Das Geheimnis der Nautilus01.04.2002, Bodo Naser
Das Geheimnis der Nautilus

Im Test:

Der französische Schriftsteller Jules Verne (1828-1905) gilt heute als "Erfinder" der modernen Science-Fiction-Literatur. In seinen über 100 futuristischen Romanen beschrieb er technische Erfindungen, die seinem Jahrhundert anscheinend weit voraus waren. Jetzt widmet auch Produzent Cryo dem berühmten Romancier eines seiner berühmt-berüchtigten Mystery-Adventures: In Das Geheimnis der Nautilus (ab 9,99€ bei kaufen) dürft Ihr dieses Mal wie einst Kapitän Nemo in die Tiefen der See vorstoßen, um deren Rätsel zu entschlüsseln. Was sich hinter dem Spiel von Publisher Modern Games verbirgt, erfahrt Ihr in unserer Review.

20.000 Meilen unter dem Meer

Ein junger Unterwasser-Archäologe entdeckt auf einer wissenschaftlichen Untersee-Mission ein seltsames Gefährt, das in einer Meeresspalte auf Grund gelaufen ist. Schnell wird klar, dass es sich dabei um das legendäre U-Boot Nautilus handelt, mit dem der berühmte Kapitän Nemo einst die Tiefen der Ozeane befuhr. Ohne Erlaubnis seiner Vorgesetzten dringt der Forscher in das Wrack vor, um die Umstände der Havarie zu klären. Warum nur haben Nemo und die Besatzung das Boot so plötzlich verlassen? Irgendeine nichtmenschliche Intelligenz will den Wissenschaftler wohl daran hindern, alle Mysterien der Nautilus zu erforschen... Die Handlung von Cryos neuestem Grafik-Adventure ist an Jules Vernes Roman 20.000 unter dem Meer angelehnt. Es geht um die Erkundung der Nautilus und um die Frage, warum sie vor Jahrzehnten aufgegeben wurde.

Gameplay

Zu Beginn von Das Geheimnis der Nautilus seid Ihr in der Druck-Schleuse der Nautilus eingesperrt. Irgendwie muss es doch einen Ausgang ins Innere des Bootes geben? Die schriftlichen In-Game-Kommentare geben Euch immer wieder wichtige Hints, wie Ihr im Adventure weiter kommen könnt. Dennoch ist das Fortkommen vor allem im späteren Spiel alles andere als leicht. War da eben nicht eine Bewegung hinter dem Sichtfenster...? Ein Durchkommen scheint es bei dem eisernen Schott nicht zu geben, da es durch elektrische Blitze blockiert wird. Daher müsst Ihr wohl eine Möglichkeit finden, die Elektrizität abzuschalten.

Für Cryo-Adventure typisch lenkt Ihr Euren Helden in Ego-Perspektive durch die optisch ansprechenden Hintergrundbilder, die sich um 360 Grad frei schwenken lassen. Während Ihr alles genauer unter die Lupe nehmt, dürft Ihr fleißig Gegenstände einsammeln, die Ihr richtig kombiniert andernorts wieder verwenden könnt. Der sich verändernde Mauszeiger zeigt Euch an, wo Aktionen möglich sind. Dennoch ist es bisweilen schwer zu sehen, wo die Sachen versteckt sind, so dass Ihr die Szenerie oft Pixel für Pixel durchklicken dürft. Ein origineller Mini-Computer hilft Euch dabei, den Überblick in dem ganzen Chaos nicht zu verlieren: Neben den Optionen (z.B. Speichern) findet Ihr in diesem Palm auch das mitgeloggte Tagebuch, kleine Kartenskizzen und die gesammelten Hinweise.

Das ganze Spiel ist gespickt mit den anspruchsvollen Logik-Rätseln, die Genre-Fans schon seit der erfolgreichen Myst-Reihe begeistern. Wer von Euch Anfänger oder gegen solch vertrackte Puzzles allergisch ist, sollte natürlich besser die Finger von Das Geheimnis der Nautilus lassen. Die menschenleeren Korridore der Nautilus und das viktorianischen Flair verleihen dem Abenteuer zusätzlich eine morbide, fast unheimliche Grundstimmung. Dennoch besteht die Möglichkeit zur Interaktion (Gespräche o.ä.) nur sehr sporadisch. Zudem vermisst man einen Lerneffekt wie bei Cryos letztem Werk Jerusalem - Die Heilige Stadt: Im Spiel erfahrt Ihr über Jules Verne und seine Zeit leider nur wenig. Auch die Nautilus dient hier nur als Staffage.

Grafik/Sound

Die grafisch schön gestalteten Hintergründe wirken bei Das Geheimnis der Nautilus manchmal etwas zu dunkel und bisweilen sogar unscharf. Möglicherweise ist das auch Bestandteil der eher düsteren, viktorianischen Atmosphäre, welche die Einrichtung wiederspiegelt. Das Boot wirkt insgesamt heruntergekommen, der Zahn der Zeit lässt die einstige Pracht nur noch erahnen. Ansehnlich - wenn auch nicht überragend - sind die animierten Zwischensequenzen, welche quasi als Belohnung für gelöste Rätsel fungieren und die so den Handlungsstrang voran treiben.

Die Musik des Adventures klingt irgendwie nach antiken Harfenklängen mit eingebauten Computer-Effekten: Beruhigend und erfrischend wie ein klares Bächlein plätschert sie Euch ins Ohr ohne groß zu nerven. Geräusche gibt es aber ansonsten kaum. Das Geheimnis der Nautilus wurde übrigens komplett lokalisiert: Handbuch, In-Game-Kommentare und Sprachausgabe sind auf Deutsch.

Pro:

  • Adventure nach Jules Verne
  • viktorianische Hintergründe
  • Harfen-Musik
  • nette Filmchen
  • komplett lokalisiert
  • Kontra:

  • schwere Rätsel
  • Gegenstände schwer zu finden
  • zu linear
  • wenig Möglichkeit zur Interaktion
  • wenig belebt
  • wenig lehrreich
  • Nautilus ist nur Staffage
  • teils unscharfe Grafik
  • hölzern animierte Personen
  • Vergleichbar mit:

    Myst-Reihe, Atlantis-Reihe

    Fazit

    Nach dem intelligenten und lehrreichen Jerusalem - Die Heilige Stadt ist man bei Cryo mit Das Geheimnis der Nautilus wieder zu seinen Adventure-Wurzeln zurückgekehrt. Ob das wirklich die richtige Entscheidung war? Das Spiel nach dem Roman von Jules Verne ist jedenfalls ein geradezu typischer Vertreter seines Genres: Grafiklastig, wenig interaktiv und mit teils zu schweren Logik-Rätseln. Nur die absoluten Fans von Cryo-Abenteuern (sofern es die überhaupt gibt) und Freunde von 20.000 Meilen unter dem Meer sollten einen Kauf ernstlich in Erwägung ziehen. Alle anderen sollten lieber auf den nächsten Streich aus Frankreich warten.

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

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