Holy Avatar vs. Maidens of the Dead14.11.2012, Bodo Naser
Holy Avatar vs. Maidens of the Dead

Im Test:

Der Holy Avatar dürfte manchem noch aus Grotesque negativ in Erinnerung sein, wo er mit Brachialhumor nervte. Im Spin-Off Holy Avatar vs. Maidens of the Dead (ab 1,55€ bei kaufen) von Headup Games stellt sich der Primitivling jetzt den toten Mädels. Seltsam - ist der Frauenheld doch bekannt dafür, dass er gerade mit dem weiblichen Geschlecht keine Probleme hat. Was läuft schief auf seiner Insel?

Tumb wie eh und je

Mit Sonnenschirm und Babes am Strand wird es erstmal nix, denn Holy ist als Heroe gefragt.
Mit Sonnenschirm und Babes am Strand wird es erstmal nix, denn Holy ist als Heroe gefragt.
Eigentlich hat Holy Avatar kaum Probleme mit der Frauenwelt, denn er ist ständig von einer Meute  ebenso kurviger wie tumber Mädels umgeben. Zumindest virtuell, denn in der Realität würde der letzte Macho wohl keine abbekommen. Aber in der Rollenspielwelt von Grotesque ist Holy ein Held, wie man ihn sich vorstellt: Blond, groß und mit jeder Menge Muckis. Und er hat immer einen dümmlichen Spruch auf den Lippen, mit dem er vor allem die Leute vorm Bildschirm nervt. So gibt er stets den Unbesiegbaren, der alle Monster im Vorbegehen plättet. Frauen sind für ihn schlicht Babes. Oder „Jungfrauen“, wie es in dem dämlichen Spiel heißt.

So ist es natürlich ziemlich ungünstig, wenn hier gleich zu Beginn ein paar seiner Jungfrauen den Abgang machen, auch wenn man eigentlich verstehen kann, dass sie nicht mit ihm zusammen sein wollen. Denn eigentlich wollte Holy am Strand seiner südlichen Trauminsel relaxen, was aber nicht ohne die Mädels geht, die ihn anhimmeln. Als der Angeber der Sache nachgeht, merkt er, dass mehr dahinter steckt als zunächst gedacht. Während der ersten paar Quests entdeckt er, dass das Eiland übersät mit Leichen ist. Und manch tote Jungfrau bleibt nicht mal liegen, wie es sich gehört, sondern spaziert munter postmortal rum. Was steckt hinter dem seltsamen Gebaren?

Zombies? Wie innovativ!

Wo kommen bloß die ganzen Leichen her? Wenig innovativ bleiben sie noch nicht mal liegen...
Wo kommen bloß die ganzen Leichen her? Wenig innovativ bleiben sie noch nicht mal liegen...
Sonderlich auf der Höhe der Zeit war Grotesque noch nie, da hier stets Brechstangenhumor made in Germany dominierte. Und die Macher sind etwa eine Million Lichtjahre vom aktuellen Stand des Rollenspiels entfernt. Jetzt aber haben sie endlich was entdeckt, was wirklich total modern ist: Sie lassen den guten alten Zombie auferstehen, der mal wieder als Feind herhalten muss. Nachdem sie also gefühlt in jedem Rollenspiel der letzten 100 Jahre vorkamen, hat es auch Silent Dreams gemerkt: Man kann richtiges Geld mit den fauligen Unholden verdienen.     

Man trifft also im Laufe des sechsstündigen Abenteuers auf Untote, die durch die Dungeons schlurfen. Nur sind es eben untote Weibchen, die Holy an den Kragen wollen. Später kommen sogar Elite-Zombies und Nekromanten, die schon mehr aufm Kasten haben. Zum Glück findet der Held in seiner Not ein paar Gefolgsfrauen, die zu ihm halten. Die treffsichere Candy und die düstere Sweet Violence schließen sich der Kleinstgruppe an, die so schlagkräftiger wird. Das ist auch wichtig, denn wenn Holy stirbt, ist es vorbei. Zum Glück speichert es an entscheidenden Stellen automatisch und auch sonst sollte man möglichst häufig speichern.

