Patrizier 211.12.2000,
Patrizier 2

Im Test:

Vor acht Jahren stellte die deutsche Spieleschmiede Ascaron mit der Handelssimulation "Die Patrizier" ihren ersten eigenen Titel vor, der Kritiker und Spielefreaks auf Anhieb begeisterte. "Da werden sogar eingefleischte Actionfans zum Kapitalisten!" lautete das einstimmige Urteil der Fachpresse; eine Einschätzung, die spätestens durch die sensationellen Verkaufszahlen bestätigt wurde: Über drei Monate lang konnten sich die Patrizier an der Spitze der Media Control Charts behaupten. Ob die Die Patrizier 2 (ab 19,98€ bei kaufen) beste Aussichten hat, erneut unter den Top-Spielen des Jahres mitzumischen, erfahrt Ihr in unserem Test...

Vor acht Jahren stellte die deutsche Spieleschmiede Ascaron mit der Handelssimulation "Die Patrizier" ihren ersten eigenen Titel vor, der Kritiker und Spielefreaks auf Anhieb

begeisterte."Da werden sogar eingefleischte Actionfans zum Kapitalisten!" lautete das einstimmige Urteil der Fachpresse; eine Einschätzung, die spätestens durch die sensationellen Verkaufszahlen bestätigt wurde: Über drei Monate lang konnten sich die Patrizier an der Spitze der Media Control Charts behaupten.

Entsprechend hoch sind natürlich die Erwartungen an die Fortsetzung eines so erfolgreichen Spiels , doch bereits die ersten Kommentare der Betatester lassen vermuten, dass Die Patrizier 2 beste Aussichten hat, erneut unter den Top-Spielen des Jahres mitzumischen.

Story

Die Patrizier 2 bietet zwei verschiedene Spielmodi zur Auswahl: Im Kampagnenmodus müsst Ihr in einem vorgegebene Zeitrahmen ein Etappenziel erreichen; beispielsweise innerhalb von drei Jahren zum Bürgermeister Eurer Stadt aufsteigen. Der Einzelspieler-Modus hat hingegen keine festen Vorgaben, und sämtliche Spieleinstellungen -wie Startkapital oder die Kämpfstärke Eurer Gegner- lassen sich dem individuellen Geschmack anpassen.

Am Spielprinzip ändert das aber nichts: Ihr startet als unbedeutender Händler mit dem Ziel, Euer eigenes Imperium aufzubauen, und Euch in der Hanse, der wichtigsten und einflussreichsten Wirtschaftsorganisation des Mittelalters, zu etablieren. Aber die Aufnahme in diesen erlesenen Kreis verlangt mehr als einen Beutel voller Goldstücke: Wer stets nur auf maximalen Profit aus ist, sinkt schnell in der Gunst der Bevölkerung. Wer aber geschickt handelt, und so die Versorgung der Menschen mit Grundnahrungsmitteln sichert, und obendrein noch durch die Eröffnung neuer Zweigstellen und Manufakturen für Arbeitsplätze sorgt, gelangt zu hohem Ansehen.

Dann noch kurz vor der Bürgermeisterwahl ein rauschendes Fest ausrichten sowie Mitbewerber durch gezielte "Spenden" an einflussreiche Stadtratsmitglieder aus dem Rennen werfen, bringt gute Chancen auf erste politische Ämter. Allerdings ist gerade die Anfangsphase nicht sonderlich einfach, und man braucht seine Zeit, um den richtigen Mittelweg zwischen Gelderwerb und politischen Ambitionen zu finden. Jedoch überwiegt zu Beginn des Spiels der Handelsaspekt, da ohne ausreichende Finanzen der Aufbau eigener Handelsniederlassungen unmöglich ist. Auch Spieler, die ihr Glück als Pirat versuchen wollen, sind so erst einmal gezwungen, einige Zeit mit ehrlichem Handel zu verbringen, um Geld für ein größeres Schiff samt Kanonen und einer finsteren Freibeutermannschaft heranzuschaffen.

Gameplay/Motivation

Steuerung und Menüführung sind sehr komfortabel, so dass Ihr lediglich zwei Maustasten zum Verwalten Eures Imperiums benötigt. So bleibt gerade bei längeren Spielabenden immer eine Hand frei, um in die Chipstüte zu greifen ;-) !

Trotzdem empfiehlt es sich auf jeden Fall, das vorbildliche Tutorial zu absolvieren, ehe Ihr euch mitten ins Spielgeschehen stürzt. Hier werden Euch in mehreren Abschnitten die wichtigsten Grundlagen über Handel, Städtebau und Seeschlachten erklärt, und Ihr könnt Eurer frisch erworbenes Wissen auch sofort ausprobieren.

Sobald Ihr glaubt, Euch zur Genüge mit der Bedienung des Spiels vertraut gemacht zu haben, solltet Ihr zunächst eine der Einsteigerkampagnen beginnen, da das Spiel hier aufgrund der vorgegebenen Missionsziele für Neulinge überschaubarer bleibt. Doch egal welchen Spielmodus Ihr zu Beginn vorzieht, besitzt Ihr zunächst nur ein unbewaffnetes Schiff des kleinsten von vier verschieden Schiffstypen. So ist es zwangsläufig Euer erstes Ziel, mit Handel Geld zu verdienen, um den Ausbau Eures Imperiums zu finanzieren.

