Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 308.11.2013, Jens Bischoff
Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 3

Im Test:

Bisher waren die Ninja-Abenteuer Narutos Handheld- und Konsolenspielern vorbehalten. Mittlerweile hat Namco Bandai aber den PC für sich entdeckt und mit Ultimate Ninja Storm 3 auch gleich das bisher imposanteste Abenteuer des blonden Ninjas für die Premiere ausgewählt. Wie die sich schlägt, verrät der Test.

Zurück zu den Wurzeln

Jeder, der von den eher spärlichen Kurzgeschichten in Generations enttäuscht war, darf aufatmen. Storm 3 bietet endlich wieder eine spannende, zusammenhängende und vor allem neue Geschichte, die bisher nur im Manga- bzw. Anime-Original erzählt wurde: Der vierte Ninja-Weltkrieg, dessen Inszenierung trotz hin und wieder überzogener Theatralik audiovisuell begeistert und bis ans Ende fesselt - inklusive neuem Bonuskapitel.

Ebenfalls endlich wieder mit von der Partie: Gigantische Bosskämpfe. Gleich zu Beginn muss man sich dem vor den Toren Konohas Amok laufenden Neunschwänzigen in einem spektakulären Showdown stellen. Direkte Kampfhandlungen und situationsabhängige Reaktionstests gehen dabei Hand in Hand und sorgen nicht nur zum Auftakt für packende Momente vor eindrucksvoller Kulisse.

Die Qual der Wahl

Anschließend macht man auch gleich mit einer überraschenden Neuerung Bekanntschaft: ultimative Entscheidungen. An bestimmten Punkten der Geschichte muss man sich als Spieler zwischen zwei Aktionsmöglichkeiten entscheiden. Prinzipiell hat man dabei die Wahl, sich als Held (einfach) oder Legende (schwer) zu beweisen. Entsprechend der getroffenen Entscheidung ändern sich aber nicht nur Schwierigkeitsgrad, Handlung und Kampfgeschehen, sondern auch das Inventar.

Je nach getroffener Entscheidung ändern sich Schwierigkeitsgrad, Handlung und Kampfgeschehen.
Je nach getroffener Entscheidung ändern sich Schwierigkeitsgrad, Handlung und Kampfgeschehen.
Je nachdem, ob man als Held oder Legende in den Kampf zieht, verfügt man über unterschiedliche Hilfsmittel wie Tränke, Fallen oder Wurfwaffen, die man aus einem stetig wachsenden Vorrat wählen kann. Zudem gewinnt man mit dem verwendeten Gepäck durch jeden Sieg an Erfahrung, wodurch es immer flexibler und geräumiger wird. Kann man anfangs z. B. nur einzelne schwache Regenerationstränke und Wurfmesser verwenden, steht einem später ein Arsenal an effektiven Aufputschmitteln und verheerenden Spezialwaffen zur Verfügung.

Guten Appetit!

Darüber hinaus kann man zwischen den Kämpfen auch schmackhafte Bentos verspeisen, um Verletzungen zu heilen und vorübergehende Stärkungen fürs nächste Gefecht zu erlangen. Neben Hilfsmitteln und Speisen kann man sein Geld natürlich auch wieder für allerlei Sammelobjekte wie Bilder, Spezialeffekte oder Titel ausgeben, mit denen man sich auch wieder virtuelle Visitenkarten für Online-Kämpfe basteln kann. Die Charakterriege umfasst mehr als 80 Figuren - dazu zählen allerdings auch unterschiedliche Formen bzw. Altersstufen ein und derselben Person, wie allein vier verschiedene Narutos.

Lost in Translation

Die integrierte Full-Burst-Erweiterung bringt auch grafische Verbesserungen mit sich.
Die integrierte Full-Burst-Erweiterung bringt auch grafische Verbesserungen mit sich.
Grafisch wird authentisches Anime-Flair geboten, das auf dem PC dank besserer Kantenglättung sogar weniger flimmert. Auch die Videosequenzen wurden überarbeitet. Die Ladeunterbrechungen sind hingegen nach wie vor zahlreich und zehrend. Ebenfalls unverbessert präsentiert sich die völlig asynchrone englische Tonspur, deren teils um mehrere Sekunden versetzter Einsatz nicht nur ungemein dilettantisch wirkt, sondern auch wertvolle Atmosphärepunkte verspielt.

