Trapped Dead17.12.2010, Bodo Naser
Trapped Dead

Im Test:

Trapped Dead (ab 0,50€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) wurde zum besten deutschen Actionspiel 2010 gewählt. Das müssen weitgehend Vorschusslorbeeren gewesen sein, denn niemand aus der Jury konnte vorher die fertige Version spielen. Jetzt fragt sich natürlich die Spielewelt, ob das gerechtfertig ist oder ob das Zombiespiel nur mangels Alternativen den Titel einheimste. Wir bemühen uns um Aufklärung.

Klassisches Szenario

Wie ein Zombieangriff auf Berlin aussehen könnte,

Trapped Dead setzt ohne Ironie auf die trostlose Zombie-Atmosphäre der 80er.
war kürzlich im fürs ZDF recht drastischen Film "Rammbock" zu sehen - inklusive blutiger Hinterhofkämpfe, sich ausbreitender Wut-Pandemie und Einsatz der Bundeswehr im Inland. In der Not wurde einmal mehr deutlich, dass nicht die Untoten, die in diesem Fall mal "nur" krank waren, das eigentliche Problem sind, sondern die lieben Mitmenschen. Leute, die helfen, sind in einer Krisensituation eben selten. So müssen die Protagonisten ungewöhnliche Wege gehen, um nicht selbst zum Monster zu mutieren. Die Folge ist eine spannende Verfolgungsjagd durch die Mietskasernen der Hauptstadt, bei der mancher unerwartet zum Held wird.

Für ein deutsches Szenario haben sich die Entwickler von Trapped Dead nicht entschieden, da ihnen das vielleicht nicht cool genug war. Das Ganze spielt in Nordamerika zu einer Zeit, als Ronald Reagan Präsident war und es handelt sich um schnörkellosen Horror. Das Szenario obliegt natürlich der künstlerischen Freiheit, es bedeutet aber auch, dass einem aufgrund all der US-Filme und -Spiele vieles bekannt vorkommt: Die amerikanische Gegend, die sich langsam bewegenden Untoten und die ständige Suche nach Waffen und Benzin, ohne das ein Amerikaner samt Auto aufgeschmissen wäre - all das hat man schon hundertmal gesehen. Schließlich verschanzen sich die Leute sogar im Bunker, wie man das aus den Filmen von George A. Romero kennt. Wer zombie'eske Abwechslung sucht, wird hier nicht fündig. Wer vertrautes Schlurfen sucht, wird fündig, denn es gibt auch dezente Anspielungen auf das Horrorgenre.

Alte Horror-Geschichte

Die Story ist schnell erzählt: Es geht um einen Typen,

Zwei Männer, ein dicker Prügel und der Wille zum Sieg. Gesprochen wird selten, so dass man auch nix über die Leute erfährt.   
der sich durchs postapokalyptische Amerika kämpft. Die zaghafte Einführung spielt an einer Tankstelle, wo einem die ersten Zombies begegnen, aber auch die Steuerung erklärt wird. Danach geht's ins Romero-Krankenhaus, wo die Toten quicklebendig ihre Runden drehen. Dann darf man in den Knast und den Waffenladen. Der Held trifft ein paar Leute, die ihm weiterhelfen, wie der Arzt im Rollstuhl, der Wunden heilt und so den Lebensbalken auffrischt. Dennoch bleiben die Charaktere weitgehend schemenhaft, da ihnen Tiefe fehlt. Persönliches blitzt selten durch, weshalb einem die Leute auch nicht groß ans Herz wachsen. Klar muss das in einem Actionspiel nicht unbedingt sein, aber es würde gerade die Stimmung in einem Zombiespiel aufwerten.

Trotz der wenig prickelnden Geschichte besitzt Trapped Dead durchaus Atmosphäre. Die wird durch das durchweg düstere Ambiente erzeugt, das an Zombiefilme der 80er erinnert. Auch hier läuft alles wie üblich: Es spielt nachts, die Toten schmatzen beim unschönen Mahl und alle sind gemein. Dass das Genre eigentlich schon weiter ist, scheint niemanden zu interessieren. Spätestens seit Peter Jacksons überdrehtem Braindead hat der Zombiefilm den Humor entdeckt, was an Trapped Dead spurlos vorübergeht: Hier ist alles noch so trostlos wie eh und je. Doch auch für George A. Romeros unterschwellige Gesellschaftskritik reicht es nicht, denn im Spiel wird keinem sozialen Phänomen der Spiegel vorgehalten. Ein fetter Koch, der zum Zombie mutiert ist, ist da das Höchste der Ironie.

