Will Rock10.05.2003, Paul Kautz
Will Rock

Im Test:

Heute Spieleraten: dicke Waffen, schier endlose Gegnermassen, lockere Sprüche, große Levels. Na? Serious Sam? Falsch. Duke Nukem? Ganz kalt. Richtig, es ist Will Rock (ab 17,50€ bei kaufen) - der langhaarige Bruder der vorgenannten. Ob Will auch auf eigenen Füßen stehen kann, erfahrt Ihr aus der Review.

In göttlicher Mission

Simpel-Shooter haben eine Hintergrundgeschichte normalerweise so nötig wie Schleich-Einlagen. Doch in Will Rock werdet Ihr tatsächlich von schön gezeichneten Bildern mit der Geschichte vertraut gemacht: Archäologie-Student Williams Rockwell, seine Freundin Emma und ihr Vater, Wills Mentor Dr. Richard Headstrong, untersuchen einen Tempel in Griechenland. Eines Tages werden sie von einer vermummten Menge überfallen, die Emma in den Tempel entführt - als Jungfrauenopfer für den allmächtigen Zeus. Dr. Headstrong versucht die Widersacher abzuwehren, erntet allerdings nur einen kugeldurchsiebten Körper. In blinder Wut schießt William um sich, und erwischt versehentlich die gewaltige Statue von Prometheus, dem Feuerbringer.

Plötzlich strömt blauer Dunst aus dem Steinblock, umhüllt Will und spricht mit tiefer Stimme zu ihm. Er erfährt, dass er sich beeilen muss, wenn er Emma noch retten will, bevor Zeus sie sich zur Gattin nimmt. Und wenn er schon dabei ist, kann er doch bitte auch noch gleich Zeus selbst eine Lektion verpassen, mit dem Prometheus noch ein Hühnchen (oder vielmehr einen Adler) zu rupfen hat. Noch einmal kräftig durchatmen, und schon befindet sich Will Rock im schönsten altgriechischen Schlamassel.

__NEWCOL__Heißes Blei im Philosophenland

Will Rock weist nicht zufällig starke Namensähnlichkeit mit Take 2´s Sam »Serious« Stone auf - das Spiel könnte glatt vom selben Entwicklerteam stammen. Wie auch der olle Sam schlägt sich Will durch grafisch ansehnliche Gefilde, und bekämpft Gegner, die ihm praktischerweise meist gleich dutzendfach vor die Flinte rennen. Ob klapperndes Skelett, zielgenauer Bogenschütze, Morgenstern-werfender Galdiator, Totenkopfadler oder scharfzahniger Tiger - die Widersacher vertragen wenig, treten aber in Massen auf. Das fällt besonders bei den ebenfalls aus Serious Sam bekannten Arenakämpfen ins Gewicht, wo Ihr mit allerhand Munition und Heilpäckchen in der Hinterhand teilweise minutenlang in einem abgesperrten Gebiet steht. Dort schickt Ihr dermaßen viele Gegner über den Jordan, dass kein Gewehrlauf so vielen Kerben Platz bieten könnte. Leider artet das sehr oft in reine Schikane aus, da die Entwickler die Zeitschwelle, ab der immer neue Gegnerwellen nerven, sehr oft überschreiten.

Zur Verteidigung stehen Euch bekannte und weniger vertraute Waffen zur Verfügung: die Klappschaufel ist der letzte Ausweg bei akuter Munitionsnot, und von daher kaum zu empfehlen. Pistole, Schrotgewehr, MG, Minigun und Raketenwerfer sind bekannte Größen im Shooter-Bereich und können daher auch bei einem im alten Griechenland spielenden Game nicht fehlen. Passender ist da schon die Medusa-Kanone, die Gegner in Stein verwandelt. Und für verzweifelte Situationen ist die Atom-Kanone prädestiniert, die ein großes Gebiet zuverlässig von Gegnern befreit.

Titanischer Spaß?

Da sich die Entwickler von Saber Interactive nicht nur auf herkömmliche Waffen verlassen wollten, haben sie Will Rock die Titanenkräfte spendiert. Diese drei »Superkräfte« sind an speziellen geweihten Altären käuflich zu erwerben, und verleihen Will einige Vorteile im Kampf: Unverwundbarkeit, Titanenkraft und Titanen-Bewegung. Besonders Letztere ist nützlich, verlangsamt sie das Spiel doch auf sehr bullettimige Art, und lässt Euch somit genauer zielen. Das Problem an den Titanenkräften ist nur, dass sie, einmal eingesetzt, nur kurze Zeit halten und auch nicht wieder abgebrochen werden können. Außerdem benötigt Ihr Geld, um sie zu bekommen. Das erhaltet Ihr, indem Ihr in der Gegend herumliegendes oder gut verstecktes Gold einsammelt. Das alles macht die Titanenkräfte sehr wertvoll, so dass sie nicht sinnlos verschwendet, sondern lieber für würdige Gegner aufgehoben werden sollten. Eine gute Anwendungsmöglichkeit stellen die selten auftretenden Endgegner dar, die sich durch extreme Widerstandsfähigkeit und enorme Körperkräfte auszeichnen.

