusha wird von Anhängern des Kults um die vielarmige und grausame Chaosgöttin Kali - den Thugs - gekidnappt. Trotz des auffälligen, schwarzen Sportwagens, scheint niemand die Entführung beobachtet zu haben. Nun ist es also an Euch, Anusha wiederzufinden und aus dem Würgegriff der religiösen Fanatiker um ihren brutalen Anführer Darmesh zu befreien...

Gameplay

Ein simpleres Gameplay als das von Road to India kann es bei einem Adventure-Spiel eigentlich nicht geben: Es gilt, in Ich-Perspektive durch die zumeist wenigen Räume zu laufen, einige Gegenstände einzusammeln und mit deren Hilfe Rätsel zu lösen. So müsst Ihr beispielsweise versuchen, aus dem weltbekannten Taj Mahal zu entfliehen, in welchem Euer Held Fred von den bösen Thugs gefangen gehalten wird. Da Ihr aber über keinen Schlüssel zur Zellentür verfügt, müsst Ihr Euch diesen beim Wächter vor der Tür besorgen. Ob Euch dabei ein Affe behilflich sein kann...?

Das Ganze erinnert entfernt an vergleichbare Spiele wie Myst, Riven oder Schizm. Allerdings wendet sich Road to India vom Schwierigkeitsgrad her eher an die Anfänger unter Euch. Denn wer schon seit eh und je Adventures zockt, der wird von den Knobeleien von Road to India herb enttäuscht sein, da diese für "alte Hasen" schlicht zu einfach sind.

Meist gibt es nur wenige Gegenstände zu finden, die manchmal auch miteinander kombiniert werden müssen, um so neue Gegenstände entstehen zu lassen. Wo an welchem Ort Ihr die Gegenstände einsetzen könnt oder welcher Person Ihr ein Ding geben könnt, das wird Euch immer deutlich durch den sich verändernden Cursor angezeigt. Auf diese Weise wird verhindert, dass Ihr wie teils bei anderen Adventures mühsam die Bilder Pixel für Pixel durchklicken müsst, um den richtigen Punkt zum Klicken zu finden. Andererseits trägt dieser Hinweis auch nicht gerade dazu bei, das Spiel schwerer zu machen.

Auch die Dialoge sind eher unambitioniert und teils willkürlich im Spiel verteilt. Ob Ihr nun im Dialog-Auswahlmenü diese oder jene Frage stellt, hat leider keine Auswirkungen auf den Spielverlauf. Da ist es schon eher hilfreich, einfach alle Fragen der Reihe nach abzuarbeiten, um so an die nötigen Informationen zu gelangen.

Wichtige Hinweise landen sowieso automatisch in Eurem elektronischen Tagebuch, das Euch stets zum Nachschlagen zur Verfügung steht. Wie das gesamte Spiel und die Anleitung ist auch dieses Tagebuch komplett in Englisch gehalten - solide Grundkenntnisse der Sprache reichen allerdings aus!

Grafik

Die Render-Grafik von Road to India ist nicht mehr ganz zeitgemäß und wirkt daher teils antiquiert. Die Hintergründe, wie z.B. die Altstadt von Delhi, sind unscharf, oft wenig detailreich und können so nur teilweise überzeugen. Zudem sind sie von der Auflösung her einfach zu niedrig. Mit der farbenprächtigen Grafik anderer vergleichbarer Adventures hat das nicht viel gemein - dass Indien belebt, quirlig und farbenfroh ist, muss man sich hier wohl hinzu denken. In den Traumsequenzen ver(un)ziert zusätzlich ein hässlicher, weißlicher Schleier-Rahmen die Umgebung, um Euch unnützerweise anzuzeigen, dass Ihr - wer hätte es gedacht - gerade träumt.

Die wenigen animierten Personen sind zum Teil lieblos gestaltet und wirken oftmals eher wie hölzerne Marionetten, denn wie echte Menschen. Einzig gänzlich gelungen sind die Videos der Zwischensequenzen, die Action, Detailreichtum und Stimmung miteinander verbinden. Freilich ist es schon richtig, dass die Grafik eines Adventures eher sekundär ist, da es ja schließlich mehr um die Rätsel geht. Dennoch ist es andererseits auch nicht verboten, Adventures mit ansprechender Grafik auszustatten, wie z.B. Spiele aus der Myst- oder Monkey-Island-Reihe eindrucksvoll zeigen.

Sound

Zum einen erfreut Road to India soundmäßig mit Musik im indischen Stil, die in ihrer Monotonie jedoch sicher nicht jedermanns Sache ist. Zum anderen gibt es nur wenige Geräusche, beispielsweise wenn Ihr eine Tür öffnet oder einem Wächter eins überzieht. Hier hätte man sich mehr gewünscht. Eine (Spiele-)Welt besteht eben nicht nur aus einer Handvoll Geräuschen. Die Sprache der Personen in den Dialogen ist aber gelungen - diese sprechen sogar Englisch mit indischem Akzent.

Atmosphäre

Dass Indien ein sehr bevölkerungsreiches Land ist, ist sicher kein Geheimnis. Ebenso ist es in unserer Vorstellung angefüllt mit ausgedehnten, atemberaubenden Landschaften und mysteriösen, halb-verfallenen Gebäuden aus längst vergangen Epochen. Nur in den stimmungsvollen Zwischensequenzen werden solche Sehnsüchte im Game richtig bedient. Das Spiel selbst wirkt sogar teilweise unbevölkert, steril und gar nicht so bunt wie ein ganzer Subkontinent! Die geschäftige Atmosphäre der überfüllten, brummenden Metropolen Indiens wird bei Road to India jedenfalls im PC nicht wirklich lebendig. Auch in punkto Tiefgang und Spieltiefe bleibt das Spiel eher ein Schlauchboot, sprich es kratzt gerade mal an der Oberfläche der Welt der Inder. Allenfalls gängige Klischees wie der klauende Inderjunge oder die heilige Kuh, die faul auf der Hauptstraße liegt, werden bedient.

Pro:

  • leichter Einstieg
  • für Anfänger geeignet
  • einfache Bedienbarkeit
  • Sprache und Musik im indischen Stil
  • schöne Zwischensequenzen
  • Contra:

  • vielfach zu einfache Rätsel
  • teils antiquierte Grafik
  • niedriger Auflösung
  • wenig Spieltiefe
  • lieblos animierte Charaktere
  • wenig Atmosphäre
  • wenige Interaktionsmöglichkeiten
  • zu lineare Handlung
  • schnell durchgespielt
  • Vergleichbar mit:

    Myst, Riven, Schizm, Amerzone

    Fazit

    Fühlt man dem Adventure Road to India eingehender auf den Zahn, so bleibt leider nicht allzu viel, was einen Kauf rechtfertigen würde. Lediglich die leichte Bedienung und die schönen Zwischensequenzen, sowie vielleicht gerade noch der teils stimmige Sound sprechen dafür. Allenfalls Einsteiger in die Welt der Adventures können hier zugreifen, wenn ihnen vergleichbare Games noch zu schwer erscheinen. Gegen das durchschnittliche Road to India spricht aber auf jeden Fall eines: Das Spiel verheißt uns, die unvergessliche Stimmung Indiens in unsere tristen Hütten am nördlichen Rand der Welt zu tragen. Genau das kann es aber nicht einhalten, zu eindimensional, öde und leer wirkt Indien oft innerhalb des Spiels. So bleibt die Faszination des Orients fern und wir Nordlichter müssen wohl doch eines Tages selbst dort hinfahren.

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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