Echtes Jagdgefühl wird versprochen...
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Auf den ersten Blick wirkt Hunter's Trophy 2 noch ganz solide. Aber auf den zweiten Blick offenbaren sich die Schwächen..
Wie stellt man sich landläufig die Jagd vor? Lange Märsche durch die Natur, einsames Ansitzen auf dem Hochsitz, Aufstöbern des Wildes durch Hunde: Also vermeintlich ereignisarmes, aber atmosphärisches Durch-den-Wald-Streifen, bis man seine Beute endlich erspäht und mit einem gezielten Schuss zur Strecke bringt. Dann wäre da die Wahl der Waffe: Welches Gewehr eignet sich für welches Wild? Welche Projektile benötige ich für Damhirsche? Und wie weide ich das erlegte Tier aus?
Keine Sorge: Berufliche Vorkenntnisse oder Waidmännisches Wissen sind in diesem oberflächlichen Spiel nicht erforderlich! Auch das langsame und durchdachte Vorgehen, das die Jagd im Kern ausmacht, wird von Hunter’s Trophy 2 nicht mal im Ansatz umgesetzt. Sicher, ich kann je nach Gebiet aus bis zu fünf Flinten wählen, aber am Ende sind die Änderungen marginal. Die Beute gibt mir das Spiel in jedem Modus vor, die Waffenwahl beschränkt sich auf speziell auf diese Beute abgestimmtes Jagdgerät und die Munition kann ich nicht wechseln. Lockmittel gibt es erst gar nicht und die Tarnauswahl beschränkt sich auf vier Kleidungsarten. Echtes Jagdgefühl am PC? Fehlanzeige!
Call of Huntsmen – Forest Warfare
Schatten Lichteffekte oder Oberflächen entsprechen nicht dem heutigen Technikstand.
Stattdessen erwartet mich ein simpler Ego-Shooter mit nervigen Zusatzelementen sowie einer furchtbaren Mechanik. Damit der Spieler möglichst wenig von der schwachen Kulisse und den gruseligen Waffenmodellen sehen muss, wird das Sichtfeld stark eingeschränkt. Zudem ist das viel zu große Fadenkreuz weder mit der Maus noch mit dem Controller vernünftig zu kontrollieren. Hinzu kommt, dass die Steuerung zu träge auf Eingaben reagiert und dass man ständig in der Landschaft hängen bleibt. Angeblich soll man über die Aufwertung von fünf Fähigkeiten wie z.B. Tarnung, Konzentration oder Bewegung seine jägerischen Möglichkeiten verbessern, aber die Auswirkungen sind kaum spürbar. Schon 2006 hätte einen diese oberflächliche Mechanik genervt.
Hauptaufgabe in den Jagdgebieten ist der Abschuss einer bestimmten Beute, entweder einzelnes Großwild oder viele Enten, Kaninchen oder Fasane. Dazu müssen zunächst Spuren "gefunden" werden, die auf der Minikarte idiotensicher markiert sind. Habe ich die grell grünen Lupenicons untersucht, muss ich aufploppenden Markern folgen, bis ich entweder eine neue Spur finde oder das Zielgebiet erreicht habe. Hier muss ich mich an meine Beute „anpirschen“. Diese ist aber scheinbar taub, blind und hat die Nase gerade in eine Dose mit Ammoniak gehalten, denn die ebenfalls gut markierten Sicht- und Witterungsbereiche sind lächerlich klein. Kurz: Waidmännisches Geschick wird von mir nicht verlangt. Es geht lediglich darum, den nächsten Selbstmordfuchs abzuballern, der einem einfach so vor die Füße läuft, und danach den Anzeigen auf der Karte zu folgen. Und wo führen die hin? Zum blinden Rehbock.