Warlords BattleCry09.10.2000,
Warlords BattleCry

Im Test:

Wer sich die Zeit bis zum Release von Warcraft 3 mit ausgefeilter Fantasy-Strategie versüßen möchte, kann sich vielleicht für SSGs Warlords Battlecry (ab 27,00€ bei kaufen) begeistern. Trotz der eher durchschnittlichen Grafik bietet das Spiel anspruchsvolle Echtzeit-Strategie mit extrem hohem Suchtfaktor...

Wer sich die Zeit bis zum Release von Warcraft 3 mit ausgefeilter Fantasy-Strategie versüßen möchte, kann sich vielleicht für SSGs Warlords Battlecry begeistern. Trotz der eher durchschnittlichen Grafik bietet das Spiel anspruchsvolle Echtzeit-Strategie mit extrem hohem Suchtfaktor.

Klassische Fantasy-Kampagne

Im Einzelspieler-Modus dreht sich alles um eine stimmungsvolle Kampagne mit sechs Kapiteln, die sich parallel zur Entwicklung des Helden vollzieht. Die Story fesselt zwar von Beginn an, erreicht aber nicht ganz die Spannungsdichte von Myth oder Dark Omen.

Im ersten Kapitel entscheidet Ihr Euch, welchem Beruf der künftige Haudegen nachgehen soll: Krieger, Priester, Magier oder Dieb? Wählt man einen Zauberer, so stehen dem Adepten neun verschiedene magische Sphären mit über 90 Zaubersprüchen zur Verfügung. Erst im Laufe des Abenteuers kann man sich dann für eine von 16 Spezialisierungen (als Magier z.B. für den Nekromanten, oder als Krieger für den Barbaren) entscheiden.

Es gibt insgesamt acht konkurrierende Völker mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Einheiten und Gebäuden. An Stärke kann es z.B. niemand mit den furchterregenden Minotauren aufnehmen, Untote besitzen dafür eine alles überragende Intelligenz und die Elfenvölker zeichnen sich durch ihre hohe Geschicklichkeit aus. Jedes Volk glänzt zudem mit charakteristischen Einheiten: Die Zwerge bauen Belagerungswaffen und stellen mit ihrem Fürsten die stärkste Infanterie. Untote verschaffen sich mit ihren Vampiren den nötigen Respekt. Überhaupt könnte man das Spiel fast zu einem Who-is-Who des Fantasy-Genres erklären: Da tummeln sich Goblins, Druiden, Pixies, Einhörner, Schamanen, Trolle, Riesen, Zombies, Greife, Harpyien etc.

Spielbarkeit/Gameplay

Die Aufträge innerhalb der Kampagne sind vielfältig und reichen von der einfachen Eroberung bis hin zur Sicherung von Gelände, der Eskortierung bestimmter Personen oder der Suche nach verschollenen Artefakten.

Nach jedem siegreichen Abenteuer kann man einige der zehn Fähigkeiten seines Helden verbessern. Zur Auswahl stehen u.a. Kampfgeschick, Moral, Führung und Ausbildung. Um die Solo-Kampagne zu bestehen, sollte man bei der Verteilung nicht zu einseitig vorgehen. Ein Kraftprotz zwingt vielleicht einen Minotauren-Häuptling in die Knie. Aber wenn ihm die Führungsqualitäten fehlen, bekommen seine Kampfgefährten nicht den schlachtentscheidenden Bonus, wenn plötzlich ein riesiger Drache Angst und Schrecken verbreitet. Diese Rollenspiel-Elemente tragen erheblich zum positiven Gesamteindruck und dem hohen Suchtfaktor von Battlecry bei.

Um dem Spieler genug taktischen Spielraum zu geben, haben die Entwickler von SSG nicht nur an Wegpunkte, Shortcuts und Formationen gedacht: Hinzu kommt eine Pause-Funktion, die -ähnlich wie bei Baldurs Gate- dem hektischen Treiben ein Ende macht, um dem Feldherrn die Übersicht für kluge Befehle zu geben. Alles in allem ist die Steuerung praktisch und schnell verinnerlicht.

Ein weiterer Motivationsfaktor den Age of Kings -trotz aller Vorzüge- nicht bietet, ist die Berücksichtigung von Kampferfahrung: Krieger sammeln Orden und so können altgediente Veteranen den Helden auch in späteren Missionen begleiten. Das Spielsystem ist typisch für eine Reihe von jüngeren Vorgängern, wie etwa Majesty oder Age of Wonders, und bedarf eigentlich keiner Erklärung: Ohne Minen keine Rohstoffe, ohne Rohstoffe (Gold, Metall, Steine, Kristalle) keine Gebäude, ohne Gebäude keine Einheiten bzw. Upgrades, ohne Einheiten kein Sieg. Also gilt es zunächst fleißig Minen unter Kontrolle zu bringen.

Das Erforschen neuer Technologien und Einheiten ist zwar sehr kostspielig, aber im weiteren Verlauf unverzichtbar. Ohne starke Spezialisten macht die angriffslustige KI dem Aufbaustrategen schnell das Leben schwer. Leider mangelt es der KI wie so oft am zweiten Bestandteil des Kürzels: der Intelligenz. Die Angriffswellen in der Kampagne sind zwar fordernd, aber der Computer-Gegner rennt oftmals wie bescheuert gegen gut gesicherte Befestigungen an.

Grafik/Sound

Die Grafik hält dem Vergleich zu Age of Kings nicht Stand und wirkt besonders zu Beginn des Spiels eher fade. Man gewöhnt sich aber mit der Zeit an den Stil und stört sich aufgrund des spannenden Gameplays nicht weiter daran. Die Einheiten können zwar auch nicht mit den durchgestylten AoK-Söldnern mithalten, gleichen dies aber durch nette Animationen (wie z.B. Dehn- und Waffenübungen) wieder aus.

Die Hintergrundmusik ist stimmungsvoll, aber die Sound-Effekte beschränken sich auf die üblichen Hau- und Stech-Laute. Hinzu kommen die mit der Zeit nervigen Kommentare ausgewählter Einheiten- Warcraft lässt grüßen. Zum Sound kann man daher dasselbe Urteil abgeben wie schon zur Grafik: Nicht besonders schön, keinesfalls hässlich, insgesamt eher Mittelmaß.

Fazit

Keine Redewendung passt besser zu SSGs Warlords Battlecry als "Liebe auf den zweiten Blick". Obwohl das Spielprinzip samt vieler Einheiten ohne Zweifel von Warcraft 2 und all seinen Nachahmern abgekupfert ist, entwickelt Battlecry ein unverwechselbares und fantastisches Flair. Die Jagd nach magischen Gegenständen und Kriegsruhm lässt einen einfach nicht mehr los. Warum? Weil die Entwickler von SSG dem eher nüchternen Strategie-Genre eine gehörige Dosis Rollenspiel und Persönlichkeit verordnet haben. Während der Microsoft-Feldherr anonyme Truppen in die Schlacht führt, schart Ihr als Kriegslord namhafte Recken -wie Dhaergar den Starken, oder Edric den Roten- um Euer Banner. Auch der integrierte Karteneditor und insbesondere die verschiedenen Multiplayer-Modi dürften für lang anhaltende Unterhaltung sorgen. Mögen die Götter mit Euch sein!

Wertung

PC

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