Autobahn Raser 416.12.2002, Marcel Kleffmann
Autobahn Raser 4

Im Test:

Davilex hat vor einigen Jahren mit dem damals schon technisch total überholten, aber halbwegs spaßigen Autobahn Raser einen echten Überraschungshit gelandet. Wie sollte es auch anders sein, es folgten zahlreiche Nachfolger und Ableger. Mittlerweile steht der vierte Teil der Brachial-Raserei in den Läden und in unserem Test verraten wir Euch, warum das Spiel im ersten Gang verreckt!

Warum geht es?

Gleich eine Vorwarnung: Wenn Ihr erwartet, über lange deutsche Autobahnen zu brettern, dann seid Ihr auf dem Holzweg, denn im gesamten Spiel treibt Ihr Euch in drei großen deutschen Städten rum - Berlin, München und die Hansestadt Hamburg. Im Verlauf der recht kurz gehaltenen Rundkurse dürft Ihr Euer Augenmerk auf einige Sehenswürdigkeiten der Städte werfen. In Berlin fahrt Ihr am Reichstag vorbei und durch das Brandenburger Tor, während Ihr in der bayerischen Landeshauptstadt über den Marienplatz heizt und das Olympiagelände bewundern könnt.

Weitaus weniger Wiedererkennungspotential hat die Strecke in Hamburg. Ihr brettert zwar die Alsterakaden entlang und seht etwas Hafen-ähnliches, doch wahre Sehenswürdigkeiten fehlen. Ganz zu schweigen davon, dass keine einzige Brücke dabei ist. So weit so gut, aber sämtliche Strecken haben eigentlich keinen Bezug zur Realität, denn die Sehenswürdigkeiten sind selten korrekt platziert. Aber an Realitätsproblemen krankt das Spiel sowieso…

__NEWCOL__Wer braucht Realität?

Wenn ich schreiben würde, der Realismusfaktor würde sich bei Autobahn Raser IV stark in Grenzen halten, dann wäre dies wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Denn in keinem anderen Rennspiel hat es so wunderschön geklappt, zwei Autos übereinander zu stapeln und damit eine ganze Rennrunde zu fahren. Der KI-Gegner, der hilflos auf unserem Dach ausgeliefert war, konnte überhaupt nichts machen, auch nicht, als ich mit über 200 in eine 90-Grad-Kurve gefahren bin - alleine die Fliehkraft hätte hier ausreichen müssen, um sein Auto quer über den Bildschirm zu feuern.

Ähnlich Kurioses werdet Ihr bei Autobahn Raser

IV öfter erleben. Ein weiteres Beispiel: Wenn Ihr einen der angepriesenen, aber spielerisch total unnützen Stunts vollführen wollt, und im Sprung gegen eine Straßenlaterne prallt, dreht sich Euer Auto wie ein Brummkreisel in der Luft, aber an der Lampe ist nicht einmal ein Kratzer. Auch die Steuerung ist alles andere als realistisch: Alle Wagen lenken sehr schwammig, eigenwillig und unpräzise - so fühlt sich kein Auto an.

Fahrzeuge

Wie schon in den Vorgängern, hat das Entwickler-Team keine Erlaubnis der Fahrzeughersteller bekommen und verwendet daher eigens ausgedachte Vehikel, die sich an echten Wagen orientieren. Der Mini sowie ein sehr bekannter Vertreter aus dem Hause VW sind auf einem Blick zu erkennen, während Ihr bei manchen anderen Autos eigentlich nur raten könnt, was es nun sein soll.

Denn manchmal wurden einige Fahrzeug-Merkmale durcheinander geworfen wurden und mit teils sehr merkwürdigen Proportionen versehen. Die Reifen sind beispielsweise viel zu breit, während der gesamte Mini viel zu dick ist. Jede Rennkiste ist zusätzlich mit einem Turbo-Booster ausgerüstet, der Euch mit einer unterdimensionierten Nachbrenner-Auspuffflamme in Fahrt bringt.

Zu jedem Auto gehört noch ein Spieler-Charakter, den Ihr dann im Spiel repräsentiert. Zwischen insgesamt sechs klischeebehafteten Persönlichkeiten dürft Ihr Euch entscheiden. Wobei jeder Charakter in der Regel zwei verschiedene Wagen in der Garage hat. Die schnelleren Karren werden jedoch erst im späteren Spielverlauf freigeschaltet.

__NEWCOL__Spielmodi

Fünf verschiedene Spielmodi stehen Euch zur Verfügung: Da wäre einmal das normale Zeitfahren sowie das Einzelrennen. Habt Ihr im Einzelrennen alle drei Rennstecken mit jeweils einer Variation gewonnen, bekommt Ihr drei neue Strecken spendiert und zwar Paris, London und Las Vegas.