Fordernde Fights

De Gegner sind lächerlich, haben es aber angenehm in sich, auch weil sie immer geballt auftreten
Die Gegner wirken lächerlich, haben es aber angenehm in sich, auch weil sie immer geballt auftreten
Ständiges Speichern empfiehlt sich deshalb, weil die rundenbasierte Kämpfe gar nicht ohne sind. Zwar trifft man auf teils lächerlich wirkende Monster wie kuschelsüchtige Schnuckis, verrückte Affen oder Kampfkarnickel, aber die sind oft gar nicht so einfach zu besiegen, wie der harmlose Name vermuten ließe. So wirft der Affe mit Nüssen, die einen ordentlichen Schaden machen, wenn sie einen richtig treffen. Treffer von hinten richten mehr an, was zum Glück auch für die eigenen Kämpen gilt. So ist es oft besser, wenn man ein Monster von hinten attackiert. Später kommen noch die üblichen Feinde hinzu wie Goblins, Spinnen oder eben Untote. Zudem hat man es mit Bossgegnern zu tun, die mehr können als der simple Soldat.               

Der Kampf beginnt automatisch, wenn in den Hexfeldmodus geschaltet wird, sonst läuft es in Echtzeit. Dann muss man für jedes Gruppenmitglied entscheiden, ob sie angreifen, verteidigen oder  sich bewegen will. Es gibt  auch Spezialattacken, die mit ihrer Kampfesweise in Zusammenhang stehen: Holy hat einen Wuchtschlag während Candy besonders gut trifft. Von diesen magischen Attacken gibt’s aber nur je eine, was etwas wenig ist. Zudem kommen auch keine hinzu, wenn die Leute aufsteigen. Trotz begrenzter Möglichkeiten bleibt es spannend, weil man meist gegen eine Übermacht kämpft. Zunächst denkt man immer, dass man es nicht schafft, aber mit der richtigen Taktik und Heilen geht’s doch.                                                  

Zwischen Spannung und Klamauk

Auch die Quests sind leider so lächerlich wie das ganze Spiel. Da sucht man irgendwen, den man in der nicht sehr großen Welt mit den paar Pfaden ohnehin kaum verfehlen  kann. Oder man muss ein entlaufenes Huhn finden. Ach wie toll! Am spannendsten ist es noch, wenn man etwa Holy vor dem sicheren Tod schützen muss. Dann ist nämlich wieder das Kämpfen angesagt, da der Rest der Gruppe den einen raushauen muss. Hier muss man sogar richtig überlegen wie man vorgeht, um nicht das „Game Over“ zu bekommen. Wen greift man zuerst an, wer schlägt zu und wer hält sich vornehm zurück?

Bisweilen wird‘s auch unlogisch, was man schon aus den Vorgängern kennt. Da hat man schon Quest-Gegenstände dabei, obwohl man die Quests dazu noch gar bekommen hat. So findet man irgendwann ein ominöses Buschmesser, das man erst viel später braucht und auch nicht als Waffe nehmen kann. Sonst ist das zu große Inventar nur bedingt gefüllt, da man außer Gold eigentlich kaum Sachen findet. Das Essen ist übrigens zur Heilung gedacht: So kann ein Toast-Hawaii einem hier glatt das Leben retten, was nur wieder zeigt, wie kindisch das Ganze ist.                    

Fazit

Ganz langsam wird Grotesque besser, wenn auch auf niedrigem Niveau. Wenn sie so weitermachen und jedes Jahr ein neues bringen, braucht Silent Dreams nur noch knapp 30 Jahre, um endlich ein gescheites Spiel zu liefern. Dabei sind die Rundenkämpfe dieses Mal tatsächlich etwas spannender. Trotz stellenweise unlogischer Quests muss man den Holy Avatar öfter vor dem Tod retten, was sogar ein wenig Taktik erfordert. Das liegt daran, dass die Gruppe gegen übermächtige Gegner kämpft, auch wenn die oft lächerlich wirken. Neben klassischen Monstern kämpft man nämlich auch gegen Schmusetiere. Das war es aber dann auch schon mit dem Lob, denn der Rest wirkt wie ein leicht aufgebohrter Aufwasch des zweiten Teils. Der Humor ist so unterirdisch wie üblich, die Story ebenso und die Zombies schlicht einfallslos. Es steht echt „ZOMBIES“ als große Neuerung auf der Verpackung, was eigentlich alles sagt über die Geistesverfassung der Macher. Wenn das alles ironisch gemeint wäre, könnte man damit leben, aber dafür fehlt schlichtweg der Tiefgang.

Pro

spannende Rundenkämpfe
gegen Übermacht antreten
Avatar kann sterben
gewisse Taktik nötig

Kontra

lahme Story
Zombies sind wenig einfallsreich
teils lächerliche Feinde
dämliche Witze
unlogische Quests
kein Multiplayer

Wertung

PC

Immerhin sind dieses Mal die Kämpfe nicht mehr so langweilig. Der Rest ist aber so unterirdisch, wie man es von Grotesque kennt.

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