Warhammer 40.000: Dawn of War 2 - Chaos Rising23.03.2010,
Warhammer 40.000: Dawn of War 2 - Chaos Rising

Im Test:

Was für ein Chaos! Meine Deckung löst sich in Staub auf, ein Dämon stürmt auf meinen Kommandanten zu, magische Zauber blitzen über das Schlachtfeld. Es ist nicht irgendein Chaos: Es sind die Chaos Space Marines, Abtrünnige meiner eigenen Bruderschaft, die meine Truppen aufreiben. Ein Jahr ist seit den Ereignissen in Dawn of War II vergangen. Ein Jahr lang haben die Entwickler an der ersten Erweiterung gewerkelt. Hat sich das Warten gelohnt?

Die Impulsgeber

Sympathiepunkte für Relic Entertainment: Wo die Blizzard-Mannschaft stets nur alten Kaffee so geschickt aufwärmt, dass er wieder frisch schmeckt, stürmten sie an die Ideenfront - Homeworld und Warhammer: Dawn of War sind Sinnbilder für zeitgemäße Echtzeit-Taktik. Und auch mit dem Nachfolger zu Letzterem beschritten sie Neuland: Charakterstarke Helden ersetzten namenlose Einheiten und wurden wie im Rollenspiel mit Erfahrungspunkten und besserer Ausrüstung belohnt. Gleichzeitig verloren große Truppenbewegungen an Bedeutung, denn der richtige Einsatz von Spezialfähigkeiten entscheid plötzlich über Sieg oder Niederlage. Aber so gut der Gedanke - weg vom Symbole-Verschieben, hin zum knackigen Stellungskampf - auch war, so viel hingt in den Gefechten leider vom schnellen Klicken durch unübersichtliche Menüs ab, um auch ja eine wichtige Fähigkeit nach der nächsten anzuwählen. Chaos Rising, die erste Erweiterung,

Video. Einige der neuen Einheiten stellen sich vor.soll neue Spielelemente einführen. Gewinnt Relic dem Schnellzeit-Klicken eine Aufwertung ab?

Immerhin betritt mit den Chaos Space Marines eine neue Fraktion das Feld, die ihren ehemaligen Brüdern zwar äußerlich ähnelt, in deren Kern aber der Geist des Bösen schlummert. So taucht der Verräter Eliphas auf, bringt weitere Unruhestifter sowie ein ganzes Bataillon frischer Unholde mit sich. U.a. können seine Truppen Dämonen beschwören und wer die Chaosbande in den Mehrspieler-Kampf führt, kann sogar Untote erwecken. Man darf also eine komplett neue Fraktion in den LAN- oder Online-Kampf führen, aber auch die bekannten Völker erhalten Nachschub in Form zusätzlicher Einheiten: Zu den Space Marines gesellt sich z.B. der Zauberer, im Warhammer 40K-Universum "Scriptor" genannt. Als einziger Mensch braucht er keine ballistischen Geschosse, um mächtig auszuteilen und bringt deshalb etwas Abwechslung in die Scharmützel. Wer an den Chaos Space Marines kein Interesse hat, erhält die neuen Einheiten übrigens durch ein Update. Auf diese Weise wird niemand von aktuellen Mehrspieler-Partien ausgeschlossen. Dass der Anblick der neuen Rasse selbstverständlich auch Kaufgelüste auslösen könnte, verzeiht man Relic bei so viel Umsicht liebend gern!

Die Luftballon-Erweiterung?

Die neue Gruppe der Verräter in allen Ehren - letztlich ist es natürlich nur die erwartete Abwechslung im Kleinen. Immerhin stockt Relic auch den Umfang der Mehrspieler-Karten um sieben weitere auf und endlich dürfen die Feldherren der martialischen Zukunft auch den Kampf "Jeder gegen Jeden" austragen. Nicht zuletzt wurde der spielerisch interessante "Letzte Widerstand" erweitert, so dass auch Chaos-Zauberer sowie ein Tyarniden-Held in die kooperative Schlacht gegen immer größere Gegnerwellen ziehen. Das ist allerdings die einzige wesentliche Neuerung an dem bereits im vergangenen Jahr veröffentlichtem Modus.

Online-Kommandanten profitieren also vor allem von zusätzlichen Inhalten - und Solisten? Die erleben 15 Missionen sowie optionale Aufträge einer frischen Kampagne, in der sie erneut nur die aus dem Hauptspiel bekannten Blood Ravens befehligen. Dafür klettern die alten Recken weitere zehn Erfahrungsstufen nach oben und nutzen erhalten damit Zugang zu weiteren Waffen, Rüstungen und Gegenständen. Das Auswählen und Einsetzen der auf dem Schlachtfeld eingesackten Ausrüstung verschlingt während der Planungsphase dabei nach wie vor mehr Zeit als dem Spielfluss gut tut - ist aber nach wie vor ungemein motivierend. Mache ich meinen Kommandanten zum Nahkämpfer oder soll er lieber aus der Ferne austeilen und welche vier Helden soll ich überhaupt in den Kampf führen?

