Im Test:
Fiktion oder Tatsache?
Gleich zu Beginn bekommt man schon einen Vorgeschmack auf die kriegerische Welt, denn im höchst amüsanten Tutorial kämpft man gegen einen Assassinen der Masons, der einen plötzlich attackiert. Leider herrscht auch hier wieder Sprachverwirrung, denn einmal heißen sie „Masons“ und dann wieder „Freimaurer“. Nicht der einzige Übersetzungsfehler im Spiel, das eigentlich bis auf die Sprachausgabe auf Deutsch sein sollte. Außer der im weiteren Verlauf unbedeutenden Story gibt’s aber auch nicht viel zu lesen. Die Entscheidung für eine Partei ist ohnehin nicht von Dauer, da man wie bei War of the Roses vor jeder Schlacht entscheidet, für wen man kämpft.
Was bietet es?
Besonders spannend ist wieder der Modus, wo man zusammen mit anderen Spielern Orte auf der Karte sichert. Hier fühlt man sich ausnahmsweise wie in einer militärischen Einheit, die ein Ziel verfolgt. Man muss etwa eine Festung belagern, wobei man Katapulte abfeuert, eine Ramme schützt oder ein Tor stürmt. Ganz so zielstrebig wie bei der Eroberung von War of the Roses geht’s aber nicht zu, da hier die Punkte zwar den Sieg bringen, aber eben nicht mehr. Die Erfahrung nimmt man nicht mit, weil man bei C nicht aufsteigt. Bei den restlichen Modi gibt man eher den Einzelkämpfer.
Ohne großen Schnickschnack
Die festen Typen sorgen dafür, dass die Kämpfe relativ ausgeglichen sind, da es keine Übercracks aber auch kein Kanonenfutter gibt. Da kein Aufstieg wie im Rollenspiel möglich ist, haben alle in etwa dieselben Voraussetzungen, mit denen man möglichst clever umgehen muss. Klar beherrscht der eine oder andere bessere Kniffe, aber die hat er wie alle anderen mühsam gelernt. Die Kombinationen werden im Tutorial erklärt, das jeder spielen sollte. Es gibt jedoch keinerlei Evolution bei Rüstung oder Waffen.
Die bessere Bedienung
Noch einfacher ist der Bogen, bei dem man nur zielen und den Knopf drücken muss. Das war ja auch schon bei War of the Roses wie‘s Brezelbacken und läuft hier noch flotter. So muss man eigentlich nur noch darauf achten, wie weit man schießen will, da man dann halt vorhalten, im Bogen schießen oder höher zielen muss. Mit der Armbrust kann man auch zielen, obwohl diese eigentlich erst im Spätmittelalter populär wurden. Aufziehen muss man sie auch, was aber viel schneller und damit unrealistischer als im Rosenkrieg abläuft. Praktisch ist der große Schild, hinter dem sich speziell Armbrustschützen verbergen.
Hochmittelalterliche Waffen
Bei War of the Roses ging manches schneller, speziell was die Waffen anbelangte, die bei C erst langwierig freigespielt werden müssen. Immerhin darf man auch Haupt- und Nebenbewaffnung wählen, die etwa aus Langschwert, Axt und Wurfmesser bestehen könnte. Auch hier kann man zwischen den Waffen hin und her schalten, wenn man damit im Kampf besser zurechtkommt. So machen Zweihänder zwar mehr Schaden, man braucht aber auch länger, um erneut zuzuschlagen. Auch hier muss man die richtige Mischung finden, um zu bestehen.
Ansehnliches Gemetzel
Leider ist vieles oft pure Staffage, denn es gibt wenig, was man im Kampf einsetzen könnte. Schützen werden vielleicht mal eine erhobene Position oder Deckung finden, so dass sie in aller Ruhe auf den Feind zielen können. Die Arena sieht zwar beeindruckend aus, aber ihre klassische Architektur lässt sich bis auf eine paar Hebel kaum taktisch einsetzen. Zwar erscheint man waschecht aus dem Boden, wie das auch im Kolosseum der Fall war, aber das war’s auch schon. Dann ist wieder Kampf Mann gegen Mann angesagt, wo meist der Geschicktere oder Schnellere gewinnt.
Unbefriedigender Ablauf
Ansonsten laufen die Schlachten hektischer, als es die gelungene Steuerung vermuten ließe. Wie schon bei War of the Roses stirbt man öfters, als einem lieb ist. Man wird dann nach einiger Zeit wieder belebt, stürmt vor, nur um gleich wieder zu sterben. Das viel zu kurze Leben lässt sich auch nicht durch eine Heilung verlängern, denn es gibt keine entsprechende Funktion. Allerdings steigt der Lebensbalken langsam wieder an, wenn man unbehelligt bleibt; nur kommt das im Eifer des Gefechts fast nie vor.
Mit das größte Manko ist, dass kaum echter Fortschritt zu erkennen ist, weder hinsichtlich der Waffen noch Rüstungen oder Fähigkeiten. So bleibt immer das ungute Gefühl, dass man irgendetwas falsch macht, ohne es wirklich beeinflussen zu können. Kurzfristig hilft da nur, noch mehr Tricks und Kniffe übers Tutorial zu erlernen, da neue Waffen freispielen eine Ewigkeit dauert.
Fazit
Chivalry ist auch nicht viel besser oder schlechter als War of the Roses. Zwar hat es eine bessere Steuerung und mehr Modi, aber es bietet deutlich weniger Spaß - vor allem auf lange Sicht. Das liegt daran, dass es keinen Aufstieg gibt, weder innerhalb der Mehrspieler-Partie noch außerhalb in einer Art Rollenspiel-Modus. So kann man die vier festen Kämpfer nicht individuell gestalten, die Wahl der Kriegspartei ändert sich quasi ständig und es ist kaum ein Fortschritt zu erkennen. Chivalry wendet sich an Kampfpuristen, die sich ohne großes Drumherum in die blutige Schlacht stürzen wollen, ohne noch lange eigene Rüstung, Waffe oder Wappen zu wählen. Die grundlegende Kampfesweise ist schnell erlernt, darüber hinaus gibt es noch weitere Tricks und Kniffe für Cracks, um besser als der Rest zu sein. Allerdings gibt's ein Problem mit der Motivation, wenn man alle Waffen ausprobiert hat, von denen zunächst nur hochmittelalterlichen Grundtypen vorhanden sind. Dann dauert es doch eine ganze Weile, bis man neue Waffen freigespielt hat und man verliert die Lust. Ein Solomodus, der wie Mount & Blade den Namen verdient hätte, fehlt ebenfalls, da hier nur das Tutorial bleibt. Unterm Strich gibt es wenig, das einen bei der Stange halten könnte, auch weil man sich etwa die Reitpferde gespart hat.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Leicht zu steuerndes Mittelalter-Actionspiel für Multiplayerkämpfer, dem allerdings nach kurzer Zeit die Puste ausgeht.
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