Zum Glück kann man auch auf akkuraten japanischen Originalton umstellen, muss dann aber ohne entsprechende Sprachkenntnisse selbst bei Kampfhandlungen auf die deutschen Untertitel schielen, um nichts zu verpassen. Die Übersetzer haben dabei aber immerhin gute Arbeit geleistet und sogar Reimformen berücksichtigt. Vielleicht wäre es nicht nur im Hinblick auf die jüngeren Fans sogar mal an der Zeit, sich an eine deutsche Vertonung zu wagen. Die musikalische Untermalung verdient ebenfalls Lob und überzeugt auch in eher ruhigen Momenten mit sehr gefühlvollen Klängen.

Auch das Konturenflimmern der Anime-Sequenzen wurde reduziert.
Auch das Konturenflimmern der Anime-Sequenzen wurde reduziert.

Bewährte Rezeptur

Am eingängigen Kampfsystem hat sich kaum etwas geändert. Energieverwaltung (Chakra) und Timing stehen noch immer im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen. Xbox-Controller werden unterstützt und sollten erste Wahl sein. Es gibt nach wie vor nur eine Angriffstaste, mit der man charaktertypische Kombos ausführen kann. Ein Auswendiglernen von Move-Listen wird dadurch auf ein Minimum reduziert. Selbst die wichtigsten Spezialangriffe sind charakterübergreifend einheitlich, so dass man schnell ins Spiel findet und spektakuläre Manöver vom Stapel lassen kann, solange man clever mit seiner Energie haushaltet und den richtigen Zeitpunkt abwartet.

Stupides Tastenhämmern ist dank gezielter Kontermöglichkeiten, einfacher Blocks und schneller Positionswechsel nur selten von Erfolg gekrönt, so dass die Kämpfe trotz simpler Grundmechanik nie zu plumpen Schlagabtäuschen verkommen.

Das Kampfsystem setzt in erster Linie auf Timing und Energieverwaltung.
Das Kampfsystem setzt in erster Linie auf Timing und Energieverwaltung.
Geübte Spieler verkürzen und verlängern geschickt den Abstand zum Gegner, brechen Blocks, sammeln gezielt Energie und greifen im richtigen Moment auf ausgewählte Hilfs-Charaktere oder mitgeführte Kampfobjekte zurück. Auch Sprünge, schnelle Sprints, Würfe, Verwandlungen und der Einsatz von Distanzwaffen sind erlaubt.

Spektakuläre Momente

Sehr imposant sind einzeln oder als Team ausgeführte Spezialangriffe (ultimative Jutsus), die zwar viel Energie kosten, aber bei erfolgreicher Anwendung verheerenden Schaden anrichten und bildgewaltig präsentiert werden. Blitzschnelle Ausweichmanöver in den Rücken des Gegners (Kunst des Tauschens) sind wie in Generations zahlenmäßig begrenzt und laden sich nur langsam wieder auf, so dass wieder eine taktische Note mitschwingt.

Die spektakulären Bosskämpfe zählen zu den Highlights im Story-Modus.
Die spektakulären Bosskämpfe zählen zu den Highlights im Story-Modus.
Neu sind hingegen Kämpfe gegen Gruppen von Gegnern, die aber nur selten spannend sind und oft unter Übersichtsproblemen leiden. Eine interessante Erfahrung stellen sie zum Teil aber dennoch dar. Vor allem gegen Ende werden ein paar überraschende Konstellationen aufgefahren. An die mehrstufigen Einzel-Bosskämpfe, bei denen bestimmte Leistungen und Aktionen mit zusätzlichen Bonusszenen belohnt werden, kommen die Gruppenkämpfe allerdings nicht heran.

Nur keine Langeweile

Auch abseits der Haupthandlung gibt es wieder einiges zu tun und zu entdecken. Bis auf wenige Ausnahmen stehen Aufträge und Gesuche der Dorfbewohner dieses Mal erst nach Abschluss der Hauptgeschichte zur Verfügung. Das mag gewöhnungsbedürftig sein, sorgt aber dafür, dass die Geschichte nicht durch ausufernde Sammel- und Botengänge ins Hintertreffen gerät.

