Test: Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards: Reloaded (Adventure)

von Michael Krosta



Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards: Reloaded: Wa(h)re Liebe auf Umwegen
Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards: Reloaded
Entwickler:
Publisher: UIG
Release:
Q4 2013
Q4 2013
Q4 2013
Q4 2013
26.06.2013
27.06.2013
Q4 2013
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
Jetzt kaufen
ab 3,99€
Spielinfo Bilder Videos
Dank der treuen Kickstarter-Fangemeinde darf Lustmolch Larry Laffer nach seiner Premiere 1987 und der VGA-Neuauflage aus dem Jahr 1991 ein weiteres Mal durch die Zocker-Metropole Lost Wages ziehen, um sich auf die Suche nach der wahren Liebe zu begeben – und dabei kein Fettnäpfchen auszulassen. Ist das Remake des Remakes des Originals, das auf Al Lowes Textadventure Softporn basierte, ein würdiges Comeback des kultigen Freizeitanzugträgers?

Zocken, flirten, vögeln

Video
Das Vorspiel fand auf Kickstarter statt.
Da steht er wieder, der kleine Kerl in seinem weißen Discoanzug, die Arme lässig hochgekrempelt, das fette Goldkettchen um den Hals und mit dem typisch treudoofen Gesichtsausdruck inklusive Schlafzimmerblick. Endlich wieder zurück in Lost Wages und nur wenige Schritte von der pornoroten Eingangstür von Lefty's entfernt – der Aufreißer-Bar, in der Larry im ersten Stock einmal mehr seine Unschuld verlieren wird. Es scheint fast so, als hätte sich nichts verändert. Und damit liegt man gar nicht mal falsch: Abgesehen von der aufgebohrten Technik mit liebevoll restaurierten Kulissen, dem stimmungsvollen Jazz-Orchester mit Arrangements von Journey-Komponist und Grammy-Anwärter Austin Wintory sowie einer kompletten Lokalisierung mit starken englischen Sprechern hat sich inhaltlich im Vergleich zum Original nur wenig geändert.

Okay, ein paar Rätsel wurden leicht abgewandelt oder erweitert, es gibt neue Sequenzen wie einen Dankeschön-Song an die Kickstarter-Community und ein Tutorial sowie eine neue Nebenhandlung mit einer bisher unbekannten Dame (und Tieren). Das mag auch einer der Gründe sein, warum man hier nicht wie beim Remake von The Secret of Monkey Island zwischen alter und neuer Grafik umschalten kann, obwohl eine solche Funktion sicher cool gewesen wäre. Trotzdem bekommt man im Kern den alten Larry, den man kennt und liebt: Angefangen bei der kultigen Alters-Verifikation mit Multiple-Choice-Fragen (...die sich nicht mehr mit der bekannten Tastenkombination austricksen lässt) über das mitunter leicht nervige Zocken an Automaten bis hin zu pinkelnden Hunden, großzügigen Pennern, attraktiven (aber hinterhältigen und egoistischen) Damen sowie herrlich süffisanten Kommentaren des Erzählers wird wieder alles aufgefahren, was man an den Abenteuern des Schürzenjägers schätzt.

Für die Fans!

Wichtige Geschäfte müssen abgewickelt werden.
Wichtige Geschäfte müssen abgewickelt werden.
Dazu die vielen subtilen oder offensichtlichen Andeutungen sowie Insider-Gags, an denen vor allem Sierra-Fans ihren Spaß haben werden. Beim Betrachten eines Posters wird z.B. die Brücke zu Police Quest geschlagen und der Anruf bei der alten Hotline-Nummer läuft hier etwas anders ab als damals. Ja, es gibt viel zu lachen – und sei es nur beim Betrachten eines Gemäldes, das einen klassischen Atari 2600-Joystick zeigt und vom Künstler schlichtweg „Penis“ getauft wurde. Nicht zu vergessen die vielen abgedrehten Situationen, mit denen Larry das Zeitliche segnet. Man sollte es sogar gezielt darauf anlegen, Unsinn anzustellen, da die lustigen Abgänge nicht nur das Zwerchfell reizen, sondern auch meist Steam-Auszeichnungen mit sich bringen. Ein Hauch Nostalgie kommt bei der Titelmusik auf: Das Stück setzt erst mit dem Gepiepse des Originals ein, das dann mit dem Einsatz des Jazz-Orchesters abgelöst wird, bei dem Mr. Al Lowe persönlich die Melodie mit Ohrwurmcharakter auf seinem Saxophon trällert – klasse!