Diese Strecken leiden an den gleichen Fehlern wie die Kurse aus Deutschland. Halbwegs spaßig ist jedoch der Polizei-Modus, bei dem Ihr Euch wie bei Need for Speed Hot Pursuit gegen den langen Arm des Gesetzes behaupten müsst. Die KI der Gesetzeshüter ist jedoch sehr mager und mehr als ein paar Ramm-Manöver haben die Jungs nicht drauf. Merkwürdig ist jedoch, dass die deutschen Polizeiautos mit amerikanischer Serie durch die Gegend fahren.

Komplett neu sind die Mehrspieler-Modi; Ihr könnt wahlweise abwechselnd oder im Split-Screen-Modus gegeneinander antreten. Diese Duelle sind weitgehend gelungen und machen kurzzeitig wirklich Spaß, solange die Steuerung einigermaßen mitspielt oder keine Bugs das Spiel einfach zum Absturz bringen, was recht häufig passiert.

Optik und Akustik

Grafisch war die Autobahn Raser Reihe noch nie der Überflieger und auch der vierte Teil ist alles andere als ansehnlich: Die Texturen sind schwach aufgelöst, teilweise grob pixelig und oftmals öde.

Zwar sind die Sehenswürdigkeiten auf Anhieb zu erkennen, doch die gesamte Umgebung wirkt aufgrund der niedrigen Polygonzahl ziemlich eckig und neben ein paar total undetaillierten Gegenverkehr-Autos ist in der Stadt überhaupt nichts los.

Einige lieblos auf die Strecke gepflanzte Sprungschanzen oder Power-Ups bringen da auch nicht viel. Des Weiteren lässt das Spiel jegliches Geschwindigkeitsgefühl vermissen. Ihr brettert laut dem Tacho mit über 250 km/h über die Strasse und habt das Gefühl gerade mal mit 30 zu juckeln.

__NEWCOL__Die beste Option bei Autobahn Raser IV ist leider die, dass der Sound ausgeschaltet werden kann, denn ich habe noch nie eine so dermaßen nervende Sounduntermalung gehört. Die Motorengeräusche klingen genau so jämmerlich wie fast jeder andere Sound.

Der Höhepunkt des schlechten Geschmacks ist allerdings der Radiosender, der Euch mit qualitativ minderwertiger Techno-Mucke die Ohren volldröhnt und Euch zusammen mit dem wohl schrecklichsten Radio-Sprecher aller Zeiten auf den Wecker geht.

Fazit


Autobahn Raser IV reiht sich fast nahtlos in die Serie der extrem niedrigen Spielspaß verursachenden Rennspiele ein. So ziemlich alles, was schief gehen kann wurde in dieses Spiel integriert: Die Steuerung ist erbärmlich und die Wagen scheinen eher um die Kurven zu kippen, als richtig zu fahren. Die Grafik ist hässlich und mies programmiert, da es trotz High-End-Systemen öfters zu starken Rucklern kommt und der Sound ist das Schlimmste, das ich bisher auf die Ohren bekommen habe. Sogar das kontinuierliche Rattern meines CPU-Lüfters ist ein Wohlklang gegen den Radiomoderator. Das Fehlen des Geschwindigkeitsgefühls, der Künstlichen Intelligenz, abwechslungsreicher Strecken sowie einer motivierenden Kampagne gibt dem Spiel den Todesstoß. Glücklicherweise gibt es aber noch den Split-Screen-Modus, der Autobahn Raser vor der totalen Katastrophe bewahrt, da die Rennen gegen einen menschlichen Kollegen zumindest kurzzeitig Spaß machen. Wenn Ihr wissen wollt, was Ihr an Need for Speed Hot Pursuit 2 habt, dann solltet Ihr als Vergleich mal Autobahn Raser anspielen - zwischen den Spielen liegen Welten.

Pro

<li>günstiger Preis</li><li>netter Split-Screen Modus</li><li>gutes Deinstallationsprogramm</li><li>Sound kann abgeschaltet werden</li>

Kontra

<li>schwache Grafik</li><li>undetaillierte Autos</li><li>grässlicher Motorensound</li><li>Radiosender jenseits der Schmerzgrenze</li><li>nur sechs pseudo-reale Strecken</li><li>äußerst schwache Physik-Engine</li><li>verkorkste Steuerung</li><li>dümmliche KI</li><li>kaum Geschwindigkeitsgefühl</li><li>hohe Hardwareanforderungen</li><li>viele Bugs</li>

Wertung

PC

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