__NEWCOL__Griechenland-Tournee

Grafisch erinnert Will Rock stark an Sam Stones <4PCODE cmd=DGFLink;name=erstes Abenteuer;id=600>: die großen Levels sind voller Prunkbauten und ansehnlicher Objekte wie Statuen, die mit hochauflösenden Texturen und eleganten Fresken versehen wurden. Schöne 3D-Effekte wie bunte Lensflares, blendende Partikeleffekte und ansehnliche Explosionen runden das gute Bild ab, das, im Gegensatz zu früheren Versionen, mittlerweile auch auf nicht so schnellen Rechner rasant in Fahrt kommt. Nichtsdestotrotz wirken die Welten etwas leer, keinerlei verzierendes Buschwerk, Bäume oder sonstige Dinge bringen etwas Leben in die schöne, und meist in Brauntönen gezeigte Leere - <4PCODE cmd=DGFLink;name=Serious Sam - The second Encounter;id=2018> bot da beispielsweise viel mehr Abwechslung.

Auf Eurer Mission durchstreift Ihr viele historisch verbürgte Lokalitäten: den Palast von Knossos, die Ruinen von Eleusis und natürlich die Unterwelt sowie den Olymp. Während Ihr anfangs noch neben den Gegnermassen auch mit teilweise fiesen Jump-and-Run-Einlagen zu kämpfen habt, tritt dieser Aspekt im Laufe des Spiels immer mehr in den Hintergrund, um noch mehr Widersachern Platz zu machen.

I wanna rock with you!

Musikalisch geht Will Rock ungewöhnliche Wege: im Spiel werdet Ihr von atmosphärischen Klängen begleitet, die je nach Spielgeschehen schnellere oder langsamere Töne anschlagen, und niemals störend wirken. Im Hauptmenü hingegen wartet eine ganz andere Überraschung: »I wanna Rock!« brüllen Euch die Twisted Sisters entgegen, was Fans von 80er-Jahre-Rock freuen wird, auch wenn Queens »We will rock you« thematisch wohl besser gepasst hätte.

Die Soundeffekte sind weder besonders gut noch Aufsehen erregend schlecht. Allerdings schleicht sich bei erhöhtem Gegneraufkommen gelegentlich ein Kratzen in die Akustik, was bei aufgedrehter Lautstärke schnell Flüche seitens des Spielers nach sich ziehen kann. Last but not least lässt es sich auch William Rockwell nicht nehmen, ab und zu einen locker-kehligen Spruch wie »I´m gonna roast ya!« oder »Nine lives my ass!« loszulassen, um keinen Zweifel daran zu lassen, wessen Erbe er ist.__NEWCOL__

Gelegentlich meldet sich auch Prometheus zu Wort, um mit bodenlos tiefer Stimme mehr oder weniger hilfreiche Tipps loszulassen. All das erklingt in sauberem Englisch, lediglich die Untertitel sind eingedeutscht.

Natürlich dürft Ihr auch mit Freunden auf Griechenland-Tour gehen. Via LAN, Internet oder über ubi.com könnt Ihr unter drei Spielmodi wählen: »Fragmatch«, um bis zu 16 Spieler hoch gegeneinander anzutreten. »Kooperativ«, um das Spiel maximal zu viert, aber gemeinsam anzugehen. Und schließlich »Schatzsuche«, wo sich bis zu zwölf Spieler um Beute raufen. Ihr habt die Wahl unter sechs nett designten Figuren, was auf die Spielbarkeit allerdings keinen Einfluss hat.

Fazit


Man kann Will Rock nicht vorwerfen, eine ziemlich dreiste Kopie von Serious Sam zu sein - es gibt genug Platz für kernige Actionhelden im Spieledschungel. Allerdings hätten sich die Entwickler das Spieldesign des Blondschopfes mal genauer ansehen sollen, anstatt einfach das »je mehr Gegner desto besser«-Prinzip zu kopieren, das hier sehr schnell nervt. Endlos nachwachsende Gegnerscharen sind eine Zeit lang ja witzig, wenn diese Minuten aber langsam in zweistellige Regionen rücken, macht sich schnell mehr als nur Gähnen breit. Dieses Fehldesign überschattet leider die schönen Seiten, die in Will Rock stecken: die Titanenkräfte wollen zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden, die Grafik ist sehr nett anzusehen, die Waffen sind teilweise schön ausgefallen. Wer die Serious Sam´s dieser Welt schon in- und auswendig kennt, kann William eine Chance geben - für knapp 30 Euro kann man nicht viel falsch machen. Ansonsten gibt es viele viel bessere Shooter da draußen - und im Zweifelsfall auf jeden Fall die ebenso preiswerte <4PCODE cmd=DGFLink;name=Serious Sam Gold Edition;id=3579>.

Pro

<li>nette Grafik</li><li>ausgefallene Gegnerdesigns</li><li>schöne 3D-Bauten</li><li>hochauflösende Texturen</li><li>abgefahrene Waffen</li><li>gute Multiplayermodi</li><li>intelligente Titanenkräfte</li><li>nette Story</li><li>witzige Sprachausgabe</li><li>gute Musik</li><li>einfache Steuerung</li><li>preiswert</li>

Kontra

<li>nervige Gegnermassen</li><li>langweiliges Spieldesign</li><li>abwechslungsarme Levels</li><li>gelegentliche Schwächen in der Kollisionsabfrage</li>

Wertung

PC

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