Im Test:
Einzigartiges Abenteuer
Ja, gerade auf dem Rechner sorgt dieses Spiel für ein einzigartiges Erlebnis. Denn dort gibt es weder den Vorgänger Demon's Souls (PS3) und bis auf wenige Ausnahmen wie das über zehn Jahre alte Severance: Blade of Darkness oder Die by the Sword nichts annähernd Vergleichbares – ich habe dem ausführlichen Test der Konsolenversion nichts hinzuzufügen. Ich werde die inhaltliche Faszination nochmal kurz zusammen fassen, bevor es auf der zweiten Seite um den technischen Krimskrams sowie die neuen Inhalte geht. Was ist also so besonders an Dark Souls, das auf den ersten Blick vielleicht spröde und steif wirkt? Vor allem, wenn man unbeholfen mit Maus und Tastatur vorwärts strauchelt…
Es ist das kompromisslose, unheimlich markante Spieldesign. Es gibt keinen goldenen Pfad zum Ziel, es gibt kein Tagebuch mit Quests, es gibt nur einen kleinen Abenteurer, der schon nach einer Stunde sterbenden Rittern und wütenden Dämonen, deprimierten Männern und riesenhaften Krähen begegnet. Über diesem im Schatten versunkenen Land liegt eine seltsame Mischung aus Melancholie und Verfall, aus Hoffnung und Verderben. Doch manchmal blitzt zwischen den verwitterten Ruinen etwas von dem Glanz alter Zeiten auf. Man spürt zwar immer den Tod im Nacken, aber ab und zu erahnt man eine tröstliche Idylle, eine Art Hoffnung. Ob man diese Welt tatsächlich retten kann? Ja, aber es ist so verdammt schwer.
Beobachten und zuschlagen
Man lernt in diesem Spiel ohnehin sehr schnell, dass Gier und Ungeduld ganz schlechte Begleiter sind. Dabei hat man so viel Zeit für demütige Langsamkeit, denn man spielt einen Untoten, der in einem verfluchten Land mit vielen anderen Gestrandeten um sein Seelenheil streitet – wie ein Einherjer in Walhalla kehrt man immer wieder, um ewig zu streiten. Und das gnadenlose Kampfsystem verlangt volle Konzentration in jedem Gefecht. Es gibt kein Spiel, das diese situative Spannung auslöst.
Anspruchsvolles Kampfsystem
Man muss sich an Gegner und Umgebung anpassen, um erfolgreich zu sein. Das sind keine Gefechte für Klopper, sondern für Tänzer. Alles hat eine Auswirkung: Schwere Hiebe kosten genau so Ausdauer wie das Hochhalten des Schildes, manche Waffen treffen mehrere Feinde, mit einem Plattenpanzer kann man nicht elegant wegrollen, Angriffe von hinten sorgen für fatalen Schaden und alle Kreaturen haben irgendwo eine Achillesferse. Man sollte je nach Feindrüstung entweder Panzer brechende Klingen oder im Angesicht einer Horde eine Waffe mit großem Schwung wie das Breitschwert einsetzen – vielleicht sogar zweihändig geführt, was auf Knopfdruck mit fast allen Klingen möglich ist. Man ist in
Leider kann man in den offiziellen Grafikoptionen nur scheinbar die Auflösung erhöhen - das Bild wird lediglich hochskaliert. Mittlerweile gibt es einen inoffiziellen Patch , der alles hübscher macht. Aber Vorsicht: Dann fehlen die wichtigen Hinweise auf dem Boden!
Update:
Auch das Textproblem wurde mit einem Patch gefixt. einem engen Gang unterwegs? Hier empfiehlt sich ein Speer, der ohne Kollision mit der Wand nach vorne schnellen kann.
Es geht auch immer darum, wie man eine Deckung durchbrechen kann – manchmal reicht es aus, genau diese schweren Hiebe abzuwarten, wegzurollen und zuzuschlagen. Manchmal hilft ein direkter Tritt in den Schild führenden Mann, um ihn für eine Sekunde zu öffnen. Und die beste Variante ist der Konter mit anschließendem kritischen Treffer: Wenn man im Moment des gegnerischen Angriffs die Schildparade einsetzt, kann man blank ziehen und sofort töten – mit einem kleinen Buckler ist das allerdings wahrscheinlicher als mit einem großen Keilschild. Sehr schön ist, dass man Gegner auf Knopfdruck fixieren und umrunden kann, dass Angriffe von oben und aus dem Sprung heraus verheerend sind. Ich könnte noch weiter schwärmen, verweise Neulinge dringend auf diesen Test für Charaktererschaffung, Rollenspielelemente, Online-Gefahren, Eide, Boss & Co, aber die PC-Technik und die neuen Gebiete rufen…
Nicht für den Rechner optimiert
Es gab so viel Aufregung im Vorfeld, obwohl die Japaner nicht großspurig eine Hochglanzversion versprachen wie so manch andere, sondern zugaben, dass sie kaum Erfahrungen mit dem PC haben und daher eine 1:1-Umsetzung anstreben – da war plötzlich von Schrott und Müll die Rede. Was für Dramaköniginnen Spieler doch sind! Angesichts der außergewöhnlichen inhaltlichen Qualität war das jedenfalls eine vollkommen übertriebene Reaktion. Denn man darf nicht vergessen: Schon auf der PlayStation 3 und Xbox 360 hatte dieses Abenteuer technische Schwächen wie Ruckler oder Clippings, die ihm aber nichts von seiner Faszination rauben konnten. Warum nicht?
