Im Test:
Tausendfüßer Marke Eigenbau
Ähnlich wie bei Spore lässt sich die seltsame Hauptfigur aufmotzen, hier bleiben die Mutationen allerdings minimalistisch. Zu Beginn holpert die mit nur einem Bein ausgestattete Quozzle noch ungelenk über die Plattformen. Je mehr Extremitäten man anbaut, desto geschickter kann sie laufen, klettern, Kugeln anstupsen, Balken über Abgründe stoßen und sogar schweben.
Das Kreaturen-Tuning gestaltet sich simpel: Einfach mit der Maus ein paar Knochen an den Kopffüßer kleben und langziehen. Zum Schluss bekommt er noch ein paar Muskeln verpasst. Diese müssen in die passende Richtung kontrahieren, damit der Mehrfüßer sich zum Obst und dem Ausgang voranstößt. Nicht nur die ideenreichen Puzzles faszinieren; auch Thomas Shahans Zeichenstil besitzt eine eigentümliche Note und erinnert ein wenig an mittelalterliche Bestiarien oder eben die surrealen Collagen aus Monty Python’s Flying Circus. Zunächst wirken Quozzles freiliegende Knochen und Muskeln ein wenig unheimlich. Durch ihre feine Mimik ist sie trotzdem irgendwie knuffig – und das, obwohl sie statt eines Gesichts nur ein Auge besitzt.
Eine Frage der Balance
Ähnlich wie in Trials Evolution ist beim Ausbalancieren viel Feingefühl nötig. Umso ärgerlicher ist es, dass keine Gamepad-Steuerung unterstützt wird. Die Tastatursteuerung funktioniert aber trotz digitaler Abfrage noch erstaunlich gut: Man tippt im Stakkato auf die Tasten, bugsiert sich vorsichtig voran und baut ab und zu Extremitäten mit der Maus an. Oft erreicht man den Ausgang nur mit einem Trick: Am Grund eines Tümpels muss Quozzle sich z.B. vom Grund lösen und danach sofort die Beine nach oben drehen.
Spagat und Gleitflug
In einem anderen Puzzle schwebt man im starken Aufwind und benutzt die Beine als Flügel. Die 120 Aufgaben lassen sich meist in unter einer Minute meistern – danach warten aber noch jede Menge Nutzer-Levels im Netz. Auch Kreaturen lassen sich im Editor erstellen und tauschen. Die Rahmenhandlung ist nur lose mit dem Spielablauf verknüpft, wird aber in hübschen Zeichentrick-Sequenzen präsentiert: Nachdem Quozzles Dorf von plündernden Kolonisten niedergebrannt wurde, begibt sich das Augenwesen auf eine Rettungsmission nach ihren entführten Geschwistern. Auch die entspannten Bongo-Rhythmen passen prima und beruhigen die Nerven, wenn man wieder mal knapp an einem Apfel vorbeigerauscht ist. Wenn man selbst Beine und Muskeln anbauen muss, ist der Erfolg manchmal zu sehr vom Glück abhängig. Gelegentlich wird es etwas frustig – oder man kann sich einfach stur mit sämtlichen Beinpaaren zum Ziel wurschteln. Wer in den Titel hineinschnuppern will, kann übrigens auf der Entwicklerseite Probe spielen.
Fazit
Die einfachsten Ideen sind oft die besten: Mit Incredipede hat das vierköpfige Team um Colin und Sarah Northway einen schlichten aber erstaunlich cleveren Mix aus Puzzles und Geschicklichkeit auf die Beine gestellt. Das eigentümliche Design und der fragile Balance-Akt haben mich auf Anhieb in ihren Bann gezogen. Das Vorantasten mit dem bizarren Mehrfüßer erfordert ähnlich viel Feingefühl wie in Trials Evolution. Auch die Experimente mit neu angebauten Beinen und Muskeln machen Spaß, wirken aber nicht ganz so ausgefeilt: Manchmal wird der Eiertanz arg knifflig oder man kann man sich einfach stur ans Ziel wurschteln. Auch der Umfang fällt nicht gerade üppig aus. Für zwischendurch sind die bizarren Bein-Puzzles aber genau richtig, außerdem gibt es online jede Menge Nachschub in Form von Nutzer-Levels und -Kreaturen.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Faszinierend designter Mix aus Balanceakt und Kreaturen-Baukasten.
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