Carcassonne (DS)11.12.2002, Paul Kautz
Carcassonne (DS)

Im Test:

Brettspielumsetzungen haben traditionell einen schweren Stand, müssen sie doch das Gefühl geselliger Abende mit Freunden auf das eher kühle Leuchten heimischer PC-Monitore bringen. Und so gibt es auch nur wenige Games, die am Rechner genauso viel Spaß machen, wie zuhause auf dem Tisch - wie schlägt sich denn das Spiel des Jahres 2001? Kärtchen ausgepackt, es ist Carcassonne-Zeit!

Aller Einstieg ist einfach

Was erwartet man von einem Brettspiel? Kein Intro? In diesem Punkt entspricht das PC-Carcassonne exakt seinem Tisch-Pendant. Kein langwieriges Regelstudium? Auch hier gibt es nichts zu mäkeln: Die Spielvorschriften sind innerhalb von Minuten begriffen, die Feinheiten eignet man sich idealerweise direkt während des Zockens via »learning by doing« an. In aller Kürze: Im Strategiespiel Carcassonne legt Ihr rundenweise passende Karten aneinander, und erschafft so Burgen, Wiesen und Straßen-Systeme. Das will der Gegner natürlich auch, und so blockiert man sich gegenseitig die Bauvorhaben, klaut Punkte des anderen und vieles mehr.

Auspacken und loslegen? Nun, hier muss sich der PC-Zocker etwas mehr Zeit nehmen. Als erste Hürde wäre da der Kopierschutz, der an die gute alte DOS-Zeit erinnert: Das Programm fragt Euch nach einer bestimmten Zahlenkombination, die einer Karte zugeordnet ist - in Zeiten heutiger Securom- und Safedisc-Sicherheitsmechanismen, die oftmals mehr Ärger als Nutzen bringen, ist so eine antiquierte Technik gleichsam witzig wie wenig störend. Stolperstein Nummer 2 ist das Anlegen eines unbedingt benötigten Spielerprofils: Ihr wählt einen Namen, passt die Optionen Euren Wünschen an (dazu später mehr) und entscheidet Euch schließlich für ein Wappen. Dieses Profil ist wichtig, da über Eure Leistungen akribisch Buch geführt wird: wie oft Ihr gegen welchen Gegner gewonnen oder verloren habt oder wie Eure Position im Spiel-Ranking ist.

Vielfalt in der Ödnis

Die eingangs erwähnten Optionen beschränken sich zum größten Teil auf das Aussehen von Carcassonne. So könnt Ihr nicht nur die Auflösung in gigantische Höhen schrauben, sondern auch das Spielfeld Euren Wünschen anpassen: Zuerst wären da drei Interface-Varianten, die den Hintergrund andersfarbig darstellen. Dann habt Ihr die Wahl unter 13 mehr oder weniger klassischen Darstellungsarten der Spielkarten, die sich in Draufsicht- und Isometrie-Varianten unterscheiden. Allerdings sind davon zwölf »flach« dargestellt, während nur die letzte Möglichkeit eine »echte« isometrische Ansicht bietet. Wenn man bei 2D-Grafik überhaupt davon reden kann.

Wichtig sind noch die fünf Arten von Spielfiguren, die entweder klassisch, als Punkte oder sogar nett animiert auf Ihren Einsatz warten. Diese Optionen könnt Ihr nicht nur im Hauptmenü, sondern auch jederzeit im Spiel umstellen, und so Euren favorisierten Grafikstil herausfinden. Dort dürft Ihr auch die Menüfenster frei im Spielfeld platzieren, und einen praktischen Auto-Zoom aktivieren. Dieser passt den Bildausschnitt automatisch der Größe des Spielfeldes an.

  

Wir sind die Roboter

Vor dem Spiel gegen menschliche Gegner sollte eine Partie gegen die Computergegner auf dem Programm stehen: zehn verschieden starke Bots bieten Euch die Stirn, allerdings ist auch der stärkste KI-Carcassonner, der schon sehr fiese Taktiken in der Hinterhand hat, keine echte Herausforderung für einen gewieften menschlichen Gegner. Falls Ihr die Herausforderung steigern wollt, könnt Ihr die Optionen und Spieleigenschaften der Bots verändern, oder gleich eigene anlegen, die Euren Vorlieben entsprechen. Falls Ihr Eure »Kreatur« mal in Aktion erleben wollt, dürft Ihr auch Bots gegeneinander antreten lassen.

