KnightShift17.10.2003, Bodo Naser
KnightShift

Im Test:

In KnightShift (ab 2,79€ bei kaufen) von Reality Pump und Zuxxez geht es um einen heldenhaften Prinzen, ein bedrohtes Königreich und -wer hätte es gedacht- um milchgebende Kühe. Der bunte 3D-Mix aus Echtzeit-Strategie und einfach zugänglichem Fantasy-Rollenspiel ist in der Fachpresse auf ein eher geteiltes Echo gestoßen. Ob die Vorbehalte wirklich gerechtfertigt sind, erfahrt Ihr im Test!

Im Doppelpack

Ein Pluspunkt gleich vorweg: Für Sparfüchse ist KnightShift eigentlich genau das Richtige, denn das PC-Spiel wartet gleich mit zwei verschiedenen Teilen auf. Zum einen gibt es den Echtzeit-Strategie-Part, der in storybasierte Kampagne und freies Spiel gegen bis zu sieben Computergegner (Skirmish) aufgeteilt ist.

Zum anderen ist da das Action-Rollenspiel, bei dem Ihr wie in Sacred mit Eurem Helden losziehen könnt. Beide Teile sind eigenständig, haben bis auf dieselbe 3D-Grafik eigentlich wenig miteinander gemein und können auch zu mehreren gespielt werden. Mit einem Editor dürft Ihr sogar neue Karten erstellen.

Simples Rollenspiel

Der interessantere von beiden ist wohl noch der genretypische Rollenspielteil, obwohl auch der wenig Atmosphäre besitzt und kaum mit der hohen Motivation eines Diablo 2 oder Dungeon Siege mithalten kann. Die Auswahl Eures Charakters aus den sieben spielbaren Klassen Amazone, Barbar, Ritter, Bogenschütze, Hexenmeister, Priesterin und Speerwerfer gestaltet sich mehr als nüchtern.

__NEWCOL__Die nahkämpfenden Charaktere sind dabei für Anfänger besser geeignet. Wer trotzdem den Bogenschützen wählt, sollte zum Schutz die überall herumstehenden Türme ausnützen. Wenig prickelnd könnt Ihr aus 14 verschiedenen Karten wählen, wo Ihr spielen wollt. Gut hingegen, dass Ihr Euren hochgezüchteten Charakter samt Ausrüstung auch ins nächste Fantasy-Abenteuer mitnehmen könnt.

Wiederkehrende Quests

Durch das Töten von Monstern bekommt Ihr Erfahrungspunkte, die Euren Helden langsam aufsteigen lassen. Jede der vorhandenen Karten umfasst mehrere Quests, deren Schwierigkeit sich bestimmen lässt und deren Lösen Euch dem Gesamtziel näher bringt. Darüber hinaus erhaltet Ihr für gelöste Quests neue Ausrüstung - alles, wie Ihr es auch von anderen Rollenspielen her kennt.

Nach wenigen Stunden wird allerdings deutlich, dass die wenig einfallsreichen Aufgaben, von denen Ihr meist im langweiligen Gespräch mit einem NPC erfahrt, sich oft ähneln. Ihr müsst z.B. irgendwelches Getier aus dem Weg räumen, um eine Kuhweide zu sichern. Ein roter Faden findet sich nur bei den acht Kapiteln, die lose durch eine Story verbunden sind und bei denen Ihr der bösen Zauberin Syff das Handwerk legen müsst.

Selbe Gegner

Auch die Gegner trefft Ihr in den automatisch ablaufenden Kämpfen oftmals wieder. Wer irgendwann Level 10 erreicht, hat schon eine ganze Armee von Wölfen, Bären und Skeletten geplättet, aber fast nichts anderes. Daher werdet Ihr richtig "froh" sein, wenn Ihr mal auf einen keulenbewehrten Riesen trefft!

Wer die Vielfalt der Monster aus vergleichbaren Spielen schätzt, wird also enttäuscht sein, auch wenn die gegnerische KI teils intelligent agiert: Angeschlagene Feinde laufen weg und versuchen zu regenerieren, um Euch erneut anzufallen. Das könnt Ihr vermeiden, indem Ihr an einem Unhold dranbleibt. Wichtig ist also die richtige Taktik: Hexen schützen z.B. mit ihrer Aura die Monster, die um sie herumstehen, weshalb Ihr sie zuerst erledigen solltet.

Massig Ausrüstung

Das große Waffenarsenal von KnightShift würde auch jeden mittelalterlichen Kerkermeister glücklich machen. Neben Schwertern, Äxten und Bögen gibt es auch verschiedene Rüstungsteile wie Helme, Harnische und Schilde, von denen viele magische Eigenschaften besitzen. Ganz ähnlich wie bei Diablo gibt es auch ganze Sets und einzigartige Gegenstände, die darüber hinaus sehr wertvoll sind. __NEWCOL__Zur Heilung Eures Helden existieren zahlreiche Schreine, blaue Pilze und magische Tränke, die Euch die vielen Händler verkaufen. Eine Schatzkiste wie in Diablo 2 gibt es leider nicht, so dass Ihr schnell überladen seid. Wenn Ihr einen Gefährten braucht, könnt Ihr für Gold einen Krieger oder Zauberer mieten, der Euch dann im Gefecht hilft.

