Werft-Simulator 201321.09.2012, Mourad Zarrouk
Werft-Simulator 2013

Im Test:

Dem deutschen Schiffsbau geht es nicht besonders gut. Unlängst mussten die P+S Werften in Stralsund Konkurs anmelden. Im Werft Simulator 2013 soll man dieser Entwicklung zumindest virtuell entgegentreten können und zum „Größten Schiffsbauer, den die Welt je gesehen hat“ aufsteigen.

Tutorialmissionen“ ?

Unmittelbar nach der Installation stellt sich das erste von vier „Versprechen“ als unwahr

Mit dem Kran bugsiere ich Objekte A nach B...spannend!
Mit dem Kran bugsiere ich Objekte A nach B...spannend!
heraus: Es gibt keine Tutorialmissionen. Ich starte ohne nennenswerte Hinweise direkt inmitten einer riesigen Produktionshalle. Ich soll einen Fischkutter „bauen“ und mich mit dem Kran vertraut machen. Ein kleiner Pfeil unten links signalisiert mir zumindest die grobe Richtung,  in die ich mich bewegen soll. Auf diese Weise gelange ich zu einem aufgebockten Schiffsrumpf, auf dem ein gelbes Viereck leuchtet. „Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor“. Goethe möge mir nachsehen  in diesem Zusammenhang aus dem Faust zu zitieren, aber ich stehe da tatsächlich wie ein Ochs vorm Berg und habe keinen Schimmer, was die „Simulation“ nun von mir will.  Ein Tutorial sieht anders aus! Nun teste dich derlei Machwerke nicht zum ersten Mal und so schaue ich mich um und ahne was zu tun ist: Der an der Decke montierte Schwebekran will bedient werden. Und siehe da: Als ich mich der Treppe zum Aufstieg in die Kanzel nähere, erscheint der Hinweis doch „C“ zu drücken um einzusteigen.

„Spannende, abwechslungsreiche Aufgaben“?

Schwupps werde ich in die Kanzel des Krans gebeamt und bekomme über eine kurze

Laderampe frisst Gabelstapler - passiert ja auch in der Realität andauernd
Laderampe frisst Gabelstapler - passiert ja auch in der Realität andauernd
Texteinblendung (inkl. Rechtschreibfehler) eine kurze „Einweisung“. Außerdem werden die neun relevanten Tasten viel zu kurz eingeblendet, mit denen die Maschine bedient wird. Der Kran kann offensichtlich so ziemlich jeden Ort in der Halle erreichen und so navigiere ich ihn über den Bootsrumpf, lasse das Förderseil über das gelbe Viereck baumeln bis es grün leuchtet, verbinde das Ganze mit der Leertaste und ziehe den Rumpf nach oben. Dann bugsiere ich meine Ladung zum naheliegenden Trockendock auf die dort befindlichen blau leuchtenden Böcke. Das wiederhole ich  noch etwa sechs mal mit sämtlichen Aufbauten des Schiffes ... spannend geht anders. Immerhin … nach etwa einer halben Stunde ist der Kutter zusammengesetzt und es folgt eine leidlich ansehnliche Sequenz, in der das Trockendock geflutet wird und der Kutter rückwärts auf das Meer schippert.

„Bedienen sie zahlreiche Maschinen...“

Als Nächstes steht ein Frachtschiff an, doch keine Sorge...bevor ich euch hier mit Details

Hängt mal so in der Luft rum: Das tonnenschwere Heck eines Frachters.
Hängt mal so in der Luft rum: Das tonnenschwere Heck eines Frachters.
ermüde: Das Ganze läuft genauso langweilig ab wie vorher, nur dass der größere Kahn eben aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt wird und entsprechend deutlich längere Zeit in Anspruch nimmt...hurra! Ok, wenn ich möchte kann ich mich zwischendurch am „Lieferprozess“ beteiligen. Da sieht dann so aus: Unten steht ein Gabelstapler rum und es gibt zwei „Ladebuchten“. Ratet mal, was zu tun ist? Bingo! Ich juckele mit dem Stapeldings zu einem der beiden geöffneten Tore, lade irgendwas auf einer Palette auf die Gabel, fahr rückwärts wieder raus und kutschiere das „Wasimmeresist“ zu irgendeiner der Produktionsstätten in der Halle, dort wo es gerade blau leuchtet. Danach geht’s wieder in den Kran. Das Ganze bietet nicht etwa mehr Abwechslung, sondern ist ebenso eintönig und langweilig wie alles andere, bietet dafür aber mehr Frustpotential, denn der Gabelstapler verkeilt sich gerne in der Ladebucht, was sich nur durch einen Neustart (oder das Laden des letzten Spielstandes) korrigieren lässt! Im weiteren Verlauf ist dann noch ein Hublift bedienbar  (für Schweißarbeiten). Das ändert aber nichts daran, dass sich auch diese  Behauptung als glatte Lüge herausstellt.

Fazit

Drei von vier Aussagen sind gelogen. Abgesehen davon ist der Titel an und für sich eine einzige Mogelpackung. Dieses Machwerk hat nichts mit einer „Simulation“ zu tun. Hier wird gar nichts simuliert, außer vielleicht Langeweile...die aber immerhin höchst realistisch. Wer also einen hässlichen Langeweile-Simulator mit maritimen Einschlag sucht, der wird hier fündig. Alle anderen Menschen sollten  von diesem Ding die Finger lassen. Anmerkung: Mir ist bewusst, dass schon meine Warnungen beim „Werksfeuerwehr – Simulator“ eine Platzierung in den Top-Ten der PC-Charts nicht verhindern konnten. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, erfolgreich vor dem Erwerb solcher Möchtegern-Simulatiönschen zu warnen. Geht für das Geld lieber ins Internationale Maritime Museum in Hamburg. Das ist interessant und man lernt noch was, aber kauft dieses Spiel nicht!

Pro

schnelle Installation
schnelle Deinstallation
freies Speichern

Kontra

keine Mehrspieleroption
keine Storyelemente
keine Karriere
keine Sprachausgabe
ständig dieselben Aufgaben
schlimme Grafik
schlechter Sound
Verkannten von Fahrzeugen

Wertung

PC

Sterbenslangweilige und furchtbar hässliche Möchtegern-Sim - das hat die deutsche Werft-Industrie nicht verdient!

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