Shade - Zorn der Engel31.12.2004, Marcel Kleffmann
Shade - Zorn der Engel

Im Test:

Ihr schlüpft in die Rolle eines namenlosen Helden und begebt euch auf Brudersuche. Dieser hat eine sensationelle Entdeckung gemacht und euch eingeladen. Prompt macht sich Mr. Unbekannt auf den Weg, träumt ein bisschen vom Tutorial und befindet sich alsbald in einem verlassen Kuhkaff, das einer Geisterstadt gleicht. Als ihr schließlich Brüderchens Hotel erreicht, bekommt ihr nur seltsame Halluzinationen und findet anstatt eures Bruders eine Desert Eagle. Ob wir auch Spielspaß gefunden haben?

Mysteriös!

Schnell findet ihr heraus, was genau der Bruder verbrochen hat: Er wollte einen von vier Engeln erwecken und wurde zur Strafe mit einem Fluch belegt. Dieser böse Zauber kann nur gebannt werden, wenn ihr euch von einem Geist in verschiedene Paralleldimensionen (Ägypten, Mittelalter,

Der Namenlose schwingt sein leuchtendes Schwert.
Schattenwelt, Gegenwart) schicken lasst, um dort tolle Artefakte einzusammeln. Aber warum holt der Geist diese Gegenstände nicht selbst? Nun ja, erstens ist er ein Geist, zweitens sind in den Parallelwelten jede Menge böse Viecher unterwegs und drittens ist er faul. Also müsst ihr los! Damit ihr in diesen fremden Umgebungen nicht wehrlos herumsteht, sponsert euch der Geist ein tolles Schwert und die Fähigkeit, euch für kurze Zeit in einen magisch begabten Dämon zu verwandeln.

Knights of the Warrior Enclave

Gesteuert wird der unbekannte Rächer aus der 3rd-Person-Perspektive und in eben dieser Ansicht laufen alle Kämpfe ab - vergleichbar mit Enclave oder Knights of the Temple. Mit einer Maustaste wird zugeschlagen, mit der Anderen geblockt und später kommen Kombos hinzu. Das hört sich eigentlich ganz simpel an, aber im Spiel erfordern die Kämpfe Fingerspritzengefühl und gutes Timing, um die Gratwanderung zwischen dem Blocken und der Attacke zu meistern - besonders bei vielen Gegnern. Manche erledigte Feinde hinterlassen sogar neue Schießprügel, die ihr natürlich aufnehmen könnt. Insgesamt kommen so rund 25 verschiedene Waffen (magisches Schwert, Armbrust, Pistole) ins Spiel. Aber Vorsicht: Nicht jede Waffe hilft gegen jeden Gegner - so ist eine Pistole beispielsweise nur effektiv gegen fleischliche Widersacher; mehr Komplexität bieten die Kämpfe nicht.

Ansonsten kann an der durchschnittlichen Steuerung der Fights nicht viel ausgesetzt werden, aber eine gewisse Trägheit im Kampf, obligatorische Kamera-Schwächen und eine ungenaue Zielanwahl bei Fernduellen sind zu bemängeln. Allerdings könnt ihr auch -umständlicher Weise bei gedrückter Shift-

Solche Massenkämpfe sind schwer, da kein Multi-Gegner-Kampfsystem wie bei Prince of Persia Warrior Within vorliegt.
Taste - in die Egosicht schalten.

Jump & Run & Stealth

In der menschlichen Form schlagt ihr nicht nur Feinde in die Flucht, sondern löst Mini-Rätsel, betätigt Schalter oder meistert in bester Tomb Raider-Manier kleine Jump-&-Run-Einlagen, die aber qualitativ und vom Level-Design her meilenweit hinter Prince of Persia: Warrior Within zurücklegen. Des Weiteren gibt es noch einige ziemlich deplatziert wirkende Stealth-Elemente, die aber glücklicherweise genauso schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht sind.

        

Erwecke den Dämon!