Wenig Zauber

Zwar können Zauberer und Priesterin mit ihren verschiedenen Zauberstäben ein magisches Feuerwerk abbrennen, das sie noch nicht einmal Mana kostet, darüber hinaus stehen ihnen aber nur 19 weitere Zauber zur Verfügung. Mancher davon ist allerdings kaum zu gebrauchen, wie die magische Falle, die nur in Engpässen richtig funktioniert.

Verzauberte Gegenstände wie Amulette, Gürtel oder Ringe dürfen in KnightShift ebenfalls nur von den magiebegabten Charakteren getragen werden. Verbrauchtes Mana holt Ihr Euch durch Kristalle oder Tränke wieder. Die weise Priesterin setzt im Gegensatz zum auf Explosionen stehenden Magier voll auf ihre Schutzzauber, die sie vor feindlichen Angriffen bewahren sollen.

08/15-Strategie-Teil

Kommen wir zum schlechteren Teil von KnightShift, der Echtzeit-Strategie, die jedoch ebenfalls größtenteils von einfallslosem Action-Rollenspiel geprägt ist. Immer wieder gibt es nämlich Levels, in denen einfache Heldentaten gefragt sind. Das erinnert natürlich sofort an Klassenprimus WarCraft 3, dessen hoher Spaßfaktor allerdings nie erreicht wird.

Spielbar sind dabei nur die Menschen: Allesamt Untertanen von Prinz Siegfried, der aus der Unterwelt zurück den Oberfiesling Baldwin niederringen muss, um sein Königreich wieder zu erlangen. Die Story der Kampagne mit 24 Missionen wird in kurzen Szenen erzählt, wobei Ihr zunächst den greisen Thadeus suchen müsst - wohl der NPC mit der langsamsten Aussprache im Genre!

Ich will Kühe!

Ganz gelegentlich müsst Ihr für den Prinzen dann auch mal ein schmuckes Dorf errichten, auf dessen Weiden endlich die groß angekündigten Kühe auftauchen. Diese liefern -wer hätte es für möglich gehalten- Milch, den einzig wirklichen Rohstoff in KnightShift! Vergesst also getrost alles Gold der Welt, denn ist erst Euer Milchspeicher gut gefüllt, könnt Ihr Euch weitere Bauten wie Häuser, Baracken, Tempel oder Hexertürme davon kaufen. __NEWCOL__Hirtenjungen bei der Herde bewirken sogar, dass die Rindviecher gleich doppelt so schnell fressen. Zum Schutze Eurer Siedlung bauen Eure Holzfäller Wachtürme und Palisaden, die leider umständlich Abschnitt für Abschnitt errichtet werden.

Schwiegermütter an die Front

Auch die Zahl der militärischen Einheiten ist recht überschaubar, gerade mal zehn verschiedene Einheiten warten auf ihren Einsatz. Es gibt u.a. Bogenschützen, Krieger, Speerwerfer, Ritter, Priester, Hexen und Zauberer. Witzig ist sicher die Schwiegermutter, die feindliche Gebäude einnehmen kann und die Holzfäller mit ihrem Nudelholz zum schnelleren Arbeiten anhält.

Jeder kann an Erfahrung gewinnen und verbessert so Mission für Mission langsam seine Fähigkeiten. Darüber hinaus können nicht nur die Helden, sondern auch jede normale Einheit bessere Waffen gebrauchen, was sich als sehr nützlich erweist. In den wuseligen Schlachten gegen wilde Biester und feindliche Soldaten können Eure Recken dann drei Formationen einnehmen.

Viel automatisiert

Beide Teile zeichnen sich durch ihre große Übersichtlichkeit aus. Die Quests sind beispielsweise alle fein säuberlich im Journal aufgelistet. Und auf der Mini-Karte seht Ihr immer genau, wo Ihr jetzt hinmüsst, um bei Eurer Aufgabe weiterzukommen. Leider gelangt Ihr nicht wie üblich auf der großen Karte durch einen Mausklick sogleich dort hin, wo Ihr auf der kleinen Map hingeklickt habt.

Überhaupt ist die Steuerung recht umständlich, da sie beispielsweise viele verschiedene Tasten und Schaltflächen benutzt, was sich aber verändern lässt. Gut ist wiederum, dass viele Abläufe automatisiert wurden. So heilen sich Soldaten von selbst, wenn ein Schrein in der Nähe ist. Die Holzfäller begeben sich ebenfalls selbständig zur Baustelle, wenn Ihr ein Haus errichtet. Auch bei Kämpfen müsst Ihr nicht ständig klicken, um Eure Soldaten zum Attackieren zu bringen.

