Im Test:
Handel übers Eck
Politisch korrekteres Dublonenscheffeln über mehrere Stationen kann man auch bei Port Royale 3 (ab 5,75€ bei kaufen) erleben. Und zwar in einer Karibik, wie man sie aus Pirates! kennt. Man startet anno 1561 in Port Royale, dem Heimathafen auf Jamaika, wo man einige Fässer Rum, etwas Eisen sowie Wolle auflädt. Dann schippert man nach Haiti, wo die Kehlen immer durstig sind und das Eisen zu günstigen Werkzeugen geschmiedet wird. In Puerto Prince lädt man noch die Wolle ab, die gutes Geld bringt. Dann geht’s nach Santiago, wo man kubanisches Zuckerrohr abholt. Wieder zurück in Jamaika, liefert man den süßen Stoff an die Rumproduktion. Da es 60 Häfen gibt, von denen manche entdeckt werden wollen, gibt es sehr viele Möglichkeiten, ordentlich Gewinn zu machen.
Zweierlei Kampagnen
Überflüssig wirkt zunächst die Rahmenhandlung, bei der man eine Dame bezirzen muss. In der Profitgier ist einem jedoch schlichtweg egal, ob sie einen für den besten Kapitän hält, da es auch so genug Grund zum Weiterspielen gibt. Man steigt immer weiter in der Hierarchie auf, um irgendwann ganz oben zu landen, wie man das von Klassikern wie Patrizier kennt. Hat man genug Ansehen etwa bei den Spaniern, darf man auch irgendwann zu ihrem Gouverneur. Jede Nation hat sogar einen Vizekönig, der weitere Aufgaben zu verteilen hat. Und bekommt man einen Kaperbrief von einer Nation, hat man es schon weit gebracht. Neben dem Handel gibt es aber noch eine zweite Kampagne, bei der man eher der Abenteuer ist. Wem das zu lasch ist, der kann auch ein freies Spiel starten und den Schwierigkeitsgrad erhöhen.
Geld investieren
Der Kluge investiert den Profit wieder, den er erarbeitet, was auch bisweilen Zweck einer Mission ist. Sonstige Verwendungsmöglichkeiten gibt‘s kaum, da man kein eigenes Anwesen mit Schloss, Einrichtung oder Garten hat. Virtuelle Belohnungen gibt’s beim Aufstieg gratis, so dass man allen Gewinn in Schiffe bzw. Häuser steckt. Man kann diese entweder kaufen oder errichten lassen, was aber neben Geld und Platz auch Rohstoffe kostet. Wer keine Steine hat, muss welche besorgen. Im Laufe der Zeit weiß man dann genau, in welcher Stadt es was gibt. Die Karibik wird immer mehr zur Westentasche. Ein Bau dauert seine Zeit, weshalb man einige Tage warten muss. Dann ziehen Leute ein und man bekommt jeden Monat Miete in die Geldkiste, in der ohnehin selten Ebbe ist.
Spannendes Abenteuer?
Im grünen Louisiana will einem ein Mittelsmann weiterhelfen, aber zuerst muss man etwas für ihn erledigen. Man soll drei Piraten für ihn kalt stellen, die alle eine Belohnung bringen. Hier kommt man erstmals mit Seeräubern in Berührung, die man sonst immer nur sieht. Anders als bei Pirates! wird man nicht ständig überfallen, was das Handeln erleichtert. Nur wenn man die Halsabschneider auf der auf der zeitgenössischen Karte anklickt, kommt es zum Gefecht. Dann hat man meist schon eine richtig tolle Ausrüstung, die man sich sonst erst erarbeiten müsste. Schiffe, Matrosen und Geld, an nichts mangelt es. Darunter leidet der Kampfmodus, dessen Schwierigkeit man immerhin erhöhen kann. Wem die Asche trotzdem ausgeht, weil er zu viel Sprengstoff gekauft hat, der kann wieder Waren handeln.
