The Hulk18.07.2003, Paul Kautz
The Hulk

Im Test:

»Sich grün zu ärgern« ist normalerweise nur eine Redensart. Im Falle von Bruce Banner bedeutet es einiges mehr, schließlich verwandelt sich der Wissenschaftler in Rage in einen gigantischen, kaum kontrollierbaren grünen Muskelberg. Diese Marvel-Comicfigur bekam jetzt einen Kinofilm, und wie jeder gute Comic-Held, auch eine Versoftung spendiert. Was die taugt, erfahrt Ihr aus der Review.

Dir hulk´ ich eine!

Das sehr fummelig zu bedienende Hauptmenü führt Euch in das großartig animierte Renderintro, welches die Story des Spiels da weiterführt, wo sie im Film aufgehört hat: Bruce Banner wird für tot gehalten, und kann somit seine Suche nach einem Heilmittel gegen seine ständigen Verwandlungen beginnen. Direkt nach dem Einstieg landet Ihr im Spiel - die ersten beiden Missionen dienen als Tutorial, um die Spielmechanik besser kennen zu lernen. Denn im Grunde habt Ihr hier zwei unterschiedliche Spielvarianten: als Grünhaut Hulk handelt Ihr nach dem Faustrecht, brecht durch Wände, zermalmt Eure Gegner und geht generell mit wenig Verstand vor. Als Bruce Banner werdet Ihr zum Schleichen verdammt, seid verletzlich und generell nicht sehr kampfstark - dafür dürft Ihr Euch mit kleineren Puzzles herumschlagen, müsst Kisten verschieben oder Hebel betätigen. Diese Wechsel der Hauptfigur wirken oftmals aufgesetzt und sind dem Spielfluss wenig zuträglich.

You wouldn´t like me when I´m angry

Den größten Teil des Spiels seht Ihr dem wortkargen Hulk über die breiten Schultern. Mit wenigen Tasten könnt Ihr schlagen, treten, Gamma-Strahlen verschießen oder zupacken. Ziel der riesigen Hand können entweder Gegenstände oder Personen sein, wodurch sich neue Angriffsmöglichkeiten ergeben.__NEWCOL__

Schläge mit einem Mauerstück verursachen mehr Schaden, ein ungespitzt in den Boden gerammter Soldat stellt keine Gefahr mehr dar. Praktischerweise sind die Levels zu einem großen Teil zerstörbar, so dass Ihr immer neue »Waffen« in die Hand bekommt: Tische, Autos, Gabelstapler oder Rohe sind passable Argumentationsverstärker, außerdem könnt Ihr viele Angriffe kombinieren. Das ist besonders bei den sporadisch auftauchenden Zwischengegnern nützlich, die zäher als der Standard-Widersacher sind und spezielle Taktiken erfordern. Die normale Gegnerschar leidet an extremer Abwechslungsarmut, außerdem scheinen die Soldaten, mutierten Hunde oder blauhäutigen Mini-Hulks wie die Pilze zu sprießen: sie nehmen einfach kein Ende. In diesem Zusammenhang ist es sehr praktisch, dass Ihr den meisten Gefechten einfach davonrennen könnt - schon nach kurzem Sprint geben Eure Verfolger auf.

Mit jedem erfolgreich besiegten Feind steigt Euer »Wut«-Meter. Ist es voll geladen, seid Ihr für kurze Zeit noch stärker und könnt spezielle Wut-Attacken zünden, die entsprechend verheerend wirken. Auch die normalen Angriffe lassen sich durch Gedrückthalten der jeweiligen Taste verstärken. Und zu grüner Letzt springt Hulk wie ein junger Gott, wodurch sich auch Luftangriffe verwirklichen lassen - die entsprechende Spuren im Boden hinterlassen.

Wie man sich grün ärgert..

Während die Abschnitte als Hulk zumindest kurzfristig unterhaltsam sind, werdet Ihr jede Minute als Bruce Banner schnell verfluchen: die Entwickler zwingen Euch aus allerlei mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogenen Gründen zum Schleichen, vermasseln diesen Ansatz jedoch durch eine verhunzte Kameraführung - im Extremfall werdet Ihr von Gegnern angegriffen, die Ihr nicht mal sehen könnt! Wäre der Hulk in dieser Situation, würde er einfach ins Leere greifen, und den vorwitzigen Schützen damit meist erwischen, doch als Bruce bleibt Euch in einer solchen Situation nur die Flucht. Die gelingt auch meist, da die Gegner über weniger Intelligenz als ein Sack Torf verfügen: sie kämpfen unkoordiniert, verlassen ihre vorgegebenen Bahnen nur im Ausnahmefall und lassen sich generell sehr leicht umlaufen - als Bruce Banner sollte man sich jedoch nicht auf einen Kampf einlassen, sondern lieber versuchen, die selten klar formulierten Aufgabenstellungen zu erfüllen. Gelegentlich müsst Ihr auch ein Computerterminal bedienen und unter Zeitdruck richtige Zeichenkombinationen herausfinden.

