Im Test:
Rückkehr zu alten Tugenden?
Bei der Veröffentlichungsfrequenz gibt Revolution Software sich modern. Der Krimi wird in zwei Hälften geteilt - das Finale soll im Januar erscheinen. Visuell kehrt das Spiel dagegen zu den Serienwurzeln zurück. Wie im Jahr 1996 erforscht das Duo handgezeichnete Innenstädte; mittlerweile aber natürlich in HD-Grafik. Als sich der amerikanische Anwalt George Stobbard und die französische Reporterin Nico bei einer Kunstausstellung in Paris treffen, spielen sich direkt vor ihren Augen dramatische Szenen ab: Beim Raub des diabolisch anmutenden Gemäldes „La Malediccio“ stellt sich der Galeriebesitzer dem vermummten Dieb in den Weg und wird prompt erschossen.
War der Raubmord ein abgekartertes Spiel? Einige Dinge lassen darauf schließen, z.B. die fingierte Alarm-Anlage. In klassischer Point-and-Klick-Manier geht das Duo der Sache auf den Grund: Nachdem ich mit Nico den Komissar abgelenkt habe, wechsle ich automatisch
Fast wie früher
Auch die Präsentation hinkt der Konkurrenz hinterher: Es gibt kaum nahe Einstellungen oder rasante Szenenwechsel, die Tempo ins Spiel hätten bringen können. Stattdessen fühle ich mich eher wie in einem Adventure der Neunziger: Meist erforsche ich die Schauplätze ganz klassisch in der Totalen, untersuche auffällige Dinge mit der Maus (eine Hotspot-Anzeige gibt es nicht) und nehme sie in einer Detailansicht näher unter die Lupe.
Ablenkung und Klettertouren
Die Puzzles sind zwar nicht immer wirklich glaubwürdig ins Spiel eingeflochten, in sich aber erfreulich logisch aufgebaut. Falls das Gebastel im Inventar keinen Sinn ergibt, erklären George oder Nico oft sogar, warum nicht. In diesen Monologen und den Gesprächen mit anderen Figuren haben die Entwickler immer wieder geschickt kleine Hinweise eingebunden. Auch die Synchronisation überzeugt meistens. Eine Ausnahme sind ein paar übertriebene französische Akzente, welche noch deutlich stärker nerven als in Assassin's Creed 4: Black Flag.
Nein! Doch! Ohh!
Der aus der Serie bekannte schmierige Kunstkritiker Laine hat mir ein wenig besser gefallen, doch die meisten Charaktere bleiben blass. Wieso soll mich das Schicksal von George, Nico oder dem katalanischen Vorbesitzer des Bildes interessieren? Die Konkurrenz versteht es viel besser, das Interesse für ihre Figuren zu wecken: In The Raven ist es z.B. der sympathische alte Wachtmeister aus der Provinz, dem ich es richtig gegönnt habe, noch einmal auf große Abenteuerreise zu gehen. Erica Reed aus Cognition muss ihre übersinnlichen Halluzinationen in den Begriff bekommen und nutzt sie sogar für innovative Rätselmechaniken. Revolution Software verlässt sich dagegen zu sehr auf nostalgische Gefühle unter Fans der Serie: Wer die Protagonisten aus den Vorgängern kennt, wird sich schon automatisch für ihre neue Geschichte interessieren.
Fazit
Baphomet’s Fluch hat den Sprung ins Jahr 2013 nur bedingt geschafft: Die Verschwörungsgeschichte des fünften Teils kommt nur langsam in Gang und auch die biedere Präsentation wirkt im Vergleich zur Konkurrenz reichlich angestaubt. Es mangelt einfach an markantem Design, an interessanten Charakteren und spannenden Wendungen. Auch die arg überzeichneten Figuren und ihre teils übertrieben albernen Sprüche passen nicht wirklich zur ruhigen Knobelstimmung. Am klassischen Herumstöbern hatte ich trotzdem meinen Spaß – vor allem, weil sich die Rätsel hier so schön logisch gestalten und von geschickt eingeflochtenen Hinweisen unterstützt werden. Beinharte Rätselprofis werden sich übrigens unterfordert fühlen. Insgesamt bot die erste Episode zu wenig, um meine Neugier für die Fortsetzung zu wecken.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Das klassische Herumschnüffeln macht Spaß, doch eine fade Story und arg überzeichnete Charaktere lassen nicht wirklich Spannung aufkommen.
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