Far West20.12.2002, Marcel Kleffmann
Far West

Im Test:

Innovationen und neue Ideen sind im Spielebereich oftmals nur mit der Lupe zu suchen, und besonders bei Strategiespielen seltener als eine Nadel im Heuhaufen. Doch ein kleines Entwickler-Team wagt sich mit Far West (ab 7,99€ bei kaufen) an einen interessanten Genre-Mix mit vielen guten und vor allem neuen Ideen. Was Euch im Spiel erwartet, erfahrt Ihr im Test.

Wild Wild West

Der Wilde Westen dient nicht nur als Schauplatz für viele mehr oder weniger gelungene Hollywood-Streifen, sondern wird auch für Spiele-Firmen immer interessanter.

Den Grundstein legte LucasArts mit dem Actionspiel Outlaws. Und vor gar nicht allzu langer Zeit sorgte die deutsche Schmiede Spellbound (aktuell: Robin Hood) mit Desperados für Aufsehen. Diesmal schickt Euch Greenwood Entertainment in den Wilden Westen.

Als Hintergrund für Far West dient das tragische Schicksal einer texanischen Familie nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges. Ein hinterhältiger Rinderbaron hat Eure Urgroßeltern umgebracht und Euch die gesamten Rinder gestohlen.

Einige Jahre vergehen nach dieser Tat, bis plötzlich Euer Großvater wieder auftaucht und mit einer Handvoll Dollar die Ranch wieder auf Vordermann bringen will. Sein Ziel ist es, der Herr der Rinder zu werden.

__NEWCOL__Aufbau

Was braucht man, wenn man ein richtiger Rinderbaron werden möchte? Richtig: Rinder. Aber wie soll man die Viecher einfangen? Dazu könnt Ihr im Saloon der nächsten Stadt ein paar schlagkräftige Cowboys anwerben, die dann Rinder einfangen und auf der Weide für Euch hüten. Die tollkühnen Männer arbeiten aber nicht für einen Appel und ein Ei, sondern wollen richtig versorgt werden.

Also müsst Ihr im Livery Stable einen Planwagen kaufen, der Kaffee, Bohnen und hochprozentigen Whiskey aus dem General Store holt und zu den Jungs auf die Weide bringt. Habt Ihr genügend Rinder eingefangen und auf Eure Weide gesperrt, werden die Tiere früher oder später mit der natürlichen Vermehrung anfangen. Also habt Ihr bald noch mehr Rinder. Diese können später auf dem Viehmarkt in der Stadt verkauft werden, natürlich mit dem hauseigenen Brandsiegel.

Je länger ein Cowboy bei Euch engagiert ist, desto mehr Erfahrung bekommt er im Fangen von Tieren und logischerweise steigen auch seine Ansprüche. Daher werdet Ihr dem Cowboy wohl immer ein wenig mehr Gehalt zahlen müssen. Ganz zu schweigen davon, dass jeder Mitarbeiter bei Euch eine eigene Wohnung haben möchte; diese könnt Ihr übrigens selbst bauen.

Wozu Geld?

Habt Ihr genügend Geld in der Viehwirtschaft gescheffelt, dürft Ihr Euch nebenbei noch in der Stadt austoben. Dort könnt Ihr beispielsweise Hotels errichten, die Euer Ansehen steigern und zusätzlich Geld durch Zimmermiete abwerfen. Im weiteren Verlauf des Spiels könnt Ihr Banken, Zeitungsverlage oder gar eine komplette Eisenbahnlinie errichten. Das Prestige, das Ihr durch die Gebäude erntet, wird Euch größere Chancen beim Verkauf der Fleischberge einbringen.

Kämpfe

Der Wilde Westen wäre ohne Kämpfe ungefähr so langweilig wie James Bond ohne Money-Penny oder Bösewicht. Daher werdet Ihr bei Far West auch des Öfteren den Colt ziehen müssen. Gegen Euer aufstrebendes Rinder-Imperium stellen sich zahlreiche Fieslinge wie Viehdiebe, Banditen oder gar die böse Konkurrenz. Kommt es zu einer Auseinandersetzung, wechselt das Spiel in den Shoot-Out-Modus.