Zombies malträtieren

Klar, dass es im Spiel eigentlich nur darum geht,

Tumb, aber wirksam: Um einen Untoten zu besiegen ist der Baseballschläger erste Wahl, auch weil er keine Munition benötigt.
Untote mehr oder minder elegant ins Jenseits zu versetzen, damit sie auch dort bleiben. Dabei kommen die typischen Waffen zum Einsatz: Pistole, Motorsäge oder der gute alte Baseballschläger. Aber bisweilen kann man auch die Umgebung mit einfließen lassen, etwa wenn man ein Auto unsanft auf einen untoten Mechaniker fallen lässt. Das ist zwar selten, aber immerhin sorgt es mal für Abwechslung im Einerlei des Metzelns. Pro Mission kommt man rund einmal an eine solche Stelle, wobei aber immer recht deutlich darauf hingewiesen wird. Im Gefängnis heißt es, dass auf dem elektrischen Stuhl noch Saft drauf sei. Was lässt sich damit wohl grillen?

Im Gegensatz zur Preview ist nun auch so etwas wie Taktik gefragt, wenn auch nur sporadisch. Mit stupidem Gemetzel kommt man jedenfalls nicht so leicht ans Ziel, man muss auch mal um die Ecke denken. Man kann den Weg zum Ziel in einem gewissen Rahmen also selbst wählen. Obwohl der blutige Pfad durchs Level eigentlich vorgezeichnet ist, überlässt einem das Spiel z.B., welche Straßenseite man nimmt. Die Zombies bleiben hübsch auf ihrer Seite, wenn man vorbeischleicht, da sie ins Fressen versteift sind.

Deren Verhalten ist auch nicht mehr gar so penetrant wie noch in der Vorschau, als sie einem beim kleinsten Mucks folgten. Zudem wurde ihre Zahl verringert, so dass man nicht mehr von hundert Ärzten und Krankenschwestern verfolgt wird, sondern nur noch einer Hand voll. So sind massenhafte Ansammlungen von Untoten leichter zu überleben, da sie berechenbar bleiben.

              

Steuerung zum Ausflippen

Obwohl die Steuerung verbessert wurde und

Wenn alle am Boden liegen, kann man richtig stolz sein: Einmal mehr ist man Herr über die schlechte Steuerung.
bis zum Release noch weiter verfeinert wird, ist sie nach wie vor der Hauptschwachpunkt. Gerade ein Actionspiel sollte eine einfach zu bedienende und vor allem akkurat funktionierende Steuerung haben, was Trapped Dead schlicht fehlt. Das liegt sicher daran, dass man nicht wie etwa bei Diablo direkt draufhauen kann. Man visiert vielmehr aus einiger Entfernung den Untoten an, wählt die Waffe und klickt dann. Da sich der Kämpfer erst annähern muss, kann auf dem Weg zum Opfer alles Mögliche schief gehen. Zudem klickt man oft das Falsche an oder hat die falsche Waffe gewählt, denn der Wechsel dauert viel zu lange. Auch das Heilen der Kameraden könnte weit einfacher gehen, da man oft daneben klickt.

So ist es eigentlich nur die Pausenfunktion, die einen nicht ständig ausflippen lässt. Sie sollte man ausgiebig nutzen, gerade weil man dann entspannt zielen kann. Auch die Zahl der Speicherpunkte wurde erhöht, so dass es nun ca. ein Drittel mehr sind. Wie bei einem Konsolenspiel darf man nämlich nur an festen Punkten speichern. Jetzt gibt es im Vergleich zur Vorschau etwas mehr davon, allerdings funktionieren einige davon nicht recht. Es ärgert einen maßlos, wenn man sich zu einem Speicherpunkt gerettet hat, ihn benutzt und später dann nicht laden kann.