Pirates lässt grüßen
Was gut gedacht ist, klappt in der Praxis leider weniger. Obwohl man immer nur seine drei besten Pötte ins Gefecht führt, kommt doch Hektik auf. Da man immer nur ein Schiff direkt kommandiert, hat man nicht den Eindruck, alles im Griff zu haben. Trotz Taktik schießen die eigenen Schiffe im falschen Moment und machen weite Umwege. Der Feind gleitet weit eleganter durchs Meer und scheint auch beim Feuern immer zu treffen. Theoretisch kann man ein Schiff auch entern, was aber selten vorkommt. Dafür muss man erst mal die Takelage zerschießen, wofür man Kettenmunition braucht, von der man genug im Rumpf haben muss. Neben den Seekämpfen kann man auch noch Städte angreifen, was noch schwerer ist. Wer nicht selber kämpfen möchte, kann die Schlachten auch simulieren lassen.
Schiff ahoi
Jedem Konvoi steht ein Kapitän vor, der unterschiedlich gewieft sein kann. Ein virtueller Offizier hat seine Fähigkeiten, wie gut er in einzelnen Bereichen wie Handel, Navigation, Seegefecht oder Nahkampf ist. Allein sein Können in der Schlacht wird durchs Kämpfen besser. Will man dessen seemännisches Können ausbauen, muss man in die Stadt. Dort in der Taverne tauchen gelegentlich Lehrer auf, der einem beibringt, wie man Boote schneller repariert, was aber ein paar Dublonen kostet. In den Spelunken gibt‘s auch Teile einer Schatzkarte zu kaufen, die einen irgendwann zu einem Goldhaufen führen. Allerdings wird der Text für den Schatzfund auch so mal ausgelöst, wenn man wo vorbei kommt.
Erstmals Mehrspieler
Leider konnten wir den Mehrspieler nicht testen, da er noch an Kinderkrankheiten leidet. Bei meiner Retail-Version 1.0 ist der Online-Multiplayer nicht auswählbar: Es gibt zwar die Möglichkeit im Menü, sie lässt sich aber nicht anklicken. Zwar kann man per Launcher Updates herunterladen, aber die Installation bricht aufgrund eines Fehlers ab. Ob das Aktualisieren per Steam besser laufen würde, kann ich nicht sagen, da mir diese Version für den Test nicht zur Verfügung stand. In jedem Fall scheint mir die Kombination aus Steam und Kalypso-Launcher eher unglücklich, da sie nur Verwirrung stiftet. Es wäre wünschenswert, die bereits bestehenden Patchs auch so laden zu können, was aber nicht angeboten wird.
Fazit
Obwohl es derzeit von ein paar Bugs geplagt wird, ist Port Royale 3 bislang Kalypsos unterhaltsamste Neuauflage eines Klassikers. Das Flair des Originals wird eingefangen, Inhalte werden sinnvoll entwickelt und es weht sogar ein Hauch von Pirates!. Der karibische Handel motiviert, da es einfach großen Spaß macht, Waren übers Meer des 16. Jahrhunderts zu schippern. Man sucht nach neuen Häfen, den lukrativsten Strecken und dem größten Profit. Naturkatastrophen, wechselnde Großmächte und dynamische Märkte sorgen sogar für Abwechslung. Trotz überflüssiger Rahmenstory überzeugt sogar die Pfeffersack-Kampagne, die einen Schritt für Schritt ans Geldmachen führt. Der Abenteuer-Modus ist trotz Suche nach der großen Liebe leider weniger gelungen, auch weil das Kämpfen auf See ernüchtert. Zwar kann man zeitgenössische Segelschiffe kommandieren, Munition wechseln und sogar eine Taktik einstellen, aber die Steuerung der eigenen Flotte ist so fummelig, dass man sie lieber simuliert. Wer dann jedoch den freien Modus spielt, dürfte wieder versöhnt sein, denn hier können Kenner die Startbedingungen schwerer machen. Mehr Piraten, andere Epoche oder weniger Kohle - kein Problem! Ganz ähnlich funktioniert auch der neue Multiplayer mit vier Spielern, der allerdings von Abstürzen und Aktualisierungstücken geplagt wird. Trotzdem ist der dritte Teil empfehlenswert!
Wertung
PC
Motivierender Handel mit karibischen Flair - schade, dass die Kämpfe etwas fummelig sind und der Multiplayer zickt.
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