Der Planer 419.03.2010, Bodo Naser
Der Planer 4

Im Test:

Im an sich spannenden Bereich der Wirtschaftssimulation herrscht abgesehen von einigen alten Titeln lähmende Flaute, da kaum neue Spiele erscheinen. Dabei wäre es im Prinzip eine clevere Idee, diese Lücke mit einem Mix aus Aufbau, Verkauf und Marktgesetzen zu füllen. Das müsste doch zu machen sein! Insbesondere, wenn man einen klangvollen Namen wie Der Planer für sein Spiel nutzen kann. Was hat die Transportsimulation zu bieten?

Welt am Draht

Fernfahrer war spätestens dann mein Traumberuf, als ich zum ersten Mal begriff, dass da tatsächlich ein Mensch hinter den riesigen Brummis sitzt. Welcher Junge träumt nicht mal davon, einen fetten LKW zu fahren? Allerdings hat mir dann

Alles im Griff? Die Kartenansicht legt das nahe, aber die Brummis machen oft, was sie wollen. Anrufe fruchten da nicht.  
irgendwer erzählt, dass die sogar am Wochenende arbeiten müssen, ständig im Stau stehen und wenig Geld verdienen. Ich gab meine Pläne auf und wollte lieber wieder Polizist oder Anwalt werden. Was die Jungs für ein "tolles" Leben führen, konnte man neulich auf Spiegel Online nachlesen , wo es um den wenig rühmlichen Tod eines Brummifahrers ging: Da sich niemand für seine sterblichen Überreste interessierte, wurde er auf einem Friedhof in Österreich beerdigt, auf dessen Parkplatz er starb.

So tragisch und einsam geht es in Der Planer 4 (ab 19,10€ bei kaufen) natürlich nicht zu. Man spielt nicht die Malocher am Gaspedal, sondern den Chef eines Transportunternehmens. Aber man kann durchaus mit seinen Fahrern telefonieren, die gerade "Gott weiß wo" rumkurven. Die eigenen Laster sind in ganz Europa unterwegs, von einigen schwarzen Flecken auf dem Balkan sowie Osteuropa abgesehen. Allerdings ist die Kommunikation ziemlich begrenzt, da man ihnen quasi nur sagen kann, dass sie Gas geben sollen - als ob das nicht schon klar wäre. Weitere Kommunikation ist nicht möglich: Wenn man z.B. etwas vergessen hat, kann man sie nicht einfach umdrehen lassen, auch wenn sie erst ein paar Kilometer entfernt sind. Das wäre aber sinnvoll, wenn man noch schnell eine Fuhre dazwischen schieben möchte. Hier zeigen sich die ersten Risse in der Simulation

Echtes Management?

Der Planer 4 möchte ja durchaus realistisch erscheinen, denn am Anfang erhält man eine echt aussehende Frachtlizenz, die

Täglicher Papierkrieg. Was bei Planer gut ist, sind die ganzen Dokumente, die richtig nach Büro aussehen. 
freilich allein noch kein Geld bringt. Hinzu kommt eine Versicherung, die vor Schäden schützen soll. Der tägliche Papierkrieg ist also durchaus realitätsnah dargestellt, da man immer wieder Werbung, amtliche Mitteilungen und Angebote auf den Schreibtisch bekommt. Das geht sogar so weit, dass man die Rechtsform seiner Firma ändern kann, was aber Geld kostet. Viele der Schreiben landen im Müll, aber auf ernste Angebote muss ein redlicher Kaufmann reagieren: So schickt man einen Kostenvoranschlag brav zurück, worauf der Transportvertrag zustande kommt.

