Men of War: Red Tide27.05.2011, Bodo Naser
Men of War: Red Tide

Im Test:

Bei Men of War: Red Tide (ab 0,95€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) geht es einmal mehr an die Ostfront, wo sich ein sowjetisches Marinekorps durch die deutschen Reihen schießt. Einmal mehr kämpft man im Zweiten Weltkrieg, auch wenn die Schwarzmeerküste bislang noch selten als Schauplatz diente. Lohnt sich der Kampf rund um die Krim?

Helden der Sowjetunion

Die Vedienste des Marikekorps sind unbestritten. Propaganda gibt's gratis hinzu.
Die Verdienste des Marinekorps sind unbestritten. Propaganda von gestern gibt's gratis hinzu.

Als im Juni 1941 die Wehrmacht die Sowjetunion überfiel, waren daran nicht nur deutsche Truppen beteiligt. Im Süden der Ostfront kämpften etwa Rumänen, die trotz schlechter Ausrüstung rasch Bessarabien eroberten. Auf ihrem weiteren Vormarsch erreichte die rumänische Armee Odessa, mit dessen Einnahme sie Anfang August begann. Der Schwarzmeerhafen wurde von der Roten Armee energisch verteidigt, um so den Vormarsch der Achsenmächte zumindest für einige Zeit aufzuhalten. Gerade einmal 35.000 Mann hatten sich tief eingegraben und konnten sich bis in den Herbst halten. Trotz späterer Verstärkungen waren sie den Rumänen weit unterlegen, die zehnmal so viel Soldaten hatten. Als die Deutschen schließlich die Krim einnahmen und der Nachschub ausblieb, mussten sie sich über See zurückziehen.

In dieser Schlacht kämpfte auch Marine-Infanterie, die erst später hinzustieß. Ihre im Westen fast unbekannten Einsätze, die sich an der ganzen Küste von Sewastopol bis Constanta ereigneten, kann man in Men of War: Red Tide nachspielen, auch wenn das Militärspiel über diesen Feldzug hinaus wenig bietet. Durch ihren Kampf ermöglichten die für ihre schwarzen Mäntel bekannte Soldaten, dass viele Zivilsten im letzten Moment aus Odessa gerettet wurden, indem sie von der Flotte im Oktober 1941 evakuiert wurden. Das allein ist schon heldenhaft genug, da braucht man auch die Sowjetpropaganda nicht, die gelegentlich in den übersetzten Texten aufblitzt. Dort ist leider auch mancher rassistische Satz über die Rumänen zu hören, der in einem Spiel nix zu suchen hat, auch wenn der Hass auf die Besatzer damals groß war.

Massaker am Schwarzmeerstrand

Gestorben wird in Red Tide besonders oft, weshalb einem die Männer nicht ans Herz wachsen.
Gestorben wird in Red Tide besonders oft, weshalb einem die Männer nicht ans Herz wachsen.

Das Echtzeit-Taktikspiel bietet die für die Men of War-Reihe üblichen beinharten Kämpfe, die eigentlich nur für Strategie-Veteranen annehmbar sind. Anfänger dürften ob des unfairen Schwierigkeitsgrades rasch die Flinte ins Korn werfen, auch weil die eigenen Kämpfer eigentlich schon auf Stufe leicht ständig massakriert werden. Nur mit Gewehr und Handgranate bewaffnet muss man sie ins feindliche Feuer schicken. Von echten Kommandounternehmen sind die Missionen weit entfernt, da sie eher einer Massenschlacht im Ersten Weltkrieg gleichen. Daher ist es auch wenig nachvollziehbar, dass man nicht nach Gutdünken speichern darf, um seinen Fortschritt zu zementieren, und so aufs automatische Speichern angewiesen ist, das nur zwischen den Missionen passiert.

Vielleicht soll so das Spiel in die Länge gezogen werden, da es mit seinen sechs Schlachten nicht gerade umfangreich ist. Diese sind allerdings in einzelne Aufträge unterteilt, bei denen man etwa eine rumänische Artilleriestellung ausheben muss. Bisweilen ist aber gar nicht so klar, was man tun soll, da man wichtige Dinge trotz Minikarte nur schlecht findet. Wie etwa die Panzerbüchsen in der ersten Mission, mit der man die leichten Tanks der Rumänen bekämpfen soll. Wer nicht direkt daneben steht, wird die Kisten gar nicht entdecken, da in den Schützengräben so einiges rumsteht. Eine Markierung hat man sich gespart, wie auch so manches andere: Der fehlende Multiplayer ist da etwa zu nennen. Oder auch, dass man Deutsche, Rumänen und Italiener zwar bekämpft, aber nicht spielen darf. 

