Takeda21.12.2001, Bodo Naser
Takeda

Im Test:

Strategiespiele mit fernöstlichem Hintergrund erfreuen sich auch bei uns im Westen steigender Beliebtheit. Spiele wie Battle Realms bezaubern nicht zuletzt auch aufgrund ihrer exotischen Stimmung. Jetzt veröffentlichte Publisher Xicat seine neue Schlachten-Simulation namens Takeda (ab 6,94€ bei kaufen), die im vom Krieg geschüttelten Japan der Zeitenwende angesiedelt ist - nicht zuletzt dadurch lehnt sich das Spiel doch deutlich an den Strategie-Klassiker Shogun an. Ob die Schlachten von Takeda ebenso episch sind oder ob wieder einmal nur die "Klonkrieger" zugeschlagen haben, lest Ihr in unserem Test!

Japanische "Ritterzeit"

Als der Genueser Seefahrer Christoph Kolumbus 1492 zum ersten Mal die westindischen Inseln betrat, tobte im fernen Nippon gerade ein gnadenloser Bürgerkrieg. Die Zeit von 1478-1573 wird daher gerne treffend als das "Zeitalter der kämpfender Länder" bezeichnet. In einer endlosen Abfolge von Scharmützeln und Schlachten massakrierten sich die ehrwürdigen Adelsfamilien gegenseitig. Zugleich war es aber auch die große Zeit der Schwert tragenden Gefolgsmänner des Kaisers, besser bekannt als Samurai, welche die japanischen Ritterideale von Kampf und Treue verkörperten. 1542 begann ein neuer Zeitabschnitt, als aus Europa eingeführte Feuerwaffen die traditionellen japanischen Waffen ablösten. Bereits 1521 wurde der berühmte Fürst und Samurai Takeda Shingen geboren. Obwohl er sich als Kind zu seinem eigenen Schutz dumm stellte, zeigte sich schon früh sein außergewöhnliches Geschick als Feldherr. Shingen eroberte eigentlich gegen den Willen seines Vaters Nobutora mit einer Handvoll Getreuen eine lang belagerte Burg. Nach dem Sieg brachte er dem Vater, wie es damals üblich war, den Kopf des Burgherrn als Trophäe. Als 16. Daiunjo der Provinz Kai und als Oberhaupt des Hauses Takeda sicherte er in der Folge klug die Grenzen seines Herrschaftsgebietes, und versuchte diese sogar zu erweitern.

Gameplay

Im gleichnamigen Strategiespiel Takeda übernehmt Ihr quasi die Rolle von Takeda Shingen. Ihr könnt Euch entweder in der Kampagne als anfangs noch jugendlicher Anführer bewähren oder auch einzelne historische Schlachten nachspielen. Dabei stehen Euch 36 verschiedene Karten zur Verfügung. Ziel der dynamischen Kampagne ist es, die Herrschaft Eures Klans schrittweise auszudehnen. Auf diese Weise versucht Ihr, Japan zu einen, um so vielleicht den blutigen Bürgerkrieg zu beenden. Was sich alles frappierend nach einem Klon von Strategie-Geheimtipp Shogun anhört, nimmt auch deutliche Anleihen beim epischen Vorbild. Takeda kann aber insgesamt nicht mit Shogun mithalten.

Zwar sind innerhalb der Kampagne bisweilen auch politische Entscheidungen mit Weitsicht gefragt, Dreh- und Angelpunkt des Spiels bleiben aber die historischen Gefechte. Das Spiel kann daher als Schlachtfeld-Simulation im mittelalterlichen Japan bezeichnet werden. Die Kampagne aus 40 aufeinander folgenden Schlachten folgt den historischen Ereignissen der damaligen Zeit. Sie ist jedoch nicht linear, was bedeutet, dass Euer Kriegsglück über Wohl und Wehe Eures Klans entscheidet. Gelingen Euch schnelle Siege, so verbessert sich auch die politische Lage. Erobert Ihr die eine oder andere Provinz, steigen dadurch Einfluss und Macht. Auch die Moral Eurer Truppen verbessert sich, und die Soldaten laufen Euch in Scharen zu. Spärlich gewürzt ist die trockene Aneinanderreihung von Schlachten mit Zufallsereignissen, wie der Einführung neuer Kriegstechniken oder dem Angebot einer Heirat mit einer schönen Prinzessin.

