Test: Achtung Panzer: Kharkov 1943 (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: dtp
Release:
07.05.2010
Spielinfo Bilder Videos
Keine Geschenke

Die einzelnen Gefechte sind knochenhart bis zur Grenze der Unfairness, was insbesondere Anfänger abschrecken dürfte.
Ja, wo ist denn der Feind? In den endlose Weiten der Sowjetunion geht zu oft der Überblick flöten.
Gerade zu Beginn hat man wenig mehr als eine Hand voll Soldaten, was sich nur allmählich ändert. Die Russen sind auch noch zu Fuß unterwegs, was sie unbeweglich macht. Wie soll man da gegen Panzer, Artillerie oder Flieger bestehen? Oftmals soll man auch noch mit dem Haufen angreifen, was nun wirklich völlig unmöglich erscheint. Dafür braucht man auch eine Menge Geduld, da sich die Truppen recht langsam bewegen. Selbst auf vierfacher Beschleunigung dauert es bis zum Feindkontakt ewig. Immerhin lässt der Schwierigkeitsgrad justieren, da schon die normale Stufe happig ausfällt.

Ansonsten bietet Achtung Panzer durchaus taktische Möglichkeiten, da man auf den großen Karten von mehreren Seiten attackieren kann. Öfters muss man in Not geratenen Truppen mit Verstärkung zu Hilfe kommen, etwa wenn der Gegner einen Gegenangriff startet. Die Computergegner agieren recht aktiv, da sie selbständig Ziele wie Kreuzungen, Ortschaften oder Höhen einnehmen. Durch Beschuss kann man sie zum Rückzug zwingen und muss sie nicht niedermetzeln. Das Gelände spielt auch eine, aber leider keine große Rolle: Es ist fast egal, ob man sich im Wald verschanzt, auch wenn die Bäume den immer wieder eigenen Vormarsch bremsen, der dann noch langsamer wird. Über Straßen und Wege kommt man deutlich schneller voran.

Historische Kämpfe

Landser aus der Nähe. Das stufenlose Zoomen suggeriert, dass man stets beim Geschehen wäre. Allerdings ist die Nahansicht ohne Sinn. 
In punkto Waffen ist Achtung Panzer recht realistisch: Zum Einsatz kommen ziemlich genau die Waffen, die es Anfang 1943 an der Ostfront gab - Phantasiewaffen oder Prototypen wie bei Panzers und Co. kommen zum Glück nicht vor. Das bedeutet, dass die Deutschen noch keine Panzer der zweiten Generation wie Panther, Elefant oder Tiger besitzen, denn die wurden erst in Kursk im großen Stil eingesetzt. Stattdessen rumpeln verbesserte Panzer älteren Typs durchs Gelände, die es auch schon 1941 zu Beginn des Ostfeldzugs gab. So ist hier der Panzer IV mit Langrohr der kampfstärkste deutsche Tank. Mit dem russischen T-34 haben die Deutschen daher so ihre Probleme.

Zudem hat man zu Beginn des Spiels noch gar keine Panzer, da man mit motorisierter Infanterie zufrieden sein muss. Wenn also einer der gefürchteten russischen Panzer aus dem Nebel auftaucht, muss man sich was einfallen lassen. Immerhin sind einige der deutschen Halbkettenfahrzeuge mit Geschützen ausgerüstet, die auf kürzere Distanz einem Panzer gefährlich werden können. Die Russen sind nicht besser dran: Sie haben schon mit den deutschen Schützenpanzern Probleme, da ihre Infanterie weit schlechter ausgerüstet ist. Sie müssen Tanks in den Nahkampf locken, wenn sie keine Panzerabwehr dabei haben.

Kein Augenöffner

Achtung Panzer ist nicht gerade sonderlich spannend, da man oft tatenlos zusieht, bis etwas 
Nicht schwimmfähig. Wer seine Schützenpanzer liebt, sollte nicht aufs Eis vertrauen, sonst fehlt einer. 
passiert. Am zähen Verlauf vermag auch die zerstörbare 3D-Umgebung nicht viel zu ändern, denn sie ist trockenes Zubrot ohne großen Sinn. Zudem kommt es doch eher selten vor, dass die eigenen Panzer mal einen Baum umheizen, da man sie nicht direkt steuert. Vielmehr führen sie Befehle von sich aus. Überhaupt ist das Spiel keine Schönheit, was an der völlig nüchternen Aufmachung liegt. Das einzige Highlight der Präsentation ist das Zoomen bis auf den vereisten Boden. Einem flüchtigen Blick hält die Ansicht durchaus Stand, aber der zweite offenbart die fehlenden Details.

Das Spiel versucht mit allerhand Überraschungen das Geschehen zumindest zeitweise aufzulockern. Es gibt Zufallsereignisse, z.B. dass ein Panzer ins Eis einbricht und dann versinkt - "Fahrzeug verloren" steht dann lapidar in der Ereignisanzeige. Da helfen nur Umwege, um nicht einzubrechen. Auch gibt es kleine Dinge am Rande wie Hundegeheul oder aufsteigende Signalraketen, die das Auge wenigstens etwas erfreuen. Zudem lassen sich Panzer am Geräusch erkennen: Wenn im Wald fiese Kettengeräusche zu hören sind, knallt es bald.
            

Kommentare

Schnurx schrieb am
Swatfish hat geschrieben:Der Name ist so dumm das er fasst schon wieder gut ist :D
Ähm, was genau sollte an dem Namen dumm sein? "Achtung, Panzer!" ist schon ein Begriff, wenn man sich denn militärhistorisch ein bischen auskennt....
"Achtung, Panzer!" war der Name von Guderians damals bahnbrechender Schrift zur Panzerkriegsführung. Ein recht bedeutender Schritt und maßgeblich für die frühen Erfolge der Panzerwaffe.
senfkatze schrieb am
Swatfish hat geschrieben:Der Name ist so dumm das er fasst schon wieder gut ist :D
der name bezieht sich auf ein buch "Achtung Panzer" von Heinz Guderian (General im 2. Weltkrieg), das heute als eines der wichtigsten Werke zum Thema Panzertaktik angesehen wird.
Ändert allerdings nix daran, das du recht hast...
DerUhu schrieb am
Ich habe das Spiel etwas anspielen können, auch wenn ich nach Überfliegen des Tests zunächst glaubte, es wäre ein anderes gewesen, weil es zwar nicht alles gerade vorbildlich erläutert wird, aber "Schlachten nicht auf Anhieb zu gewinnen" ist wohl leicht übertrieben, da sowohl Schwierigkeitsgrad, als auch Befehlsmöglichkeiten deutlich hinter Combat Mission zurückbleiben. Das Spiel ist alles in allem sehr interessant, auch wenn man sich stellenweise mangels Eingreifmöglichkeiten etwas als Zuschauer fühlt (ich persönlich mag es, da zu viel Micromanagement bei der Truppgröße unrealistisch wäre).
Grüße
DerUhu
fager schrieb am
die wertungen zu dem spiel sind insgesamt ja sehr durchwachsen. aber interessieren tut es mich schon.
hat denn sonst noch wer das spiel und kann über seine erfahrungen berichten?
Swatfish schrieb am
Der Name ist so dumm das er fasst schon wieder gut ist :D
schrieb am