Kommentare

SpookyNooky schrieb am
dx1 hat geschrieben:Was den Punkt inhaltlicher Änderungen allgemein betrifft: Sprechen Untertitelfirmen bei Filmen für den deutschsprachigen Markt immer mit dem Produzenten und dem sagen wir mal US-Verleih ab, dass sie statt einer Übersetzung der Originaldialoge nur die Dialoge der Synchronfassung zum Lesen anbieten? Ich befürchte, hier (Filme) wie da (Spiele) ist den meisten Vermarktern so etwas einfach schnurz.
Genau über dieses Thema hatte ich letztens eine Diskussion mit jemandem. Inwiefern werden solche Dinge überhaupt kontrolliert und wie viel freie Hand hat da der Übersetzer bzw. die Vermarktungsabteilung in Europa? Ich denke da an so Übersetzungen wie Stephen Kings "Sie" (wohl in Anlehnung an "Es") statt "Misery", oder der James Dean Klassiker "Denn sie wissen nicht was sie tun" statt "Rebel without a cause". Beides nur, um die Verkaufszahlen hierzulande anzutreiben. Weiß King, dass sein Buchtitel dermaßen sinnentfremded wird, oder bekommt er davon gar nichts mit?
Ich denke jedenfalls, dass die Übersetzerstudios relativ unabhängig sind. Ich glaube nicht, dass das Originalstudio da noch mal genau drüberschaut.
Usul schrieb am
dx1 hat geschrieben:Nur hat hier der Übersetzer laut Words of Magic freie Hand bekommen, zu ändern, was er für nötig hält. Die Absprache fand also schon im Vorfeld statt.
Ne, da fand ja dann offensichtlich keine Absprache statt, sondern eine Carte Blanche. Und daher sage ich ja als Übersetzer: Wäre der Übersetzer gut, hätte er wissen MÜSSEN, daß solch eine Änderung zu schwerwiegend ist, als daß man das einfach so machen kann.
Sofern er das also nicht mit seinen Auftraggebern kommuniziert hat, ist das - aus meiner professionellen Sicht - ein grober Fehler.
Wenn er das diesen Word of Magic Leuten mitgeteilt hat und die das abgenickt haben (bzw. ignoriert haben), dann sind sie natürlich schuld.
Was den Punkt inhaltlicher Änderungen allgemein betrifft: Sprechen Untertitelfirmen bei Filmen für den deutschsprachigen Markt immer mit dem Produzenten und dem sagen wir mal US-Verleih ab, dass sie statt einer Übersetzung der Originaldialoge nur die Dialoge der Synchronfassung zum Lesen anbieten? Ich befürchte, hier (Filme) wie da (Spiele) ist den meisten Vermarktern so etwas einfach schnurz.
Es gibt durchaus Unterschiede, was die Übersetzung von Filmuntertiteln und Spielen angeht. Insofern hinkt der Vergleich etwas.
Aber ich sage ja nicht, daß der Vermarkter, die Entwickler, die Übersetzerfirma oder sonstwer die Schuld trägt... sondern der Übersetzer (falls es tatsächlich wie beschrieben abgelaufen ist). Wenn er die kritischen Änderungen kommuniziert und die Verantwortlichen das absegnen, dann ist das was anderes.
dx1 schrieb am
?Yeah, well ? y'know that's just like eh your opinion, man.
Nein, ernsthaft: Du hast einen guten Punkt genannt, um einen Teil Deiner Meinung zu untermauern. "Ein Übersetzer darf gerne inhaltliche Änderungen machen - diese müssen aber zwingend mit dem Auftraggeber abgesprochen werden." Nur hat hier der Übersetzer laut Words of Magic freie Hand bekommen, zu ändern, was er für nötig hält. Die Absprache fand also schon im Vorfeld statt.