Habt Ihr einmal herausgefunden, in welchen Städten bestimmte Handelswaren preiswert zu haben sind, bzw. welche anderorts sehr selten sind, beginnt das mühsame Geschäft des Seehandels: Vollbeladen mit Eisenwaren und feinem Pökelfisch segelt Ihr aus Lübeck gen Danzig, um sie dort für einem ordentlichen Gewinn gegen dort gebrautes Bier sowie Fleisch und Keramik zu handeln. Diese Waren bringen Euch in Lübeck wiederum nicht nur ein hübsches Sümmchen Gold, sondern auch dazu noch das Wohlwollen der Bevölkerung ein.

Denn solange Grundnahrungsmittel (Bier, Fisch und Getreide für die Armen, Wein und Fleisch für die Reichen) in ausreichender Menge und dadurch preiswert zu haben sind, sind Euch die Bürger wohlgesonnen, was spätestens zur Bürgermeisterwahl wichtig wird. Natürlich zieht eine gute Versorgungslage auch neue Bürger in die Stadt, und die Investitionen um den Neuankömmlingen Arbeit und ein Heim bieten zu können, verschlingen auch gleich einen großen Teil Eures frisch erworbenen Vermögens. Glücklicherweise vermehrt sich so auch die Produktion der Stadt, und ermöglicht den Export größerer Warenmengen.

Doch so friedlich das Leben in der Stadt und im Hinterland auch scheinen mag, wo Bären und Rehe friedlich nebeneinander grasen, ist es auf hoher See umso gefährlicher.

Immer wieder werdet Ihr Opfer hinterhältiger Piratenüberfälle. Aber Ihr hättet es nicht so weit gebracht, um nicht auch hier Abhilfe schaffen zu können: In der Hafenkneipe kann man, außer arbeitssuchende Matrosen und Kapitäne, manchmal auch einen zwielichtigen Waffenhändler finden, der Eure Schiffbesatzungen mit allerlei Mordwerkzeug ausrüsten kann.

Wer dann noch einige Katapulte oder Kanonen auf das Deck seiner Schiffe schaffen lässt, kann sich auch größerer Piratenangriffe erwehren - oder selbst unter die Freibeuter gehen. Doch wehe das wird in der Stadt bekannt, denn dann ist es um Euren guten Ruf geschehen, und es wird mehr als nur einiger Bestechungsgelder bedürfen, um das vergessen zu machen!

Grafik/Sound

Für eine Wirtschaftssimulation kann Die Patrizier 2 wohl neue Maßstäbe setzen. Derartig detaillierte Städte und Landschaften samt ihrer Bewohner kennt man eigentlich eher aus klassischen Aufbauspielen wie beispielsweise Age of Empires: Jeder Ort und sein Umland sind anders gestaltet. So finden sich in den Wäldern um die Städte Londons und Edinburghs, die im viktorianischen Stil dargestellt werden, kleine Ruinen, die sofort an Stonehenge erinnern. Aber auch die anderen Grafikeffekte, wie der Nebel, der viele Hafenstädte vor allem im Winter umgibt, machen das Spiel abwechslungsreich. Gerade in den höchstmöglichen Auflösungsstufen (1280x1024 bei 32 BPP) kommen diese Effekte voll zur Geltung. Die Hintergrundmusik orientiert sich an mittelalterlichen Klängen und passt perfekt zur Stimmung des Spiels. Leider hat es die angekündigte Option, eigene MP3s in die Playlist des Spiels mit aufnehmen zu können, nicht in die endgültige Version geschafft.

Multiplayer

Der Multiplayer-Modus unterscheidet sich kaum vom normalen Spiel. Anstatt der regulären, vom Computer gesteuerten Konkurrenten, tretet Ihr hier in Handelswettstreit gegen menschliche Mitspieler im Netzwerk oder rundenbasiert an einem PC. Leider trüben momentan noch Synchronisationsfehler den Spielspaß im Netzwerk, da gerade auf technisch sehr unterschiedlich ausgerüsteten Rechner die Zeit teilweise erheblich versetzt vergeht. Ascaron arbeitet jedoch bereits an einem Patch, der diese Mängel beheben soll. Eine Betaversion ist bereits verfügbar.

Fazit

Die Patrizier2 ist mehr als eine reine Handelssimulation und wird gerade durch die Elemente aus Aufbau- und Strategiespielen sicher auch für viele Fans dieser Genres interessant. Trotz des hervorragend gestalteten Tutorials sollte man sich für die Patrizier aber viel Zeit nehmen: Gerade in der Anfangsphase des Spiels werden vor allem Einsteiger einige Stunden brauchen, um gute Handelsstrategien zu finden. Hat man aber einmal diese erste Hürde genommen, wird das Spiels wesentlich abwechslungsreicher, da nun neben dem Handel auch Städtebau und Politik das Spielgeschehen bestimmen. Lediglich der fehlerhafte Multiplayer-Modus und Stabilitätsprobleme auf manchen älteren Systemen trüben den sonst sehr guten Eindruck. Doch der nächste Patch soll hier ja Abhilfe schaffen. Strategen und Simulationsfans können bedenkenlos zugreifen, aber auch alle anderen Spielefreaks, die noch nach einer Beschäftigung für lange Winterabende suchen, sollten Die Patrizier 2 zumindest einmal Probe spielen!

Wertung

PC

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