Jagged Alliance: Crossfire31.08.2012, Marcel Kleffmann
Jagged Alliance: Crossfire

Im Test:

Vor einem halben Jahr versuchte Jagged Alliance: Back in Action an die glorreichen Erfolge der prestigeträchtigen Marke heranzukommen. Vergebens! Das Ergebnis war mehr als ernüchternd, da zu viel vereinfacht oder gestrichen wurde. In der Zwischenzeit haben die Entwickler nicht nur diverse Patches nachgeliefert, sondern auch an einer Erweiterung gearbeitet, die ohne das Hauptspiel läuft.

Patch-Auswirkungen

Ja, "Jagged Alliance: Crossfire (ab 3,20€ bei GP_logo_black_rgb kaufen)" ist besser als "Back in Action". Das selbstständige lauffähige Add-On profitiert von den letzten Patches (v1.13) für "Back in Action" und wenigen Neuerungen. Doch zuerst zu den wichtigsten Auswirkungen der Patches: Besonders der optionale Taktik-Modus als Starteinstellung weiß zu gefallen, denn die Gegner müssen erst über die Sichtlinie der Söldner ("Line of Sight") enttarnt werden. Somit sind die Positionen der Feinde nicht sofort nach dem Start sichtbar. Das macht die taktischen Gefechte interessanter, da man nie weiß, wie viele Kontrahenten um die Ecke lauern und wo sich die Feinde gerade tummeln. In diesem Sinne sollte das Vorgehen überlegter und vorsichtiger sein. Zudem werden Geräusche durch Sound-Markierungen auf der Spielkarte und auf der Minimap veranschaulicht.

Der Streifzug in Khanpaa beginnt an der Küste mit fernöstlichem Ambiente und endet im Gebirge.
Der Streifzug in Khanpaa beginnt an der Küste in fernöstlichem Ambiente und endet im verschneiten Gebirge. Die grünen Symbole versprechen übrigens reichlich Beute.

Auch das Sektor-Inventar ist eine tolle Verbesserung, da nicht mehr alle Gebäude und Leichen auf der Karte abgegrast werden muss. Im Prinzip sind alle Gegenstände aus dem befreiten Sektor direkt den Söldnern zugänglich. Darüber hinaus wurde Item-Tausch per Drag & Drop hinzugefügt. Doch das Interface hätte noch mehr Verbesserungen vertragen können, gerade die Platzierung der Steuerungselemente (links und rechts) und die Menüs finde ich nach wie vor unglücklich.

Jetzt mit M.E.R.C.-Söldner

Ansonsten gilt es bei "Jagged Alliance: Crossfire" ein neues Land (Khanpaa) von fiesen Unterdrückern zu befreien. Dazu heuert Botschafter Behnam Atiqullahs seinerseits eine Truppe von Söldnern an und schon darf die Rückeroberung beginnen - etwaige Nebenquests locken mit minder interessanten Geschichten und viel Geld.

Die Söldner hinterlassen Fußspuren im Schnee. Die KI-Soldaten interessieren solche Spuren übrigens nicht.
Die Söldner hinterlassen Fußspuren im Schnee. Die KI-Soldaten interessieren solche Spuren nicht.

Zu Beginn wählt ihr wieder mehrere Söldner aus, die diesen heiklen Auftrag ausführen sollen - für mehr als zwei oder drei Mitstreiter sollte das Startbudget nicht reichen. Mittlerweile stehen insgesamt 50 Söldner zur Auswahl. Die bisher bekannte Riege wurde um zehn neue M.E.R.C.-Söldner ergänzt, die sich durch ein lohnenswertes Preis-/Leistungsverhältnis auszeichnen. Bedauerlicherweise werden die Recken einmalig eingekauft, anstatt auf Rate bezahlt zu werden. Und nein: Keines der 3D-Portraits der Söldner ist auch nur annährend "hübsch" - die alten 2D-Portraits würde ich jederzeit lieber sehen als diese 3D-Eierköppe.

Im Prinzip war es das mit den Neuerungen gegenüber "Back in Action". Nennenswerte Verbesserungen oder Erweiterungen - abgesehen von dem neuen Gebiet und den Söldnern - fehlen. Dabei hätte sich ein selbst erstellbarer Söldner doch so wunderbar gemacht oder ein erweiterter Globalstrategie-Teil …

Neue Insel im Kleinformat

Die Sektorkarten sind aufwändiger gestaltet und bieten mehr Höhenunterschiede.
Die Sektorkarten als Austragungsorte der taktischen Kämpfe sind aufwändiger gestaltet und bieten mehr Höhenunterschiede.

Ist die Söldner-Truppe aufgestellt, darf sogleich der Hafensektor erobert werden. Schon hier werden zwei Dinge deutlich, die sich ebenfalls in den folgenden Missionen zeigen werden: Die Gebiete sind ziemlich weitläufig sowie aufwändiger gestaltet (Stichwort: taktische Engpässe) und das vertikale Element wird wichtiger. Soll heißen: Es gibt mehr Höhenunterscheide im Level, was wiederum die Kamera verwirrt, da manchmal die Häuserdecken transparent werden und dann wieder nicht.