Von Zeit zu Zeit und wenn ihr eine gewisse Anzahl an Monstern umgehauen habt, dürft ihr den Tiger in euch wecken und als mächtiger Dämon über die Karte wandern - dies haben die Entwickler

Fast alle Levels sind finster und ziemlich farblos.
sinnigerweise "Demon-Time" genannt. Als zugegeben ziemlich kleiner Dämon seid ihr wesentlich stärker im Kampf und könnt effektive Zaubersprüche entfesseln. Ab und zu findet ihr außerdem leuchtende Portale, durch die man ins "Nirgendwo" kommt - eine Art Shop, in dem ihr neue Zauber für den Dämon kaufen könnt. Munition und Lebensenergie für eure menschliche Form kann hier ebenfalls aufgestockt werden, solange ihr genügend Engelstränen (eine Art Währung) gefunden habt.

Alle sonstigen Gegenstände (Schlüssel etc.) verwaltet ihr mit Hilfe eines übersichtlichen Ringmenüs. Längst nicht so benutzerfreundlich ist das Save-System, da ihr nur an vorgegebenen Plätzen abspeichern könnt. Dort dürft ihr den Spielstand zwar so oft es geht sichern, aber die Abstinenz einer Quicksave-Funktion ist doch ziemlich nervtötend, vor allem wenn ihr gerade viele Gegner besiegt habt.

Grafik & Sound

Die düstere, teils gruselige, teils öde Welt basiert auf einer eigens entwickelten 3D-Engine, die große Außenlandschaften und Innenbereiche darstellen kann, obwohl das Spiel an einer drastischen Polygonspar-Reform leidet und so ein recht eckiges Level-Bild entsteht. Überzogen sind die Wände mit

In Ägypten trefft ihr hinlänglich bekannte Gegner.
einem halbwegs hoch auflösenden Texturkleid. Allerdings fehlen zahllose Details und moderne Grafik-Features wie realistisches Wasser, Bump-Mapping oder gar Transparenzeffekte. Alles in allem macht Shade daher einen netten Eindruck, nicht mehr und nicht weniger - purer Durchschnitt.

Die Sound-Kulisse hingegen ist besser geworden, da stimmungstreibende Musik für ein bisschen mehr Atmosphäre sorgt und die Effekte ebenfalls in Ordnung gehen. Die Sprachausgabe ist bis auf einige seltsame Betonungen übrigens ganz annehmbar.

   

Fazit

Trotz guter Ansätze im Einzelnen ist Shade: Zorn der Engel als Gesamtpaket letztendlich eine Enttäuschung. Und zwar deshalb, weil die Gameplay-Elemente in der Mischung klar zu kurz gekommen sind. Die an Enclave erinnernden Kämpfe sind zwar nett, aber längst nicht so dynamisch, actionreich und fordernd. Ähnliches gilt für die wenigen anspruchslosen Rätsel sowie die Jump & Run-Einlagen, die meist am unspektakulären Level-Design kranken. Hinzu kommen eine mickrige Dämonverwandlung sowie eine triste graue Kulisse. Auch das Checkpoint-Speichersystem sorgt für mehr Wiederholungsfrust als Zorneslust. Daher versinkt dieser Horror-Mischmasch im Schatten seiner großen Vorbilder. Greift also lieber zu Enclave, Knights of the Temple oder dem coolen Prince of Persia.

Pro

Action, Adventure & Jump-&-Run
nette Schauplätze
Dämonenverwandlung
gutes Inventarsystem
stimmungsvolle Musik

Kontra

unausgegorene Mischung mit starker Kampfbetonung
unnötige Schleich-Einlagen
unspektakuläres Level-Design
zu wenige, zu simple Rätsel
lächerlich kleiner Dämon
laue Story
Kamera-Probleme
teils frustrierende Gruppen-Kämpfe
schlechtes Speichersystem
seltsame Sprachausgabe
Grau in Grau-Optik

Wertung

PC

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