Vor Beginn einer jeden Schlacht gilt es, die Truppen mittels des recht übersichtlichen Aufstellungs-Bildschirms möglichst weise aufzustellen. Hier nehmt Ihr die grundsätzlichen Einstellungen für Eure Armee vor. Ihr könnt zunächst die Formation Eurer gesamten Armee bestimmen. Hierbei wird zwischen 16 defensiven und offensiven Formationen unterschieden. Wichtig für die Entscheidung über die Formation ist v.a. die Art des Geländes (Wald, Hügel) und die Witterung. Ob Ihr den Gegner nun beispielsweise mit einem Umfassungsangriff der Reiter über die rechte Flanke zerschmettern wollt, oder ob Ihr in lieber in einen defensiven Halbmond locken möchtet, bleibt Euch überlassen. Das erfordert von Euch viel Kriegsgeschick, einige Vorkenntnisse und eine gehörige Portion militärischen Verstand. Weiter stellt Ihr aber auch die einzelnen Divisionen in deren gewünschte Positionen innerhalb der Armee-Formation. Dies steuert Ihr indirekt über die Generale der einzelnen Truppenteile. Diese haben ganz individuelle Fähigkeiten wie Führung, Erfahrung oder Moral. Wo nun welche Kämpfer am besten hingehören, auf die Flanken oder lieber in die Mitte, bleibt wieder Euch überlassen. Hier könnt Ihr auch die Reserven bestimmen sowie Soldaten zur Verzögerung oder zu Sonderkommandos, wie z.B. das Umgehen des Gegners, abkommandieren.

Eure Armee kann in Takeda bis zu 5.000 Mann umfassen. Sie ist in einzelne Divisionen gegliedert, die wenig mit den heutigen Heeres-Divisionen zu tun haben und im Spiel bis zu 40 Soldaten beinhalten. Die Armee-Formation, die Ihr zu Beginn ausgewählt habt, ist keineswegs bindend. Wer seine Divisionen in der Schlacht frei bewegen möchte, kann dies tun. Die Steuerung der einzelnen Divisionen funktioniert ebenfalls indirekt über ihre Offiziere. Sie ist leider ziemlich kompliziert und manchmal auch unübersichtlich. Ihr könnt einer Division z.B. befehlen, anzugreifen, zu verteidigen oder sich zu bewegen. Sie kann aber auch eine von 12 Divisions-Formation einnehmen. Das hört sich einfacher an als es ist, da dies im Eifer des Gefechts natürlich leicht hektisch werden kann. Wollt Ihr lieber mit allen Mannen auf einmal vorwärts rücken, so könnt Ihr auch der ganzen Armee Befehle erteilen.

Die Typen der Einheiten orientieren sich an den historischen, japanischen Vorbildern. Es gibt Kavallerie, viel Infanterie mit Speer- und Schwertkämpfern und wenig Bogen- bzw. später Gewehrschützen. Die Einheiten haben ganz individuelle Eigenschaften, Erfahrung und Moral. Im wesentlich orientiert sich das System der Einheiten an dem etwa aus Stronghold bekannten "Stein-Schere-Blatt-Prinzip". So können z.B. Reiter keine Speerträger überrollen, welche aber ihrerseits von den Schützen bekämpft werden können. Die sind wieder besonders anfällig für Kavallerieattacken usw. Daneben gibt es noch die Offiziere, die ebenfalls in Persona anwesend sind. Bisweilen geben sie ein gutes Ziel ab. Sogar der Oberbefehlshaber der Armee und der erwürdige Klan-Chef (Oyakatsama) persönlich befinden sich auf dem Schlachtfeld. Zuweilen verbirgt der Gegner sich sogar in einer Burganlage, die Ihr dann erst erstürmen müsst.