Leider fehlt eine gescheite Einführung, so dass man nicht nur einmal aufs Ausprobieren angewiesen ist. All das übernimmt zum großen Teil Kollege Computer. Vieles erklärt sich auch von selbst, so kann man per Internet Frachtaufträge einholen, den Kontostand einsehen oder Lastwagen und Hänger kaufen. Manches bleibt jedoch bis zum Schluss im Dunkeln. So wird z.B. nicht erklärt, was der Wechsel der Rechtsform zur GmbH bringt oder wann man endlich eine Mahnung verschicken kann. Über die Kulisse sollte man sich nicht all zu viele Gedanken machen: Das alles sieht in etwa so sexy aus wie eine Steuersoftware - allerdings eine billige. Wozu es da noch eine Anzeige fürs Ansehen gibt, die völlig unspektakulär daher kommt? Natürlich waren auch schon frühere Planer-Teile keine Schönheiten und an der Oberfläche staubtrocken, aber sie hatten wenigstens mehr Tiefgang.

Ärger als Disponent

Die meiste Zeit sitzt man also im Büro rum: Hässliche Möbel, grauer

Vieles ist schlicht undurchsichtig. Es fragt sich aber, ob der Angestellte einer Spedition es verstehen würde. 
Rechner und jede Menge Akten. Zu Beginn braucht man vor allem zwei Dinge: Fahrzeuge und Aufträge. Die Laster sind verdammt teuer, so dass es nur für eine gebrauchte Karre reicht, die scheinbar vor dem Sperrmüll gerettet wurde. Zudem braucht man den richtigen Anhänger, da so Dinge wie Sattelschlepper, Kleinlaster oder Schwertransport extra laufen. Dass selbst ein Kühlfahrzeug nicht für normale Fahrten genommen werden kann, ist jedoch kaum glaubwürdig, da man das Aggregat ja notfalls abschalten kann. Und irgendwelchen schmierigen Maschinenteilen aus Skopje ist es sicher egal, in welchem Laster sie nach Valencia geschaukelt werden. Wieder realistisch: Jedes Auto braucht eine Versicherung, sonst fährt es nicht vom Hof.

Manches wird zu unübersichtlich dargestellt - wie etwa die Aufstellung der disponierten Aufträge, die wohl nur ein echter Disponent lesen kann. So kann man die Aufträge noch nicht mal nach Datum sortieren lassen, zudem stehen wichtige Dinge versteckt. Immerhin lernt man, wie man den Fahrern ihre Fahrten zuschanzt, was in letzter Konsequenz allerdings Kollege Computer macht. Auch hier zeigen sich jedoch Unregelmäßigkeiten, denn wenn man eine Ware zwischenlagert, taucht ein Fehler auf. Man kann keine anderen Waren aufladen, denn das Zwischengelagerte befindet sich immer noch im Anhänger. Unter Zwischenlager versteht man allerdings etwas anderes... 

Die eigenen Leute

Jedenfalls ist es ziemlich schwer, Geld zu verdienen, auch wenn man je nach Schwierigkeitsgrad mit ein paar Sachen mehr startet. Auf Stufe einfach hat man immerhin 100.000 

Die Gesprächspartner bleiben schemenhaft, auch weil die Komunikation mit ihnen nur rudimentär vorhanden ist.
Euro und zwei Fahrer. Für eine durchschnittliche Tour durch halb Europa bekommt man grad mal um die 1.000 Euro. Da ist es nicht ganz leicht, die 8.000 Euro Fixkosten zu decken - geschweige denn Profit zu machen. Das meiste Geld gibt man fürs Personal aus, denn ein Fahrer kostet etwa 2.000 Euro im Monat. Hat man nix zu tun, kann man Leute einfach so entlassen. Von Kündigungsfristen scheinen die Macher noch nie was gehört zu haben, denn hier kann man jeden zum Monatsende feuern.

Wer dann frisches Blut braucht, kann sich das vom guten alten Arbeitsamt holen. Auch hier scheinen die Macher nicht gemerkt zu haben, dass das jetzt die Bundesagentur schmeißt. Wer hier einen Fahrer, Disponenten oder Buchhalter sucht, muss aber endlich mal verhandeln. Auf Anfrage bekommt man eine Bewerbung geschickt und kann den potenziellen Arbeitnehmer anrufen. Dann gilt es, die Gehaltswünsche des Gegenübers zu treffen, was leider recht simpel ist. Die Fahrer, die man von Anfang an im Team hat, sind übrigens im Spiel viel schlechter, da sie angeblich weniger arbeitsam sind und dazu mehr Geld verdienen. Also heißt es: schnell auswechseln. Bis auf Einstellung und Spezialausbildung erfährt man übrigens nichts von den Leuten, so dass sie bloße Nummern in der Statistik bleiben.

