Rails Across America20.07.2003, Bodo Naser
Rails Across America

Im Test:

Eisenbahnfans aufgepasst: in Rails Across America (ab 11,81€ bei kaufen) von Strategy First geht es darum, als Transportmogul Nordamerika mit einem Netz von möglichst lukrativen Bahnstrecken zu überziehen. Ihr beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts, als die eisernen Dampfrösser noch in den Kinderschuhen steckten. Dass das altmodische Management-Spiel trotz einfacher Grafik spielerisch besticht, erfahrt Ihr in unserer Review.

Unverwüstliches Spielprinzip

Rails Across America ist beileibe kein neues Spiel: Bereits im Jahre 2001 erschienen, fand die Wirtschafts-Sim erst jetzt komplett lokalisiert über Modern Games den Weg zu uns. Das tut dem Echtzeitspiel aber kaum einen Abbruch, da sein an ein Brettspiel erinnerndes Prinzip auch heute noch zu fesseln vermag.

Es geht schlicht darum, mit dem Bau von Schienenstrecken und dem anschließenden Transport von Gütern und Passagieren viele Dollars und vor allem viel Ehre einzuheimsen. Auf Schnelligkeit kommt es dabei ebenso an wie auf die richtige Taktik, denn der Pleitegeier kreist stets über den Gleisen.

Spielumfang

Das Spiel verfügt über drei verschiedene Modi: Zum Ersten die ganz normale Partie, bei der Ihr auf der Karte von Nordamerika mit veränderlichen Startbedingungen gegen zuvor gewählte Konkurrenten antretet. Zum Zweiten die 18 historischen Szenarien, die Euch aus Sicht der Eisenbahner Ereignisse wie den Bürgerkrieg, die Erschließung des Westens oder die große Wirtschaftskrise in den 30er-Jahren nacherleben lassen.

__NEWCOL__Zeitlich umfasst die ausgefuchste Wirtschaftssimulation einen Bereich von 1840 bis zur Gegenwart - thematisch leider nur in den USA. Schließlich gibt es noch einen Multiplayer-Modus, mit dem bis zu 8 Spieler auch übers Internet spielen können.

Erste Schritte

Die im Grunde leicht zu bedienende Simulation erfordert ein wenig Einarbeitungszeit, eine Einführung mit gedruckter Anleitung hilft dabei. Von der Stadt Eurer Wahl aus beginnt dann der (hoffentlich) unaufhaltsame Siegeszug Eures Unternehmens. Die erste meist noch kurze Bahnlinie zur nächsten Siedlung ist schnell gezimmert.

Danach steht die Verbindung einiger Metropolen wie New York, Chicago oder Washington an, was viele Passagiere verspricht. Später solltet Ihr die großen Überlandverbindungen ins Auge fassen, die Ost- mit Westküste oder Kanada mit dem Golf von Mexiko verbinden. Das bringt viel Ansehen, was in Form von Abzeichen und Punkten seinen Ausdruck findet.

Transporte managen

Darüber hinaus kommt es auch darauf an, immer die richtigen Lokomotiven für jedes Gelände einzusetzen und vor allem die steigende Auslastung der Stecken zu bewältigen. Gebäude könnt Ihr dabei leider nicht errichten. Dafür stehen Euch 60 historische Loks zur Verfügung, die sich grob in zugkräftige Güterzüge und schnelle Passagierzüge einteilen lassen.

Mit jedem Jahr schreitet die technische Entwicklung natürlich voran und neue Dampfloks, Signale und Doppelgleise kommen auf. Ein zu entlohnender Manager hilft Euch dabei, stets die richtige Zahl von Zugmaschinen bereit zu halten. Dennoch ist es bisweilen nötig, einen Blick auf jede Strecke in der Übersicht zu werfen.

Konkurrenten bekämpfen

Auch Einflussnahme, Politik und Sabotage sind probate Mittel zum Zweck. Um beispielsweise einen der recht geschickt agierenden Computergegner aus einer Stadt zu drängen, könnt Ihr zuvor gesammelte Spielkarten einsetzen. Wer die besseren Karten hat, bleibt Sieger. So lässt sich auch hervorragend eine der unabhängigen Kleinstrecken kaputt machen.

__NEWCOL__Wenn Ihr das nicht möchtet, könnt Ihr diese auch einfach aufkaufen. Sogar der Bau von neuen Gleisen lässt sich so lange blockieren - im Rennen quer durch den Kontinent ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Wem dabei die Knete ausgeht, der kann sich durch eine Anleihe neue Finanzmittel verschaffen.

Steinzeit-Grafik

Beinahe jedes Spiel besitzt leider eine Schwachstelle. In Rails Across America ist das die in die Jahre gekommene 2D-Grafik, die in einer derart flotten Management-Simulation aber nicht weiter stört. Die Darstellung in einer unveränderlichen Auflösung von 800x600 erfüllt Ihr Zweck, außerdem halten sich so die Hardwareanforderungen in recht überschaubaren Grenzen:

Das Spiel läuft auch auf einem Uralt-Rechner mit 200 MHz CPU und 64 MB RAM. Insgesamt sind viele der zoombaren Karten, Menüs, Schaltflächen und Statistiken im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten. Sogar die Musik könnte gut in einem Western-Saloon laufen, was freilich für europäische Ohren Geschmackssache ist.

Fazit


Eines gleich vorweg: ich bin beileibe kein großer Eisenbahnfreund! Trotzdem fesseln mich die historischen Partien aus Rails Across America länger vor den Rechner als so manches gerade erschienene Strategiespiel mit ach so toller 3D-Optik. So ähnlich müssen sich wohl die Bahnpioniere des nordamerikanischen Westens gefühlt haben, die unbedingt als erster eine bestimmte Stadt ans Gleisnetz anschließen wollten. In Rails ist Schnelligkeit jedoch ebenso gefragt wie der richtige Zeitpunkt, denn wer zu schnell expandiert, geht auch schnell Pleite. Hinter dem zunächst gewöhnungsbedürftigen Äußeren verbirgt sich also ein toller Geheimtipp mit strategischem Tiefgang. Ein wenig schade ist, dass es nur nordamerikanische Szenarien gibt. Vor allem Hardcore-Manager sollten dennoch einen Blick darauf werden!

Pro

<li>Eisenbahnen bauen</li><li>Transporte managen</li><li>einfaches Spielprinzip</li><li>18 historische Szenarien</li><li>60 historische US-Loks</li><li>fordernde Computergegner</li><li>Gegner behindern</li><li>Wirtschaft verläuft in Zyklen</li><li>läuft auf fast jedem Rechner</li><li>Multiplayer</li><li>Eisenbahnlexikon</li><li>preisgünstig</li>

Kontra

<li>schon zwei Jahre alt</li><li>nur Nordamerika</li><li>ältliche Grafik</li><li>kaum Geräusche</li>

Wertung

PC

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