Hulk zählt wie so viele Comic-Umsetzungen zur Gattung der »Kein freies Speichern«-Spiele. Ihr dürft am Ende jedes der teilweise sehr langen Levels einen Spielstand anlegen, außerdem werden in jedem Abschnitt automatische Checkpunkte angelegt, so dass Ihr im Todesfall nicht dauernd von vorne beginnen müsst - allerdings habt Ihr pro Level nur drei Continues.

__NEWCOL__Spielbarer Comic

Grafisch verfolgt Hulk einen sehr eigenwilligen, aber nichtsdestotrotz reizvollen Comic-Stil: die Figuren sind exzellent animiert und mit sehr guten Schatten versehen, was ein wenig an Cel-Shading erinnert. Die wenigen Effekte sind dezent in die Action integriert - eindrucksvoll zerbröckelndes Mauerwerk, dicke Staubwolken oder fette Explosionen wirken nie aufdringlich. Durch diesen einfachen, aber perfekt zur Thematik passenden Weg läuft das Spiel auch auf normalen Rechner sehr schnell. Die eingestreuten Renderszenen führen denselben Grafikstil etwas detaillierter fort und bestechen ebenfalls mit sehr guten Animationen. Akustisch ist besonders die gelungene deutsche Sprachausgabe hervorzuheben, die mit sehr guten Sprechern glänzt. Allerdings fehlen Untertitel, so dass so mancher Spruch in der Action untergeht. Dafür sorgen auch die krachenden Soundeffekte, die den Action-Charakter des Spiels deutlich betonen - lediglich die Musik bleibt sehr unauffällig.

Wie es sich für eine Comic-Umsetzung gehört, gibt es auch hier einiges freizuspielen: unter anderem dürft Ihr Euch mit fortschreitendem Spielverlauf Bilder vom Filmdreh, Trailer oder Hintergrundberichte von der Spiel-Entwicklung ansehen. Außerdem warten später diverse Spezialmodi auf ihre Erkundung, in denen Ihr gegen immer neue Gegner oder die Zeit kämpft.

Fazit

Schade. Echt schade. Die Entwickler haben schlicht die Chance verpasst, einen coolen Prügler abzuliefern, indem sie zu viel auf einmal wollten. Wer die Idee mit den nervenden Stealth-Abschnitten hatte, gehört vom Hulk persönlich verprügelt. Die nehmen dem Game jegliche Dynamik und zwingen den Spieler zu unnötig nervigem Geschleiche. Das Ganze gewinnt besonders angesichts der coolen Grafik und einfachen Steuerung an Traurigkeit, schließlich hätte das Spiel ein perfekter Pausenspaß werden können - mehr aber auch nicht. Das Gekloppe mit dem grünen Riesen ist eine Zeit lang ja wirklich spaßig, langweilt aber auf Dauer dank strohdoofer Gegner und immer gleicher Kampfmanöver. Wer nach einer neuen Comic-Versoftung lechzt, liegt hier nicht gänzlich falsch. Allerdings haben Spider-Man und Wolverine vorgemacht, wie´s auch besser geht.

Pro

<LI>coole Comic-Grafik<LI>saubere Animationen<LI>schöne Spezialeffekte<LI>gutes Shading<LI>gute deutsche Sprachausgabe<LI>wummernde Soundeffekte<LI>einfache Steuerung<LI>interaktive Levels<LI>nette Spezialattacken<LI>zwei grundlegend unterschiedliche Spielelemente<LI>gelegentliche Puzzles<LI>niedrige Hardwareanforderungen</LI>

Kontra

<LI>sehr unzuverlässige Kamera<LI>strohdumme Gegner<LI>abwechslungsarme Widersacher<LI>schnell langweilig<LI>kein freies Speichern<LI>umständlich zu bedienende Menüs</LI>

Wertung

PC

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