Im Test:
Fast wie bei Enid Blyton
Jerrys Heimat wirkt wie ein spielbares Bilderbuch: Die Mutter steht mit wehendem Kleid auf der Wiese und Jerry erkundet am vorletzten Tag der Sommerferien den Wald voller mächtiger Bäume, knorriger Wurzeln und einem idyllischen Bach. Als Vorbild dienen z.B. die Filme von Hayao Miyazaki. Auch Whispered World-Schöpfer Marco Hüllen steuerte einige Animationen bei.
Als Jerry einen großen weißen Hasen erscheinen lässt, wird es noch zauberhafter: Der „Marquis de Hoto“ ist ein so genannter Baumläufer, welcher mit Hilfe verwunschener Baumwurzeln zwischen den Welten wandelt. Da Jerry schon immer Zauberer werden wollte, macht das Langohr ihn sogleich zum Schüler und nimmt ihn mit nach Mauswald. In der Parallelwelt stehen bekannte Dinge wie die Portalbäume oder Statuen herum, sie wird allerdings von Mäusen bewohnt, in deren Gesellschaft die Magie eine deutlich größere Rolle spielt.
Reise durch den Zauberwald
Bevor Jerry loslegen kann, muss er zunächst einmal seine eigene Zauberlehrlingsfeier organisieren, indem er Gebäck, Blaubeersaft und die passende Einladung ausfindig macht. Nebenbei erfährt er von der Krähenplage, welche die Stadt in Atem hält. Immer wieder attackieren die zerzausten Vögel den Ort, weshalb die Stadtwachen bereits ständig an der Kanone stehen. Während ich den Stadtkern, den Wald, einen Garten und dahinter liegende Felder erkunde, muss ich jede Menge Gefälligkeiten erledigen. Der alte Ziesel will mich z.B. auf seinem Blattboot mitnehmen, doch das muss zunächst an anderer Stelle des Flusslaufs von den Igelbrüdern fertiggestellt werden. Sie werden wiederum von einem Kobold terrorisiert
Kobold-Falle
Die meist angenehm logisch aufgebauten Rätsel besitzen einen mittleren Schwierigkeitsgrad und erstrecken sich oft über einige Bildschirme. Für Verwirrung sorgt lediglich der Umstand, dass manche eigentlich offensichtliche Aufgaben sich erst später lösen lassen. Den Kreidestein in Jerrys Heimatwelt wollte ich z.B. instinktiv unter dem fetten Brocken zu Pulver zermalmen, das funktioniert allerdings erst nach einem anderen Ereignis. Im Gegenzug erleichtert die einfach gehaltene Steuerung das Knobeln: Der Cursor zeigt auf Anhieb an, ob ein Objekt nur beäugt oder benutzt werden kann. Ist beides der Fall, lassen sich die zwei Funktionen mit der linken und rechten Maustaste ausführen. Sehr bequem ist auch die Inventar-Bedienung: Einfach mit dem Mausrad rollen und der Rucksack öffnet oder schließt sich.
Magische Hilfsmittel
Nützlicher ist ein Blick ins Tagebuch, wo alle wichtigen Ereignisse notiert werden. Allerdings plätschert die Geschichte über weite Teile ruhig vor sich hin, was den Spielablauf etwas zäh wirken lässt, vor allem in Kombination mit den meist faden Dialogen. Jerry muss zu häufig immer gleiche Orte abklappern, um Gefälligkeiten abzuarbeiten. Mein Entdeckungsdrang wurde zwar nicht gebrochen, aber eine straffer erzählte Geschichte hätte dem Spiel gut getan.
Fazit
Schade, das The Night of The Rabbit sein Potential kaum nutzt. Die Fantasiewelt wurde wunderhübsch gezeichnet und das Konzept der verbundenen Welten fasziniert ähnlich stark wie Enid Blytons Kinderbuch Der Zauberwald. Auch der Großteil der mittelschweren Rätsel macht Spaß. Erzählerisch macht das Spiel aber zu viel falsch, um wirklich zu verzaubern. Die Geschichte kommt zu langsam in Fahrt und langweilt mit faden Gesprächen. Vielleicht hätte Matthias Kempke jemand anderen für die Texte einspannen sollen. Edna-Schöpfer Poki kann sich natürlich nicht vierteilen, aber das ähnlich mystische The Whispered World profitierte z.B. massiv von seinem sarkastischen Humor. Auch Jerrys übertrieben aufgekratzter Synchronsprecher ging mir schon nach kurzer Zeit auf die Nerven. Wer mit den erzählerischen Mankos leben kann, bekommt mit The Night of the Rabbit aber trotzdem ein solides Knobel-Abenteuer in einer faszinierenden Märchenwelt.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Solides Fantasy-Adventure in zauberhafter Kulisse, aber mit erzählerischen Schwächen.
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