Recht blutige Hatz

Die meisten Zombies macht man aber doch noch

Ungewöhnlich für ein deutsches Spiel: Bisweilen geht's bei Trapped Dead nicht ganz jugendfrei zu, was aber in der Natur des Themas liegt und wunderbar passt.  
auf die gute alte amerikanische Art platt: Knarre oder Baseballschläger. Die Physik ist dabei ziemlich einfach geraten, es gibt auch keine großen Effekte. Sich im Endkampf windende Körper oder zurückprallende Köpfe sind trotz Ragdoll-Einsatz kaum zu sehen, denn die meisten fallen eher unspektakulär um. Für schreckliche Verzückung inkl. waberndem Nebel und spektakulärer Partikel à la Dead Nation ist die Durchschnittskulisse einfach zu detailarm. Allerdings ist Trapped Dead doch recht blutig für ein Spiel aus deutschen Landen: Echte Goreszenen sind aber selten, etwa wenn man einen Zombie tot schlägt und der rote Saft spritzt. Bisweilen hinterlässt man schon mal blutige Fußspuren auf dem Boden, als hätte man im Schlachthaus gewütet.

Bunker im Multiplayer

Außer in der Kampagne kann man auch noch im Mehrspielermodus in den virtuellen Bunker abtauchen. Über LAN oder Internet können bis zu vier Zombiejäger Ausrüstung fassen und dann ins jeweilige Level springen, um kooperativ die Gegend zu säubern - das Spielprinzip bleibt allerdings dasselbe. Neben dem Multiplayer wurde auch die Kampagne bis zum Release immer weiter von Bugs gesäubert, wobei aber durchaus noch einige vorhanden sind. So funktionieren wie gesagt nicht alle der Speicherpunkte, die hinzugekommen sind. Bisweilen kommt es auch immer noch unvermutet zu Abstürzen, die eine Fehlermeldung auslösen. Man ist um Besserung bemüht, so wurde am Releasetag ein Patch veröffentlicht.

     

Fazit

Trapped Dead strahlt durchaus Zombieatmosphäre aus, aber ich hätte etwas mehr erwartet als das übliche Geschlurfe ohne kreative Impulse. Zwar bietet es Metzeln satt, wobei auch man auch mal etwas nachdenken muss, wenn vereinzelt mal härtere oder mehr Feinde kommen. Allerdings fehlt es an Abwechslung, da man fast durchweg die gleichen Untoten mit den gleichen Waffen plättet, die auch noch gleich aussehen. Hauptmanko ist aber weder diese für das Thema verständliche Redundanz noch die kaum vorhandene Story, die nur Altbekanntes reproduziert, sondern die misslungene Steuerung, die Actionliebhaber gänzlich verschreckt. Das indirekte Anvisieren ist derart umständlich und ungenau, dass nur die Pausenfunktion das Spiel rettet - wie es besser geht, zeigt nicht nur Dead Nation. Um bei Trapped Dead in Ruhe zu zielen, muss man quasi immer wieder die Stopptaste drücken. Wer auf düstere Horrorfilme der 80er Jahre steht, den könnte das gänzlich trostlose Abenteuer vielleicht trotzdem beefriedigend unterhalten. Allerdings sollte er eine gewisse Toleranz für unfertige Spiele aufbringen, denn das Spiel befindet sich trotz Patch am ersten Tag noch weiter im Bau, wie auch der eher rudimentäre Multiplayermodus zeigt. Dass dieses durchschnittliche Spiel zum besten deutschen Actionspiel 2010 gekürt wurde, sagt also viel über die Qualität der heimischen Entwicklung aus.





Pro

stimmige Horror-Atmosphäre
vereinzelter Einsatz von Taktik
Pausenfunktion schont Nerven
Umgebung nutzen

Kontra

ohne kreative Impulse
redundante Spielmechanik
vorhersehbare Story
ungenaue & umständliche Steuerung
keine spektakulären Effekte
eher biedere Kulisse

Wertung

PC

Schnörkelloses Zombiespiel made in Germany, das aber zu wenig Abwechslung bietet.

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