Im Test:
Klosteralarm!
Jammern, wehklagen, beten - Hauptbeschäftigung angelsächsischer Mönche im Frühmittelalter, wenn bunt gestreifte Segel den Horizont zierten. Als die Wikinger 793 erstmals ein kleines Kloster an der nordenglischen Ostküste plünderten, ahnte jedoch noch niemand, dass ganz England in Gefahr ist. Doch aus den anfänglichen Raubfahrten werden plötzlich organisierte Eroberungen. Ob die Britischen Inseln fallen, liegt an Euch, denn Ihr befehligt die Heere der Wikinger!
Historisches Beiwerk
Auch wenn Viking Invasion "nur" ein Spiel ist, will es Euch möglichst authentisch in die Zeit der Drachenschiffe entführen. Zwar ist die historische Dokumentation nicht ganz fehlerfrei und schon der Hörnerhelm des Covers wird Kennern bitter aufstoßen, aber insgesamt hat sich das Team von Creative Assembly sehr viel Mühe gegeben, das Frühmittelalter rund um die Nordsee stimmungsvoll darzustellen.
England ist z.B. in angelsächsische Kleinkönigreiche wie Wessex, Mercia oder Northumbria aufgeteilt, die Wikinger tragen altnordische Namen und die Zufallsereignisse beziehen sich oft auf tatsächliche Geschehnisse. Eine Delikatesse für Geschichtsfreaks ist schließlich die neue Schlacht bei Stamford Bridge, wo Angelsachsen und Wikinger aufeinandertreffen.
__NEWCOL__Neue Völker, neue Einheiten
Die hinzugekommenen Völker und Einheiten zeugen ebenfalls von gründlicher Recherche, wenn auch ein Schuss kreativer Anachronismus dabei ist - die Pikten haben z.B. eher den Römern als den Wikingern das Leben schwer gemacht. Neben Nordmännern und sächsischen Aufgeboten kommen auch die keltischen Völker aus Irland und Wales zum Zug, deren Krieger buntbemalt und mit nacktem Oberkörper in die Schlacht ziehen.
Jedes Volk kann auf spezifische Einheiten zurückgreifen: Während die Wikinger mit ihren Berserkern, Karlen und schneller Räuberreiterei in den Kampf ziehen, zeigt sich auf der Insel z.B. das Fyrd-Volksaufgebot aus Wessex oder Bogenschützen aus dem Sherwood Forest.
Wir treffen uns in England!
In der neuen Kampagne geht es darum, England komplett zu erobern. Die Wikinger bieten sich hier als erste Wahl an, da sie deutlich angriffsstärker und flexibler sind als ihre Gegner.
Denn zum einen können sie quasi die ganze Nordsee mit ihrer überlegenen Flotte als Schnellstraße Richtung England nutzen und mal hier, mal da zuschlagen. Und zum anderen brauchen sie keine Häfen im Feindesland bauen, bekommen fette Lösegeldzahlungen und können Gold auch beim Plündern einsacken. Auf Seiten von Halvdan & Co spielt es sich daher äußerst angenehm.
Wer es etwas schwerer haben will, kann aber auch auf Seiten eines der anderen sieben Völker spielen. Besonders hart spielt es sich mit den Walisern, die zwischen Iren, Angelsachsen und Wikinger eingekesselt sind - nur erfahrene Generäle werden hier erfolgreich sein. Aber auch auf dem europäischen Festland des Hauptspiels gibt`s frische Völker wie Sizilianer oder Ungarn, die ebenfalls neue Truppen ins Feld führen.
In der Schlacht
Sehr praktisch ist das neue Vorbereitungsmenü, das vor jeder Schlacht einen hilfreichen Überblick zur eigenen und gegnerischen Truppenstärke sowie der möglichen Verstärkung bietet; hier lässt sich auch bequem speichern. Kommt es zu einer Belagerung, zeigen sich weitere Neuheiten: Die Verteidiger eines Tores gießen z.B. heißes Pech auf die heranstürmenden Feinde. Und Freunde schwerer Geschütze dürfen sich über eine neue Artillerie freuen: die Orgelkanone.
Neuer Technologiebaum
Medieval-Veteranen werden auf Seiten der Wikinger ein wenig umdenken müssen, da es neue Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen gibt. Methallen, Aufmarschplätze und heidnische Schreine sorgen für nordisches Flair und verdeutlichen die Unterschiede zum Rest der Welt. Die Wikinger starten z.B. als Heiden und erhalten bestimmte Boni nur, wenn sie nicht von Bischöfen bekehrt werden. Daher empfiehlt sich auch im Feindesland der Bau eines Schreins, wenn man dort Truppen rekrutieren möchte.
__NEWCOL__Von den Orkneys bis nach Cornwall
Egal ob schottisches Hochland, northumbrische Wälder oder sturmumtoste Hebriden - die Designer von Creative Assembly haben die britische Landschaft gut eingefangen. Zwar gibt`s keine Hingucker wie bewegte Bäume, Schafherden oder schöne Flüsse. Aber kleine Bauernhöfe, Hecken und Felder lockern den Panoramablick zusätzlich auf.
Zwar bietet auch Viking Invasion im Detail wahrlich keine Pracht, sondern magere Texturteppiche und höchst pixelige Krieger, aber das Gesamtbild ist aus einiger Entfernung ansehnlich. Man sollte nur nicht in die Zweikämpfe zoomen...
Schon die epischen Melodien des Hauptspiels konnten überzeugen, und auch das Add-On punktet mit historischen Klängen. Ohne in billige Folklore abzusinken, unterstreichen die martialischen Symphonien gekonnt das Geschehen. Zwar hätte hier und da etwas mehr Abwechslung und Dramatik einfließen können, aber insgesamt bewegt sich die mittelalterliche Akustik auf gutem Niveau.
Fazit
Viking Invasion ist eine lohnenswerte Erweiterung für Medieval: Total War. Grafisch hat sich zwar nichts getan, und auch das zweigeteilte Spielprinzip aus Runden- und Echtzeitstrategie ist identisch, aber dafür sorgt die Wikinger-Kampagne für Abwechslung im Feldherrenalltag. Denn der leicht veränderte Technologiebaum, die neuen Einheiten und vor allem die interessante geostrategische Lage auf den Britischen Inseln lockt erneut auf die Schlachtfelder. Hier darf man sich im Vorfeld endlich über ein übersichtliches Menü freuen. Ansonsten gibt`s viel kleines Beiwerk bei den Belagerungen und eine neue historische Schlacht. Wer das Hauptspiel besitzt, kann bedenkenlos zugreifen!
Pro
Kontra
Wertung
PC
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