Rush: Ein Disney Pixar Abenteuer10.11.2017, Mathias Oertel
Rush: Ein Disney Pixar Abenteuer

Im Test: Woody, Nemo, Remy & Co jetzt auch in 4K

Vor mehr als fünfeinhalb Jahren hat Microsoft mit dem familienfreundlichen Kinect Rush – A Disney/Pixar Adventure auf der 360 versucht, die Kids für den Bewegungssensor zu begeistern. Jetzt ist der Spaziergang über einen Pixar-Spielplatz wieder da – ohne Kinect im Titel und auf der Xbox One X sogar mit Unterstützung für 4K-Auflösungen. Ob sich sonst noch etwas getan hat, klären wir im Test.

Klein, aber fein

Sehr schön: Diejenigen, die immer noch die Kinect-Kamera an ihre One bzw. One X angeschlossen haben, können sich darüber freuen, dass das französische Team von Arona, das auch schon am Original für Kinect auf 360 arbeitete, neben der frischen Option für Pad-Steuerung auch auf der One weiterhin die Bewegungs-Kontrollen unterstützt. Doch egal, ob mit oder ohne Kinect: Rush setzte damals wie heute auf ein ähnliches Prinzip wie die erneut parallel veröffentlichten Disneyland Adventures. Man wandert durch einen Themenpark, der allerdings deutlich kleiner ist als das virtuelle Disneyland und bei dem man in von Filmen inspirierten Episoden eintaucht. Sechs Bereiche stehen zur Verfügung: Toy Story, Cars, Ratatouille, Oben, Die Unglaublichen und neu in der Version für One: Findet Dory. Auch andere Filme von Pixar wie Merida (im Original: Brave) oder Alles Steht Kopf (Inside Out) würden wie weitere Reihen (z.B. Monsters Inc) zweifellos ebenfalls  in das Konzept passen und hätten Rush aufwerten können, blieben aber bei der Aufbereitung nach wie vor unbeachtet.

Die Unterwasserwelten von "Findet Dory" gab es seinerzeit auf 360 nicht.
Denn trotz der zwei neuen Unterwasserareale, die man im Schlepptau der sympathisch vergesslichen Dory entweder als Nemo oder Schildkrötenküken Racker durchschwimmt, bleibt ein grundsätzliches Problem bestehen: Mit jeweils nur drei Episoden für jeden anderen Film ist der Umfang im Vergleich zum Disneyland-Ausflug mit seinen dutzenden Aufgaben, Episoden und Mini-Spielen sehr gering ausgefallen. Auch im Park an sich gibt es nichts außer der Reihe zu entdecken. Keine versteckten Missionen, keine Interaktion mit Figuren, keine Charaktere, die evtl. Zugriff auf weitere Filme gewähren – nichts!

Doch nur, weil man im Pixar-Park weniger erleben kann als im Disneyland bedeutet dies nicht, dass sich der Ausflug nicht lohnt. Denn auch hier kommt nicht nur für die vermutlich angepeilte Altersgruppe zwischen sechs und zehn Jahren schnell Spaß auf.

Fast wie im Film

Alle Abschnitte profitieren von den höheren Auflösungen.
Ein Grund dafür ist die visuelle Gestaltung, wobei der Park als zentrale Navigation zwischen den Filmwelten allerdings nicht so gut gefällt: Er ist spartanisch gestaltet und da man hier nur unterwegs ist, um zu den spielbaren Abschnitten zu gelangen, haben die Designer offensichtlich nicht so viel Sorgfalt walten lassen wie innerhalb der Missionen. Sobald man in die Filmwelten abtaucht, wird die Kulisse besser. Wenn  man sich mit Woody in Toy Story herumtreibt, bei Cars als Gehilfe von Lightning McQueen die Reifen qualmen lässt oder Remy in Paris dabei hilft, Skinner davon abzuhalten das Restaurant aus Ratatouille zu zerstören,  wird die Kulisse den Filmen gerecht und kann mit einschlägigen Action-Adventures mithalten.