Die angenehm kniffligen Entscheidungen zwischen den sehr verschiedenen Soldaten und ihren ebenso unterschiedlichen Spezialisierungen werden noch schwieriger, wenn Jonah Orion dem Trupp beitritt - der magisch begabte Scriptor, dessen Angriffszauber vor allem gegen Gruppen von Gegnern wirken und der später sogar Dämonen beschwören kann. Halt: War es nicht

Ein Großteil der Einzätze findet auf dem neuen Eisplaneten Aurelia statt.
den Chaos Space Marines vorbehalten, die Unwesen herbeizurufen? Richtig! Nur sind die Grenzen fließend, weil die Blood Ravens das Chaos nicht nur beschießen, sondern es auch in den eigenen Köpfen bekämpfen müssen!

Der Feind in mir

Mit der Korruptions-Anzeige führt Relic die wichtigste Neuerung ein: Je mehr die unterschiedlichen Krieger vom Chaos beeinflusst werden, desto mehr Fähigkeiten der "dunklen Seite" können sie nutzen. Der Knackpunkt: Besonders mächtige heilige Gegenstände dürfen korrumpierte Soldaten nicht tragen. Seltsam zwar, dass das Korruptions-Prinzip weder im Handbuch noch im Spiel ausführlich erklärt wird. Spielerisch tut das System aber gut, weil es vielen Missionen eine zusätzliche Dimension verleiht. Immerhin fördern nicht nur bestimmte Ausrüstungsgegenstände, sondern auch entsprechend markierte Missionsziele die Entwicklung eines korrupten Charakters, während das Erfüllen anderer Aufgaben ein Schritt der Läuterung ist. So hängt  die Entscheidung für oder gegen den Einsatz eines Kriegers also nicht nur von seinen Fähigkeiten ab, sondern auch davon, welchem Einfluss man ihm aussetzen will.

Weil das aktuelle Kapitel des Science Fiction-Kriegs zum großen Teil auf dem neuen Eisplaneten Aurelia ausgetragen wird, wirkt Chaos Rising frisch genug, um Veteranen einige Stunden an die stimmungsvolle, wenn auch recht bodenständige Geschichte zu fesseln. Mir fehlen allerdings jene Impulse, mit denen die Entwickler ihre Vorlage an den entscheidenden Schwachstellen packen. Denn so sinnvoll Korruption und zusätzliche Einheiten auch sind, so sehr bleibt es dabei: Man rückt stets Stück für Stück vor, wartet darauf, dass der Gegner attackiert, klickt sich daraufhin in Windeseile durch sämtliche Spezialfähigkeiten und rückt ein weiteres Stück vor. Die langwierigen Missionen sind stets ereignisreich - bestehen spielerisch allerdings nach wie vor aus dem recht eintöniges Abklappern enger Pfade.    

Fazit

"Action-Klicken in Echtzeit": Auch mit der ersten großen Erweiterung kann sich Dawn of War II nicht davon lösen, den Mausakrobaten vor den Taktiker zu stellen. Noch immer knallt und kracht es ganz vorzüglich, wenn die Space Marines in den Kampf ziehen! Als Befehlshaber kann ich aber nur zusehen, wie ich möglichst schnell die richtige Aktion "einschalte" - dem Stellungsspiel kommt auch wegen der unzureichenden Übersicht nur dort eine Rolle zu, wo ich mich vor dem Kampf stets gleich positioniere. Im Gegenzug baut Chaos Rising allerdings einige der Stärken des Hauptspiels aus, denn durch die schleichende Korruption darf ich die Fähigkeiten meiner Helden noch direkter beeinflussen als im gewöhnlichen Rollenspiel. Auch Neuzugang Jonah Orion sorgt mit seinen magischen Attacken für eine frische Brise. Mehrspieler-Kommandanten werden hingegen mit Nachschub versorgt und ziehen sogar mit einer neuen Fraktion in den Kampf. Gut, dass jetzt auch "Jeder gegen Jeden" antreten darf und dass die Anzahl der Mehrspieler-Gebiete endlich ausreichend viel Auswahl lässt. Unterm Strich baut Relic das etablierte System damit sinnvoll aus - mehr aber auch nicht.

Pro

interessante Rollenspiel-Elemente mit Korruptions-System...
15 umfangreiche...
neues Volk für Online-Scharmützel
variable Missionsziele dank Korrputions-Zielen
Übernahme der Erfahrungspunkte aus Hauptspiel
zusätzliche Mehrspieler-Karten und Free for All-Modus

Kontra

kein Fortschritt zur unübersichtlichen Klick-Action des Hauptspiels- ... unterm Strich eintönige Missionen
noch immer nur Space Marines solo spielbar

Wertung

PC

Die erste Erweiterung baut die Stärken des Rollenspiels aus, fügt neue Mehrspieler-Einheiten hinzu - kümmert sich aber nicht um die Schwächen des Hauptspiels.

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