Gear Grinder29.09.2009, Jan Wöbbeking
Gear Grinder

Im Test:

Entwickler TARGEM macht kurzen Prozess mit dem Pazifismus im Rennsport. Flavio Briatore hätte jedenfalls seine helle Freude an Gear Grinder: Im rabiaten Truck-Rennspiel der Russen werden im Sekundentakt Fahrzeuge zerschrottet - fast wie in den Amiga-Klassikern Super Cars 2 und Roadkill oder im aktuelleren Full Auto 2: Battlelines . Hier wird nicht an Übersetzung und Radsturz herumgeschraubt, sondern an ausfahrbaren Kreissägen und Raketenwerfern. Feuer frei für den Straßenkrieg!

Viel Glück und viel Sägen...

Das Spiel stellt mich ständig vor die Wahl: Probiere ich meine frisch freigeschalteten Kanonen und MGs an meinen Opfern auf der Piste aus oder entscheide ich mich für einen Sprint an die Spitze? Der fette Truck lässt sich nämlich wie ein Transformers-Roboter umwandeln:

Ab geht die Luzie: Ein Raketenmodell lässt sich aus der Ego-Perspektive ins Ziel steuern.
Auf Knopfdruck verschwinden die Ballermänner in der Karosserie und im Gegenzug wird auf der Ladefläche eine fette Turbine ausgefahren, mit welcher ich an meinen Kontrahenten vorbeidüse.

Der Boost und die Munition für die ausgerüstete Extrawaffe lassen sich wie in Flatout 2 durch eine rabiate Fahrweise freischalten: Einfach ein paar Brückenpfeiler und entgegen kommende Autos aus dem Weg gerammt und schon füllt sich die Wut-Anzeige meines eingeblendeten Alter Egos, der übrigens ab und zu schlecht synchronisierte Kommentare ablässt. An manchen Stellen wurde der grimmige Held erst gar nicht vertont und ich darf seine lautlosen Kieferübungen bewundern. Ich bin nach ein paar Minuten dazu übergegangen, die mehr als trashige Story samt der Sprüche einfach komplett zu ignorieren.

Flatout 2 + Waffen = Gear Grinder?

Neben dem Boost-System erinnern auch das Menü-Design sowie die hübsch beleuchteten Kulissen an Flatout 2. Dank ansehnlicher Spiegelungen und scharfer Oberflächenstrukturen wirkt das Spiel technisch beinahe so fit wie das Vorbild vor ein paar Jahren. Im Vergleich zu aktuellen Grafikbomben wie Colin McRae: DiRT 2 oder Need for Speed: Shift sieht der rabiate Russland-Racer aber alt aus. Wenn sehr viel auf dem Bildschirm los ist, treten zudem leichte Slowdowns auf; außerdem wiederholen sich die Bäume und Häuser am Straßenrand deutlich öfter als im abwechslungsreichen Flatout 2. Wie sein Vorbild soll auch Gear

Ach, wie schön das quietscht: Überholende Trucks werden einfach mit seitlich ausfahrbaren Kreissägen in ihre Einzelteile zerlegt!
Grinder für viele lustige Multiplayer-Schlachten sorgen. Leider gibt es weder Splitcreen-Kämpfe noch Internet-Matches. Lediglich ein reichlich spartanischer Netzwerk-Modus wird mitgeliefert: Auf gerade eimal vier Rennstrecken (Fabrik, Stadt, Wald und Berge) dürfen bis zu acht Spieler mit einer Hand voll vorkonfigurierter Trucks um die Wette fahren und ballern. Bis auf Zahl der Runden und Bots lassen sich nur wenige Optionen einstellen. Zusätzlich warten noch zwei einfach gestaltete Kampf-Arenen, in denen wie in einem Shooter Deathmatches ausgefochten werden.

Die Einzelspieler-Karriere fällt mit ihren 45 Missionen auch nicht gerade episch aus - nach rund fünf Stunden hat man sich über alle Strecken gerempelt. Wer Lust hat, darf sich in den einzelnen Herausforderungen noch lupenreine Goldmedaillen erarbeiten, welche neue Wummen sowie Leistungs-Upgrades für den Truck freischalten. Immerhin wird trotz der Kürze jede Menge Abwechslung geboten: Ich hetze mit massivem Waffeneinsatz durch klassische Wettrennen, jage in einer anderen Mission den arglosen Gegenverkehr in die Luft oder navigiere einen ferngesteuerten Bomben-Flitzer unter meine Widersacher. Außerdem gibt es Arena-Kämpfe, Rennen gegen unzerstörbare Bossgegner und sogar eine Art Railshooter. Bei letzterer Disziplin steuert der Computer den Truck und ich spiele auf der Ladefläche Rambo: Mit einem fetten Geschütz fege ich alles von der Bildfläche, was sich bewegt - fast wie in einem klassischen Lightgun-Shooter. Auch eine kleine Crash-Kreuzung wie in Burnout ist mit von der Partie.  

Fazit

Warum zum Kuckuck besitzt Gear Grinder keinen Online-Modus? Die russische Zerstörungsorgie wäre doch wie geschaffen für hitzige Internet-Scharmützel - am besten mit jeder Menge Waffen sowie Upgrades zum Freispielen, alternativen Fahrzeugklassen, etc. Doch all das glänzt durch Abwesenheit. Laut dem Publisher Headup lag es an den knappen Ressourcen - der kleine Entwickler habe sich ganz auf die Karriere und LAN-Gemetzel konzentrieren wollen. Doch auch diese beiden Modi fallen viel zu knapp aus: Nach wenigen Stunden hat man alle Missionen gesehen und dann wartet nur noch der mehr als spartanische Netzwerk-Modus. Auch davon abgesehen merkt man an allen Ecken und Enden, dass die Entwickler sparen mussten: Die Kulissen bieten zwar ordentlich detaillierte Texturen und Oberflächen, doch die immer gleichen Bäume und Häuser fallen schon nach kurzer Zeit negativ auf. Trotzdem hat mich das Spiel ein paar Stunden lang solide unterhalten, denn der Schwierigkeitsgrad ist durchgehend motivierend dosiert und sorgt trotzdem nur selten für Frust. Außerdem bieten die Missionen jede Menge Abwechslung. Schade ist allerdings, dass die launigen normalen Wettrennen viel zu selten an die Reihe kommen. Trotzdem: Wer sein Gehirn ein paar Stunden auf Durchzug stellen und seine Umgebung mit einem Truck in Schutt und Asche legen will, kann mit Gear Grinder wenig falsch machen.

Pro

<P>
sinnlose Zerstörungsorgie
ballern, Gas geben, Spaß haben
launiges Waffenarsenal inklusive ausfahrbarer Kreissägen
diverse Wummen- und Leistungs-Upgrades
abwechslungsreiche Missionen
ansehnliche Explosionen und Spiegelungen
gut dosierter, mittlerer Schwierigkeitsgrad</P>

Kontra

<P>
weder Online-Modus noch Splitscreen-Duelle
LAN-Modus fällt spartanisch aus
die launigen Wettrennen sind viel zu selten an der Reihe
teils verwirrende Missionsbeschreibungen
nicht alle Waffen wirken sinnvoll
eintönig graue Landschaften
lächerliche Laufanimationen
trashige Zwischensequenzen
Hauptcharakter spricht alles andere als lippensynchron
nach rund fünf Stunden durchgezockt
trotz Turbine fährt der Truck recht langsam
keine alternativen Fahrzeug-Klassen</P>

Wertung

PC

Unkomplizierte Zerstörungsorgie auf Rädern - leider viel zu kurz und ohne Online-Modus.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.