Im Test:
Zurück zu den Wurzeln
Jeder, der von den eher spärlichen Kurzgeschichten in Generations enttäuscht war, darf aufatmen. Storm 3 bietet endlich wieder eine spannende, zusammenhängende und vor allem neue Geschichte, die bisher nur im Manga- bzw. Anime-Original erzählt wurde: Der vierte Ninja-Weltkrieg, dessen Inszenierung trotz hin und wieder überzogener Theatralik audiovisuell begeistert und bis ans Ende fesselt - inklusive neuem Bonuskapitel.
Ebenfalls endlich wieder mit von der Partie: Gigantische Bosskämpfe. Gleich zu Beginn muss man sich dem vor den Toren Konohas Amok laufenden Neunschwänzigen in einem spektakulären Showdown stellen. Direkte Kampfhandlungen und situationsabhängige Reaktionstests gehen dabei Hand in Hand und sorgen nicht nur zum Auftakt für packende Momente vor eindrucksvoller Kulisse.
Die Qual der Wahl
Anschließend macht man auch gleich mit einer überraschenden Neuerung Bekanntschaft: ultimative Entscheidungen. An bestimmten Punkten der Geschichte muss man sich als Spieler zwischen zwei Aktionsmöglichkeiten entscheiden. Prinzipiell hat man dabei die Wahl, sich als Held (einfach) oder Legende (schwer) zu beweisen. Entsprechend der getroffenen Entscheidung ändern sich aber nicht nur Schwierigkeitsgrad, Handlung und Kampfgeschehen, sondern auch das Inventar.
Guten Appetit!
Darüber hinaus kann man zwischen den Kämpfen auch schmackhafte Bentos verspeisen, um Verletzungen zu heilen und vorübergehende Stärkungen fürs nächste Gefecht zu erlangen. Neben Hilfsmitteln und Speisen kann man sein Geld natürlich auch wieder für allerlei Sammelobjekte wie Bilder, Spezialeffekte oder Titel ausgeben, mit denen man sich auch wieder virtuelle Visitenkarten für Online-Kämpfe basteln kann. Die Charakterriege umfasst mehr als 80 Figuren - dazu zählen allerdings auch unterschiedliche Formen bzw. Altersstufen ein und derselben Person, wie allein vier verschiedene Narutos.
Lost in Translation
Zum Glück kann man auch auf akkuraten japanischen Originalton umstellen, muss dann aber ohne entsprechende Sprachkenntnisse selbst bei Kampfhandlungen auf die deutschen Untertitel schielen, um nichts zu verpassen. Die Übersetzer haben dabei aber immerhin gute Arbeit geleistet und sogar Reimformen berücksichtigt. Vielleicht wäre es nicht nur im Hinblick auf die jüngeren Fans sogar mal an der Zeit, sich an eine deutsche Vertonung zu wagen. Die musikalische Untermalung verdient ebenfalls Lob und überzeugt auch in eher ruhigen Momenten mit sehr gefühlvollen Klängen.
Bewährte Rezeptur
Am eingängigen Kampfsystem hat sich kaum etwas geändert. Energieverwaltung (Chakra) und Timing stehen noch immer im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen. Xbox-Controller werden unterstützt und sollten erste Wahl sein. Es gibt nach wie vor nur eine Angriffstaste, mit der man charaktertypische Kombos ausführen kann. Ein Auswendiglernen von Move-Listen wird dadurch auf ein Minimum reduziert. Selbst die wichtigsten Spezialangriffe sind charakterübergreifend einheitlich, so dass man schnell ins Spiel findet und spektakuläre Manöver vom Stapel lassen kann, solange man clever mit seiner Energie haushaltet und den richtigen Zeitpunkt abwartet.
Stupides Tastenhämmern ist dank gezielter Kontermöglichkeiten, einfacher Blocks und schneller Positionswechsel nur selten von Erfolg gekrönt, so dass die Kämpfe trotz simpler Grundmechanik nie zu plumpen Schlagabtäuschen verkommen.
Spektakuläre Momente
Sehr imposant sind einzeln oder als Team ausgeführte Spezialangriffe (ultimative Jutsus), die zwar viel Energie kosten, aber bei erfolgreicher Anwendung verheerenden Schaden anrichten und bildgewaltig präsentiert werden. Blitzschnelle Ausweichmanöver in den Rücken des Gegners (Kunst des Tauschens) sind wie in Generations zahlenmäßig begrenzt und laden sich nur langsam wieder auf, so dass wieder eine taktische Note mitschwingt.
Nur keine Langeweile
Auch abseits der Haupthandlung gibt es wieder einiges zu tun und zu entdecken. Bis auf wenige Ausnahmen stehen Aufträge und Gesuche der Dorfbewohner dieses Mal erst nach Abschluss der Hauptgeschichte zur Verfügung. Das mag gewöhnungsbedürftig sein, sorgt aber dafür, dass die Geschichte nicht durch ausufernde Sammel- und Botengänge ins Hintertreffen gerät.
Die Einteilung der Spielwelt in viele winzige, zum Teil mit chaotischen Perspektivenwechseln miteinander verbundene Versatzstücke ohne nennenswerte Erkundungsreize ist sicher auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Dafür kann man wieder Freundschaften mit potentiellen Teamgefährten pflegen, wozu erneut die interaktive Seelsorge via Briefwechsel zählt. Wer will, kann dieses Mal auch den Gewaltgrad im Menü hochschrauben und so z. B. Einfluss auf die Darstellung bestimmter Story-Sequenzen nehmen, in denen dann auch mal Blut fließt.
Schmackhafter Nachschlag
Bei den Spielmodi kann man neben dem storybezogenen Abenteuermodus, auch freie Off- und Online-Kämpfe bestreiten.
PC-Spieler bekommen obendrein noch einen Herausforderungsmodus angeboten, wo hundert Kämpfe unter besonderen Bedingungen absolviert werden müssen, um seltene Artworks freizuschalten, die anschließend auch als Desktop-Hintergründe zur Verfügung stehen. Auch eine Reihe zuvor als Download erhältlicher Bonus-Outfits sind von Anfang an mit an Bord. Zudem enthält die am PC integrierte und auf Konsole nachrüstbare Full-Burst-Erweiterung ein Zusatzkapitel, in dem Sasuke und Itachi versuchen das Reanimations-Jutsu Kabutos zu erlenen, der erstmals auch als spielbarer Charakter im Eremitenmodus zur Verfügung steht.
Fazit
Die PC-Premiere von Naruto steht der erstklassigen Konsolenvorlage in nichts nach. Mit der bereits integrierten Full-Burst-Erweiterung, die auch auf Xbox und PS3 als Download verfügbar ist, kommt man sogar von Anfang an in den Genuss schmackhafter Extras: Neben zusätzlichen Missionen, Klamotten, Bonuskämpfern und Extrakapiteln wurde auch die Grafikqualität nochmals gesteigert, das Flimmern reduziert. Die englische Tonspur ist hingegen immer noch asynchron, die Ladeunterbrechungen zahlreich und zehrend. Auch Quest- und Leveldesign wirken vergleichsweise schwach. Dramaturgie und Inszenierung sind jedoch nach wie vor eine Wucht, die Bosskämpfe spektakulärer denn je und die Entscheidungen im Storymodus eine motivierende Bereicherung. Auch Handhabung und Mehrspielerangebot überzeugen, sofern man einen passenden Controller am Start hat. Klasse PC-Debüt des bis dato besten Naruto-Abenteuers!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Naruto überzeugt auch auf PC mit packender Inszenierung, fulminanten Kämpfen und schmackhaften Extras.
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