Multiplayer-Modus

KnightShift könnt Ihr sowohl im Echtzeit-Strategie-Modus als auch beim Rollenspiel mit bis zu acht Mitspielern per LAN oder im Internet zocken. Besonders Letzteres macht deutlich mehr Spaß, da Ihr dort nicht nur gegeneinander streiten, sondern die Quests auch im kooperativen Modus lösen könnt. Extra Multiplayer-Maps gibt es aber nicht, gespielt wird auf den Karten, die auch für den Singleplayer zur Verfügung stehen. Beachtlich: Es existiert sogar eine kleine Community, das Earthnet, das aber natürlich keinesfalls mit Blizzards übermächtigem Battlenet mithalten kann. Oft sind nicht gerade viele Leute anwesend, so dass es bisweilen schwer ist, im Internet Spielpartner zu finden.

__NEWCOL__Bunte 3D-Grafik

Leider ist auch die farbenprächtige 3D-Darstellung in KnightShift nicht über alle Zweifel erhaben. Viel zu eintönig sind etwa die oft eckigen Umgebungen der Fantasy-Welt, von denen vor allem die lieblos gestalteten Dungeons am wenigsten überzeugen. Auch die Animationen der Figuren sind nicht immer vom Feinsten, wie Ihr beispielsweise beim Tod der Monster sehen könnt.

Gelungen ist hingegen das Wasser, das vor allem bei höheren Auflösungen schön funkelt. Auch die Magieeffekte können sich sehen lassen. Das Spiel stellt sich übrigens automatisch auf Eure Hardware ein. Um KnightShift richtig zum laufen zu bringen, sollte es schon eine CPU mit 1,5 MHz, 256 MB RAM und eine mit der GeForce 3 ti vergleichbare Grafikkarte sein, die über einen leistungsstarken Pixel-Shader verfügt. Leider sind außer dem lustigen Intro kaum vorgerenderte Filmchen vorhanden, die die Story vorantreiben - alle Zwischensequenzen werden in Spielgrafik dargestellt.

Aus deutschen Landen

Auf wenig Begeisterung ist auch die deutsche Sprachausgabe gestoßen, die zwar professionell aufgenommen wurde, aber (leider) auch mit manchem deutschen Dialekt aufwartet. Die Holzfäller poltern auf Bayerisch, die Bogenschützen nuscheln sächsisch und die Schwiegermütter kommen offenbar aus der Pfalz. Wen das stört (und das sind sicher nicht wenige), der kann sich mittlerweile einen englischen Sprach-Patch installieren. In all dem babylonischen Dialektgewirr wurde allerdings der Heimatdialekt des Testers, das Schwäbische, völlig vergessen - ein schwerwiegender Fauxpas! Spaß beiseite, denn der heroische, mittelalterlich anmutende Soundtrack ist wirklich gelungen und sorgt wenigstens für ein wenig mehr Atmosphäre.

Fazit


Die kritischen Stimmen haben letztlich leider Recht behalten. Dass Action-Rollenspiel und Echtzeit-Strategie bei KnightShift nicht so verbunden sind, wie sich das mancher vielleicht gewünscht hat, darf zwar allein noch nicht zu einer "nur" durchschnittlichen Bewertung führen. Da aber beide Teile für sich genommen schon keine Begeisterungsstürme auszulösen vermögen, werden sie auch zusammen zu keinem starken Bundle. Der öde und viel zu simple Aufbauteil spricht da schon Bände. Den hohen Erwartungsdruck, dem das grafisch ansprechende Fantasy-Spiel gar nicht gerecht werden kann, haben die Macher durch ihre vollmundigen Ankündigungen aber ein Stück weit selbst erzeugt. So ist KnightShift laut Handbuch ein Rollenspiel für den Hardcore-Gamer, der jedoch sicher nicht glücklich wird mit der allzu einfallslosen Monstermetzelei. Gerade auch die recht einfältigen Quests dürften erfahrene Spieler nach kurzer Zeit abschrecken. Insgesamt macht das Spiel trotz einiger netter Einfälle leider einen recht unausgegorenen Eindruck. Schlecht ist KnightShift deswegen noch lange nicht, nur eben nicht über dem Durchschnitt!

Pro

<li>zwei Teile in einem</li><li>alle Einheiten gewinnen an Erfahrung</li><li>Einheiten können Waffen wechseln</li><li>viele Vorgänge automatisiert</li><li>einfacher Einstieg</li><li>übersichtlich gemacht</li><li>teils gute KI</li><li>teils magische Waffen</li><li>schönes Wasser</li><li>nettes Intro</li><li>stimmungsvolle Musik</li><li>Karten-Editor</li><li>dickes Handbuch</li>

Kontra

<li>wird schnell langweilig</li><li>wenig atmosphärischer Rollenspielteil</li><li>eintönige Quests</li><li>oft dieselben Gegner</li><li>viel zu simpler Aufbauteil</li><li>langweilige Dialoge</li><li>keine Schatzkiste</li><li>eintönige 3D-Landschaft</li><li>kaum Filme</li><li>Sprachausgabe</li>

Wertung

PC

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