Test: Lords of the Realm 3 (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Vivendi Universal
Release:
26.03.2004
Spielinfo Bilder  
Obwohl LotR einen Diplomatieteil bietet, befriedigt er nur die spartanischen Bedürfnisse: Andere Könige sind euch entweder feindlich, neutral oder freundlich gesinnt. Allianzen und Geschenke sind möglich, aber Verhandlungen à la Civilization 3 , feine Vertragsabstimmungen oder militärische Soforthilfe wie in Rise of Nations sucht man vergebens. Der friedliche oder wirtschaftliche Sieg ist ohnehin nicht möglich, so dass die Diplomatie klar im Schatten der schnellen Eroberungskriege steht.

Agincourt lässt im reinen Schlachtenmodus grüßen: Englische Langbogenschützen bereiten sich auf die heranstürmenden französischen Ritter vor, die durch den Sumpf verlangsamt werden.


Aufbau ohne Tiefe

Der Aufbauteil findet auf einer wunderschönen Karte statt, die dank vorbeiziehender Wolkenschatten, qualmender Kamine und wehender Fahnen sehr lebendig wirkt. Hinter der edlen Kulisse verbirgt sich aber zu wenig Spieltiefe: Die Ausweitung eures Reiches beschränkt sich darauf, Untergebene mit Land zu versehen oder bestehende Gebäude zu Prachtburgen, Städten oder Kathedralen auszubauen. Allerdings gibt es keinerlei Kommunikation mit den Vasallen, keinerlei echten Einfluss auf deren Land.

Bis auf Gold und Nahrung gibt es auch keine Rohstoffe wie Weizen, Holz oder Kühe in früheren Spielen, so dass der wirtschaftliche Aspekt fast vollkommen untergeht; ihr müsst lediglich genug Proviant für eure Armeen sichern. Auch auf die Infrastruktur und die Technologie könnt ihr nur am Rande einwirken, so dass die Gestaltungsmöglichkeiten auf ein Minimum reduziert sind: Brücken? Straßen? Zoll? Waffenbau? Pferdezüchtung? Alles Fehlanzeige. Wer ein mittelalterliches Imperium aus dem Boden stampfen will, wird enttäuscht. Kampf ohne Gnade

Wer ein Reich im Risikostil erobern will, wird schon eher auf seine Kosten kommen, denn hier entfaltet LotR seine Reize. Zwar ist ein Heranzoomen oder Drehen auf der Karte nicht möglich, aber dafür bewegen sich eure Armeen hier bereits als animierte Standartenträger über Feld und Flur. Treffen sie auf Gegner, suchen sie je nach aktivierter Verhaltensweise den Kampf. Nach einem Doppelklick auf die Kontrahenten schaltet das Spiel in eine komplett dreidimensionale Ansicht, in der ihr drehen und zoomen könnt.

Zwischen Wiesen und Wäldern, Sümpfen und Flüssen wartet eure Armee auf Befehle. Hier steuert ihr jedoch keine Gruppen einzelner Kämpfer wie z.B. in Age of Empires 2: The Conquerors , sondern immer ganze Kompanien unterschiedlicher Waffengattung – darunter Schwertkämpfer, Pikeniere, Bogenschützen, Reiter und diverse Belagerungswaffen vom Katapult bis zum Tribok. Die Steuerung bietet allen genretypischen Komfort und ist schnell verinnerlicht.

Am Ende einer Schlacht gibt`s genretyxpische Statistiken. Schade, dass die Wirtschaft so klein gehalten wurde, dass hier gar keine nötig sind.

Edel & ansehnlich?

Wer näher ranzoomt wird hier zwar Rotwild, schöne Landschaftstexturen und gut designte Kämpfer sehen, aber den grafischen Vergleich zu Genregrößen wie Age of Mythology  hält das Spiel in keiner Hinsicht nicht stand. Vor allem in der Bewegung und bei der Erstürmung von Mauern wünscht man sich wesentlich mehr Animationsphasen, damit das Gleiten und lemmingartige Klettern nicht so ins Auge sticht.

Kommentare

johndoe-freename-70421 schrieb am
Erst einmal vielen Dank für die erste brauchbare Kritik!
Ich habe so manche Stunde mit dem Vorgänger verbracht - und schließe mich der Kritik an! Vor allem ist Schade, dass man sich die Mühe macht historisch genau zu sein und dann keine Gestaltungsmöglichkeit zuläßt! Nur mittelprächtiges Gekämpfe, kein Handel, kein Aufbau - und die verschiedenen Sparten bleiben Kulissen ...
Schön wäre es, wenn Diplomatie, Handel und Religion ebenfalls zu Erfolgen führen könnten und nicht bloße Staffage bleiben würden ...
Und das von dem Team, das z.T. auch bei Stronghold mitgemischt hat, denn im Gegensatz zur Kritik finde ich die Grafik erbärmlich v. a. wegen der enormen Systemanforderung (Grafikkarte - wofür eigentlich?)
Jörg Luibl schrieb am
hermano hat geschrieben:Das Spiel hat leider fast nichts mehr mit den Vorgängern zu tun, nachdem ich circa zwei Stunden gespielt hatte, hab\' ich es desillosionert wieder deinstalliert.
Nehmt\'s nicht als bösgemeinte Kritik an eurem 4P-Urteil
Moin,
deine Kritik ist willkommen und sogar berechtigt. Liebhaber der Reihe werden ein anderes Spielerlebnis haben als damals. Im Test müsste jedoch klar werden, dass LotR III eindeutig in Richtung Echtzeit-Risiko mit Personenmanagement geht als in die Imperiumbau-Schiene mit Rohstoffmanagement.
Mir hat dieses dynamische Spiel allerdings kurzweilig Spaß gemacht, denn es hat einige interessante Aspekte.
Ach ja: Die vernichtende und ungewöhnlich hämische Kritik der GameStar, die ja etwa deinem Urteil entspricht, wurde aus einer sehr traditionalistischen Perspektive geschrieben, die quasi das Erbe der altehrwürdigen Reihe durch die Echtzeitdynamik und andere Dinge verletzt sieht - was okay ist. Meine Perspektive ist eine andere.
johndoe-freename-65511 schrieb am
Das Spiel hat leider fast nichts mehr mit den Vorgängern zu tun, nachdem ich circa zwei Stunden gespielt hatte, hab\' ich es desillosionert wieder deinstalliert.
Nehmt\'s nicht als bösgemeinte Kritik an eurem 4P-Urteil, aber mein Rat an alle, die sich LotR in aktuellem Grafikgewand wünschen ist: Lasst unbedingt die Finger von LotR III und träumt weiter von alten oder neuen besseren Zeiten. Ich seh lieber mal ob LotR 2 auf xp läuft...
h
lambi21 schrieb am
Ah, danke für die Antwort. Also wie auch der Rest des Spiels für alte Fans der Vorgänger eher enttäuschend... Schade. Da versuch ich doch lieber, den 1. Teil nochmal zum Laufen zu bringen.
Jörg Luibl schrieb am
Hallöle,
der Burgenbau ist über den Editor möglich, der diverse Turm-, Tor- und Mauertypen bietet. Diese selbst erstellten Festungen kann man dann auch ins Multiplayerspiel importieren.
Aber ehrlich gesagt sehen die Burgen weder besonders spektakulär aus noch macht der Editor mir richtig Spaß. Es fehlen einfach noch mehr Details wie Gräben oder Zugbrücken.
schrieb am