Obwohl man prinzipiell das Alter spürt, sieht Rush immer noch überraschend gut aus – auch wenn die nicht justierbare Kamera vor allem in den ersten Ratatouille- und Die Unglaublichen-Abschnitten gelegentlich eine unglückliche Position einnimmt, so dass man die Orientierung verlieren kann. Doch das farbenfrohe Design mit seinen Cartoon-Ursprüngen ist passabel in die Jahre gekommen und hat mit der Aufarbeitung für die One und insbesondere der 4K-Unterstützung auf der One X einen neuen technischen Anstrich bekommen, der ihm gut zu Gesicht steht.

Frustminimierende Alternativ-Steuerung per Pad

Die gelungene Bewegungserkennung (bei Kinect-Nutzung) bzw. die saubere Umsetzung an konventionelle Kontrollmechaniken hat ebenfalls ihren Anteil daran, dass sich (nicht nur) die Kids gerne mit den Pixar-Welten beschäftigen. Die Cars-Steuerung z.B., die sich an Kinect Joyride orientiert bzw. ohne Kinect klassisch mit rechten und linken Schultertasten bewerkstelligt wird, funktioniert besser als beim seinerzeit für den Sensor veröffentlichten Starttitel und setzt die Lenkbewegungen genauer um. Die anderen Filme, die zumeist als klassisches 3D-Jump&Run aufgebaut sind, aber mit Abweichungen wie Schwimmen oder Kajakpaddeln die Standardsteuerung aufzubrechen versuchen, haben ein ganz anderes Problem: Während hier die Erkennung ebenso akkurat arbeitet wie bei den Autorennen, werden die Mechaniken innerhalb der einzelnen Filme zu wenig variiert – alle lassen sich mit seltenen Ausnahmen auf die gleichen Elemente zurückfallen, so dass es abseits der Kulisse kaum einen Unterschied macht, ob man mit den Unglaublichen auf Roboterjagd geht oder in der Oben-Welt Mr. Fredricksens Haus jagt.

Neben Cars und Toy Story haben auch "Die Unglaublichen" ihren Weg in den Rush-Spielplatz gefunden.
Am Pad hingegen gibt sich Rush keine Blöße. Die Eingaben werden akkurat interpretiert und umgesetzt. Allerdings stellt man hier fest, dass die reduzierten Steuerungsmechaniken, die für die Bewegungserkennung nötig waren, mit Standard-Kontrollen mitunter sehr rudimentär sind. Zudem macht sich am Pad im Vergleich zu „echten“ Action-Adventures die Reduzierung auf einen Rail-Plattformer, der einen in einem eingeschränkten Level-Korsett durch die Abschnitte lotst, negativ bemerkbar – auch, wenn es immer wieder Alternativrouten zu entdecken gibt. Dennoch: Die Anforderungen sind bei Kinect sehr intuitiv (man geht z.B. über „natürliches“ Schwingen der Arme) und werden in den entscheidenden Momenten auch deutlich besser interpretiert als in Kinect Disneyland. Das mindert vor allem bei jüngeren Spielern den Frust, den man auch dadurch niedrig halten kann, indem man als Elternteil problemlos jederzeit ein- oder aussteigen kann, um bei einer Episode oder dem Gang durch den Park zu helfen. Doch unter dem Strich geht nichts über die klassische Standard-Steuerung per Controller.

Das bin ich!

Ein besonderer Reiz, sich in den Filmpark zu begeben, ergibt sich durch das virtuelle Ego, mit dem man durch die Kulissen stapfen kann: Mit Kinect fordert Rush Neuspieler zu einem Body- sowie Gesichtsscan auf. Basierend auf den Daten (wobei beim Bodyscan vermutlich nur Farbe und Art der Kleidung erfasst werden) baut Rush eine (Kinder-)Figur im Stile der Pixar-Filme, der eine gewisse Ähnlichkeit zum Original tatsächlich nicht abzusprechen ist. Ohne die Bewegungssteuerung kann man aus einer passablen Auswahl an Versatzstücken seine Figur bauen und einkleiden. Farbe und Art der Kleidung spielt bei der zweiten Stufe der Figurenintegration eine große Rolle. Denn man bekommt für jede der Filmwelten ein spezielles Alter Ego, das man bei Bedarf (z.B. bei Wiederaufnahme eines Spielstands) auf den neuesten Stand bringen kann: In Cars ist man als schnittiger Sportwagen mit fettem Spoiler unterwegs, in Oben als Pfadfinder-Kollege von Russell, in Toy Story als Spielzeug-

Auch Ratatouille gehört zu den integrierten Pixar-Filmen. Merida, Monsters Inc. oder Alles Steht Kopf wären ebenfalls nette Ergänzungen gewesen.
Roboter usw. Diese Verfremdung kommt bei jüngeren Spielern, die schon immer davon geträumt haben, Remy als Ratte zu begegnen oder ein Superheld wie Die Unglaublichen zu sein, richtig gut an und einer der Gründe dafür, dass sie gerne in die Spielwelt abtauchen.