Kopf runter!

Deckung ist das halbe Leben und bei Men of War sogar noch mehr.
Deckung ist das halbe Leben und bei Men of War sogar noch ein wenig mehr.

Im Gefecht hat sich wenig geändert, da man immer noch von Deckung zu Deckung hechtet. Das ist aber ein großer Pluspunkt des russischen Strategiespiels, dass immer alle möglichen Plätze angezeigt werden, wo man sich vor dem Dauerfeuer der übermächtigen Gegner verstecken kann. Da gibt es Hecken oder Bäume, die weniger geeignet sind, da man der Feind durchschießen kann. Sandsackbarrieren bringen da schon mehr. Sogar ein zerschossener Tank kann als Deckung dienen. Mit Hilfe der Pausenfunktion kann man sich dann ganz in Ruhe den Platz aussuchen, der am geeignetesten ist und dann seinen Trupp dort in Deckung gehen lassen. Zusätzlich sollte man die Männer noch hinknien oder gar liegen lassen, damit ihnen nicht die Birne weggeschossen wird. Automatisch machen sie das nicht, obwohl sie von selbst feuern.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist das Erobern von Feindfahrzeugen und Waffen. Man kann in Kisten schauen oder Gefallene ausplündern, um neue Waffen und Munition zu erhalten. Wenn also die Handgranaten ausgehen, einfach mal in die nächste Box schauen oder die Taschen durchsuchen. Das kann auch mal taktischen Wert haben, wenn man Panzerabwehrwaffen findet, die man laut Beschreibung einsetzen muss. Oder aber man erobert ein schweres MG in einer Stellung, das man dreht und mit dem man dann auf die Feinde ballert. Am meisten Spaß macht es, Kanonen zu erobern, die dann fortan für die eigenen Truppen feuern. Allerdings braucht das mehrere Leute – und da sie knapp sind, sollte man sich überlegen, was man besetzt.

Truppe in Aktion

Men of War Red Tide möchte auch ein Actionspiel sein, wie auf der Verpackung steht. Leider ist es davon meilenweit entfernt, auch weil so etwas wie ein Mittendrin-Gefühl trotz explosiver Effekte nur selten aufkommt. In der Regel schwebt man über den Dingen und lässt dem Schlachtgeschehen seinen Lauf, was auch durchaus so gedacht ist, da es sich in erster Linie um ein Strategiespiel handelt. Wer auf Direktsteuerung geht, kann zwar einzelnen Soldaten sagen, was sie tun sollen, aber ein Actiongefühl kommt dabei nicht auf. Das Spiel, das man meist  in der Draufsicht spielt, bietet schon gar keine Szenen in der Egoperspektive, bei denen man wie bei Battlefield 1942 selbst ballern darf.

Fazit

Außer dem neuen Kriegsschauplatz „Schwarzmeerküste“, einer schmissigen Truppe und ein paar frischen Missionen bietet Men of War: Red Tide recht wenig. Die verlustreichen Gefechte erinnern sofort an den Vorgänger, bei dem man auch stets auf die richtige Deckung achten musste. Taktik ist dabei eher zweitrangig, da man im Gewusel der Schlacht ohnehin nur planen kann, wenn man die Pausentaste ausgiebig strapaziert. Einerseits stößt so manches russische Propagandagefasel in den Texten mit für die damalige Zeit wohl authentischen, aber rassistischen Untertönen auf, andererseits mangelt es leider oft an gescheiten Beschreibungen der Einsätze selbst. So rennt man öfter ins Sperrfeuer der Achsenmächte, ohne zu wissen warum. Das mag vielleicht realistisch sein, aber für ein Spiel ist es eher tödlich. Keiner der Einsätze ist auf Anhieb zu schaffen, was auch deshalb nervt, weil man nicht selbst speichern darf. Darüber hinaus ist das Echtzeit-Strategiespiel aber was für Leute, die gerne vom cleveren Raub beim Feind leben: Ohne mal ein MG zu bemannen oder eine Handgranate zu klauen, kommt man nicht ans Ziel. Negativ fällt der geringe Umfang an Szenarien auf, es gibt auch keinen Multiplayer und man kann weder die Deutschen noch die Rumänen spielen.

Pro

frisches Schwarzmeer-Szenario
harte Kämpfe
Deckung ist wichtig
Waffen erobern
Pausenfunktion bringt Ruhe

Kontra

oft unklar, was zu tun ist
nicht überall speichern
geringer Umfang
kein Multiplayer
Achsenmächte nicht selbst spielen

Wertung

PC

Recht überflüssige Schwarzmeer-Erweiterung des Grundspiels, die verdammt wenig bietet.

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