Zeit, die Spielwelt zu erkunden, bekommt man dieses Mal erst sehr spät.
Zeit, die Spielwelt zu erkunden, bekommt man dieses Mal erst sehr spät.
Die meisten Nebenaufgaben sind aufgrund des vergleichsweise öden Missions- und Leveldesigns aber leider zu keiner Zeit besonders prickelnd, auch wenn man begleitend noch eine interessante Nebengeschichte erleben, Schlüsselkämpfe wiederholen und zusätzliche Ereignisse freischalten kann.

Die Einteilung der Spielwelt in viele winzige, zum Teil mit chaotischen Perspektivenwechseln miteinander verbundene Versatzstücke ohne nennenswerte Erkundungsreize ist sicher auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Dafür kann man wieder Freundschaften mit potentiellen Teamgefährten pflegen, wozu erneut die interaktive Seelsorge via Briefwechsel zählt. Wer will, kann dieses Mal auch den Gewaltgrad im Menü hochschrauben und so z. B. Einfluss auf die Darstellung bestimmter Story-Sequenzen nehmen, in denen dann auch mal Blut fließt.

Schmackhafter Nachschlag

Bei den Spielmodi kann man neben dem storybezogenen Abenteuermodus, auch freie Off- und Online-Kämpfe bestreiten.

Die neuen Gruppenkämpfe sind leider wenig spannend und oft unübersichtlich.
Die neuen Gruppenkämpfe sind leider wenig spannend und oft unübersichtlich.
Duelle sind sowohl mit als auch ohne Hilfs-Charaktere möglich, an Turnieren können bis zu acht Spieler mitmischen und beim Training kann man seinen Sparringspartner individuell konfigurieren. Ranglisten sind ebenfalls vorhanden. Auch beim Matchmaking gibt es trotz überschaubarer Optionen nicht viel zu kritisieren. Man kann nicht nur Spieler gleicher Stufe, sondern auch gleicher Region suchen und neben Anzeigen für Kampfstatistik, Spielabbrüche und Verbindungsqualität gibt es auch eine praktische Revanche-Funktion.

PC-Spieler bekommen obendrein noch einen Herausforderungsmodus angeboten, wo hundert Kämpfe unter besonderen Bedingungen absolviert werden müssen, um seltene Artworks freizuschalten, die anschließend auch als Desktop-Hintergründe zur Verfügung stehen. Auch eine Reihe zuvor als Download erhältlicher Bonus-Outfits sind von Anfang an mit an Bord. Zudem enthält die am PC integrierte und auf Konsole nachrüstbare Full-Burst-Erweiterung ein Zusatzkapitel, in dem Sasuke und Itachi versuchen das Reanimations-Jutsu Kabutos zu erlenen, der erstmals auch als spielbarer Charakter im Eremitenmodus zur Verfügung steht.

Fazit

Die PC-Premiere von Naruto steht der erstklassigen Konsolenvorlage in nichts nach. Mit der bereits integrierten Full-Burst-Erweiterung, die auch auf Xbox und PS3 als Download verfügbar ist, kommt man sogar von Anfang an in den Genuss schmackhafter Extras: Neben zusätzlichen Missionen, Klamotten, Bonuskämpfern und Extrakapiteln wurde auch die Grafikqualität nochmals gesteigert, das Flimmern reduziert. Die englische Tonspur ist hingegen immer noch asynchron, die Ladeunterbrechungen zahlreich und zehrend. Auch Quest- und Leveldesign wirken vergleichsweise schwach. Dramaturgie und Inszenierung sind jedoch nach wie vor eine Wucht, die Bosskämpfe spektakulärer denn je und die Entscheidungen im Storymodus eine motivierende Bereicherung. Auch Handhabung und Mehrspielerangebot überzeugen, sofern man einen passenden Controller am Start hat. Klasse PC-Debüt des bis dato besten Naruto-Abenteuers!

Pro

frische Story
authentischer Anime-Look
packende Inszenierung
üppige Charakterriege
spektakuläre Bosskämpfe
kurzweilige Mehrspielermodi
handliche Steuerung
neue Entscheidungsmöglichkeiten
individuelle Item-Paletten

Kontra

mäßiges Quest
& Leveldesign
asynchrone englische Tonspur
häufige Ladeunterbrechungen

Wertung

PC

Naruto überzeugt auch auf PC mit packender Inszenierung, fulminanten Kämpfen und schmackhaften Extras.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.