Im Test:
Alpine Erkundungen
Also bereichert man beim Stromern über die kleine Bergwiese sein Inventar mit Steinen, Tannenzapfen oder Ästen. Immerhin hat man bereits ein Messer, ein Feuerzeug, eine Wasserflasche und ein Notizbuch dabei. In Letzterem steht zwar nicht viel, aber so kann man am glasklaren Bach z.B. die Flasche füllen oder später Zapfen entzünden. Angesichts der prächtigen alpinen Kulisse ist es jedoch schade, dass die Gegenstände nur als schnöde 2D-Objekte angezeigt werden – man kann sie zwar näher inklusive Textfeedback untersuchen, aber weder aktiv drehen noch zoomen.
Der okkulte Vorhang fällt
Sobald man das Sägewerk betritt, fällt ein dunkler Vorhang über das knapp dreistündige Spiel und überaus seltsame Ereignisse nehmen ihren Lauf. Zwischen brennenden Kerzen, tanzenden Schatten und unheimlichen Geräuschen entsteht eine angenehme Gruselatmosphäre. Man tastet sich zwischen alten Möbeln und defekten Werkzeugen voran, untersucht Schränke, Öfen und Türen, sammelt Sägespäne, Krims und Krams ein, liest kryptische Notizen von Blutritualen und hört flüsternde Stimmen: „They still exist. They are within me!“ Spätestens hier beginnt die Reise okkulte Züge anzunehmen. Es wird zwar nicht viel getextet oder gesprochen, aber um alle Feinheiten der Story zu verstehen, sollte man des Englischen mächtig sein - es gibt keine deutschen Untertitel.
Spukgeschichte mit religiöser Symbolik
Erst langsam öffnen sich weitere Bereiche der Sägemühle. Dabei geht es weniger um aktiven Survival-Horror à la Amnesia, sondern um ein Spuk-Adventure. Zwischendurch sorgen immer wieder plötzliche Erscheinungen, unsichtbare Rempler oder fliegende Gegenstände für Schrecksekunden, während man gerade an einem Rätsel grübelt. Die Geheimnisse von Anna sind alles andere als einfach oder offensichtlich zu lösen.
Vielfältige, aber nicht immer logische Aufgaben
Das Problem ist, dass man nicht immer ausreichend Feedback bekommt, wenn man Gegenstände untersucht. Außerdem wirken manche Lösungen mindestens genauso obskur wie die Story: Man braucht des Öfteren viel Geduld und genaue Klicks auf bestimmte Bereiche, um die nicht immer logischen Aufgaben zu lösen – so wandert man wie in einer Sackgasse umher. Eine Hotspotanzeige oder direkt zuschaltbare Lösungen gibt es nicht. Wer die optionale Hilfe aktiviert, bekommt immerhin im Zeitabstand von drei Minuten kleine Hinweise. Die Steuerung über WASD ist sehr simpel, nur das Hinknien wirkt etwas aufgesetzt – manchmal kann man Gegenstände nur aufnehmen, wenn man sich bückt. Auch das aktive Ziehen an Türen und Schubladen oder das Wegräumen von Brettern über die rechte Maustaste wirkt etwas steif; da hätten einfache Klicks statt Physik gereicht.
Fazit
Was wie ein idyllischer Spaziergang eines Träumers in den Alpen beginnt, entwickelt sich zu einem okkulten Spukabenteuer mit Krimiflair. Was ist zwischen dem Protagonisten und seiner alten Liebe passiert? Obwohl Anna ein klassisches Adventure ist, verfügt es über eine angenehm dynamische Dramaturgie, denn in den drei Stunden passiert ständig etwas in der beklemmenden Enge der Sägemühle – Dosen fliegen durch die Gegend, Geister tauchen auf und urzeitliche Zeichen leuchten an Wänden. Die Geschichte wird nicht nur von Gedanken und Stimmen, sondern auch von der mit Symbolen verzierten Kulisse erzählt. Schade nur, dass es keine 3D-Objekte im Inventar gibt und dass manche Rätsel ebenso obskur anmuten wie die Story – da irrt man schonmal ohne Einfall umher. Trotzdem wird man von religiösen Andeutungen, seltsamen Riten und surrealen Erscheinungen immer wieder so neugierig gemacht, dass man unbedingt die Auflösung erfahren will. Sehr schön: Je nachdem wie man mit den späteren Rätseln umgeht, wird man eines von drei möglichen Enden sehen. Glückwunsch an das kleine italienische Team - ein richtig gutes Adventure!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Okkultes Rätselabenteuer in schauriger Kulisse - viel Spaß beim Gruseln und Kombinieren!
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