Das lag zum einen daran, dass sich diese Macken im Vergleich zu desaströsen Umsetzungen wie z.B. aktuell in Risen 2 in Grenzen hielten. Und dass es zum anderen ein imposantes Artdesign gab, das für Texturschwächen hier und da vollkommen entschädigte – lediglich The Witcher 2 erreicht hinsichtlich der Rüstungen, Wappen, Waffen und Kleidungen ein ähnlich ausdrucksstarkes Niveau. Hier macht es einfach Spaß, mit der Kamera um seinen frisch ausgerüsteten Charakter zu fahren! Auf dem Rechner läuft das Spiel von Beginn an flüssiger und From Software hat so manchen berühmt-berüchtigten Einbruch in der Framerate wie etwa die Szene mit dem roten Drachen auf der Brücke oder jene in Schandstadt aufgefangen. Es läuft also stabiler als auf Konsolen, aber maximal bei 30 FPS.
Das Auflösungsproblem
Aber es gibt Hilfe zur Selbsthilfe von Spielern über einen kleinen Patch , so dass man die Grafik auch tatsächlich hochschrauben kann. Warum hat From Software das bitte nicht hingekriegt? Und Vorsicht, das ist nur etwas für Dark Souls-Kenner: Damit wird zwar alles hübscher, aber damit fallen auch die wichtigen Nachrichten am Boden weg, die Einsteigern das Leben retten und wertvolle Hinweise geben können (Update: Auch dafür gibt es mittlerweile einen zweiten Patch ). Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass das keine optimierte, aber eine solide PC-Umsetzung ist. Sie weit weg von einem Desaster à la Resident Evil 4 oder einem Billigport wie Risen 2.
Zusatzgebiete für Veteranen
Außerdem bekommen aktuell nur PC-Spieler mehr Inhalte in Form von neuen Gebieten, Waffen, Bossen und Handlungssträngen. Hier ist allerdings ebenfalls Vorsicht geboten, denn das sind keine Areale für Einsteiger. Man erreicht sie zu Beginn über das Finsterwurzbecken, wo man die Hydra besiegen muss; allerdings muss man zum Betreten der Höhle sowie der neuen Gebiete noch weitere Voraussetzungen erfüllen, die in die Archive des Herzogs nach Anor Londo führen – eine unheimlich gefährliche Tour.
Wir sind bei unserem Besuch direkt vom ersten Boss zermalmt worden. Und das trotz über 100 Stunden Erfahrung mit Dark Souls auf der Konsole. Laut From Software werden es selbst Helden zwischen Level 50 und 70 schwer haben, dort auf Anhieb zu bestehen – daher können wir sie selbst nicht in diesem Test besprechen. Das ist für die Wertung aber kein Problem, denn egal ob diese neuen Gebiete belanglos oder genial designt sind: Sie sind nur ein Zusatz, der an der Qualität des umfangreichen Hauptstrang des Abenteuers nichts ändern kann. Er soll aber immerhin knapp acht Stunden umfassen und bleibt aktuell PC-Helden vorbehalten. Sie werden wohl erst vor Weihnachten als „Artorias of the Abyss“ für PS3 und 360 als DLC für knapp 15 Euro angeboten.
Fazit
Dieses Spiel ist auch auf dem Rechner ein großartiges. Es ist zwar nicht auf Hochglanz poliert, das Auflösungslimit ist ärgerlich, aber dafür gibt es acht Stunden exklusive Zusätze neben der bekannten inhaltlichen und atmosphärischen Schätze. Es lässt mutige Helden in eine rätselhafte und gefährliche Welt abtauchen. Man lernt in diesem anspruchsvollen Abenteuer, dass Gier und Ungeduld ganz schlechte Begleiter sind, während einem die Nackenhaare vor Spannung im Kampf oder bei aktiviertem Online-Spiel zu Berge stehen. Trotzdem hat man viel Zeit für demütige Langsamkeit und Erkundung in einem verfluchten Land mit heroischen Gestrandeten. Man muss From Software hoch anrechnen, dass sie in einer Zeit der glattgebügelten Fokusgruppenaction so ein außergewöhnliches, mitunter melancholisch anmutendes Rollenspiel voller Ecken und Kanten anbieten. Dark Souls ist genauso wie anno dazumal Shadow of the Colossus ein ganz wichtiger kreativer Kontrapunkt aus Japan. Trotz seines kleinen Budgets hat es weitaus mehr erreicht als ein Crysis, Mass Effect oder Assassin’s Creed. Es hat der Spielewelt etwas von der Magie der Pionierzeit zurück gebracht. Danke dafür!
Pro
Kontra
Wertung
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