In diesem Modus könnt Ihr den Cowboy direkt Befehle à la "Schießen" oder "In Deckung gehen" geben. Vor dem Beginn des Kampfes müsst Ihr allerdings dafür sorgen, dass genügend Waffen und Munition bereitstehen. Das Shoot-Out kann übrigens wahlweise komplett vom Computer übernommen werden, falls es Euch nicht zusagt.

__NEWCOL__Eure Qualitäten als Rinderbaron erlernt Ihr schrittweise in einem hervorragenden Tutorial und arbeitet Euch dann immer weiter durch eine umfangreiche, aber nicht sehr abwechslungsreiche Kampagne. Das Fehlen von neuen Aufgaben ist nämlich das größte Problem des Spiels. Nach einigen Stunden gibt es überhaupt nichts Neues mehr zu entdecken. Dann hilft nur noch die Flucht in den Mehrspieler-Modus, bei dem Ihr mit drei weiteren Rinderbaronen konkurrieren könnt. Auch KI-Gegner dürfen wahlweise im Multiplayer mitspielen.

Grafik & Sound

Bei kaum einem anderen Spiel wird der Vergleich mit einem zweischneidigen Schwert so deutlich wie bei Far West. Sämtliche Gebäude sind absolut detailliert in Szene gesetzt worden und alle Animationen sind dermaßen liebevoll umfangreich, dass man oft einige Zeit lang nur den Protagonisten zuschaut, um alle Details zu sehen. Während auf der anderen Seite die grottenschlechten, schwachaufgelösten und schrecklich verwaschenen Bodentexturen einfach nur deplatziert wirken. Auch die platten Gebäude machen der an sich schönen Landschaft keine Ehre.

Für viel Western-Atmosphäre sorgt der Soundtrack. Jedoch orientiert sich die Musikuntermalung viel zu sehr an den bekannten Werken von Ennio Morricone (Spiel mir das Lied vom Tod). Rein soundtechnisch ist Far West aber prima gelungen und die Geräusche der stampfenden Herden, der Cowboystiefel und der Colts passen einwandfrei zum Geschehen.

Fazit


Far West hat ganz klar zwei Stärken: das unverbrauchte Szenario im Wilden Westen sowie der Genre-Mix aus Action, Aufbaustrategie und ein wenig Rollenspiel. Das Wirtschaftsmodell ist logisch, immer nachvollziehbar und macht in den ersten Missionen richtig Spaß. Jedoch wird das Spielgeschehen nach einiger Zeit schnell langweilig, da Ihr schon alles im Spiel kennt und einfach nichts Neues mehr passiert. Da hilft die spannende Geschichte, die der Spieler im Verlauf der Kampagne erlebt, nicht wirklich viel. Für Abwechslung sorgt jedoch der Mehrspieler-Modus, der auch mit wenigen Spielern dank der ausgezeichneten KI für launige Western-Duelle sorgt. Grafisch befindet sich der Titel im oberen Mittelfeld - schöne Animationen, grässliche Bodentexturen. Far West hat am Anfang wirklich Spaß gemacht hat, doch als es nichts mehr zu entdecken gab, ließ der Spieldrang schnell nach.

Pro

<li>guter Genre-Mix</li><li>Wilder Westen-Feeling</li><li>einfaches Wirtschaftsmodell</li><li>innovative Spielidee</li><li>tolle Steuerung</li><li>hervorragendes Tutorial</li><li>liebevolle Animationen</li><li>detaillierte Spielwelt</li><li>hübsches Gelände</li><li>nette Geschichte</li><li>passende Musik</li><li>gute KI</li>

Kontra

<li>schwache Bodentexturen</li><li>Gebäude wirken aufgesetzt</li><li>zu schnell ist alles bekannt</li><li>teilweise zu wenig Interaktion</li><li>nur vier Spieler im Multiplayer</li><li>abwechslungsarme Kampagne</li><li>Musik wirkt abgekupfert</li>

Wertung

PC

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