Apropos Auftakt: Im ersten Level warten fast zwei Dutzend Soldaten, die mit der handlichen Söldner-Truppe ausgeschaltet werden müssen und bereits in der ersten Kiste findet sich überraschend viel Feuerpower (Granatwerfer). Da die Insel sehr kompakt ist, geht alles zügiger als bei "Back in Action" und weil ein Händler mit reichhaltigem Angebot vor Ort ist. Last but not least fällt die Verteidigung dieses wichtigen Sektors leicht, da es mehr als genug potenzielle Milizen gibt und sich Nachschub praktischerweise in eben diesen Sektor bringen lässt.

Die Sichtkegel der Gegner helfen bei der Planung der Angriffe.
Die Sichtkegel der Gegner helfen bei der Planung der Angriffe.

Obendrein gibt es auf der ziemlich kleinen Insel (zehn Sektoren) noch ein Sägewerk, ein Bergwerk, eine Militärbasis und Co. zu erobern, wobei die strategische Tiefe eher seicht ausfällt, weil es außer einer Weggabelung keine Entscheidungsmöglichkeiten zur Angriffsplanung auf der Karte gibt. Die Wege sind also stärker vorgegeben, trotzdem sind mehr als zehn Stunden Spielzeit zu veranschlagen, um das Land zu befreien, was für eine Erweiterung ganz in Ordnung ist - mehr Sektoren wären trotzdem besser gewesen.

Im Prinzip wie "Back in Action"

Alles in allem spielt sich "Jagged Alliance Crossfire" wie "Back in Action": Ihr bekämpft im durchaus gelungenen pausierbaren Echtzeitkampfsystem (Plan&Go) die Feinde, deren Intelligenz sich zwischen Kanonenfutter und Intelligenzbolzen bewegt und erobert Sektoren, die Geld einbringen. 

Schwierig wird "Crossfire", wenn die Gegner dicke Geschütze auffahren.
Schwierig wird "Crossfire", wenn die Gegner dicke Geschütze wie diesen Panzer auffahren.
Zudem verbessert man in einem simplen Rollenspiel-System die Werte der Schützlinge, wehrt Gegenangriffe ab, ordert neue Ausrüstung und attackiert irgendwann die schwer bewachte gegnerische Festung - wobei ich die Heilungsfertigkeiten noch immer zu stark finde.

Die Herausforderung bzw. die Schwierigkeit kommt dabei durch die zahlenmäßige Übermacht der Gegner zustande (plus mächtige Feuerkraft) oder durch die geschickte Platzierung der Feinde im Level und nicht durch die Computerintelligenz, schließlich schauen KI-Schergen gerne nach, wo die Schüsse oder Geräusche gerade hergekommen sind. Manchmal laufen sie auch wie aufgeschreckte Hühner durch die Gegend oder verharren in Deckung. Vertikale Höhenunterschiede zu bewältigen, gehört ebenso nicht zu ihren Stärken. Da sich der Spielverlauf im Vergleich zu "Back in Action" kaum verändert hat, verweise ich für weitere Details auf den Test.

Fazit

"Jagged Alliance: Crossfire" ist besser als "Jagged Alliance: Back in Action". Aber das liegt eher daran, dass die bereits für "Back in Action" veröffentlichten Patches hier gleich integriert sind und es daher tolle Dinge wie den Taktik-Modus sowie das Sektor-Inventar gibt. An die bekannten und geschätzten Qualitäten des Klassikers reicht das Spiel abermals nicht heran. Warum? Das pausierbare Plan&Go-System und die taktischen Gefechte sind nicht das Problem, sondern der kastrierte Globalmodus sowie die maue Computerintelligenz - genau wie bei "Back in Action". Das hier ist zwar nur eine Erweiterung, die alleine läuft, aber sie bringt kaum Verbesserungen oder Neuerungen - abgesehen von der nicht allzu großen Insel sowie den zehn neuen Söldnern. "Crossfire" hätte problemlos als DLC-Paket für "Back in Action" veröffentlicht werden können - als eigenständiges Spiel bietet es zu wenig.

Pro

gutes Plan & Go-System (Taktik-Modus)
weitläufige Sektoren mit mehr Höhenunterschieden
viele Söldner
neue Waffen und Ausrüstung
Taktik-Modus, Sektor-Inventar und Detailverbesserungen
zügiger Einstieg
Tutorial
ansehnliche neue Areale

Kontra

Spielwelt ist ziemlich klein
kaum nennenswerte Neuerungen im Vergleich zu "Back in Action"
stark schwankende Computerintelligenz
Herausforderung durch Übermacht der Gegner
magerer Globalstrategie-Teil; kaum strategische Auswahl
hässliche 3D-Portraits
starke Waffen zu früh verfügbar
Kamera (Dach ein-/ausblenden) hat Probleme mit den Höhenstufen

Wertung

PC

Etwas besser als Back in Action: Gelungene taktische Schlachten stehen einem kastrierten Globalmodus gegenüber.

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