Doch es gibt auch inhaltliche Argumente, bereits bewältigte Abschnitte nochmals zu besuchen: Denn die Gold-Medaille auf Anhieb einzuheimsen, dürfte nur den wenigsten gelingen, von Platin ganz zu schweigen. Erst mit wiederholtem Anlauf kriegt man genug Punkte zusammen, um sich für die Edelmetalle zu qualifizieren und vor allem, um Boni wie neue Charaktere freizuschalten. Mit diesen wiederum kann man Abkürzungen oder neue Routen öffnen, die einen neuen Highscore erst ermöglichen. Dadurch wird der insgesamt knappe Umfang etwas relativiert, aber nach wie vor nicht entschuldigt.

Fazit

Der Ausflug in den Pixarfilm-Themenpark ist zwar unter dem Strich mit gerade mal drei Abschnitten pro Bereich sowie zwei zum neu eingefügten Film Findet Dory recht dünn ausgefallen, aber wie bei seiner Premiere vor gut fünf Jahren sehr sympathisch. Die Kulisse, die ordentlich aussieht, der man aber auch ihr Alter anmerkt, passt gut zum jeweiligen Film und wurde auf einen ordentlichen HD-Stand gebracht. Die Bewegungserkennung bei der nach wie vor unterstützten Kinect-Verwendung ist akkurat und intuitiv, während die frische Pad-Steuerung natürlich einfacher von der Hand geht. Gleichzeitig macht sie aber deutlich, dass die Interaktionen und Bewegungsmöglichkeiten mit ihrem ursprünglichen Zuschnitt auf Kinect unter dem Strich auf dem Controller einen rudimentären Eindruck hinterlassen. Das Feature, entweder mit einem eingescannten und ansehnlich verfremdeten oder aus einigen Versatzstücken gebastelten Kinder-Charakter durch den Park zu laufen und darüber hinaus mit filmspezifischen Variationen der Figur die Abenteuer zu erleben, hinterlässt ebenfalls wie vor fünf Jahren einen ordentlichen Eindruck. Allerdings hätte man mehr Interaktionsmöglichkeiten im Park an sich einbauen können, anstatt ihn nur zu einer Durchgangsstation zum nächsten Filmabschnitt zu degradieren. Dennoch: Junge Spieler und Junggebliebene werden mit den Ratten, Superhelden, Autos, Pfadfindern, Fischen und Spielzeugen aus dem Hause Pixar ungezwungenen Spaß erleben.

Pro

sechs Themenbereiche zu Pixar-Filmen, darunter ein neuer (Findet Dory)
einfache, akkurate Pad-Steuerung
Kinect wird weiterhin unterstützt
gute Bewegungserkennung
saubere 4K-Umsetzung (One X)
farbenfrohe Cartoon-Kulisse ist ordentlich gealtert
virtuelles Ebenbild per Kinect-Scan erstellbar
ohne Kinect passable Personalisierungs-Optionen
Koop-Modus
Quell-Filme werden gut eingefangen
die einzelnen Abschnitte bieten Abzweigungen an
unkomplizierter Spaß für jüngere Spieler

Kontra

geringer Umfang mit nur wenigen Episoden pro Film
keinerlei Geheimnisse im Park
nur rudimentäre Plattform-Mechaniken
wenig Variation bei Kinect-Steuerung

Wertung

XboxOne

Technisch saubere, aber mechanisch etwas in die Jahre gekommene sowie jetzt auch per Pad steuerbare Umsetzung eines Kinect-"Klassikers".

PC

Technisch saubere, aber mechanisch etwas in die Jahre gekommene sowie jetzt auch per Pad steuerbare Umsetzung eines Kinect-"Klassikers".

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