Auf Krawall stand die Meldung zu den Änderungen in der Übersetzung am 4. Juli, wimre. Das Fass, dass Al Lowe, Replay Games, UIG und Words of Magic in den letzten zehn Tagen aufgemacht haben, muss flüsterleise an mir vorbei gerollt sein. Allerdings gebe ich zu, dass ich bei weitem nicht alle Neuigkeiten rund um LSL verfolge. Die Spielereihe hat mich noch nie begeistern können.
Was den Punkt inhaltlicher Änderungen allgemein betrifft: Sprechen Untertitelfirmen bei Filmen für den deutschsprachigen Markt immer mit dem Produzenten und dem sagen wir mal US-Verleih ab, dass sie statt einer Übersetzung der Originaldialoge nur die Dialoge der Synchronfassung zum Lesen anbieten? Ich befürchte, hier (Filme) wie da (Spiele) ist den meisten Vermarktern so etwas einfach schnurz.
Usul schrieb am
dx1 hat geschrieben:Ob die Entscheidungen des Übersetzers nun "gut" oder "schlecht" sind, ist Ansichtssache.
Das ist keine Ansichtssache, sondern sind ernste Änderungen am Inhalt. Ein Übersetzer darf gerne inhaltliche Änderungen machen - diese müssen aber zwingend mit dem Auftraggeber abgesprochen werden. Vor allem, wenn es Sprachausgabe gibt, grafische Elemente, die sich am Originalinhalt orientieren, und vor allem ein Originalspiel, das vielen Leuten bekannt ist, die das Remake kaufen. Wenn er das nicht macht, handelt er grob fahrlässig. Völlig unanhängig davon, ob das Übersetzerstudio ihm freie Hand gegeben hat oder nicht. Ein "guter" Übersetzer weiß das. Insofern ist es diskussionslos "schlecht". Rein aus professioneller Sicht.
Völlig unabhängig davon kann man die Änderungen gerne diskutieren... ich hatte mal einen Fall, in dem sehr extrem die SS und weitere Nazi-Aspekte in einem Kriegsspiel vorkamen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, wir haben das mit den Auftraggebern besprochen und sie haben das von sich aus in "Elite" usw. geändert. Diese Änderung an sich muß einem nicht gefallen... auch mir hat sie nicht wirklich gut gefallen... aber für das Spiel als Gesamtwerk war sie leider nötig, weil sonst ein stark braun gefärbter Eindruck hätte entstehen können. Aber der ausschlaggebende Punkt hier ist: Ich habe das nicht eigenhändig geändert, sondern es meinen Auftraggebern vorgetragen.
Juden- und Islam-Witze in einem Spiel zu entschärfen, kann man gerne ins Auge fassen. Aber bitte nicht eigenmächtig entscheiden. Ein "guter" Übersetzer sollte abschätzen können, wie "schwerwiegend" seine Änderungen sein könnten...
dx1 schrieb am
Usul hat geschrieben:? macht er einfach derartig schwerwiegende Änderungen - und steht dann auch noch dazu. Lachhaft.
Wenn jemand zu den eigenen Taten steht, dann nenne ich das nicht lachhaft, sondern respektabel. Ob die Entscheidungen des Übersetzers nun "gut" oder "schlecht" sind, ist Ansichtssache. UIG schiebt die "Schuld" jedenfalls auf Replay Games, die auf die Übersetzungsagentur Words of Magic zeigen, welche wiederum sagen, der Übersetzer hätte freie Hand gehabt. Der zieht sich dann den Schuh an und nickt zustimmend. Lachhaft ist hier das Verhalten der Firmen.
schrieb am

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