Als Ziel für lohnende Angriffe dienen die Anführer des Gegners, das feindliche Hauptquartier und die Fahnen. Sind die erst einmal erobert, dann ist Euch der Sieg fast sicher! Welch grausame Zeit: Viele Punkte und Moral gibt es auch für das Töten eines feindlichen Offiziers. Der abgeschlagene Kopf des Bedauernswerten wird sogar Skurrilerweise im Einheiten-Menü aufgeführt! Übrigens: Wer Probleme mit der Moral seiner Armee hat, kann sparsam die Kriegstrommel schlagen lassen - das sammelt die Soldaten, hebt ihre Stimmung und spornt sie so neu an. Nach einer gewonnenen Schlacht werden im Endbildschirm Siegpunkte verteilt, die wieder Erfahrung und Moral der Truppen ansteigen lassen. Die von den Entwicklern von Magitech empfohlene Taktik wird übrigens ausführlich im beiliegenden, deutschen Handbuch beschrieben - das Spiel selbst ist ansonsten auf Englisch.

Grafik

Grafisch kann Takeda nicht mit dem viel opulenteren Shogun mithalten. Dies liegt im wesentlichen an der missratenen Darstellung der Schlacht, die Euch die einzelnen Truppen winzig, eintönig und insgesamt ziemlich lieblos präsentiert. Zoomen ist leider nicht möglich. Daher könnt Ihr die einzelnen Truppengattungen der Infanterie auch kaum voneinander unterscheiden. Die 3D-Grafik von Shogun vermittelte hingegen einen glaubwürdigen und beeindruckenden Überblick über ein fernöstliches Schlachtengetümmel. Dies gelingt der viel simpleren Grafik von Takeda nicht, die irgendwie auch nicht mehr zeitgemäß wirkt. Zudem sind auch die einzelnen Geländearten optisch kaum voneinander zu unterscheiden. Überzeugen können einzig die stimmigen, unbewegten Menüs und Bildschirme. Auflockernde, filmische Zwischensequenzen sucht Ihr leider vergebens.

Sound

Während der Schlacht hat Takeda japanische Klänge und die gelungenen Geräusche eines damaligen Gefechts zu bieten. Es trampeln Pferde, da brüllen japanische Hauptleute und da ertönt das Kriegsgeschrei aus den Kehlen Eurer Mannen. Außerhalb der Schlachten gibt es hingegen kaum Vernehmbares im Spiel.

Multiplayer

Über Netzwerk (LAN) oder Internet (mit Hilfe von Gamespy) könnt Ihr auch im Head-to-Head-Mode gegen einen menschlichen Gegner antreten. Dabei stehen Euch dieselben Karten wie im Einzelspieler-Modus zur Verfügung. Hier könnt Ihr auch Euer ganz persönliches Spielerprofil mit bis zu fünf großen Armeen erstellen.

Pro:

  • fernöstliche Musik
  • viele Formationen
  • historische Gefechte
  • historische Genauigkeit
  • Geräusche einer Schlacht
  • japanische Schlachtfeld-Simulation
  • Kontra:

  • eintönige Gelände
  • keine Zoomfunktion
  • auf Dauer langweilig
  • bisweilen unübersichtlich
  • Einheiten kaum steuerbar
  • lieblose Grafik in der Schlacht
  • Vergleichbar mit:

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    Fazit

    Die überaus anspruchsvollen Gefechte in Takeda sind eigentlich nur ganz ausgefuchsten Militärstrategen sowie Freunden des alten Japan zu empfehlen. Die wissen dann auch sicher die historischen Genauigkeit des Strategiespiels richtig zu schätzen. Und sie stören sich, im Gegensatz zu unsereins, nicht daran, dass Takeda, das schließlich irgendwie auf der Shogun-Welle mitschwimmt, nicht einmal im Ansatz mit dem Vorbild mithalten kann. Die Schlachten-Simulation ist vielmehr wenig beeindruckend, leider schwer in den Griff zu bekommen und auf Dauer auch ziemlich eintönig. Gelegenheitsspieler sollten jedenfalls lieber die Hände von dem Spiel lassen.

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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