Konsum hilft nicht

Da es keine Kampagne und auch keinen Multiplayer gibt, wird es zudem schnell eintönig im Büro. Zwar kommt man mit

Sämtliche 3D-Darstellungen des Spiels sind einfach nur lächerlich. Wieviel Spaß macht's da, sich ne neue Karre zu leisten? 
mehreren Fahrzeugen, Angestellten und Touren ganz schon ins Schleudern, was aber mehr an der Unübersichtlichkeit des Spiels liegt als an der Herausforderung. Daran vermögen auch die Auszeichnungen wenig zu ändern, die man bei Planer 4 quasi für jeden Murks erhält. Erhält man den ersten Auftrag, bekommt man einen "Orden"; ebenso wenn man eine bestimmte Anzahl Laster hat oder eine neue Wohnung. Die Einbeziehung des Privatlebens soll ebenfalls für zusätzlich Motivation sorgen, was aber reichlich in die Hose geht: Man kann zwar Autos, Einrichtung und Reisen kaufen, aber Spaß bringt das nicht.

Allein ein Blick auf die privaten Güter reicht, um jegliche Lust zu verlieren. Denn das ist wie das ganze Spiel recht billig gemacht und erweckt nicht den Eindruck einer großen Herausforderung. Die 3D-Ansicht der Privat- und Firmengemächer sieht richtig hässlich aus und ist deshalb eher lächerlich als für die Langzeitmotivation einer Karriere förderlich. Die Wohnung könnte auch in einem Plattenbau stehen und der Firmenhof sieht aus, als läge er in einem herunter gekommenen Industriegebiet. Es ist zudem bezeichnend, dass man in diesem Elend nicht frei herum laufen darf, sondern hindurch schwebt.

Fazit

Planer 4 ist mit Abstand der schwächste Teil der altehrwürdigen Transportreihe. Es ist sogar noch schlechter als das maue Mud TV, denn die Kulisse und Präsentation wirken einfach nur billig. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass alles beim Alten wäre, weil das Büro zwar staubig, aber immerhin seriös wirkt. Aber weit gefehlt, denn auf den zweiten Blick entpuppt sich die "Wirtschaftssimulation" als überaus simples, sprödes und oberflächliches Remake. Daran können auch die zunächst authentisch wirkenden Behördenschreiben nichts ändern, denn Spieltiefe wird hier nur vorgegaukelt. Es gibt nur einen Modus, man starrt gelangweilt auf den Monitor und bucht immer neue Touren. Der Computer erledigt viel im Alleingang, die Kommunikation mit den eigenen Fahrern ist ein Witz und vieles wirkt reichlich unlogisch. Besonders schäbig sieht der firmeneigene Hinterhof aus, der mit geradezu lächerlicher 3D-Ansicht entsetzt. Was hilft es da, dass man das Elend mit Neukäufen und sinnlosen Auszeichnungen für Hinz und Kunz verschönern kann? Man fühlt sich in keiner Minute wie ein Chef und obwohl Rondomedia aus eigenem Hause LKW-Simulatoren anbietet, schafft man es nicht, eine brauchbare Ansicht des eigenen Lasters abzuliefern. Egal ob man ein Fan der Planer-Reihe oder ökonomisch interessiert ist: Man sollte die Finger von diesem Schund lassen, denn man könnte den Glauben an die kreative Entwicklung des Spieldesigns verlieren.

Pro

realistischer Ansatz
Betrieb aufbauen, Personal einstellen
private Dinge kaufen

Kontra

nur ein Spielmodus
sich wiederholende Routine
zu wenig wirtschaftlicher Anspruch
beschränkte Kommunikation mit Fahrern
einige unlogische Spielelemente
sehr schwache Personalisierung
billige Präsentation & Kulisse
unterirdische 3D-Betriebsansicht

Wertung

PC

Billig gemachte Transportsim, die an der Schwelle zur Unspielbarkeit taumelt.

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