Der Computer zum Aufwärmen, der Mensch zum Austoben: Ihr spielt gegen bis zu vier Gegner, wobei sich auch KI-Spieler in der Partie befinden dürfen. Vor jedem Match dürft Ihr noch kleinere Regelfeinheiten ein- oder ausschalten: Soll jede Wiese einzeln gewertet werden? Bringen kleine Städte 2 oder 4 Punkte? Haben alle Spieler die gleiche Zuganzahl? Im Spiel punktet dann die PC-Version von Carcassonne mit Komfort-Features, die beim Brettspiel nur schwer zu realisieren wären: So markiert der Computer automatisch Stellen im Spielfeld, zu denen es keine passenden Karten mehr gibt - sehr praktisch, und in den meisten Fällen ärgerlich, da man sofort sieht, was nicht mehr zu Ende gebaut werden kann. Weiterhin könnt Ihr Euch mögliche Züge anzeigen lassen, und Ihr habt stets Eure Punktzahl im Blick - sowohl die momentane als auch die gegenwärtige in der Endabrechnung.

Online-Burgen

Falls gerade kein menschlicher Gegner in der Nähe ist, und der Computer keine Herausforderung bietet, bleibt natürlich noch der Griff zum Multiplayermodus: Carcassonne lässt sich sowohl über Netzwerk als auch übers Internet zocken, wobei idealerweise über den Koch Media-eigenen Server gespielt werden sollte. Die erforderliche Registrierung geht schnell und unproblematisch, und danach kann gleich drauflosgezockt werden. Hier wie da gelten dieselben Regeln wie für die Einspieler-Variante, allerdings sind hier Zuschauer erlaubt - für den Fall, dass jemand eine Brettspielpartie live verfolgen möchte.

Die Bedienung ist kinderleicht und sehr intuitiv: das ganze Spiel wird mit der Maus bedient. Das Mausrad zoomt das Spielfeld, mit der rechten Taste werden die Karten gedreht und mit der linken abgelegt. Ein Rechtsklick in ein Feld übergibt die Kontrolle an den Gegner - das war´s auch schon. Begleitet werdet Ihr von etwas merkwürdiger Musik, die sich als Konglomerat aus mittelalterlichen Klängen und modernen Beats präsentiert; dazu gibt es wenige »Klick«-Effekte. Als Besonderheit liegt der mit 20 Euro sehr preiswerten PC-Version die nicht im Handel erhältliche Fluss-Erweiterungs für die erste Edition des Brettspiels bei. 

Fazit

Carcassonne - das sind für mich lange Abende mit Freundin und Freunden, in denen man sich hinterhältig Burgen zubaut und Wiesen klaut. Klar, dieses Gefühl kann eine Computer-Umsetzung nie ersetzen, aber das PC-Carcassonne schlägt sich mehr als wacker: es ist preiswert, gut zum Üben geeignet und sehr einfach zu bedienen. Außerdem bekommen Brettspieler die Fluss-Erweiterung für die erste Edition mitgeliefert, welche sonst nur schwer zu bekommen ist. Nichtsdestotrotz hat Carcassonne einen dicken Makel: es fehlt eine echte Motivation, den Singleplayermodus zu spielen - eine Partie oder zwei, dann ist schon wieder Schluss. Das Spiel lebt klar vom Multiplayermodus, den es gut umgesetzt bietet. Wem das genug ist, der bekommt hier viel Spaß fürs Geld - auf der anderen Seite aber auch das Brettspiel für weniger Bares.

Pro

<P>
einfache Bedienung
fesselndes Spielprinzip
beiliegendes Erweiterungspack
guter Multiplayermodus
herausfordernde Computergegner
preiswert</P>

Kontra

<P>
altbackene Grafik
allein auf Dauer monoton
merkwürdige Musik</P>

Wertung

PC

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